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Veilas« zmr „Weißeritz - 2 ei King" 101. Jahrgang Rr.183 Donnerstag , am 8. August 1935 Kurze Notizen Der Führer und Reichskanzler empfing im Haus Wa chenfeld auf dem Obersal,Zberg das Präsidium der Steuben- Gesellschaft von Amerika unter Führung ihres Präsidenten Theodor Hoffmann-New Port. Einer Einladung des Oberpräsidenten und Gauleiters Koch folgend, wird der stellvertretende Neichswirtschafts- minister und Reichsbankpräsident Dr. Schacht voraussicht lich der Eröffnung der Deutschen Ostmcsse in Königsberg am 18. August beiwohnen und bei der Eröffnungsfeier eine Rede kalten. Die Saarbrücker HI. bereitete ihren 40 französischen Kameraden, je 20 Söhnen und Töchtern ehemaliger Front kämpfer, die zum Abschluß einer Dcutschlandfahrt zwei Tage das Saarland besuchten, im Rathaussaal in Saarbrücken einen feierlichen Emvfana. - Die Regulierungsarbeiten an der Weichsel, die seit eini gen Jahren ruhten, sollen in diesem Jahr von der polnischen Negierung wiederaufgenommen werden. Es ist beabsichtigt, in erster Linie den wichtigen Abschnitt Warschau—Modlin schiffbar zu machen. Die Arbeiten werden größtenteils von Arbeitslagern aus durchgeführt. 3 Millionen UnterstützungsgeLder zahlte die DAF, Gau Sachsen, an ihre Mitglieder um die von unseren Gegnern künstlich gezüchtete Un klarheit über das vielumstrittene Gebiet des Leistungswe- iens der DAF zu beseitigen, veröffentlicht, wie in anderen Janen des Reiches auch, die Gauwaltung Sachsen in gewis- en Zeitabständen ihren Rechnungsbericht. Dieser Leistungs- oericht zeigt in nackten Zahlen erneut die Bestätigung der Tatsache, daß der größte Teil der in Form von Mitglieds- oeiträgen eingegangenen Gelder durch das Unterstützungs wesen und die Leistungen der DAF den Mitgliedern unmit telbar wieder zugute kommt. Kommen doch zu der Veröf fentlichung der Zahlen, die als Unterstützungen an die Mit glieder allein zu rechnen sind, noch die anderen gewaltigen Leistungen der DAF auf den Gebieten der Rechtsberatung, der Volksgesundheit, des Heimstättenamtes und nicht zuletzt Ser gewaltigen Feierabendorganisation „Kraft durch Freude". Mit diesen Sonderleistunaen einaerecknet würde sich das gesamte Leistungswesen der" DAF allein noch zah lenmäßig außer den unmittelbaren Leistungen an die Mit glieder um ein bedeutendes erhöhen. Für das zweite Vierteljahr 1935 ergeben sich , nach der Aufstellung der Unterstützungsabteiluny oer Gau- > waltung Sachsen der DAF folgende LeistunWiffern: s Es wurden an Unterstützungen an die Volksgenossen, die Mitalieder der DAF sind, 2 933 377,84 gezahlt. In dieser Summe sind die Dresdner sowie Berliner Auszahlun gen enthalten, die sich wie folgt staffeln: Dresdner Auszah- , langen: (Kranken- und Erwerbslosen-Unterstützung) 1 292 250,70, Berliner Bewilligungen (Invaliden-, Notfall-, ! Heirat-, Sterbe- und sonstige Unterstützungen sowie Opfer i der Arbeit) 1 641 127 14. Diese außerordentlich hohen Leistungen der DAF in diesem Vierteljahr zeigen, daß unsere Organisation in der Betreuung der Mitglieder der höchste Pflicht erblickt Königin Wilbelmine von Holland und die Kronprinzessin Ju liane sind in London eingetroffen und sofort nach Schottland wei tergereist. Sie werden dort Erholungsaufenthalt nehmen. Ferner kain in London der Kronprinz von Dänemark mit seiner jungen Frau, Prinzessin Ingrid, an. Beide werden zwei Wochen als Gäste des Großvaters der Prinzessin, des Herzogs von Connaught, aus dessen Wohnsitz in Surrey bieiben. Mehrere Abordnungen des Legionär-Kongresses in Krakau be gaben sich zum Gedächtnismal für den verewigten Marschall Pil- sudski. Sic brachten in 10 Urnen Erde von den Schlachtfeldern der Legion als Weiyegabe. An der Feier nahmen auch Ministerpräsi dent Slawek und Außenminister Beck teil. Der ehemalige bulgarische Generalinspekteur der Infanterie, General Nikisoross, der von 1911—1913 bulgarischer Kriegsmini- stcr war, ist im Älter von 77 Jahren in Sofia gestorben. Nikiso- rosf war von 1903 bis 1910 bulgarischer Gesandter in Berlin. Sie-lungspoM zur Zeit Friedrichs des Großen. Das geschichtliche Schicksal hat Friedrich ll. zum großen genialen Strategen und Feldherrn erhoben. Dabei ist aber nur zu leicht vergessen worden, was er in mühevoller fried licher Arbeit für das Wohl seines Landes und für die Wohl fahrt seiner Untertanen geschaffen hat. Friedrich der Große sah nicht in glücklichen Kriegen, sondern in gesunden wirt schaftlichen und sozialen Verhältnissen die Grundlagen seiner staatlichen Macht. Die Durchführung seiner inneren Koloni sationsarbeit und all der anderen Maßnahmen zur Hebung des Wohlstandes seines Landes können sich würdig neben die großen Schlachtensiege seiner drei Kriege stellen. Als Kron prinz hatte Friedrich U. einst geschrieben: „Ländereien ur bar machen beschäftigt mich mehr als Menschenmordungen, und ich fühle mich tausendmal glücklicher, eine Bürgerkrone zu verdienen als den Triumph? Dieser Gesinnung ist er Zeit seines Lebens treu geblie ben, und immer ist es sein höchstes Ziel gewesen, die Be ziehungen seines Volkes zum Boden aus sozialen, biolo gischen und kulturellen Gründen neu zu ordnen. Diese Auf gabe umfaßt nicht nur Ansetzung und Seßhastmachung von Menschen — also Siedlung —, sondern darüber hinaus Lan deskultur im weitesten Sinne des Wortes. Aber die ausge sprochene Siedlungstätigkeit war doch das Arbeitsgebiet, dem er seine ganze Kraft und Hingabe widmete. Das Ziel seiner Siedlungsarbeit charakterisiert er in einem Brief, den er 1772 an seinen Bruder Heinrich schrieb. Darin heißt es: „Das ist es, mein lieber Bruder, worauf wir hinarbeiten müssen: die erste Sorge in meinem Staate ist, dessen Be völkerung zu mehren nach Maßgabe der Ertragfähigkeit feines Bodens." Friedrich war ein ausgezeichneter Kenner des bäuer lichen Lebens und der bäuerlichen Praxis, und die Bedeu tung des Bodens als Ernährungsgrundlage des Volkes hatte er wohl erkannt. In einem Bries an Voltaire schrieb er ein mal, daß der Ackerbau doch die erste der Künste sei, ohne die es keine Kaufleute, Könige, Poeten und Philosophen geben würde. In den Jahren von 1747 bis 1753, noch ehe er fei- nen Namen mit ehernen Lettern in das Schlachtenbuch der Geschichte einschrieb, waren im Verfolg der auf seinen Be fehl durchgeführten Siedlungsarbeiten in Pommern 90, im Märkischen Oderbruch 50 uno an anderen Stellen außerdem noch 96 neue Dörfer entstanden. In derselben Zeit war die Bevölkerung Pommerns und der Kurmark um ein Sieben tel, die der Neumark um mehr als ein Viertel gestiegen^ Für lange Jahre mußte dann die Siedlungsarbeit gegenüber den harten Anforderungen der einzelnen Kriege zurücktreten. Kaum aber war der Friede geschlossen, als Friedrich ll. mit unermüdlicher Tatkraft begann, die Wunden des Krieges zu lindern und zu heilen. Mit sicherem Blick erkannte er, daß nur dann ein Wohlstand von Dauer sein könne, wenn er auf den Kräften des Bauerntums sich ausbaue. Dieses Bewußtsein kommt deutlich in einem Brief zum Ausdruck, den er in dieser Zeit an Voltaire richtete. Folgendermaßen entwickelt er darin das Programm seines Neuaufbaues: „Man muß mit dem Ackerbau anfangen, dann zum Fabrikwesen und endlich zu einem kleinen Händel fortschreiten. Sobald alle» dies feste Wurzel gefaßt hat, ent steht Wohlstand, und ihm folgt der Ueberflutz, ohne welchen die Künste nicht gedeihen können. Erst muß man etwas zu jeden haben, ehe man sich unterrichtet und frei denken kann? So nahm Friedrich II. jede Gelegenheit wahr, ein star kes und leistungsfähiges Bauerntum zu schaffen. Alle seine Maßnahmen zielten darauf ab, den vorhandenen Boden or ganisch zu erschließen und zu nutzen. In keinem Lande da maliger Zeit war eine derartig systematische und planvolle Siedlungspolitik betrieben wor .'n. Unnachsichtlich achtete der König darauf, daß seine Beamten die Siedlungspläne in seinem Sinne durchführten und jede bürokratische Drücke rei vermieden. Aber auch die Arbeitsweise der einzelnen Siedler wurde von ihm immer wieder kontrolliert. Wer sein Anwesen verkommen ließ und den Boden nicht in ge höriger Form ausnützte, wurde rücksichtslos von seinem Be sitz entfernt. Immer war er auch bemüht, ein möglichst freies und selbständiges Bauerntum zu schassen. Die Leibeigenschaft ist ihm ein unwürdiger Zustand — eine barbarische Ge wohnheit, wie er einmal gesagt hat — und so setzte er alles daran, die soziale Lage seines Bauerntums zu heben. Am 23. Mai 1763 schreibt er seinem engsten Mitarbeiter in der Siedlungsarbeit, Brenckenhoff: „Sollen absolut und ohne das geringste Räsonieren alle Leibeigenschaften sowohl in königlichen, adligen als Stadteigentumsdörfern von Stund an gänzlich abgeschaffet werden und alle diejenigen, so sich dagegen opponieren würden, so viel möglich mit Güte, in der Entstehung aber mit der Force dahin gebracht werden, daß diese von seiner Kgl. Majestät so festgesetzte Idee zum Nutzen der ganzen Provinz ins Werk gerichtet werde." Aber die Widerstände aus den Kreisen der Feudalherren waren zu groß, als daß Friedrich seine Pläne hätte durch führen können. Trotzdem hat er zur Sicherung der bäuer lichen Bevölkerung manch Wertvolles getan; gegen „eigen nützige Bauernplacker", wie er die Bedrücker der Bou-rn nannte, ging er rücksichtslos vor. Auch auf Wucyerer und Geschäftemacher war er schlecht zu sprechen, insbesondere waren ihm die Juden aus diesem Grunde zuwider. Aus dem durch den Teilungsvertrag von 1772 gewonnenen Lande ließ er erst einmal 4000 Juden ver treiben, weil er ihre Beseitigung für eine erste Bedingung zum Gedeihen des Landes hielt. Petersdorfs führt-in feiner Biographie über Friedrich den Großen eine Stelle an, in der es heißt, daß die Juden nach Ansicht Friedrich des Gro ßen „entweder bettelten oder die Bauern bestahlen". Eiste Fehlerquelle in der sriderizianischen Siedlungspolitik aber muß an dieser Stelle erwähnt werden: Die Auswahl der Siedler erfolgte nicht immer nach den Gesetzen des Blutes ! und der Rasse. Im ganzen gesehen aber bedeutet die Sied- i lungspolitik Friedrich des Großen ein gewaltiges Werk, das ! zur Festigung deutsches Blutes und deutscher Lebenskraft im Osten wesentlich beigetragen hat. M ehrliche BeWMgtmg Entspannung zwischen Danzig und Polen. Danzig, 8. August. Im Danzig-polnischen Streitfall ist eine Entspannung elngetrelen, die den weg zu einer grundsätzlichen Vereini gung der Lage eröffnet. Line gegenseitige Fühlungnahme zum Zwecke der Einleitung von Verhandlungen dürfte un mittelbar bevorstehen. Vel diesen Verhandlungen dürste man beiderseits davon ausgehen, daß die im Verlaus der letzten Wochen von beiden Seiten getroffenen Maßnahmen durch eine Lösung des Gesamtproblem» auf der Grundlage einer ehrlichen Verständigung erseht werden müssen. Dazu gibt das Organ der NSDAP., der „Danziger Vorposten", k?r bestimmten Erwartung Ausdruck, daß die In Aussicht genommenen unmittelbaren Verhandlungen zwi lchen Danzig und Polen sich nach Beseitigung der gespann ten Stimmung auf einer Grundlage vollziehen, die eine Klärung der Gegensätze durchaus zuläßt. Das Blatt ist der Ansicht, daß sowohl die Danziger wie auch die Warschauer Stellen eine Liquidierung der beiderseitigen Maßnahmen für nützlich halten. Es läge im Rahtnen der von der na tionalsozialistischen Regierung erstrebten Danzig-polnischen Verständigung, daß vorher alle Bersuche unternommen Mür ben, um Streitfälle jeden Ausmaßes aus direktem Wege zu regeln, so daß auf Grund der bisher geübten Gepflogenheit ein Anrufen der Völkerbundsinstanzen erst nach dem Schei tern der unmittelbaren Einigungsversuche in Fraae käme EnMnseWMWerMg Die Mitgliedschaft in konfessionellen Verbänden. Hannover, 8. August. Vom Landeshauptmann der Provinz Hannover, Dr. i Geßner, wurde folgende Verfügung über die Entkonfessio- ! nalisierung des öffentlichen Lebens an die ihm unterstellten i Beamten, Angestellten und Arbeiter herausgegeben: „Bei der klaren und unzweideutigen Stellungnahme des natio nalsozialistischen Staates, insbesondere unseres Beamten ministers Frick, entsteht kein Zweifel, daß die politische Li nie einzig und allen durch die Grundsätze der nationalsoiza- listischsn Bewegung bestimmt wird. wer daher ein rechter Diener unseres Staates sein will, muß sich und seinen Lebenskreis nach diesen Grundsätzen gestalten. Ich muß daher von den mir unterstellten Be amten, Angestellten und Arbeitern verlangen, daß sie sofort ihre Mitgliedschaft in konfessionellen Beamten- und sonsti gen Iachorganisationen ausgeben und daß sie ihre Kinder veranlassen, aus konfessionellen Jugendorganisationen aus zutreten. Der Staat kann verlangen, daß seine berufenen Mitarbeiter dem Staate geben, was dem Staate gehört. , Es ist nicht beabsichtigt, mit dieser Anordnung einen Gewissenszwang aus die Gefolgschaft auszuüben. Diejeni gen, die glauben, daß sie dieser Anordnung nicht entspre chen können, werden aber auf die weitere Mitarbeit am Aufbau dieses Staates verzichten müssen." t Eine Kaajtl-Erllörmg Zu den Vorfällen in Werne. Essen, 8. August. Im Zusammenhang mit dem neuerlichen Fall verbre cherischer Wühlarbeit des politischen Katholizismus irr Werne an der Lippe veröffentlicht die „National-Zeitung" ein Schreiben des Kaplans Graf Droste zu Vischering, bei der „N.-Z." im Auftrage des katholischen Pfarramts Werne an der Lippe Kenntnis gibt von einer Kanzel-Erklärung der Werner Geistlichkeit, die am vergangenen Sonntag bei allen Gottesdiensten von der Kanzel verlesen worden ist. In dieser Erklärung heißt es: „In der Nach» zum Donnerslag sind hier iu der Stadt Spottgedichte aus den Bischof und die Ordensschwestern ver teilt worden. Die polizeiliche Untersuchung hat einwandfrei festgestellt, daß die Täter Mitglieder der deutschen kolpings- famille sind, wer die Verfasser der Gedichte sind, ist bisher noch nicht ermittelt worden. Die Verner Pfarrgeistlichkeit verurteilt die Tat auf da» schärfste, und da» um so mehr, als der Verdacht der Täterschaft auf andere. Unschuldige, gelenkt worden ist? Weiter wird in der Erklärung gesagt, daß keiner der Werner Geistlichen von dem Plan unterrichtet gewesen sei und daß auch kein verantwortlicher Laienführer der Kol» pingsfamilie um die Sache gewußt habe. Zur Herstellung der Vervielfältigungen seien auch keine Apparate oder Ein richtungen der Werner Kolpingsfamilie benutzt worden. Die in Frage kommenden Gesellen seien bereits von der Reichs- sührung der deutschen Kolpingsfamilie in Köln ausgestoßer» worden. Line Uallenilche Fremdenlegion? Verwendung in Ostafrika vorgesehen. ' Rom, 8. August. Wie verlautet, wird in Rom gegenwärtig die Bildung einer Art von Fremdenlegion für Ostafrika erwogen. E» häufen sich angeblich täglich die Freiwilligenmeldungen fremder Staatsangehöriger, wie Ungarn, Griechen, Englän der usw., die in einen abessinisch-italienischen Krieg auf ita lienischer Seite zu kämpfen wünschen. Eine Einaliederung in die regulären Truppenteile scheint man nicht für zweckmäßig zu Halle«, fondern der Bildung eines nur au» Ausländern bestehenden Müitärkorp» de« Vorzug zu geben. Bl» fehl ist jedoch auf die zahlreichen An fragen «och keine endgültige Antwort gegeben worden, ob ein« Berücksichtigung statmnden kann. L» wird jedoch da mit gerechnet, daß demnächst ein« zustimmend« Antwort di» erwähnte LSfnng bringen wird.