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Monaten Gefängnis; ein Angeklagter wurde freigesprochen. Die letzte Verhandlung besagte sich mit Werner Hagen- Kerger aus Dresden, der wegen Untreue in Verbindung mit Unterschlagung angeklagt war. Das Gericht berücksichtigte die damalige wirtschaftliche Notlage des Hagenberger und verurteilte ihn deshalb nur zu zehn Monaten Gefängnis unter Anrechnung von einem Monat Untersuchungshaft. Hinrichtung eines Psarrermörders. Zn Bonn wurde der vom Schwurgericht in Bonn zwei mal zum Tode verurteilte Karl Przybilla hingerichtet. Przy billa hatte am 1. März 1935 den in Geislingen wohnenden Pfarrer i. R. Sebastian Friedrichs und dessen Schwester Maria Friedrichs in ihrem Hause ermordet und sich in den Besitz der Gelder und Wertsachen seiner Opfer gesetzt. Jüdischer Kuppler verurteilt. Am 21. Juli wurde der 78iährige Altwarenhändler Mar Blumenthal aus Kreuzburg (Oberschlesien) wegen Kuppelei festgenommen. Er hatte in seiner Wohnung fünf Mädchen, von denen vier minderjährig sind, an andere Männer ver kuppelt. Das Schöffengericht Kreuzburg verurteilte Blu menthal wegen Kuppelei zu zwei Jahren Gefängnis und drei wahren Ehrenrechtsoerlust. Ein Mer marschiert USA. wurden erobert. — Nicht nachgeben! Es sind in diesem Sommer achtzig Jahre her, daß ein Feind der Landwirtschaft zum erstenmal in seiner Bedroh lichkeit erkannt wurde: der Koloradokäfer, auch Kartoffel käfer genannt. Die Farmer im westlichen Amerika, in den Tälern der Rocky Mountains, stellten zuerst fest, daß eine Käferlarve das Kartoffelkraut abfraß und dadurch die Pflanze vernich tete. Die Farmen am Ufer des Colorado hatten am meisten darunter zu leiden, und nach diesem Staat nannte man den Käset, der au» der Larve sich entwickelte, „Koloradokäfer". Kries ia Ziailkleidung Jetzt werden die alten Soldaten und Kriegsteilnehmer ungläubig die Köpfe schütteln und fragen: „Ja, woran er kenne ich denn meinen Gegner?" Es ist das eigenartige bei diesem „Krieg", daß sich der Gegner kenntlich macht und unvorsichtigerweise auch verrät. Es wird hier tatsäch lich ein ganz eigenartiger „Krieg" geführt, und zwar mit te ni m Frieden. Kein Völkerbund wird diesen „Krieg" verhindern können und soll dies auch nicht tun, denn er ist viel zu wichtig, als daß er unterbunden werden müßte. Aber er wird wenigstens unblutig geführt und richtet sich nicht gegen harmlose Menschen, wenn auch nicht gerade gegen bösartige. Er findet versteckt im Wald statt und ist der Allgemeinheit mitunter gar nicht bekannt; es fallen weder Schüsse, noch gibt es Tote oder Verwundete. Am vergangenen Sonntag erhielt ich den Besuch einer befreundeten Familie, und weil das Wetter schön war, ver einbarten wir einen kleinen Erholungsspaziergang in den nahe gelegenen Wald. Der Wald ist doch die schönste Erho- lungsstäue. die uns wieder Kraft und Mut zur Arbeit gibt. Umso mehr waren wir enttäuscht, als vor uns eine Gruppe Spaziergänger dahmschlenLerte, die mit dicken Zigarren be waffnet war und es als schönstes Sonntagsvergnügen be trachtete, die erquickende Waldluft mit beißendem Rauch zu durchsetzen. Da wir etwa ebenso schnell gingen, so wären wir sicherlich stundenlang in dieser weniger angenehmen Rauchwolke spaziert, wenn nicht ein besonderes Ereignis eingetreten wäre. Wir befanden uns also mitten auf dem Kriegsschauplatz, denn hier spielte sich etwas ab, was ich mit größter Genugtuung beobachtete. Plötzlich traten zwei Fußgänger aus die vor uns wandernde Gruppe zu und hielten sie an. Es entspann sich ein kurzes Gespräch, das von einzelnen ziemlich erregt geführt wurde, dann aber trat eine Kampfpause ein. als diese beiden, die den Ueberfall aussührten ,aus der Brusttasche einen Ausweis zogen, mit dem sie sich als Waldstreisendienst auswiesen. Die sieges frohe und überhebliche Stimmung unserer vier Vorläufer war sehr rasch verschwunden, als man ihnen bedeutete, daß sie den „Krieg" verloren und als Kriegsentschädigung eine empfindliche Strafe zu zahlen hätten. Aber auch wir waren heilfroh, daß wir nun den Vorsprung eingeholt hatten und Zeuge sein konnten, wie die Zigarren ausgetreten werden mutzten, wodurch uns der Genuß der reinen Waldluft wieder ermöglicht wurde. Ich glaube, es wird noch manchem so gehen, der glaubt, oie wiederholten Hinweise in den Zeitungen und die son stige Aufklärung nicht beachten zu brauchen, und das ist auch richtig so. Der Wald ist zur Erholung geschaffen und deshalb muß jeder Besucher auch Rücksicht auf die anderen nehmen. Aber nicht nur der Luft wegen darf im Wald nicht geraucht werden: im Frühjahr und Sommer ist der Wald besonders brandgefährdet, und wenn wir die Zei tungen aufmerksam durchlesen, dann können wir immer wieder ausgedehnte Waldbrände feststellen, die wertvolles deutsches Volksgut und Nationalvermögen vernichten. In der heutigen Zeit dürften Wuldbrände einfach nicht mehr vorkommen, weil jeder in der Volksgemeinschaft lebende Deutsche die selbstverständliche Pflicht hat, sich dem entsprechend zu verhalten. Es soll damit nicht dem Raucher seine liebgewordene Zigarre, Zigarette oder Pfeife verbo ten werden, so philisterhaft wiro niemand sein, aber es gibt geeignetere Stätten, um sich diesen Genuß zu verschaffen. Es ist eine allzu bekannte Tatsache, daß brennende Streich hölzer stets achtlos weggeworfen werden, was auf dem trockenen Waldboden besonders verhängnisvolle Folgen haben muß. Ich habe noch keinen Menschen gesehen, der sich auch tatsächlich überzeugt hätte, ob das w^geworfene Streichholz noch glimmt, und ich hatte schon viel Gelegenheit, achtlos brennend weggeworfene Zigarren- und Zigaretten stummel auszutreten, wozu der gedankenlose Raucher und Spaziergänger keine Veranlassung fand. Es ist daher gerecht, wenn solche Frevler harte Strafen treffen, denn der, der rücksichtlos gegen andere handelt, hat evensalls keine Rück- sjch zu erwarten. Unser Gesprächstoff für diesen Sonntagnachmittag hatte durch dieses kleine „Kriegserlebnis" eine neue Richtung erhalten. Jeder mag aber auch seine Tageszeitung mit Muße lesen, weil gerade jetzt darin viel Wissenswertes über Waldbrände zu lesen ist. Die NSV, Abteilung Schaden- Verhütung, fuhrt auch diese Aufklärung mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zum Wohl des Volksganzen durch. WWWWWWWWWWWW ! Kavallerie durchquert die Oder I Fünf Stunden Zaungast bei einem modernen Manöver Schwedt an dei^ Oder, die alte Residenz der Markgra- ien von Schwedt, hohenzollernsche Seitenlinie. Frühe Ein fahrt im Morgengrauen in ein verschlafenes, kleines Städt chen, durch das an jenem Morgen die Kraftwagen aus Ber lin rasen, um sich nach Niederkränig durchzusragen, allwo die Reiter von Schwedt durch die Oder schwimmen sollen. Um 8 Uhr früh stehen wir Presseleute zusammen mit einem bunten Gewimmel von Filmleuten und ihren Ton filmwagen, von kaum zählbaren, schußbereiten Phtographen und den Generalstäblern am Ufer, und harren der Dinge, die da kommen sollen. Längst schon — das wissen wir alle hier — ist das Rei terregiment, das hier ein Verfolgungsgefecht mit einem Flußübergang üben soll, an den Strom heranaerückt. Der Oienstzettel einer jeden vchwadron sah am Vorabend so aus: „3.15 Wecken, 4.00 Stalldienst, 5.00 Rausführen. 5.15 Abrücken zur Regimentsschwimmübung, Feldanzug, 5. Rock, Munition: Karabiner 10 Schuß, MG. 100 Schuß!" Bald nach 8 Uhr tauchen die ersten Spähtrupps, früher nannte man sie Patrouillen, am Ufer vor uns aus. Und jetzt setzt die Präzisionsarbeit eines modernen Flußüber- gangs mit allen Vorsichtsmaßregeln gegen Flieger- und Ar tillerieangriff ein. Die ersten Patrouillen sind wie der Blitz ausgezogen, haben Zeug und Waffen wasserdicht verstaut, sich an die Mähne der Gäule geklammert und schwimmen aus uns zu. Die Oder ist hier bei Schwedt weiß Gott kein schwach rinnendes Bächlein. Die mächtige Strömung reißt die Gäule stromab, aber sie kommen prächtig vorwärts. Das Schnauben und Prusten der Rosse dringt durch die frische Morgenluft. Es ist ein herrlicher Tag, ein rechter Reitertag. Das Gras steht sett und taufeucht am Ufer. Da sind schon die ersten kurz vor uns am User aufge taucht. Kaum daß die Gäule den Boden spüren, hocken die nur mit Badehosen bekleideten Reiter oben, sprengen ans Ufer. Im Nu ist das Zeug am nassen Körper. „Ausbauen zur Fliegerabwehr!" hallt das Kommando des Feldwebels. Die Trupps verspritzen im Ufergebüsch, und wenige Minu ten später knattern ihre Maschinengewehre durch die stille Morgenluft. Und jetzt wird's drüben lebendig. Schwadron um Schwadron wird aus der Fliegerdeckung herangeführt. Im k Handumdrehen sind die großen Schlauchboote aufgepumpt, klettern die Reiter hinein. Ab die Sporen, der Stahlhelm: ! Gurt und Kragen aufgemacht, alles bereit gegen eine even- s tuelle Beschädigung des Bootes. Die Reiterei hat aus der s Katastrophe beim Weserübergang vor Jahren gelernt. Jede aur denkbare Sicherung wird getroffen . . . Was gehört heute nicht alles zu einem modernen Rei terregiment! Man sicht es mit Staunen: Leichte MG.'s sind zeute selbstverständlich. Aber nicht nur leichte, aUch schwere MG.'s, Minenwerser und Tantabwehrgeschütze tauchen am jenseitigen Ufer aus. Schwere Kraftwagen, der Troß eines modernen Reiterregimentes, werden sichtbar. Der dem Re- ziment zugeteilte.Pi^n'.crzug hat im Eiltemvo Mei Boote Wenige Jahre später schon stellte sich heraus, daß dieses In sekt sich nicht auf seine Heimat beschränkte, sondern anfing zu wandern. Da nun südlich des Colorado und nördlich kein gutes Fortkommen für ihn war, so zog er ostwärts und überschwemmte binnen wenigen Jahrzehnten die Vereinigten Staaten in solchem Maße, daß ganze Landschaften den Kar toffelanbau überhaupt einstellten — anscheinend das einzig durchgreifende Mittel zur Vernichtung dieses Ungeziefers. Da nun im Laufe eines Sommers sich drei bis vier Gene rationen dieser Landplage entwickeln, so ist die Ausbreitung derartiger Massen leicht verständlich. In Europa hörte man schaudernd von diesem Schädling, schrieb sensationelle Ar tikel über den Käfer, der stärker als die USA. sei, und freute sich wieder einmal, daß so etwas in der gesegneten Heimat nicht möglich sei. Da ließ der eidgenössische Gesandte am Wiener Hof und berühmte Naturforscher I. I. von Tschudi ein Zirkular bei den Staaten Europas herumgehen, in dem er sie nachdrück lich auf die Gefahr der Einschleppung von Koloradokäfern aufmerksam machte. Dieses Zirkular erschien im Jahre 1875, und schon bald darauf erließen verschiedene Staaten ein Ein fuhrverbot amerikanischer Kartoffeln. Aber es war bereits zu spät. Schon im Jahre 1877 beobachteten schlesische und rheinische Landwirte den gefürchteten Parasiten an ihren Kartoffelpslanzen. Sofort erließ die preußische Regierung Verordnungen, die zum Abwehrkamps zwangen. Es gelang auch, die Plage zu unterdrücken — aber zehn Jahre später war sie wieder da. So ging es in Preußen, und die übri gen europäischen Länder waren nicht viel besser dran. Ueber- all wurde der Krieg ausgenommen — überall siegte der Mensch — zeitweise. Die letzte bedrohlich ansteigende Ge fahr, die der Landwirtschaft vom Koloradokäfer droht, fing vor wenigen Jahren an, sich in Frankreich zu zeigen. Näher und nähey rückte der Parasit der deutschen Grenze. Ehe er doch da ist, beginnt der Abwehrkamps durch Auf klärung und Propaganda. Es wäre untragbar, wenn durch Leichtsinn eins unserer wichtigsten'Erzeugnisse solchem un geheuren Schäden ausgesetzt würde, wie ihn der Kolorado käfer anrichtet. Dresdner Brief Wieder daheim! Dresden, 30. Zull. Ob es nun eine weile Reife war, die den Dresdner im schönen Monat Juli aus dem steinernen Meer der Straßen in die freie Sommernakur führte oder nur «in kurzer Weg, das gilt gleich. Immer aber ist die Rückkehr in den Alltag mit teils schmerzlichen, teils freudigen Gefühlen verbunden. Wenn man jetzt als stiller Beobachter in den Hallen unseres Hauptbahn- Hofs auf und ab wandelt, gibt es viel Ernstes und Heiteres zu sehen; freudiges Wiedersehen und wehmütiges Erinnern, strahlen des Erzählen und trübsinniges Borbeischleicyen — je nach Tem perament und Umständen. Ader tüchtig braungebrannt sind sie fast alle, dte da nach Hause zurückkehren. Wie anders waren die Bilder zu Beginn der Ferienzeit! Da strebte olles hinaus aus der Großstadt, müde und blaß, begie rig auf Ruh«, Sonn«, und yepesi Erleben. Aber wie damals die zrsammengekoppelt, sie gesichert, und die schweren Kraft wagen werden an den nicht leicht zu nehmenden Ufer böschungen auf die provisorischen Pontons gefahren und kommen rasch über den breiten Strom. Welch ein Bild, als so gegen 10 Uhr alles mitten in» llebergang befindlich ist! Der 400 Meter breite Strom wim melt von Schlauchbooten, von schwimmenden Kraftwagen. Bäule bäumen sich zuweilen auf. Unterdrückte Rufe und zallende Kotnmandos. Hier und dort hat sich wohl ein Rci- :er nicht genügend sestgeklammert und schwimmt nun müh- om hinter seinem bedeutend behenderen Roß her, verfolgt son den gestrengen Augen des Feldwebels. Ein paar Bie iter sind im frischen Morgenwind und angesichts des kühlen Wassers trotz aller Hebung doch noch ein bißchen rabiat ge worden. Lustiges Bild, die nackten Männer in den Hellen Sichtern des Stromes, die Morgensonne darüber und jener unwägbare Duft, jene Spannung, die auch heute immer »och über dem Worte „Reiterleben" schwebt! Die militärische Erfahrung des Weltkrieges hat schla- zend bewiesen, wie notwendig auch heute im Zeitalter der Kraftwagen der Hafermotor noch ist bei sumpfigem User- zelände, wenn es gilt, bei einer Verfolgung rasch am Feind ;u bleiben, das schwierigste Gelände zu überwinden. Ein- Stromübergang ist selbst mit den modernen Hilfsmitteln keine Kleinigkeit. Und wie prächtig, entschlossen und präziie singen die frischen Jungens an ihre Uebung heran! Trom melten da nicht Maschinengewehre, daß oie Lerchen er- chreckt schwiegen? Man könnte glauben, es sei eine herr- iche, große Sportübung in Gottes freier Natur und nicht )ie furchtbare Präzisionsmaschine eines modernen Kriegs- nstrumentes. Welch eine Unsumme von Arbeit, von Initiative des einzelnen Mannes wird sichtbar in hundert kleinen Einzelheiten! Keine Nervosität, obwohl drüben am Iser Taufende von Zuschauern gespannt und mit Hallo se ien Vorgang beobachten und die scharfen Augen des la >om Generalkommando Stettin und des Brigadekomman- >eurs alles überschauen. Schwadron nm Schwadron ist über den Strom ge- chwommen. Der Gefechtslürm am anderen User wird im- ner hartnäckiger. Vier Stunden lang, — jede Schwadron braucht etwa 30 Minuten zum Uebergang — dauert das militärische Schauspiel. Gegen 12.30 Uhr hat sich das Regiment bereits wieder zusammengeschlosjen. Schwadron um Schwadron schwenkt aus die Straße nach Schwedt ein. Die Fenster öffnen sich vor den Klängen der Fanfaren und dem Schmetterst der Trompeten, dem Pferdetrappeln und dem Klirren der Waf fen. Wie könnte ein Mädchen hinter dem Ladentisch oder hinter dem Kochtopf bleiben, wenn das Reiterregiment frisch und dampfend vor Eifer und Anstrengung ins Städtchen s cinzieht? Und die Kavallerie hat ja von jeher im Rang- > streit der Waffen beim zarten Eejchkccht den Vorrang be- ! hauptet, meint sie. „Drei Lilien, drei Lilien...", klingt es auf. „Da kam ein stolzer Reiter" ... das Lied verhallt langsam in deir Ferne, während die Autos der Gäste brummend gen Beo ! lin anziehen. Angehörigen die Feriensahrer zum Bahnhof geleiteten und plau dernd und mit mehr oder weniger großem Abschiedsschmerz noch die letzten Minuten vor der Abfahrt des Zuges mit diesen ver brachten, so sammeln sie sich jetzt wiederum vor jedem einführen den Fernzug und blicken freudig erregt dem Ankömmling ent gegen. gier eilt ein junger Mann noch schnell zum Blumenstand und ersteht einen Strauß herrlicher Rosen. Aus dem Bahnsteig trisst er Bekannte, grüßt schnell, aber die Ungeduld sitzt ihn. sich.:::i.n Nacken. Da dampft der Münchner Zug in die Halle. Schonen fern sieht man ein weißes Tuch flattern. Der junge Mann läuft dem Zug ein Stück entgegen, als könne er so die Ankunft be- , chleunigen und schwenkt mit freudigem Rus seinen Hut. Ein i ungcs Mädchen steigt aus, glückselig umarmen sich die beiden j und eng aneinander geschmiegt verlassen sie den Bahnhof. Dort'sicht eine junge Frau, den Buben an der Hand, das Kleinste im schlichten Sihwagen. „Fein, daß Bali wicderkomml! Ob er uns etwas milgebracht Hal?" Die Frau seufzt: „Wenn er nur wieder gesund ist, Kind, das ist die Hauplsache!" Sehnsüchtig schaut auch ' sie dem Zug entgegen, aber sie bleibt außerhalb der Sperre stehen, wohl um das Geld zu sparen. Da beleben sich ihre Blicke, Röte steigt in die schmalen Wangen. „Robert!" klingt der Freudcnrus. Zu lange dauert es, bis die vielen Menschen durch Lie Sperre sind, über das trennende Gitter hinweg geben sie sich den Willkommenskuß. An ihnen vorüber geht ein Herr im eleganten Reiseanzug, den Kösser in der Hand. Niemand wartet auf ihn. Er bahnt sich seinen Weg durch das Gewühl und streift lm Borübcrgchen das glückliche Ehepaar mit seltsamen Blicken. Was er wohl denken mag? Der Berliner Zug bringt braungebrannte Menschen von der Wasserkante. Frische Seelust, Sonne, Badesrrudcn haben die Wangen gefärbt, die Muskeln gekräftigt. Das kleine Mädel trägt noch den bunten Bleckeimer, Lie Schaufel in der Hand. Sie kann sich von dem lieben Spielzeug nicht trennen. Noch oft wird eS an die herrlichen Sandburgen denken dort oben am blauen Ostseestrand. Dort erwartet eine Gruppe die Mutter, die nach langen Ar beitsjahren zum ersten Mal chn-e bedrängende Pflichten sich des Urlaus freuen durste. Eifrig plaudernd umringen sie die Kinder. „Siehst du, Mutti", sagt die Aelteste, „es ging ganz gut. Aber jetzt find wir doch froh, daß du wieder da bist!" Rührend ist es. wenn Las Dampfroß eine Schar Kinder aus einem Erholungsort zurückbringl. Da stehen Eltern, Großeltern, Geschwister und warten. 0 nein, man hat sich um den Zungen, vm Las Mädel nickt weiter gesorgt; die Kleinen sind ja in guter Huk. Und doch! Welches Glück deS Wiedersehens! „Bist du gesund? Wie braun du geworden bist!" „Mutti, ich habe sechs Pfund zugenommen! Ach, es war wunderschön!" Sie schreiten durch die Sperre, und es glänzen die Kinderaugen und plappern di« Mündchen von all dem Neuen und Schönen. Wieder daheim! Und war di« Reise, der Ferienaufenthalt noch so herrlich, — wieder zu Hause — welch wunderbarer Begriff! Die alten Straßen, -le wohlbekannten Läden, die vertrauten alten Plätze! Und das fst auch ein Wert des Reisens, daß wir unser Zuhause jetzt mit anderen Blicken betrachten, nicht mehr überdrüssig, well zu bekannt, sondern mit den geschärften Sinnen dessen, der in der Fremde war. R. B. Mericis öis letztes Oßlorockonk - ciskln erst ins Zett /