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Oberste Heeresleitung insoweit gelernt. Deutsche Husaren durchqueren bei der Verfolgung einen Fluh. Aufnahme: Archiv. - Es mar dem General v. Falkenhayn nicht leichtgesalien, die Westfront zugunsten des Ostens zu entblühen. Als aber nn Frühjahr 1915 die Lage der Verbündeten immer gefähr deter wurde, als die russischen Armeen immer hartnäckiger gegen die österreichische Front nördlich der Karpathen und in den Karpashen selbst anranntcn, entschloss sich die deutsche Weder einmal lis aas Sesanoene wellen stürzten hintereinander über die ersten Stellungen hinweg gegen die beherrschenden höhen in der Linie Ropica Ruska — Gorlice — Staszkowka — Rzepiennik — Gorskie. Geschohhagel, von bis dahin nie geahnter Dichtigkeit," wie Generaloberst v. Arz in seinen Erinnerungen gesteht. So dicht sielen die schweren Granaten, dah man den Eindruck hatte „einen arbeitenden Vulkan vor sich zu haben." hohe Erdsontainen, Rauch- und Staubwolken stiegen auf dem Berg hoch, die Befestigungen wurden zermahlen, Hindernisse hinmeggefegt, und während die österreichischen Mörser-Batte rien die Kuppe des Pustkiberges in ein Trümmerfeld ver wandelten, fegten Geschütze aller Kaliber eine Sturmgasse den Berg hinaus. Als die Truppen der österreichischen 12. Infanterie- Division den Verg hinaufstürmten, war der größte Wider stand die Steigung des Berges. Da sah man vom Divisions gefechtsstand Soldaten in großen Massen den Berg herab- cilen. Waren es die Sturmtrnppen, war der Angriff ab geschlagen? Nichts von dem. Von der Bergkuppe kamen die Russen in Scharen den Berg hinuntergslaufen, um sich zu ergeben. Der Pusikiberg war regelrecht von der Artil lerie bezwungen worden; die Regimenter des österreichisch- ungarischen 6. Korps fanden erst hinter dem'Gtpfel härteren. Widerstand, und es bedurfte hier des Eingreifens der Korps- reservc, ehe die Wiatrowki-höhe genommen werden konnte. Um so härtere Kämpfe hatte das Garde-Korps vor Staszkowka und im Ostrusza-Tale zu bestehen, hier wehrte, sich der Russe wie toll. Die Sturmkompagnien der 3. Garde- Brigade gerieten Welle aus Welle in die Hindernisse und in das feindliche Maschinengewehrseuer und mußten unter schweren Verlusten liegenblciben, mährend links anschließend die 4. Garde-Brigade und die 1. Garde-Division in schnei digem Anlauf in kurzer Zeit eine fünf Kilometer breite Bresche in die feindliche Front schlugen. Bis zum Abend hatte die 3. Garde-Brigade schwere Kämpfe zu bestehen, ehe sie das Dorf Staszkowka und das Ostrusza-Tal stürmen konnte. Dann war auch hier die Verfolgung im Gange Heeresleitung zu einem Eingreifen im Osten unter gleich zeitigem Verzicht auf operative Unternehmungen im Westen. Aus den operativ mißglückten Aktionen im Osten, die nicht zuletzt an dem Mangel an Truppen scheiterten, hatte die als sie die Hilfe von fällig ausgebaut und mit den besten Truppen der Armee ge sichert. Zwischen der Stadt und dem Angreifer liegen das Bystra-Tal und der Sattel eines Berges. Westlich von Gorlice hat der Russe den jüdischen Friedhof zu einem starken Werk ausgebaut, nach Norden schließen sich andere Befestigungen an. Der 82. Re servedivision ist die Aufgabe zugefallen, durch diesen wich tigen Abschnitt durchzustoßen, hier leistet die Artillerie des 41. R. K. vorzügliche Arbeit. Da die russischen Stellungen eingesehen werden können, kann das Feuer der Batte rien zielsicher gelenkt werden. Zwischen deni Friedhof und dem Bystra-Tal sind „die Gräben" zu großen Gräbern geworden", wie ein gefange ner russischer Offizier bekun dete. Das Trichterfeld wird überrannt, ebenso das Kirch- hofswcrk, wo der Widerstand entgegen allem Erwarten nur schwach ist. hier und dort rafft sich der Russe zum Ge ¬ genstoß auf, aber die Sturmkompagnien laufen über Wie sen, durch Geländefalten gegen eine feindliche Stellung nach der andern. Der Russe hebt die Hände hoch und marschiert in Gruppen in Gefangenschaft. Nach einer Stunde ist der Judcnfriedhof genommen, und die höhen nördlich der Stadt sind in unserem Besitz Die 82. Reservedivision hat das erste Ziel erreicht, sie rüstet sich zum Schlag gegen Gorlice. Der Eisenhagel der schweren Mörser liegt seit Stunden auf der Stadt. Man befürchtet einen Gegenstoß. Als gegen 3 Uhr die Division den Sturm gegen die Stadt vorwärts tragen will, strömen russische Kolonnen gegen die eigene Stellung. Ein Gegenstoß? Schon soll das Feuer der Bat terien auf die Kolonnen gelenkt werden, da erkennt man, daß die Russen eine weiße Fahne tragq^. Die Besatzung von Gorlice ergibt^sich. Die 82. Reseroedivision befindet sich eine Stunde später aus der Verfolgung nach Osten. Mit ihr die 81. Reseroedivision, die jedoch vorher weit härtere Kämpfe zu bestehen hatte, ehe sie den Russen werfen konnte. Ihre Waldstellungen hatte die Artillerie nicht so nachhaltig er reichen können wie vor Gorlice. Immer wieder liefen die Sturmabteilungen sich in dem mörderischen Flankenfeuer aus dem Eisenbahnwald und dem Kamieniec-Wald fest, schließlich bildete der Eisenbahndamm ein schwer zu neh mendes Hindernis. Als gegen Mittag die Oesterreicher den Gipfel des Pustki nahmen und den Feind in der Flanke be drohten, als durch einen Handstreich der Bahndamm ausge rollt wurde und eine Batterie in der Sturmlinie anfsuhr und den Feind mit direktem Schutz zu Leibe ging, da war der Widerstand gebrochen. Der Russe verschwand nach Nord osten oder ergab sich. Ein Regen schwerer Granaten Dieser vernichtende Eisenhagel war nicht nur den Russen, sondern auch den Oesterreichern etwas ganz Neues. Sie sollten es am P u st k i b e rg erfahren. 450 Meter hoch ragt dieser Berg wie ein Kegel aus dem Gelände heraus. Von kalber höhe bis zur Kuppe bewaldet, hatten die Russen die sen Klotz zu einer Festung ausgebaut. Graben lag über Graben, Drahthindernis über Drahthindernis, und auf der Kuppe lag ein Infanteriewerk neben dem andern. Aus die sen Berg ergötz sich ein Regen von schweren Granaten. ..ein Berge werben bezwungen Vor der Ausgangsstellung der Bayern am rechten Flü gel der Armee liegt das Zamczysko-Massiv. hoch wachsen der Zamczysko-Hügel und die höhe 507 aus dem Tal heraus und hemmen den Ansturm der Bayern. Alle Batterien der Division legen ihr Feuer auf die beiden Berge, die Infanterie stürmt durch Buschwerk, stürzt Gelünkjefalten hinunter und erklimmt sie unter dem Maschinengewehrfeuer des Feindes. Vor der Hauptstellung bleiben die Angreifer vorerst liegen. Verluste häufen sich, wieder stürmen die Wellen an und wer den durch Flankendruck unterstützt. Der Russe weicht unter schweren Verlusten, bald stehen die Geschütze einer österreichi schen Gebirgsbatterie auf der höhe 507 und feuern in den fliehenden Feind. Der Russe muß seine Flankierungsanlagen im Mecina-Tal aufgeben. Zwei Stunden "stach Beginn des Sturmes ist bei deni rechte» Flügelkorps der Angriffsarmee das erste Ziel erreicht. Die Bayern stürmen weiter. Die Posener und Schlesier der 119. Division haben den Feind über die höhen gedrängt. Wo blutige Verluste und hart näckiger Widerstand den Drang nach vorn zügeln, greifen die Nachbartruppcn und vor allem die Artillerie ein. Ist auch der Weg von Sekowa auf Sokol von Blut getränkt, schon um 11 Uhr steht der linke Flügel der Division im Häu- serkamps um Gorlice, die Mitte stößt auf Sokol vor, der Feind verliert einen Stützpunkt nach dem andern. Auch hier ist der Weg nach Osten frei. Amang an ausreichend bemessen wollte. So setzte sie im . letzten Drittel des Monats April von der Westfront in Be wegung: Das Garde-Korps, das 10. Korps, das 41. Reserve- Korps, die 119. und 11. bayerische Infanterie-Division. Um die feindliche Spionage irrezuführen, gingen die Transporte kreuz und quer durch Deutschland bis nach Ostpreußen und dann erst in den Aufmarschraum zwischen Podgorze und Neu-Sandez. hier entstand unter dem Generalobersten v. Mackensen die deutsche 11. Armee. Sie schob sich zwischen die im Südosten stehende österreichisch-ungarische 3. und die österreichisch-ungarische 4. Armee im Norden. Um die ein heitliche Durchführung der Operationen zu gewährleisten, wurde der Oberbefehl über die ganze am Durchbruch betei ligte Front dem Generalobersten v. Mackensen übertragen. Am Morgen des 1. Mai standen die Armeen angrifss- bereit. Mehr als 700 Geschütze, schwere und leichte, dazu zahlreiche Minenwerfer waren aus den teils sandigen, teils morastigen Wegen in Stellung gebracht worden. Jedes Geschütz hatte einen ausreichenden Vorrat an Munition er- halten. Weder das eine noch das andere ging ohne erhebliche Schwierigkeiten ab, denn der Zustand der Wege spottete jeder Beschreibung. Konnte man auch die schweren Munition- und Bagagefahrzeuge durch die leichten Landesfuhrwerke ersetzen, so mußten die Geschütze doch auf diesen Wegen in Stellung gebracht werden. Dazu kamen die gerade den aus dem Westen kommenden deutschen Truppen völlig ungewohn ten Geländefchwierigkeiten. So stellten die Märsche in die Versammlungsräume und die Sturmstellungen sehr hohe 'Anforderungen an Mann und Pferd. Und doch standen alle Truppen in ihren Kampfstellungen, als am Nachmittag Ides 1. Mai hinter den höhen und in den Wäldern die ersten 'Batterien ihre eisernen Grüße zu den Russen hinüberschick- iten. Langsam fiel der ganze Chor ein, und die Täler hallten wider von dem dumpfen Rollen des eisernen Gewitters. In Ider Nacht steigerte sich das Artilleriefeuer, am Morgen .!schwoll es an zu einem kurzen Trommelfeuer. Um 10 Uhr stürzten dix Sturmkolonnen aussen Gräben auf den Feind, ! während hinter der Front die Rauchsäulen der brennenden i Gehöfte und der in Flammen stehenden Oeltants von Gorlice gen Himmel stiegen. Diesen massierten Segen hatte der Russe 'noch nie kennengelernt; er wer zwar auf einen Angriff vor bereitet, aber nicht auf diesen verheerenden Stoß. Er ergab lsrch in der ersten Ueberraschung in Massen, und die Sturm- Ais am 2. Mai 1S15 di« deutsche 11. Armee und die österreichisch-ungarische 4. Armee unter der Führung des Ge neralobersten v. Mackensen die russische Front zwischen Kar pathen und Weichsel bei Gorlice anpackten, gelang der Ein bruch in die russische'Front in etwa 40 Kilometer Breite und wenige Kilometer Tiefe. Am 14. Mai war die Durchbruchs schlacht beendet. Der Erfolg: Auf einer Frontbreite von 300 Kilometer, von der Mitte der Karpathen bis nördlich der Weichsel, halten deutsche, österreichische und ungarische Trup pen den Feind aus seinen stark befestigten Stellungen her- ousgeworsen und durch die polnisch-galizische Ebene gejagt; 100 Kilometer tief über Dunajec und Wisloka hinweg bis an den San. 140 000 Gefangene, 100 Geschütze und 300 Ma schinengewehre hatte der Russe eingebüßt, die 3. russische 'Armee unter General Radko Dimitriews war, wie Danilow sagt, „buchstäblich verblutet". So sah das unmittelbare Ergebnis der Durchbruchs schlacht von Gorlice aus. Dah es im Gegensatz zu den bis herigen Siegen an der Ostfront viel mehr bedeutete, sollte sich einige Monate später ergeben: Gorlice wurde der Wende punkt im Osten; die Schläge, die der Russe hier erhielt, wirk ten sich an der ganzen Ostfront aus. Die deutsche Führung und die deutschen Truppen hatten an diesem Siege maß gebenden Anteil. Im N o p a - T a l in und um Gorlice vereinigen sich die wichtigsten Straßen und Verbindungen im Rücken der russischen 3. Armee. Entsprechend hat der Russe hier die Stellungen besonders sorg- Der Dmchdruch von Mitte SA «rWgMMr Schlag wr »le Russe» / Pie »eulsche 11. Armee reißt ei» Lech in die Sstsrom Als der 2. Mai zur Neige ging, stießen auf einer Breite von 40 Kilometer acht deutsche und zwei österreichisch-unga rische Divisionen hinter dem Feinde her, wo er sich in dem unübersichtlichen Gelände stellte, wurde er gefaßt und ge worfen. Die Beute war groß, aber einzelne Divisionen hat ten auch schwere Verluste zu beklagen. Die Front des Fein des zeigte schwere Nisse, und es kam darauf an, die Stöße mit größerer Energie zu wiederholen. Um die russische Karpathenfront unhaltbar zu machen, erwies sich schon am ersten Tage der Offensive der Vorstoß unmittelbar am Nord rand der Karpathen entlang nach Osten als notwendig. Am 3. Mai lag deshalb der Schwerpunkt des Angriffs auf dem rechten Flügel der 11. Armee. Mackensen hatte diesen Flü gel durch Einsatz des Generalkommandos des 10. Korps, das am 2. Mai als Armeereserve zwischen Bialla und Dunajec verblieben war, und durch Zuteilung der 20. Infanterie- Division verstärkt. Nicht so sehr der Widerstand der Russen hinderte die Bewegungen der Korps als das schwierige Gelände: Durch zerrissene Waldstücke und Schluchten, über Hänge und Ab stiege zogen die Truppen hinter dem Feinde her. Teilweise fiel Regen, was der Artillerie und der Gefechtsbagage das Vorwärtskommen nicht gerade erleichterte. Die russtsche Führung hatte gehofft, in der zweiten Stellung den Stotz aufhalten zu können. Sie sah sich in dieser Hoffnung ge trogen, denn am Abend hatte das Korps Emmich den Lu- biszanka-Grund erreicht, das 41. Korps den Wilczak ge stürmt, die Oesterreicher standen vor Biecz, das Garde-Korps hatte die Lipie-Höhe genommen, und bei der k. u. k. 4. Armee mußte der Feind das Westufer des Dunajec räumen. Der Durchbruch der 11. Armee mar noch nicht vollendet, aber er lag sehr nahe. Der 4. Mai sollte den endgültigen Sieg bringen. Emmich stürmte die Bednarka-Stellung und sperrte, an den Nord- Hängen der Karpathen vordringend, das Wisloka-Tal. Das war — der vollendete Durchbruch. Die Mitte her Armee schlug die Russen aus der 3. Stellung, und im Norden dräng ten die Oesterreicher den Feind vom Gorskie und strebten auf Tarnow. Ueberall fluteten die russischen Truppen, Landsturm und Elitekorps, zurück. Am 5. Mai befand sich die gesamte russische 3. Armee im Rückzug, am 8. Mai wankte die Front zwischen Weichsel und der Wisloka, und" die russische 8. Armee, die in den Karpathen stand, wurde in den Strudel hineingerissen. Am 10. Mai muhte sich Nikolai Ni- kolajewitsch dazu entschließen, die Südwestfront in die San- Dnestrlinie zurückzunehmen. Sieben verbündete Armeen befanden sich im Vormarsch. Der Durchbruch von Gorlic- leitete die Zermürbung der russischen Front ein. Kurt Winkler. Beilage zur „Weltzerih-Ze1kng'VNr7^ü7,-Sönnäb«n-7"20"7,''A