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Vie «m SeW Nürnberg, 13. September. Der Reichstag hat in seiner -enk- würdigen Sitzung auf Lem 7. Reichsparletlag drei StaatSgrund- gc setze von höchster politischer Bedeutung beschlossen. Durch LnS Reichsflaggengesetz wird Li« siegreiche Hakeukreuz- slagge zur alleinigen Reichs- und Nationalflagge des Dritten Reiches erhoben. Das Reichsbürgersetz legt Len Begriff der Staatsangehörig keit und die Grundsätze des ReichSbürgerrechts im Sinne des na tionalsozialistischen Programmes endgültig fest. Das Reichs- dürgerrecht wird fortan der Inbegriff der höchsten und ehrenvoll sten Verantwortung sein, die den Volksgenossen anverlraut wer- -en kann. * . . Im engsten Zuskmmenhang mit diesem Gesetz steht das dritte, das „Gesetz zum Schutz des deutschen Blutes und der deutschen Ehren". Indem dieses Gesetz den im Reichsbürgergesetz festgeleg- tcn Begriff der Staatsangehörigkeit seinen Bestimmungen zu Grunde legt, vermeidet es, getreu dem vom Führer wiederholt ausgesprochenen Grundsatz nationalsozialistischer Staatspolitik, Einmischung in die inneren Angelegenheit anderer Staaten. MÄsw „ilnparteiW" Litwinows Rede in der Völkerbundsversammlung. Genf, 15. September. In der öffentlichen Aussprache der Völkerbundsver- sammlung sprach der russische Außenkommissar Litwinow. Ohr? ausführlich auf den italienisch-abessinischen Konflikt einzugehen, widmete er sich der Darlegung allgemeiner Grundsätze, wobei er für die von ihm angeregte Definition de? Angreifers und für die gleichfalls von ihm seit Jahren ver engte Umwandlung der Abrüstungskonferenz in eine ständige Friedenskonferenz, ferner für den Grundsatz der totaien Abrüstung, die leichter zu verwirklichen sei als eine Teilabrüstung, eintrat. Außerdem bekundete er Interesse für die Angleichung der Völkerbundssatzung an den Kellogg- pak* und für die Fortsetzung der Arbeiten des Studienaus- lchuües für die europäische Union. Im zweiten Teil seiner Rede entwickelte Litwinow ausführlich den Gedanken, daß die im Völkerbund gegebene kollektive Sicherheit durch regi onale Abkommen vervollständigt werden müsse. Litwinow betonte schließlich, daß die Sowjetunion, fall» der italienisch-abessinische Konflikt vor den Rat oder die Versammlung kommen werde, mit Unparteilichkeit, aber auch mit Mut ihr Urteil fällen werde. Die Mmn Staaten hinter England Nach Litwinow gab der jugoslawische Vertreter, Pu ri t ch, im Namen der Kleinen Entente eine Erklä rung ab: Die Kleine Entente freue sich, daß der wesentliche Grundsatz der kollektiven Sicherheit in Genf so klar heraus gearbeitet worden sei, und daß man sich darüber Rechen schaft gegeben habe, daß dieser Grundsatz für die ganze Po litik Europas maßgebend sein müsse. Die Kleine Entente be trachte die verschiedenen internationalen Verpflichtungen, die sie unterzeichnet habe, die Friedensverträge und den Völ kerbundspakt, als heilig und werde ihnen treu bleiben. Für die B a l k a n st a a t e n sprach sodann der grie chische Außenminister Maximos. Die Staaten der Bal- lanenlente seien dem Völkerbund und den Grundprinzipien des Paktes fest zugetan. Die großen politischen Ziele könn ten nur im Rahmen des Völkerbundes erreicht werden. Der Außenminister Lettlands, Münters, erklärte, die baltischen Staaten seien in der letzten Zeit be sorgt gewesen, daß der Völkerbund den Richtlinien des Pak tes nicht unbedingt folgen würde. Die Ausführungen des englischen Außenministers Hoare über die kollektive Sicher heit hätten den Weg gezeigt, der zu gehen sei, um zum Ziel des universellen Friedens zu gelangen. hossm dn des abelfinWen Kaisers Der Kaiser von Abessinien betonte in einer Rundfunk ansprache, daß Abessinien an dem gegenwärtigen Konflikte unschuldig sei, es hoffe auf die Gerechtigkeit und den Schutz des Völkerbundes. Nachdem der Kaiser dann hervorge hoben hatte, daß Abessinien alle internationalen Verpflich tungen treu erfüllt habe, wies er auf die ungerechtfertigte Waffenlieserungssperre und die andauernden italienischen Rüstungen und Truppenansammlungen an den abessinischen Grenzen hin und sagte, Italien tue dies alles unter dem s Motto, die Barbarei abschaffen zu wollen. Abessinien emp- (44. Fortsetzung.) „Begreifst du nun alles, Dietrich?" fragte Karlas sanfte Stimme. „Marlen ist der tapferste, sauberste Mensch. Sie wollte dir den Besitz Veltheims ermöglichen. Für sich selbst verlangte sie nichts. Dein Geld brauchte sie nicht." , Nun sah Dietrich aüf: „Aber wenn sie mein Geld nicht brauchte, was geschah dann mit den großen Summen, die sie doch von der Bank entnahm? Sie hat die ersten beiden Monatsrenten voll kommen verbraucht." „Aber nicht für pch, sondern für ihren Bruder Georg, der am Verzweifeln war. Sie war so sicher, daß seine wissenschaftlichen Versuche gelingen müßten. Sie glaubte sich berechtigt, nicht nur m Georgs Interesse, sondern auch um der deutschen Heimat willen ihm von deinem Geld zu geben. Aber sie war fest entschlossen, es auf Heller und Pfennig zurückzuzahlen, wenn Georgs wissenschaftliche Entdeckung Früchte tragen würde. Marlen selbst hat nichts von diesem Geld für sich verbraucht; das weiß ich genau." „Aber wovon lebte sie denn?" „Sie hat eine Gärtnerei gekauft und sich redlich von ihrer Hände Arbeit ernährt. Es war ein schweres Brot, Dietrich. Das kannst du glauben." Da machte Dietrich Veltheim eine hilflose Bewegung. Er sprach kein Wort, doch Karla Erstand. Leise zog sie Doktor Langgisser mit sich fort. Sie fühlte, der Jugend freund mußte jetzt mit dieser Erkenntnis allein sein. Kompromißlösung unmöglich . Bericht Mussolinis im Ministerrat Rom, 15. September. Der italienische Regierungschef erstattete im Minister rat Bericht über die militärische und die politische Lage. Die Reden Hoares und Lavals in Genf, so führte Mussolini u. a. aus, hätten angesichts der Stellung Englands und Frankreichs zum Volkerbundspakt aus einleuchtenden Gründen gar nicht anders ausfallen können. Sie seien daher von den verantwortlichen Kreisen Italiens und von den breiten Volksmassen mit der größten,Ruhe ausgenommen worden. Der Ministerrat nehme jedoch mit Genugtuung von den herzlichen Worten Kenntnis, die Laval den fran zösisch-italienischen Abmachungen vom Januar und der durch sie besiedelten Freundschaft gewidmet habe, eine Freundschaft, die Italien entwickeln und stärken wolle — nicht nur im Interesse der beiden Länder, sondern auch im Interesse der europäischen Zusammenarbeit, die nicht durch einen Streitfall kolonialer Natur oder durch die Anwendung von Sanktionen zerschlagen werden könne, wie sie in frü heren sehr viel schwereren Streitigkeiten zwischen Mitglie dern des Völkerbundes niemals !m einzelnen ausgearbeitet und angewandt worden seien. In diesem Zusammenhang habe der Ministerrat die Frage geprüft, in welchen Fällen das weitere Verbleiben Italiens im Völkerbund unmöglich werden würde. Der Ministerrat habe ferner festgestellt, daß um den italienisch- abessinischen Aall sich zur Zeit alle Kräfte des Antifaschis mus im Auslande zusammenschließen. Er fühle sich ver pflichtet, aus das bestimmteste zu erklären, daß die italie nisch-abessinische Frage nach den ungeheuren Anstrengun gen und Opfern, die Italien auf sich genommen habe und nach der unwiderleglichen Beweisführung der von Italien in Gens unterbreiteten Denkschrift Kompromißlösungen nicht zulasfe. Der Ministerrat beschloß außerdem die Absendung eines Beifall- und Grußtelegramms an den Oberkommandieren den der italienischen Kräfte in Afrika. General de Bono. Zur militärischen Lage stellte Mussolini fest, „die Vor bereitungen Italiens in Ostafrika würden mit größter Be- schleunigung fortgeführt, um Italien gegenMer den über- legenen abessinischen Streitkräften, deren Mobilisierung be- reits durchgeführt sei, sicherzustellen. Angesichts der dffen- kundigen Unruhe, die in einigen Kreisen politischer Flücht- linge aus der Cyrenaika herrsche, seien zur Verteidigung der italienischen Kolonie Libyen Verstärkungen im Anmarsch." Die Gesamtstärke der italienischen Wehrmacht zu Lande, zu Wasser und in der Lus, sei so groß, daß aus jede Dro hung, von welcher Seite sie auch kommen möge, geantwortet werden könne. finde fedoch einen Krieg als die größte Barbarei. Zum Schluß betonte der Kaiser noch einmal die Friedensliebe Abessiniens. Abessinische Erwiderung Auf die italienische Anklageschrift. Abessinien hat eine vorläufige Antwort auf die italie nische Anklageschrift erteilt. Eine ausführliche Stellung nahme soll nach Abschluß der Prüfung der Anklageschrift er folgen. In ihrer vorläufigen Antwort wirft die abessinische Delegation der italienischen Denkschrift völliges Unverständ nis für die politischen und sozialen Verhältnisse vor sowie eine „mehr als tendenziöse Vertauschung der Rollen". Die Verletzung der internationalen Pflichten werde Abessinien in dem Augenblick vorgeworfen, in dem die italienische Re gierung sich dieser Verletzung selbst schuldig mache. Die italienische Denkschrift suche weniger die Richter zu über zeugen, als die Oeffentlichkeit zu verblüffen. Hinsichtlich der Verletzung internationaler Vertrüge wird es als erstaunlich bezeichnet, daß Italien niemals da ran gedacht habe, den Schiedsoertrag von 1928 anzuwenden. Italien habe auch Konsulate in Gegenden errichtet, die nur ein strategisches Interesse für die Durchdringung und zum Ueberfall aus Abessinien hätten, also die Konsulatsein richtung zu militärischen Zwecken mißbraucht. Abreise des italienischen Konsuls Der italienische Konsul Baron Muzzi Falconi, der sich kürzlich beim Waffenreinigen eine schwere Schußverletzung zugezogen hatte, ist mit seiner Gattin aus Addis Abeba abgereist, um sich nach Europa zu begeben. Auch haben weitere sieben deutsche Frauen und Kinder Addis Abeba verlassen. Der König des Mmen verbot jedem Mohamme daner, im Kriegsfälle gegen Abessinien zu kämpfen und droht bei Zuwiderhandlungen mit Vermögensbeschlagnahmen. Meldungen über eine allgemeine Mobilmachung in Abessinien treffen, wie aus Addis Abeba versichert wird, nicht zu. Es treffe allerdings zu, daß ein diesbezügliches Gesetz und die Einführung der Wehrpflicht von der Re gierung in längeren Beratungen in Angriff genommen wor den sei. In Addis Abeba sind auch 3000 Freiwillige aus dem Innern eingetroffen. Der Kaiser hielt eine kurze Ansprache an die Truppen, meistens Mohammedaner, welche an der Nordsront eingesetzt werden. „Internationaler Beistand" siir Abessinien Der Havasvertreter in Genf läßt durchblicken, daß die Unterhändler nach Scheitern aller bisherigen Vorschläge an einen neuen Plan denken, nämlich Abessinien einen „inter nationalen Beistand" zu leihen, dessen Ausübung Italien anvertraut werden würde. Die Weigerung einer der beiden Parteien würde die betreffende Partei aber vor den Augen der Welt ins Unrecht setzen und eine neue Sachlage schaffen. England verteidigt Aegypten Wie amtlich mitgeteilt wird, hat zwischen dem ägypti schen Ministerpräsidenten Tewfik Rassim Pascha und dem zweiten Befehlshaber der englischen Flotte im Mittelmeer, Vizeadmiral Forbes, eine Besprechung über Maßnahmen zum Schuhe Aegyptens im Falle eines Krieges zwischen Jta- lien und Abessinien stattgefunden. Vizeadmiral Forbes ver sicherte, daß die englische Regierung bereit sei, die Verteidi gung Aegyptens sicherzustellen. SSriag besichtigt FliUzeuggeschwader Das schärfste Schwer! Deutschlands. Auf dem Flughafen Fürth besichtigte Reichsluftfahrt- minister General Göring die Flugzeuggeschwader, die an den Vorführungen der Wehrmacht anläßlich des Reichspartcita- ges teilnehmen und dort zum erstenmal die junge Reichs luftwaffe vertreten. Die insgesamt 108 Flugzeuge der Reichs- luftwasfe, die an den Vorführungen der Wehrmacht in Nürn berg teilnehmen, stellen den größten Geschw^d. verband dar, mit dem seit dem Bestehen der Reichsluftmasfe diese jüngste Waffengattung des deutschen Heeres an die Oesfent- lichkeit tritt. Nachdem General Göring mit seiner Beglei tung die Front der Geschwader abgeschritten hatte, nahmen die Besatzungsmannschaften auf dem Rollfeld im Viereck Ausstellung. In seiner Ansprache an die Flieger führte General Gö ring u. a. aus, die Flieger der Reichsluftwaffe sollten vom Reichsparteitag den Geist jenes gewaltigen Fluidums mü nehmen, das von jenem Höhepunkt nationalsozialijtijchen Lebens ausstrahle. Es gebe heute in der Wehrmacht keine falsche Unterwürfigkeit, sondern nur treueste Kameradschaft vom obersten Führer herab bis zum jüngsten Rekruten. Dieser Geist sei auch in der Neichsluftwaffe lebendig. Er sei das schärfste Schwert, das Deutschland einsetzen könne, denn über Maschinen und Technik stehe immer noch der Mensch, und über dem Verstand noch das Herz. Das letzte und ausschlaggebende sei nicht das Material, sondern der Geist. Die einzelnen Geschwader führten dann vor General Göring einen Massenstart und eine Reihe von Uebungen in der Luft durch. Eine halbe Stunde wohl gingen Karla und Werner Langgisser wie getreue Wächter vor dem Arbeitszimmer aus und ab, in dem Dietrich Veltheim saß. Es war ganz still drinnen. Es war die Stille um einen Menschen, der aus den Trümmern seiner Hoffnungen sich ein neues Leben aufbauen will. Nach einer halben Stunde öffnete sich die Tür. Dietrich Veltheim kam heraus. Er sah sehr bleich aus. Aber in seinen Augen stand ein tiefes, eigenes Leuchten. Er streckte Karla und ihrem Verlobten die Hände hin: „Ich danke dir, Karla! Ich danke dir, Langgisser!" Fest lagen die Hände der drei Menschen ineinander. Alle drei schwiegen. Karla sah glücklich von dem Jugend freund zu dem Verlobten. Sie wußte, der Freundesbund mit Dietrich hatte sich erweitert. Ihr liebster Mensch, Werner Langgisser, war mit hineingeschlossen. Nun fehlte nur Marlen, „Ja, nun fehlt nur Marlen!" sagte Dietrich leise. „Ob sie mir verzeihen wird? Ich wage kaum, vor sie hinzu treten. Was habe ich ihr alles angetan!" Da lächelte Karla. Es war ein überirdisches Lächeln der Güte und Gewißheit: „Du weißt voch das schöne Wort von der Liebe, die alles trägt und alles duldet — und alles verzeiht." Man beschloß, baß Dietrich morgen schon nach Deutsch land zu Marlen reisen sollte. Es hielt ihn auch nicht länger. Er fühlte, er würde keine Ruhe haben, ehe er Marlen nicht um Verzeihung gebeten hätte. „Nun — seid ihr immer noch nicht fertig?" Haupt mann Weckcnroth kam mit allen Zeichen des Zorns den Gang entlang. „Auf den Skat habe ich verzichten müssen, die Willkommfl sche mit dem Dietrich ist auch noch nicht geleert — und jetzt soll ich noch das Abendbxot allein verzehren? Ich bin ein gutmütiger Mensch: aber das geht mir denn doch zu weit!" Lachend umarmte Karla den Vater: „Nein, Väterchen, wir kommen schon mit! Und jetzt soll es uns doppelt gut schmecken. Tic Flasche Wein, die leeren wir nun auf die Zukunft von Dietrich und Marlen." „Na — seid ihr endlich vernünftig geworden? Zeit war's", schalt Hauptmann Wcckenroty und sah Dietrich an. Der zuckte die Achseln: „Ich bin vernünftig geworden, Wcckcnroth, obwohl es -bei so einem alten Esel wie mir schwer hält. Aber mit Marlen", er wurde ernst, „Gott gebe, daß ich die richtigen Worte finde." Plaudernd ging man dem Sanatorium zu. Post für mich?" fragte Hauptmann Weckcnroth. „Nein, Herr Hauptmann — nur die neueste Zeitung!" „Na, wollen mal schauen, was inzwischen in unserem lieben Vaterland passiert ist." Hauptmann Weckcnroth überlas die Ueberschriften der Zeitung. Plötzlich wurde er bleich: „Herrgott, Kinder, seht doch mal!" Er hielt Dietrich und Karla die Zeitung vor die Augen. Auch Dietrich wurde bleich. „Ein deutscher Wissenschaftler von Betrügern um seine Erfindung gebracht. Wie wir erfahren, ist der deutsche Geleyrre Georg Korda von internationalen Verbrechern um seine Er findung geprellt worden. Die Verbrecher sollen ins Ausland entkommen sein. Das Polizeipräsidium Berlin hat auf die Ergreifung der Flüchtigen eine Prämie von eintausend Mark gesetzt. Die Schwester des Gelehrten hat ihr Besitztum verkauft, um Mittel flüssig zu machen und ihrerseits die Prämie zu erhöhen. .Näheres auf der zweiten Sc!.c unserer Zeitung." (Fortfetzung jolgt.) , ' (Aus technischen Gründen konnte -le Fortsetzung -es RomanS ' lel-rr nicht in der üblichen Größe gebracht werden.)