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Nr. 173 Vonnabend, am 27. Juli 183S 101. Jahrgang Heimat (Nachstehend veröffentlichen wir das Gedicht, dasFrl. Martha Thurm, Krefeld a. Nh., versaht hat und beim Schühenfrühstück am Sonntag vorlas, das soviel Heimatliebe atmet, weswegen wir von vielen Seiten um Veröffentlichung gebeten wurden.) Die Heimat ruft! And läg' der Tag auch noch so weit zurück, Da du ins Licht getan den ersten Blick, Da du die Welt zum ersten Mal geschaut, Da du getan den ersten Menschenlaut, Da du geatmet ersten Blütenduft Es ist doch deine Heimat, die dich ruft! And wohntest du auch noch so fern von ihr, And lüg' ein Weltraum zwischen dir und ihr, Verfloß dein Leben unter andrem Stern, And galt dein Streben einem andern Herrn Wenn dich die Heimat ruft, kennst du kein Ruhn, Stehst plötzlich wieder in den Kinderschuh», Siehst plötzlich wieder deine alte Stadt, Die einst dich als ihr Kind empfangen hak. Du wandelst wieder durch die Heimatflur, And findst von deiner Kindheit eine Spur. Mas dir im Leben steht an Leid, an Glück, Sinkt still in die Vergangenheit zurück. Du bist auf einmal nur ein glücklich Kind Wie einst, drum eile, eil' geschwind — Die Heimat ruft! Nun bist du da, dein Sehnen ist gestillt, Dein erster Gruß der alten Heimat gilt. Du schaust in ihre Straßen nun hinein, Am alte Dächer spielt der Sonnenschein, Noch reckt die Kirche sich wie einst empor, Das alte Rathaus und das Obeikor, Das Reichelhaus am Markt, der Freundschaft Hort ,Ich grüß' den ganzen, lieben Heimatort, Ich grüß die Aue, grüß' den alten Teich Ach, meine Seele wird mir warm und weich, Zu stiller Stätte zieht es mich hinaus Da, wo die Schläfer ruhn vom Leben aus. Auf vielen Steinen Namen wohlbekannt, Weil oft und ost die Eltern sie genannt. Doch mancher Schläfer auch, den selbst ich sah — Wie sind sie fern und heute doch so nah', Eie ruhen unvergessen unkerm Stein, And Vogelsang lallt sie zum Schlummer ein! — Doch du und ich, wir stehen noch im Licht And heut' am Fest grüßt uns wie ein Gedicht Das gcldne Leben, Freunde kostets aus And laßt einmal die Sorgen ganz zu Haus, Ob ihr im Frack, ob ihr im Arbeilsrock, Greift schnell zum Ränzel und zum Wanderstock, Vergeht einmal, was ihr da draußen schuft: Vie Heimat ruft! Kurze Nottzen Eine Abordnung italienischer Offiziere stattete in Be gleitung von Hauptmann Heggemeier und Segelflugkapi tän Graf Menburg vom Deutschen Luftsportverband der Reichssegelflugschule Laucha einen Besuch ab, um sich über die fliegerische Ausbildung der deutschen Jugend zu infor mieren. Der japanische Innenminister hat in den Staatshaus- halt 400000 Den zur Bekämpfung der Kommunisten ein gestellt, da, wie sestgestellt wurde, noch gegen 53 000 heimliche H^er besonders unter der bäuerlichen Bevölkerung tätig König Christian hat den dänischen Reichstag für den 31. Juli zu einer außerordentlichen Sommertagung einberufen. Zur Be ratung steht eine Getreideordnung, die hie Einführung einer Ab gabe sür elnaeführtes Getreide vorsieht. Die Einnahmen aus die ser Abgabe sollen den dänischen Landwirten zugute kommen. Da» Präsidium der französischen Kammer hat jetzt, dem Bei spiel des Senats folgend, eine Kürzung der Abgeordnetenbezüge um U> v. H angeordnet. „ Me Ipanlscke Regierung hat die Verlängerung des Kriegszu- »tandes in der Provinz Barcelona um einen weiteren Monat be- schlollen. Die lonsesssoaegen S«geM«bSade Einheitliche Regelung der Betätigung. In Ausführung und in Ergänzung des am 20. 7. vom Reichs- und preußischen Minister des Innern an die Lan desregierungen gerichteten Ersuchens, allgemein ein unifor miertes Auftreten der konfessionellen Verbände in der Oef- fentlichkeit zu unterbinden, hat Reichsführer SS. Himmler, der stellvertretende Ches und Inspekteur der Preußischen Ge heimen Staatspolizei und Politische Polizeikommandeur her übrigen Länder, unter dem 23. 7. eine Anordnung erlassen, di» die Betätigung der konfessionellen Iugendverbände ent sprechend den staatspolitischen Notwendigkeiten allgemein äuf dgs rein kirchlich-religiöse Gebiet beschränkt. Die Anordnung hat folgenden Wortlaut' Prag droht Warschau Zuspitzung des polnisch-tschechischen Streites Prag, 27. Juli. Aus Anlaß der 15. Wiederkehr des Tages der Teilung des Teschener Gebietes am 28. dieses Monats spitzt sich der polnisch-tschechische Streit um das Teschener Gebiet erneut zu. Ein Manisestationsausschub in Polnisch-Teschen hatte einen Aufruf zu einer Protestkundgebung gegen die Ent scheidung vor 15 Jahren erlassen. Eine van tschechischer Seite geplante Gegenkundgcbung in Tschechisch-Teschen wurde von den tschechoslowakischen Behörden verboten. Nun mehr sind nach den letzten Meldungen der tschechischen Presse in Tschechisch-Teschen Flugblätter in polnischer Sprache verbreitet worden, die auf die geplante große Pro testkundgebung in Polnisch-Teschen am 27. und 28. Juli Hinweisen. In diesen Flugblättern soll davon die Rede sein, daß Tschechisch-Teschen vor 15 Jahren den Polen ge raubt worden sei und daß dieses uralte polnische Land wie der unter polnische Verwaltung kommen müsse. Zu diesen 8 1 Allen konfessionellen Iugendverbänden, auch den für den Einzelfall gebildeten, ist jede Betätigung, die nicht rein kirchlich-religiöser Art ist, insbesondere eine solche politischer, sportlicher und volkssporklicher Art untersagt. 82 Für die konfessionellen Jugendverbände und ihre männlichen und weiblichen Angehörigen, einschließlich der sogenannten Pfarrjugend, gelten folgende Bestimmungen: Es ist verboten: 1. Das Tragen von Uniformen (Bundestracht, Kluft usw.), unisormähnlicher Kleidung und Uniformstücken, dis auf die Zugehörigkeit zu einem konfessionellen Jugend verband schließen lassen. Hierunter fällt auch das Tragen von Uniformen oder zur Uniform gehöriger Teilstücke unter Verdeckung durch Zivilkleidungsstücke (z. V. Mäntel) sowie jede sonstige einheitliche Kleidung, die als Ersatz für die bis herige Uniform anzusehen ist. 2. Das Tragen von Abzeichen, welche die Zu gehörigkeit zu einem konfessionellen Jugendverband kenntlich machen (PX-, DJK-Abzeichen pp.). 3. Das geschlossene Aufmarschieren, Wan dern und Zelten in der Oeffentlichkeit, ferner die Unterhal tung eigener Musik- und Spielmannszüge. . 4. Das öffentliche Mitführenoder Zeigen von Barone rn, Fahnen und Wimpeln, ausgenommen bei Teilnahme an althergebrachten Prozessionen, Wallfahrten, Primiz- und anderen Kirchenfeiern sowie Begräbnissen. 5. Jegliche Ausübung und Anleitung zu Sport und Wehrsport aller Art. 8 3 Wer dieser Verordnung zuwiderhandelt oder wer zu einer solchen Zuwiderhandlung auffordert oder anreizt, wird gemäß 88 33, 55, 56 des Polizeiverwaltungsgesetzes mit Zwangsgeld oder Zwangshaft bestraft. Unerlaubt ge tragene Uniformstücke oder Abzeichen, unerlaubt mitgeführte Banner, Fahnen oder Wimpel sind einzuziehen. Polnische Antwortnote Rechlsstandpunkl der Danziger Regierung unverändert. Danzig, 27. Juli. Dem Danziger Senat wurde von dem diplomatischen Vertreter der Republik Polen eine Note folgenden In halts übersandt: „In Erwiderung auf die Note des Senats, vom 23. 7. ds Js stellt die polnische Regierung fest, daß die Nicht ausführung der Verordnung des Finanzministers durch die Danziger Zollämter den Rechtszustand auf dem Gebiet des Zolles, wie er sich aus den verpflichtenden polnisch-Danziger Abkommen ergibt, verletzt und daß die Anordnung des Senats auf diesem Gebiet seine Rechte überschreitet. Die Bitte des Senats um Zurückziehung der Verordnung des Finanzministers vom 18. Juli d. I. muß angesichts dessen von der polnischen Regierung unter diesen Umständen als gegenstandslos betrachtet werden. Ich beehre mich mitzu teilen, daß die polnische Regierung erwartet, daß sich die Zolldirektion in Danzig der obenerwähnten Verordnung des Finanzmsnisters unverzüglich anpaßt, ferner, daß der Senat über die von ihm erlassene Anordnung Aufklärung gibt." Von zuständiger Danziger Seite wird dazu mitgeteilt: „Die Danziger Regierung ist selbstverständlich nicht in der Lage, den Wunsch der polnischen Regierung zu erfül len und die Verordnung vom 18. Juli d. I. durchzuführen. Der Rechlsstandpunkl des Senats ist schon in der Stellung nahme vom 23. d. w. klar zum Ausdruck gekommen. Auch auf die schweren wirtschaftlichen Folgen für Danzig bei Durchführung der Verordnung ist dort bereits hingewiesen, Danzig kann nicht sein eigenes Todesurteil selbst unter schreiben." Freitag mittag um 12 Uhr stattete der diplomatische Vertreter der Republik Polen in Danzig, Minister Dr. PapLe, Wem Danziger Senatspräsidenten Greiser einen Be such ab. Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß sich da» Gespräch auf die durch die polnische Zolloerord- nung geschaffene Lage bezog. Meivungen (chretben Vie vem Prager Außenministerium" nahestehenden „Lidove Noviny" in scharfer Form, daß die! tschechische Geduld gegenüber den polnischen Herausforde rungen ihre Grenze habe und daß die Regierung damit rech nen müsse, daß die Oeffentlichkeit nicht mehr lange begrei fen werde, warum nicht gegen die polnische Frechheit mit" Entschiedenheit eingeschritten werde. Polen sei nicht in einer derartigen Lage, daß es sich' alles erlauben dürfe. „Heule sind wir", fährt das Blatt fort, „in einer genügend starken Stellung — der Pakt mit Rußland trägt hierzu wirksam bei — daß wir zeigen kön nen, daß es nicht ratsam ist, uns zu reizen. Wenn Polen mit uns Streit haben will, wir sind vorbereitet. Teschen ist unser und bleibt unser. Wer nach ihm greift, wird zer schmettert, und es wäre nicht einmal nötig, hierbei die Hilse der verbündeten Mächte anzurufen." Holland in der Krise Rücktritt der Regierung Lolijn. Haag, 27. Juli. Amtlich wird mitgeteilt, daß das Kabinett Lolijn der Königin seinen Rücktritt übermittelt hat. Die Königin hat das Rücktrittsgesuch entgegengenommen. Sie hat aber zugleich die Regierung ersucht, nicht nur die laufenden Regierungsgeschäfte weiterzusühren, sondern alle Maßnahmen zu treffen, die im Hinblick auf die kriti schen Zeitumstände im Interesse des Landes liegen. Das derzeitige Kabinett wird daher von allen Befugnissen, die auch einer im Nücktrittszustand befindlichen Regierung ver fassungsmäßig zusteh?n, den weitestgehenden Gebrauch ma chen, um bis zur endgültigen Lösung der Regierungskrise die niederländische Währung zu schützen. Die Königin hat inzwischen den Vorsitzenden der katho lischen Fraktion der 2. Kammer, Professor Aalberse, mit der Bildung eines Kabinetts aus möglichst breiter parlamenta rischer Grundlage betraut. Sie hat gleichzeitig die Not wendigkeit betont, daß die Regierungsneubildung so schnell wie möglich durchgesührt werden müsse, weshalb sie inner halb weniger Tage die endgültige Stellungnahme des katho lischen Arakiionsvorsihenden erwarte. Die Königin hat hiermit dem stets geübten parlamen tarischen Gebrauch entsprochen, daß derjenige Politiker, der in erster Linie für den Sturz der bisherigen Regierung verantwortlich ist, auch die Verantwortung für die Negie- rungsneubildung zu übernehmen hat. In politischen Krei sen trägt man jedoch bereits jetzt der Wahrscheinlichkeit Rechnung, daß es Professor Aalberse nicht gelingen wird, den ihm übertragenen Auftrag zu erfüllen. Sollte er sich genötigt sehen, den Auftrag zurückzugeben, so betrachtet man die Bildung eines außerparlamentarischen Kabinetts von Fachministern als die nächstliegende Möglichkeit zur Lösung der Regierungskrise. Die Niederländische Bank hat den Diskontsatz abermals beträchtlich erhöht, und zwar von 5 auf 6 Prozent. Hiermit ist die holländische Bankrate, die erst am 18. Juli von 3!4 auf 3 Prozent ermäßigt wurde, innerhalb von zwei Tagen verdoppelt worden. * Erganzungswahlen in Holland Die Nationalsozialisten erringen zwei kammersihe In sechs Provinzen des Landes (Nordbrabant, Zeeland» Utrecht, Limburg, Friesland und Nordholland) fanden die fälligen Ergänzungswahlen zur ersten Kammer statt. Die Hälfte der 50 Sitze dieser Körperschaft war neu verteilt. Die 25 neuen Kammersitze verteilen sich wie folgt: 11 Ka tholiken, 5 Sozialdemokraten, 3 Christlich-Historische, 2 Anti revolutionäre, 2 Nationalsozialisten (NS-Bewegung) sowie je 1 Liberaler und Demokrat. Bemerkenswert ist an diesem Wahlergebnis, daß die Nationalsozialisten, die sich bekanntlich bei den Provinzial ratswahlen zum erstenmal an einem Wahlgang beteiligten und dabei sofort einen großen Erfolg verbuchen konnten, nun ihren Einzug in däs Parlament halten. Die beiden von ihnen eingenommenen Sitze sind auf Kosten der Libe ralen und der Demokraten errungen worden. Kriegsdrohung -er Komylune „Der Generalstab der Wellrevolulion" am Werk. Moskau. 27. Juli. Der Siebente Weltkongreß der Kommunistischen Inter nationale trat unter Teilnahme von Vertretern der kom munistischen Parteien aus 65 Ländern im Gewerkschafts- Haus zusammen. Anwesend waren die Führer aller Sek tionen der Kommunistischen Internationale, so Cachin für Frankreich, Senski für Polen, Bercoli für Italien, der aus dem Reichstagsbrandstifterprozeß bekannte Dimitrofs für Bulgarien, der deutsche Kommunist Pieck und andere mehr. Pieck wurde die Aufgabe zuteil, den Kongreß für eröffnet zu erklären. Nach seiner Ansprache wurde ein 42gliedriger Vorstand gewählt, dem Pieck und Thälmann angehören. Im Anschluß wählte der Kongreß auf Vorschlag eines spa nischen Kommunisten Thalmann zum Ehrenvorsitzenden. Das Tagungsprogramm sieht u. a. vor Zeinen Rechen schaftsbericht des Vollzugsausschusses der Komintern sowie