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M deutscher Held der Wicht Zum Todeslage Hindenburgs. Von Werner Lenz. Als der Reichskanzler Adolf Hitler seinem greisen Reichs präsidenten Paul von Hindenburg im Ehrenmal zu Tannen berg die Abschiedsworte sprach, ging es wie ein Schwur durch alle Herzen: „Wer seinem Volke so die Treue hielt, soll selbst in Treue nie vergessen sein!" Die deutsche Ureigenschaft der Treue verkörperte der alte Feldmarschall in herrlichster Art. Der schlichte Held — hel disch zugleich als Soldat und als Mensch — folgte von Jugend aus bis in die etzte Stunde seines Seins dem Mahnungs worte Friedrich von Schlegels, das ihm lieb und wert war: „Die Treue ist der Ehre Mark, Schwankt nicht, wenn Stürme brausen!" Das machte ihm seinem Volke so vertraut und so oer- rrauenswürüig, und so ist er als ein deutscher Pflichterfüller seinen Lebensgang und seinen Wirkungsweg gegangen, der ihn vom Kadettenhause zu Wahlstatt über die Walstätten dreier Kriege und schließlich über Deutschlands höchstes Friedensamt zur Ewigkeit führte. Von seinen ersten Waffentaten als junger Leutnant in den Kämpfen zur deutschen Einheit — 1866 und 1870-71 — über die langen, glücklichen Friedensjahre ging Hindenburgs Laufbahn stetig wegaufwärts. Als Generalstabshauptmann lernte er in Stettin seine getreue Lebensgefährtin kennen, and in einer Reihe wichtiger Dienstkommandos war es ihm vergönnt, über seine engere preußische Heimat hinaus zu mrken. War er doch jahrelang Regimentskommandeur in Oldenburg und Divisionär in Karlsruhe, wohin er auf Wunsch des Erbgrohherzogs Friedrich von Baden berufen wurde, mit dem er in Koblenz vorher harmonisch zusammen- ^earbeitet hatte. Wieviel Liebe und Verebrung mag der soldatenvater Hindenburg damals schon in West- und Nord leutschland gefunden haben! Wie viel inniger mag ihm nach sie Gesamtnation in jener Tätigkeit an Rhein und Nordsee ms Herz gewachsen sein! Hatte er schon für die Reichs- rinigung kämpfen dürfen. Io ging ihm jetzt das Errungene roch herrlicher im Geiste aus. Nach dem Wirken in Magde- mrg als höchster Befehlshaber der Provinz Sachsen zog der Zeneral der Infanterie sich nach Hannover zurück. Still md bescheiden, wie es seine Art war. wäre er wohl nur den üngeweihten Fachkreisen o<s großer MiMürsührer in an- pruchrloser, opferbereiter Friedensarbeit bekannt gewesen, wenn nicht gerade jetzt das Schicksal ihm seine ganz großen Aufgaben gestellt hätte Die Kriegssackeln entzündeten sich in Ser Sommerhitze les Juli 1914. ..Der Soldat in mir wurde in seiner nun nehr alles beherrschenden Kraft wieder lebendig. Wird nein Kaiser und König meiner bedürfen?" So schildert Hindenburg in seinem Erinnerungsbuche „Aus meinem Zeben" seine tatbereite Spannung, sehnsuchtsvoll wartet :r ein paar Wochen aus Entscheid. Da ergeht die Anfrage mm Großen Hauptguartier! Die Antwort ist kurz und llar, ernst und froh: „Bin bereit!" Das mar am 21. August. Am übernächsten Tage begann die Schlacht von Tannen- >erg. Unglaublich schnell hatte Hindenburg diesen Schlacht- zedanken zur Reise entwickelt, während er ostwärts fuhr. Mit Tannenberg fing die unsagbar anschwellende Volks- ümlichkeit Hindenburgs an. Batü konnte der Feldmarlchall md Befehlshaber Ober-Ost ganz Ostpreußen befreien. Ruß- and aus Galizien, Polen und Litauen verdrängen sowie wrt den Waffenstillstand lind Frieden oorbereitcn, mährend hn ein noch größerer Pflichtenkreis im Westen als Ebes les Gencraltlaoes des Feldheeres vor erweiterte Aufgaben stellte. Im ..Hindenburgprvgramm" von 1916 faßte er i» sie geschauter Wirkung Polk und Heer, Rüstungsindustrie und jede letzte Kraftreieroe zu dem Verteidigungskriege gegen -ine Welt von Feinden zusammen. Und dann: Im Novem- ver das bitterste Wort, das der siegreiche Hindenburg schrei- öen muß: „Alles vorbei. Wir waren am Ende!" Aber da gibt es für einen Hindenburg fast in der gleichen Gedanten- reihe nur ein ander Wort, eine neue Forderuua: ...Heran m die Arbeit!" So lesen wir in seinem Gedenkbuche von s seiner Hand. Und der Feldmarschall leistet eine Übermensch- i iche Arbeit durch seine Treue und Opferbereitschaft. Er ; iührt die Armee heim. Erst am 3. Juli 1919, nach der Unterzeichnung des Verfaßter ..Vertrages", legt er den s Oberbefehl nieder. ! Jahre vergehen wiederum. Ist nun der Feierabend ! la? Kann man sich Feierabend in diesem Deutschland wün schen? Man schweigt! Man wartet! Und wieder ruft Deutschland. Unermüdlich und unparteiisch, geachtet auch von seinen Feinden, verwaltet Hindenburg das Rcichsprüsi- lenlenamt. Er spricht nicht viel, aber wenn er's tut, horcht -ine Welt hell auf! So. als er die Schuldlüge anläßlich der Einweihung des Tannenbergdenkmals 1927 endgültig zu- cückmeist: „Die Anklage, daß Deutschland schuld sei an diesem größten aller Kriege, weist das deutsche Volk einmütig in allen seinen Schichten zurück. Nicht Neid, Haß oder Eroberungssucht gaben uns die Waffen in die Hand. Der Krieg war uns vielmehr das äußerste, mit den schwersten Opfern des ganzen Volkes verbundene Mittel der Selbst, behauptung einer Welt von Feinden gegenüber. Reinrp Herzens sind wir zur Verteidigung des Vaterlandes aus- gezogen, und mit reinen Händen hat das deutsche Volk das Schwert geführt." Inmitten der gewaltigen Parteikämpfe in Deutschland -rschallt immer — von jedem Redlichen gehört und geehrt — Hindenburgs Mahnung zur Einigkeit. Und dann kommen sie Tage, da er Adolf Hitler die Verantwortung für die Staatsgeschäfte überträgt. Anderthalb Jahre noch nach dem Tage von Potsdam an der Furstengrust Friedrichs des Großen kann er den Aufstieg sehen. Dann faltet er am !. August aus dem Sterbelager zu Neudeck die Hände zum letzten Gebet. Die Nation weint um den großen Toten. Sie ,-rinnert sich an die Worte in der Potsdamer Garnilonkirche in jenem 21. März: ..Möge der alte Geist dieser Ruhmes- Hätte auch das heutige Geschlecht beseelen." Und an seine? ureigensten Ruhmesstätte im Ehrenmale zu Tannenberg settete Deutschland seinen Heros zur Ruhe. Noch aus dem Grabe empfing jeder brave Soldat und Büraer den Gruß les Feldmarschalls von Hindenburg durch dessen politisches Vermächtnis: „Ich danke allen denen, die in selbstloser Vaterlandsliebe an dem Werke des Wiederaufstiegs Deutsch- anüs mitgearbeitet haben!" Dank war der letzte Gedanke Ses Mannes, dem wir ewig für seine Treue zu dnnkpn laben> MMmk-Programm Deutschlandsender. Ireiiag, den 2. August. 9.00: Sperrzeit. — 9.40: „Aus östlicher Erde." Aus dem Bug von Georg Langer. — 10.00: Sendepause. — 10.80: Spielturncr im Kindergarten. — 11.30: Hauswirtschast — Volkswirifchali Krastfparende Arbeit im Haushalt. — 11.40: Geflügelställe, wu sie sein sollen! Anschließend Wetterbericht. — 15.18: Musik vor Schallplatten. — 13.43: Bücherstunde: „Well um Hindenburg" 100 Gespräche mit Berufenen. Dieter von der Schulenburg sprich über sein neues Buch. — 17.15: Jungvolk, hör' zu! Nachialarm Ein Funkbericht aus dem Gebiet Kurmark der HI. — 17.30: Au- Haniburg: Bunte Musik am Nachmittag. — 18.15: Abschied vor der Kameradschaft. Ein Spiel aus dem Arbeitsdienst von Hein- Grothe mit Liedern von Herybert Menzel. — 18.15: Zwischen Programm. — 19.00: Es spielt die Kapelle Hans Bund. — 19.45 Deutschlandccho. — 20.15: Stunde der Nation. Ein Arbeiter sahr: aus Urlaub. Eine fröhliche Neise mit „Kraft durch Freude" in: Erzgebirge. — 21.00: „Der betrogene Kadi." Komische Oper vo-i Christoph Willibald Gluck. — 22.30: Eine kleine Nachtmusik. - '^00—24.00: Wir bitten zum Tan-0 NeiKsiender Leipzig: Freitag, 2. August 12,00 Mitlagston,zert: 14.15 Allerlei von Zwei bis Drei; 15.00 Die Fraueninode in, Wandel der Zeilen; 10 00 Kammer musik: 16,30 Was liest das Jungmädel? 17 00 Musik am Nach- miNag; 18.30 Bom Stein der Weisen zur Alomphrmk: 19,00 Bremisches Konzert: 19.50 Neichswellkamps der SA: 20 00 Nachrichten; 20.15 Ein Arbeiter fährt auf Urlaub: Eine fröh liche Neise mit „Krast durch Freude" ins Erzgebirge: 2100 Orchesterkonzert: 22,00 Nachrichten und Sportfunk; 22,30 Funk- stille. <37. Fortsetzung.) Elftes Kapitel. Traumhaft schön lag der Frühling über dem lieblichen Thüringer Land. In dem geheimnisvollen Schoß der dunklen Wälder regte sich neues Leben, und die herrlichen Waldwiesen standen, von weißen Marguerite» übersät, bräutlich geschmückt. Aber schöner als dieses alles fand Günter von Gers heim seine junge Braut, die er heute zum Altar führen wollte. Gerlinde sah ergreifend schön aus in ihrem bräutlichen Gewand. Ihre Augen strahlten, wie von einer Sonne durchleuchtet, die tief aus ihrem Innern kommen mußte. Scholzchen, die die Brautmutter vertrat, wandte keinen Blick yon ihrem Liebling; aber auch Gisela, die — wenn sic sich auch noch sehr schonen mußte — ihre Gesundheit völlig wiedergewonnen hatte, schaute ohne den leisesten Neid auf die Schwester. Heute wußte Gisela, daß Gerlinde, die sich nicht hatte ablenken lassen von ihrem reinen Wege, richtig gegangen war. Aber auch sie war nun innerlich stark geworden durch das Leid, das sie hatte durchgehen müssen, und ihre Seele war auch zu Ruhe und Frieden gekommen. Niemals mehr sehnte sie sich in die Welt des Ruhmes und Glanzes zurück, von der sie früher geträumt hatte, und die sich als eine Welt der Lüge und des Scheins erwiesen hatte. Auch aus Giselas Antlitz waren Vie Spuren ihres einstigen Lebens so gut wie ausgelöscht. Sie hatte wieder den Hauch gesunder Röte auf den lieblich gerundeten Wangen wie Gerlinde. Es war eine ganze Anzahl Gäste geladen. Und keiner hatte Gersheim eine Absage gegeben — selbst sein alter Schachfreund Graf Nyssen nicht, den er als Trauzeugen gebeten hatte. Eben fuhr unten wieder ein Wagen vor, dem ein alter, würdiger Herr entstieg, der mit rüstigen Schritten und in noch immer tadelloser Haltung vor den beiden Lakaien her die Freitreppe des Schlosses hinaufeiltc. Es schien, als ob Gersheim diesen Gast ganz besonders auszeichne. Zumindest strahlten seine Augen beim An blick des Alten hellauf, der ihm ebenfalls herzlich beide Hände drückte. .Oh, wie ich mich freue, Graf Nyssen, daß es mir ge lungen ist,endlich einmal den alten Fuchs aus der Höhle - > zu locken", scherzte Baron Gersheim glückstrahlend. Dann schob er sanft Gcrlinve zu vem Grasen hin: „Und hier — mein Bränlchcn! Bald nun meine kleine Frau — Fräu lein Gcrlinve Steinbrück." j Graf Nüssen schaute Gerlinde an, doch plötzlich schien j ihn ein Schwindclanfall zn überkommen. Er taumelte und fiel schwer in den Sessel, den Gersheim im Moment > noch, geistesgegenwärtig, hcrbcigczogcn hatte. Graf Nyssen war aschfahl. Aber auch Gerlinde war nicht ruhig geblieben. Ihr ! Gesicht war auch jäh erblaßt. > Endlich stieß Graf Nyssen hervor: „Gersheim — Sic erinncrn sich — im Turmzimmer — das Bild..." Gersheim nickte. Ja, er erinnerte sich nur zu genau, j Aber...? „Ihre Braut — kein Zweifel, der Name stimmt. Wie ' hieß Ihre Mutter, liebes Kind?" wandte sich Graf Nyssen, : bebens vor Erregung, an Gerlinde. „Meine Mutter? Klara Steinbrück geborene Gräfin ! Nyssen", sagte Gerlinde wie unter einem Zwang. „O Golt!" Zer alte Mann stöhnte aus. „Klara — meine Klara! Gerlinde, du mein liebes Enkelkind, wo — wo ist deine Muttes?" „Mutter ist tot." Jetzt schluchzte Gerlinde laut. Sie war auf den alten Mann zugctrcicn, der bei Gerlindes Antwort völlig in sich zusammengesunken war, und ihre ! weiche Hand streichelte behutsam über sein silberweißes s Haar. „Großvater — lieber, lieber Großvater..." Graf Nysten schämte sich seines Schmerzes nicht. Müh- sanz raffte er sich auf, und da stand ver große Mann wie eine alte Eiche, aber die Tränen liefen ihm über die Wangen wie einem kleinen Kino. Er zog Gerlinde an sein Herz, die aber wandte sich nach der Schwester um, die noch gar nicht recht begriffen Hane. „Da, Großvater, ist noch eine — meine liebe Schwester Gisela." „Kinder — Kinder meiner Klara. Oh, warum hat her Herrgott unsere Wege nicht eher zusammengeführt? ! Warum so spät? Und doch, niemals ist es zu spät, wenn man wieder gutmachen will. Ach, was habe ich meinen : Trotz, meine Härte gebüßt..." j In diesem Augenblick setzten die Hochzeilsglocken ein. Das war gut, fehl', gut; so konnte ein jeder erst einmal der tiefen Bewegtheit Herr werden, während der Zug sich ordi i mußte. Wie über einen Teppich ging der Hochzeitszug den Weg, der dicht mit Blumen bestreut war, vom Schloß hi-"ber zur kleinen Kapelle. feierlich spielte die Orgel Gerlinde schien alles, alles ein wundersamer Traum, und doch war herrliche Wirklich keit geworden, was sie damals geträumt hatte — nur die Mutter war nicht mehr dabei. Wie gut der alte Geistliche predigte! Man fühlte ganz deutlich, was für ein Kinderherz er sich bewahrt hatte. „Die Liebe ist langmütig", predigte er jetzt die schöne Stelle des Korintherbriefes; „sie erträgt alles, sie glaubet alles, sie hoffet alles, sie duldet alles..." ! Nun war alles so anders geworden. Gerlinde von Gersheim war nicht mehr das arme Mädchen aus dem ! Berliner Norden, sie war die Enkelin des reichen Grafen - Nyssen und konnte sich jeden Wunsch erfülle». Aber Ger- i linde schien das wenig zu berühren; mehr freute sie diese - Tatsache für ihre Schwester Gisela, die mit ihrem Scholz- j chen aus das großväterliche Schloß übergesiedelt war. Graf Nyssen liebte seine Enkelkinder mit derselben Liebe, mit der er seine einzige Tochter Klara geliebt halte, und Gerlinde und Gisela versuchten, seinen Lebensabend noch recht schön zu gestalten. Es war nun in alle Dinge Klarheit gekommen. Manche Zusammenhänge waren aufgedeckt. Auch die Worte ihrer Mutier auf dem Sterbebett wußte sich Gerlinde jetzt zu erklären. Großvater hatte ihr von jener Anzeige in den Berliner Tageszeitungen erzählt. Gewiß hatte die Mutter diese Anzeige gelesen, denn eine Zeitung hatte ja da gelegen; und sie hatte darüber jenen freudigen Schreck bekommen, der leider gleichzeitig ihr Tod gewesen war. Die irdischen Ueberreste der stillen Dulderin waren j nach Schloß Buchenrode überführt worden, wo man sie ; in der Ahnengruft beigesetzt hatte. Noch einmal war der < Schmerz der Hinterbliebenen furchtbar gewesen? Gras l Nysten war tagelang wie versteinert gewesen, dann aber < hatte ihn das eine allmählich getröstet, daß die Tochter ! ihm auf ihrem Sterbebett verziehen hatte und selig ge storben war in der Gewißheit, daß ihre Kinder nun die Liebe genießen würden, die ihr auf dieser Erd« nicht mehr hatte zuteil werden sollen. Scholzchen war glücklich in Gerlindes Nähe. Sie um sorgte sie wie eine Mutter und teilte all die kleinen Sorgen mit ihr, aber auch die vielen Freuden, die das neue Leben ! gebracht hatte und täglich brachte. Der alte Friedrich, der seinem Herrn so ergeben war, strahlte, wenn die junge Schlotzherrin an ihm vorüberging und ihm freundlich zunickte. „Ein Engelchen, wirtlich ein Engelchen — unsere gnädige Frau", sagte er dann immer wiedtr. Und seine Meinung war die Meinung auf dem ganzen Schloß. lSchlußstchB.)