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Veila-e zur „Weißrritz-Tcituny" Mittwoch, am 18. September 1935 101. Jahrgang Nr. 218 feierlicher Ausklang Biwak und Zapfenstreich der Wehrmacht Nürnberg. 17. September. Mik dem Biwak und dem Großen Zapfenstreich der ,.,m Reichsparteitag der Freiheit in Nürnberg zusammen gezogenen Teile der Wehrmacht klangen die festlichen Tage „er alten Reichsstadt aus. , Ueber der Zeppelinwiese lag seit dem Eintritt der Dun kelheit ein gewaltiger elfzackiger Stern, gebildet aus den Echeinwerferbatterien der Flugzeugabwehrbatterien, die ihre Lichtbündel so an den nächtlichen Himmel warfen, dah sie sich genau im Zenith des Feldes trafen. Rings um das Feld'hatten die Truppen ihre Zelte aufgeschiagen. In eini gem Abstand von den Zelten brannten mächtige Lagerfeuer, um die herum sich ein nächtliches Soldatenleben entwickelte, das von den Hunderttausenden, die die Ränge der Zeppelin wiese füllen, mit größtem Interesse verfolgt wurde. Einen märchenhaften Anblick bot die Ehrentribüne, die von ver deckten Scheinwerfern angestrahlt wurde. Das ganze Feld wurde beherrscht von dem silbernen Hoheitszeichen, das in gewaltigen Ausmaßen die Ehrentribüne krönte. Leuchtend rot hob sich vom Führerturm die Nationalflagge ab. Links und rechts von der Tribüne waren Geschütze, Kampfwagen, MG., Gewehrpyramiden, von Posten beschirmt, ausgestellt, hinter ihnen die ruhmreichen Feldzeichen der alten Armee. 8er Führer am LageNemr zrurz nach 9 Uhr traf der Führer auf dem Zeppelin- selde ein. Das Biwakbild, das sich ihm bot, ist ihm, dem I alten Soldaten, nichts Ungewohntes. Jede Formation hatte ihren eigenen Feuerstoß, um den herum sich die Soldaten gruppierten. Hier ist die Stimmung ernster, dort herrscht ausgelassene Fröhlichkeit. UeberaU, wo der Führer ans Lagerfeuer trat, in den geschlossenen kreis der Soldaten, da war er im Nu um- , ringt und umdrüngt von der Jugend der Nation, die im grauen und stahlblauen Rock oder in der weißen Matrosen bluse ihren Dienst für Deutschland tut. Spontan flogen die Arme hoch und ein Sieg-Heil aus den Führer folgt dem anderen. Line richtige enge Kameradschaft zwischen den Soldaten und ihrem Obersten Befehlshaber hatte sich ent wickelt. Kurz vor 10 Uhr ging der Führer, begleitet vom Reichskriegsminister Generaloberst von Blomberg und den Oberbefehlshabern der drei Wehrmachtteile, zur Ehrentri büne hinauf. Dann rückten gegenüber in breiter Front die Musikkorps an und mit einem Marsch vor zur Tribüne. Daneben und dahinter gruppierten sich Soldatenchöre. Der l Kommandeur meldete dem Führer: „Mein Führer! Großer s Zapfenstreich der Wehrmacht zur Stelle!" Dann lockten die i Trommeln, und aus allen Biwaks auf dem großen Felde marschierten die Truppen vorbei. Der Trotze ZapjeMreich Die Serenade des Großen Zapfenstreichs wurde mit oem Pappenheimer Reitermarfch eröffnet. Dann sangen die Soldaten und Matrosen die alten wundervollen Soldaten lieder. Der Hurra-Marsch des Bayerischen Infanterie-Regi ments „König" beschloß die Serenade. Der Große Zapfen streich wurde aus dem preußischen, bayerischen und sächsi schen Zapfenstreich gebildet, dem sich die „Harmonische Re- traite", gespielt vom Trompeterkorps des Artillerieregiments Nürnberg, anschloß. Dann stieg, ernst und feierlich, das Gebet zum Himmel. Das Kommando ..Still aeitanden' Das Gewehr über! Präsentiert das Gewehr!" erscholl, und wäh rend in den Biwakfeuern bengalisches Licht aufflammte, das den Platz gespenstisch erleuchtete, erklang das Deutschland lied und das alte Kampflied der Bewegung, das Horst-Wes sel-Lied. Bei den Worten „Die Fahne hoch" stiegen im Mittel feld an drei schlanken Masten die Nationalflagge und die der Wehrmacht auf. Während die Biwakfeuer langsam verglühten, mar schierten die Truppen, die am Zapfenstreich teilgenommen hatten, durch die Stadt zum Hotel des Führers. Die Kame raden der Kampfverbände der nationalsozialistischen Bewe gung gaben ihnen das Geleit. Am „Deutschen Hof" wartete der Truppe eine neue Freude und Ueberraschung. Der Füh rer war noch einmal herausgetreten vor das Haus und grüßte die Musikkorps, die Fahnen und die beteiligten Ver bände. Man kann sich keinen schöneren Ausklang dieses Reichsparteitages der Freiheit denken, als diesen Zusam menklang der Herzen, diese Begeisterung für die Waffen träger der Nation, die Verbrüderung zwischen Grau und Braun und Schwarz. Es war genau Mitternacht, als die letzten Fahrzeuge den „Deutschen Has" passierten. Der Neichsparteitag der Freiheit hat sein Ende gefunden. AWtzrt des Führers Am Dienstag früh dauerte auf den Nürnberger Bahn höfen die Verladung der letzten Formationen noch an. U. a. wurden auch die zu Absperrungszwecken nach Nürnberg be orderten SS. Formationen, die noch bis in die Vormittags stunden hinein Dienst getan hatten, verladen. In den Nürn berger Hotels setzte schon am frühen Morgen die Abreise der Gäste ein. Die Angehörigen des Führerkorps der Par tei verließen gegen Mittag ebenfalls die Stadt der Reichs parteitage. Am Nachmittag fuhr auch der Führer aus Nürnberg ab, noch einmal umjubelt von den Menschenmas sen, die noch ganz erfüllt waren von den historischen Tagen, deren Zeugen sie sein durften. KMW der HerreAMchkWeMitlr Im Raume Bad Frankenhausen—Sangerhausen—Eis leven findet zur Zeit im Beisein des Kommandeurs der Heeresnachrichtenschule, Generalmajor Sachs, eine Uebung der Nachrichtenlehr- und Versuchsabteilung der Heeresnach- richtenfchule statt. Die Uebung, die im Rahmen einer in östlicher Richtung in Vormarsch befindlichen Armee gedacht ist, hat einen rein schulmäßigen Charakter mit technischen Versuchen. Pattei md Staat Rudolf Heß vor dem Führerkorps der Bewegung. Nürnberg, 18. September. Der letzte Tag des Ncichsparteitaqes der Freiheit fand seinen Auftakt mit einer eindrucksvollen Tagung des Füh rerkorps der Partei. Die Neichsleiter, Gauleiter und Kreis leiter traten im festlichen Raum des Opernhauses zusam men, um aus dem Munde des Stellvertreters des Führers Richtlinien und Weisungen ihrer Arbeit zu erhalten. Der Stellvertreter des Führers ging aus von der gewaltigen historischen Bedeutung der im Reichstag beschlossenen Ge setze und erklärte unter dem Jubel der Politischen Leiter: „Die Bewegung Adols Hitlers hat in diesen Nürnber ger Tagen des dritten Jahres der deutschen Revolution vor der gesamten Welt ihre Bedeutung und ihre Kraft gezeigt, und der Deutsche Reichstag hat diese gewaltige Demonstra tion zu symbolhaftem Ausdruck gebracht." .heute ist der Staat unser! Aus dem Amboß wurde der Hammer." Rudolf Heß ging in ausführlicher Weise auf das Ver- yültnis zwischen Partei und Staat ein. Durch den fein ge gliederten Apparat der Partei dringen die Wünsche und Kurze Notizen Anläßlich des Reichsparteitages trat in Nürnberg derj Führerrat der Deutschen Wehrschast zusammen und verfügte; die Auflösung dieses waffenstudeutischen Verbandes. Der Gouverneur von New Port, Lehmann, sandte ei-! nen Bericht, den er vom Oberpolizeirichter Jacob Gould- Shurman über die Ausführungen des Richters Brodsky inr Prozeß wegen der kommunistischen Ausschreitungen gegen die „Bremen" angefordert hatte, durch einen Sonderboten an den Staatssekretär Hull. Das Schnellgericht in Sevilla verurteilte einen Marxisten, der im August einen faschistischen Arbeiter erschossen hat, zum Tode. Durch den spanischen Minister für öffentliche Arbeiten wurde bei Granada in der Sierra Nevada die höchste Landstraße Euro- pas, die bis auf eine höhe von 3128 Metern führt, feierlich ein geweiht. Zur endgültigen Unterdrückung der andauernden Grenzauf stände der Mohammedaner in der Umgegend der großen Gandab- Straße an der indischen Nordwestgrenze sind jetzt von der Regie rung 30 000 Mann Militär zusammengezogen worden. Uebcr das Explosionsunglück, das sich auf dem japanischen Kreuzer „Ashigara" ereignet hatte, gab Marineminister Osumr vor dem Kabinett nähere Einzelheiten bekannt. Danach hat das Unglück acht Todesopfer und 33 Verwundete gefordert. Das Un glück selbst soll seine Ursache in der elektrischen Anlage für Feuer- -oelung im Geschüizturm haben. morgen des Volkes auf dem Wege über oce Reichs- und Gauleitertagungen, die Rudolf Heß als „Parlamente hö herer Ordnung" bezeichnete, unmittelbar zu den verantwort lichen Regierungsinstanzen. „Sein parlamentarischer Staat hat eine fo enge Ver bindung zwischen Volk und Regierung wie unser Staat» keine bestehende Regierungsform ist so in tiefstem Grund Volksherrschaft wie die unsere. Adolf Hitler, der beste und bewährteste Mann aus dem Volke, führt das Volk krast eines Mandats von 90 Prozent dieses Volkes. Er führt das Volk mittels einer Volksorganisation, die wiederum in gleicher Vollkommenheit und Umfang keinem anderen Volke zur Verfügung steht." Besonders betonte Rudolf Heß den engen persönlichen Kontakt des Politischen Leiters mit dem Volk, der dern Volksgenossen stets das Gefühl erhält, daß die Führer der Bewegung ein offenes Herz für sie haben. Der Stellvertre ter des Führers schloß seine immer wieder von begeistertem Beifall unterbrochene Rede mit dem verpflichtenden Appell an die Politischen Leiter: „Haben wir stets unsere Mission im Auge, auf daß wir dem Führer weiter als seine treuen Kampfgenossen ^-Cen vermögen, seine große Mission zu erfüllen!" Liekrr Eindruik im Ausland Englische Zugeständnisse Lier Abschluß des Nürnberger Parteitages und die gro-- yen militärischen Vorführungen finden jn der englischen Presse allergrößte Beachtung. Die Berichterstatter aller Blätter zeigen sich von diesem letzten Tag am stärksten be eindruckt und betonen, daß Hitlers Ausspruch, wonach Deutschland jetzt nicht mehr wehrlos und die Armee Deutsch lands höchstes Gut sei, offensichtlich den Tatsachen entspreche^ „Times" heben hervor, daß die militärischen vorfüh- rungen mit der „anerkannten Präzision. die in der deut schen Armee überliefert ist", ausgeführt seien, „die man im mer nur mit Vergnügen und Genuß bewundern kann» Hitler muß stolz sein, wenn er die Leistungen seiner Bewe gung zur Wiederherstellung Deutschlands betrachtet." Einige Zeitungen beschäftigen sich eingehender mit Hit lers Memel-Warnung. „Times" meinen etwas voreilig, Hitlers Appell sei unnötig gewesen, da die Vorstellungen der Signatarmächte bereits beste Erfolge gehabt hätten. Ein sichtiger ist die „Morningpost"; sie stellt fest, daß die Schwie rigkeiten bereits seit Beginn der litauischen Herrschaft be- Weltbild lM > Die Wehrmacht huldigt dem Führer. Der Führer betrachtet von der Tribüne des Zeppelinfeldes aus die packenden Darbietungen aller Waffengattungen un serer jungen Wehrmacht am letzten Tage des Reichspartei tages der Freiheit. Parade der Wehrmacht vor dem Führer. Panzerwagen, die neue Waffe der Wehrmacht, in Paradeformation vor den Tribüizen des Zeppelinfeldes in Nürnberg am Tage der Wehrmacht. Weltbild (M.,