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I Arbeitszimmer vorau»nruu»urn »v»». — 147 — Sidi wiederbekäme! Es war kein leich ter Kampf, den Hanna nun in der Stille mit sich kämpfte, aber endlich siegten ihr gutes Herz und ihr Gerechtigkeitsgefühl über alle selbstsüchtigen Wünsche, und mit dem festen Vorsatz, morgen den Eltern alles zu erzählen und Grete den Vogel wiederzubringen, schloß sie erleich tert die Augen und war bald eingeschlafen. Am andern Tage fragte Hanna die Schülerin nen, die von Grete ge sprochen hat ten, nach deren Woh nung. Das Haus grenz te zu ihrer Über raschung an den Garten, der hinter Hannas el terlicher Wohnung lag, und nun war es ihr auch erklärlich, wie der kleine Wellensittich den Weg in ihr Zimmer gefunden hatte. „Du willst Wohl Grete auch heut' zu ihrem Geburtstage gratulieren?" hatte eines der Mädchen gefragt, und Hanna hatte schnell und freudig genickt. Das traf sich ja fein. Als sie dann am Nach mittag mit» Sidi im Bauer vor Grete stand und die freudige Überraschung auf Gretes Gesicht sah und den Jubelrus hörte, mit dem sie ihr wiedergefundenes Vöglein begrüßte, da schluckte sie tapfer die Tränen herunter, die ihr beim Ab schied von Sidi aufsteigen wollten. Eifrig berichtete sie, wodurch sie erfahren hatte, daß der niedliche Wellensittich Grete gehöre, und wie merkwürdig cs doch Ware, daß sie ihn auch gleich „Sidi" ge nannt hätte. Grete aber, die wohl merkte, wie schwer es Hanna wurde, sich vbn Sidi zu trennen, fragte sie, ob sic nicht öfter einmal herüberkommen wollte, um Sidi wiederzusehen, Freudig sagte Hanna, zu, und leicht und froh war ihr ums Herz, als sie später mit dem nun leeren Vogelbauer den Heimweg antrat. Lanie Holla. Kus öem Leben eines großen Mannes. Es ist bekannt, daß Friedrich der Große äußerst schlagfertig sein konnte und mit seiner Meinung nicht zurück hielt, ganz besonders solchen Menschen gegenüber, die glaubten, durch Rang und Stellung oder durch ihre Abstam mung aus hohem Hause etwas Beson deres zu sein. Einige Bei spiele mögen hier folgen: Als ein notorischer Schwachkopf ihm von dem Großkanzler von Fuchs, wohl infolge von Famili- enbezrehun- gen zumHof- rat vorge schlagen wurde, schrieb er auf den Naud der Eingabe: „Ich will ihn wohl zum Hofrat machen, jedoch mit der Bedingung, daß er nie mals etwas zu raten hat." Und als ein Professor Wagner 1768 in das damalige Ausland berufen wurde und seine Entlassung aus dem preu ßischen Staatsdienst erbat, schrieb der König gleichfalls auf die betreffende Ein gabe: „Wann er dort mehr Kriegt und daß er kein extraordinärer Kop ist, guth." Ungefähr um dieselbe Zeit suchte eine vornehme Dame ihre Aufnahme in das Marienstift zu Königsberg nach, wurde aber dort abgewiesen, da sämtliche Stifts stellen besetzt waren. Empört darüber wandte sie sich an den König und bat ihn, ihre Aufnahme zu befehlen, bekam aber ihr Gesuch mit der Nachschrift zu rück: „So diene ihr Solches zur Antwort dan ich Kan die Leute nicht Todr Schlagen." Die wahre Tugend ist, Daß jeder jede Frist Daü tüchtig lut, V Wozu er laugt und nichtig ist. ' i- Rückert. H