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Veitag« Mr „HveGerch-Leitmr-" Nr. 184 Freitag, am 5 Juli 1935 101. Jahrgang . 1^' - - ! - . . . .! Dev Landdienst ruft Aufruf der Reichsjugendsührung Berhmdlmgt« mit den KaLsdmner» Vermögensauseinandersetzung — aber noch keine Rückkehr? Wie bekannt wird, haben sich der österreichische Staats sekretär für Justiz, karwlnsky, und der Legttimistenführer Baron Wiesner nach Steenockerzeel begeben. Reber den Zweck der Reise erfährt man, daß die Verhandlungen, die seit über einem Jahr in der Habsburger-Frage in Wien zwischen den Vertretern des Hauses Habsburg und der österreichischen Regierung geführt wurden, in Sleenockerzeel mit Otto von Habsburg beendet werden sollen, wie es heiß«, will Oesterreich den Habsburger» das gesamte im 3ahre 1918 beschlagnahmte Vermögen bis aus Schönbrunn, die Hofburg und den Teil de« Vermögens, der dem Jnva- lidensonds zugewlesen wurde, zurückerstallen. Gleichzeitig habe karwlnsky die Ausgabe, mitzuteilen, dah eine Rück kehr der Habsburger nach Oesterreich derzeit unmöglich und unerwünscht sei. Kurze Nottzen , Der Führer und Reichskanzler anläßlich des Unab- Glückwünsche übermittelt. 'E '7 mnrden hinter den Fronten der beiden KÄ mW r-upp«i°mE^ -E«. M- D-m°. bilmachung hat bereits begonnen. Wie oolnilche Blätter melden, wurden aus Litauen acht poi- niläie Staatsangehörige ausgewiesen, die dort seit längerer Zei! äniäliia waren und sich in den kulturellen Verbänden der dorti- gen polnischen Minderheit betätigten. Im Staate Mexiko sind die Lehrer wegen Ausbleibens der Gehaltszahlung in den Streit getreten. Die Schüler haben sich der Streikbewegung angeschlossen. In Acapulco sind die vier ersten in Spanien gebauten Küsten- wachtschifse für Mexiko eingetroffen. Ein »rohes Kulturmerl Das Werk des Arbeitsdienstes. -uor den Toren der alten Markgrafenstadt Durlach er folgte vor einem halben Jahre durch den Reichsstatthalter Robert Wagner der erste Spatenstich zu dem großen Werk der Pfinz-Saalbach-Korrektion. Das große Kulturwerk hat bereits außerordentliche Fortschritte gemacht. In dem Ge biet zwischen Karlsruhe und Speyer arbeiten über 2000 Männer des Arbeitsdienstes. In einem Gebiet von 15 000 Hektar werden die wasserwirtschaftlichen Verhältnisse voll ständig umgestellt, wobei rund 5000 Hektar Neuland geschaf fen werden. Dafür sind 2 Millionen Kübikmeter.Erdaushub zu leisten, 140 Kanal» und Bachkorrektionen auszuführen, 5 Kilometer neue Rheindämme zu bauen, 5 Eisenbahn brücken, 13 Reichs» und Landstraßenbrücken, zahlreiche Feld- und Waldwegebrücken, 20 größere Wehre und Schleusen zu erstellen. Die Kunstbauten erfordern 120 000 Notstands arbeitertagewerke. Fast 800 freie Arbeiter finden monate lang Arbeit. Die gesamten Arbeiten werden voraussichtlich im Herbst 1937 beendet sein. An dem Gesamtunternehmen sind 33 Gemeinden beteiligt. Wit dem neu zu schossenden Kulturland können auf der Grundlage der heutigen kleinbäuerlichen Wirtschaften etwa 3000 neue Betriebe entstehen, die etwa 13 000 Menschen zu sätzlich ernähren können. Ergebnis -er Woche NaHbarWe FreunlMall.. Eine gewisse Weltöffentlichkeit hat aus dem Besuch des polnischen Außenministers, des Oberst Beck, in Berlin eine außenpolitische Sensation zu machen sich bemüht. Es ist das jene Weltöffentlichkeit, die ihre Aufgabe allein darin er blickt, die Völker gegeneinanderzuhetzen, nicht aber die Völker zu versöhnen. Es ist dieselbe Weltöffentlichkeit die seit Versailles nichts anderes getan hat, als Deutschland zu verleumden und die rücksichtslose Anwendung des Versailler Diktats gegen Deutschland zu verlangen. Zum Glück Ist es die Oeffentlichfeit". die das geringste Fingerspitzengefühl hat und keinen Kontakt mjt der Meinung und dem Wollen der Völker. Um so mehr haben wir es in Deutschland be grüßt daß in Auswirkung des vom Führer Adolf Hitler gewollten und erreichten deutsch-polnischen Freundschafts- abkommens der Träger der Verständigungspolitik gegenüber Deutschland, eben der polnische Außenminister Beck, nach Berlin gekommen ist, um in unmittelbarer Aussprache mit Adolf Hitler das deutsch-polnische Abkommen innerlich zu vertiefen. Oberst Beck war der vertrauteste Berater und Mitarbeiter des Marschalls Pilsudski, dessen Initiative der polnische Kurswechsel gegenüber Deutschland zu verdanken ist. Und in dieser Politik der Verneinung einseitiger Bin- düngen Ist Oberst Beck der überzeugteste und fanatischste Verfechter der Pilsudskischen Idee. Er steht auch heute auf dem Standpunkt, das freundnachbarliche Verhältnis zu Deutschland weiter auszubauen sowohl im Interesse der beiden Länder wie auch im Interesse des europäischen Frie dens. Eine Abenteuer- und Katastrophenpolitik lehnt der polnische Außenminister ab. Man würde den politischen Weitblick des polnischen Außenministers verkennen, wenn man annehmen wollte, sein Ziel sei ein einseitiges deutsch polnisches Bündnis, das bisherige Bindungen ablösen sollte. Oberst Beck will zweifellos die polnisch-französischen Be ziehungen nicht lösen, er will sie aber von jenen Bindungen befreien, die aus politischen, aus militärischen und auch aus wirtschaftlichen Gründen nicht 'M polnischen Interesse lie gen, auch nicht im europäischen. Die Erklärung, die er den Vertretern der Presse in Berlin nach leinen Besprechungen mit den verantwortlichen Leitern der deutschen Politik ab gab, sind eindeutig genug, um auch außerhalb Berlins rich tig verstanden zu werden. Deshalb ist die in einem Teil der französischen Presse wegen des Besuches Becks in Berlin zum Ausdruck kommende Nervosität nur dann verständlich, wenn man Friedenspolitik nur in Anführungsstrichen zu schreiben und zu — denken vermag. Es verrät sich aus dieser Nervosität eben jener Geist, der in Versailles sein Unheil trieb und leider bis heute noch immer die außen politische Atmosphäre beeinflußt. Erst eine spätere Geschichte wird feststellen, daß die von Adolf Hitler eingeleitete, von Pilsudski ausgegriffene und von Oberst Beck weitergeführte Politik der Verständigung und des Ausgleichs den Völkern Europas den Frieden garantierte. Am Kreuzweg Frankreich durchlebt zur Zeit eine» innen- und außen politische Krise. Nach dem bedenklichen Fiasko, das das parlamentarische Regime um Pfingsten herum erlitt, spricht man teils von einer bevorstehenden „nationalen Revolu tion", teils von einer zu erwartenden Machtübernahme durch die Linke. Wenn man den Ankündigungen der verschiede- nen Parteilager glauben soll, müßte die innerpolitische Spannung um die Tage des französischen Nationalfeiertags herum zu einer Explosion führen. In manchen Dingen er innern die französischen Verhältnisse heute an jene Verhält nisse, wie wir sie in den letzten Jahren vor der Machtergrei fung des Nationalsozialismus bei uns in Deutschland er lebten: Den Immer größeren Machtansprüchen der vereinig» ten Linken setzt sich stärker und stärker jener nationale Wille entgegen, wie er in dem Frontkämpfertum vorhanden ist. Zwischen diesen beiden feindlichen Lagern steht die Regie» rung, die durch zum Teil recht gewagte Maßnahmen dem Zusammenprall auszuweichen versucht. Unter diesen inner- politischen Spannungen leidet zweifellos die außenpolitische Sicherheit und Aktiv ta Zwar licht die französische Preße muten, daß Frankreich von einer außenpolitischen Linie mit der betonten Front gen Osten nicht abgehen wird Die Auslassungen des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschußes der franzosiühen Kammer In der radikalsozialistischem Zei- tung -RepEiaue für eine>anzösische Fühlungnahme mit Deutschland wie auch die Erklärung des Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses des Senats, Berenger b" Es an. daßin Frankreich politische Ueberlegungen sich allmLhlich-Geltung verschaffen, um aus dem allen," ausge SWliwlenr AnbeiipMil uiMrändert Die neue Regierung vor dem Parlament. Die neue Regierung Stojadinowitsch stellte sich mit einer Erklärung der Skupschtina und sodann dem Senat vor. Die Regierung erklärt, daß die Außenpolitik durch die Friedens» sowie durch die Bündnis» und Freundschafts verträge festgelegt sei. Sie werde durch die Kleine Entente und den Balkanbund und durch, die enge Freundschaft mit Frankreich bestimmt. Die Grundlagen dieser Außenpolitik leien so stark und entsprächen so sehr den Interess,n Süd- slawiens, daß sie als u n abä n d e rl i ch undrichtung gebend betrachtet werden müßten. Die Regierung werde sich in der treuen Verfolgung dieser Politik bemühen, di« bestehenden Freundschaften zu erholten und zu vertiefen. Das Soziale Amt der Reichsjugendsührung erläßt unter der Ueberschrift „Der Landdienst ruft dich, deutsche Jugend" folgenden Aufruf: „Wir rufen dich, deutsche Jugend! Hilf mit am Aufbau eines unabhängigen Deutschland. Einen jeden von euch Jungen brauchen wir. Die Erzeugungs schlacht muß geschlagen werden. Dazu brauchen wir aber euren Willen, euren Fleiß, eure Kraft. Vom Juli bis Dezember könnt ihr helfen. Diese Zeit wird, trotzdem ihr fern der Heimat seid, die schönste eures Lebens sein! Niemals darf wieder ein Ausländer den deut schen B.oden bearbeiten. Euer Einsatz erfolgt auf Gütern in Gruppengemeinschaften von 10 bis 30 Mann. Das Leben in diesen Gruppen ist soldatisch. Einfachheit, Sauberkeit, frohe Zufriedenheit sollen euch leiten. Euer Körper wird durch die Landarbeit gestählt. Durch die Pflege des bäuer lichen Brauchtums gewinnt ihr Einblick in das schöne Dorf leben. Durch euch soll die Brücke geschlagen werden zwischen Stadt und Land. Die Landteilc/in denen euer Einsatz er- Austausch der Flottenbauoragramme Englische Fühlungnahme. — Französische Einwände. In Verfolg des Besuches Edens in Paris fleht die bri tische Regierung nach einer „Times"-Meldung jetzt mit der französischen und der deutschen Regierung wegen des deutsch englischen Floltenabkommens in Verbindung. Dir Bespre chungen werden auf dem üblichen Wege geführt und be ziehen sich hauptsächlich auf den vorgeschlagenen Austausch von Flottenbauprogrammen zwischen den drei Ländern. Von gütunterrichteter französischer Stelle wird dazu bemerkt, daß die britische Regierung vor einigen Tagen der französischen Regierung die Anregung unterbreitet habe, England, Deutschland und Frankreich möchten einander ihr Flottenproaramm mitteilen. Der Austausch der Angaben solle durch oie Vermittlung Londons erfolgen. Obwohl von den französischen Amtsstellen jegliche Angabe über den die ser Anregung folgenden Meinungsaustausch verweigert werde, scheine der englische Vorschlag in erster Linie jedoch einen grundsätzlichen Einwand hervqrgerufen zu haben. würde der Vorschlag angenommen — so wird bemerkt — gebe er schließlich damit dem deutsch-englischen Alotten- abkommen die juristische Bestätigung, der die französische Regierung aus den bekannten Gründen bisher sorgfältig ausgewichen sei. Im übrigen sei man der Ansicht, daß die Einzelheiten der deutschen Absichten, die der britischen Regierung be kannt sein müßten, normalerweise von der britischen Regie rung hätten mitgeteilt werden müssen, und zwar aus Grund der auch von England unterschriebenen Abkommen von Lon-, don und von Stresa. Diese Abkommen habe die britische Regierung als noch in Kraft befindlich bezeichnet. > Vom praktischen Gesichtspunkt aus könnten die künfti gen französischen Neubauten erst festgelegt werden, wenn! das deutsche Programm bekannt sei. Auch müßte den Ver pflichtungen Rechnung getragen werden, denen Frankreich durch das Washingtoner Flottenabtommen unterliege, selbst ' wenn dieses hinfällig geworden sei. Auf Grund dieses Ab-! kommens aber sei das französische Flottenbauprogramm bis! 1937 bereits festgeleat. Wie dem aber auch sei, Besprechun gen zwischen den beiden Regierungen seien im Gange und! man hoffe in Paris, zu einem Abkommen zu gelangen. zayrenen Aeriamer iselels yerauszukommen. Das franzo- sische Volk ist allmählich hellhörig geworden. Es sieht mit Staunen die Kolonnen der Feuerkreuzler, deren geistiger und tatsächlicher Führer La Roque dem absterbenden Re gime des Parteienparlamentarismus warnend zurief: „Die Stunde der nationalen Revolution wird bald schlagen!" Und jene Feuerkreuzler stellen die stärkste Organisation der französischen Kriegsteilnehmer dar. die soeben erst auf dem Kongreß des Verbandes der ehemaligen Kriegsteilnehmer der alliierten Länder den deutschen Frontkämpfern in kame radschaftlicher Zusammenarbeit zum ersten Male die Hand schüttelten. Abessinien - ein Problem? Alle äußeren Umstände deuten darauf hin, daß der italienisch-abessinische Konflikt nur durch die Sprache der Waffen seine Erledigung finden wird. Von den verschiede nen Seiten ist versucht worden zu vermitteln. Mussolini hat jede Einmischung abaelehnt und keinen Zweifel daran gelassen, daß er die Waffen sprechen lassen will. Um Ita liens militärische Stärke allen Zweiflern und Kritikern vor Augen zu führen, hat er in demonstrativer Absicht umfas sende Manöver in den Grenzbezirken des Brenner ange- ordnet, an welchen 500 000 Mann beteiligt sein sollen. Ita liens Verhalten Hal in verschiedenen europäischen Kabinet ten Anlaß zu Erörterungen gegeben, deren Ergebnis bisher noch nicht bekanntgeworden ist. Nur eines scheint ziemlich sicher zu sein, daß man in Paris Italien in Abessinien freie Hand lgssen wird, während man in London sich auf den Boden des Völkerbundes stellt und offenbar gewillt ist, deu Genfer Apparat gegebenenfalls in Bewegung zu setzen. Für die Beurteilung der gesämtpolitischen Lage in Europa geben diese Vorgänge jedenfalls interessante Schlaglichter ab. Deutschland ist an dieser Entwicklung nur mittelbar inter essiert. da es von «seiner Politik der Befriedung Europas nicht cbgehen wird. folgt, sind Nord-, Ost- und Mitteldeutschland. Die Unter kunft ist ein schlichtes, nettes Heim. Die Verpslegung ist krästia und reichlich. Die Entlöhnuna ist volltariflich nach dem Landarbeitertarif. Der monatliche Verdienst ist 20 bis 40 RM. Er richtet sich nach Alter und Leistung. Anmelden kann sich jeder deutsche Junge zwischen 181 und 25 Jahren. Für jeden Jungen, der bewiesen hat, daß! er ein ganzer Kerl ist, besteht die Möglichkeit; im Winter! eine Landdienstführerschule oder eine landwirtschaftliche Schule zu besuchen, um Im nächsten Jahr als Unterführer, oder als Führer eingesetzt zu werden. Weiter könnt ihr, Bauernschulen besuchen oder im Winter mit einer Spielschari durch das Land ziehen, um das bäuerliche Brauchtum zuj fördern. Nach 6 Monaten bekommt ihr den Landhelferbrief. Anmeldungen sind zu richten an den Deutschen Landdienst! I der HI., Reichsjugendsührung, Soziales Amt, Agrarpoliti-j sches Referat, Berlin NW 40, Kronprinzenufer 10. Der Gesetzentwurf über die Aufhebung der Habsburger- Gesetze ist bereits dem versammelten Staatsrat unterbreitet! worden. Jetzt wird sich der Bundeskulturrat mit dem Ge setzentwurf befassen, so daß das Gesetz bereits am Dienstag! nächster Woche Im Bundestag endgültig angenommen wer-! den dürfte. Die Aufhebung der Habsburger-Gesetze bildet das Ta-^ gesgespräch Wiens. Das „Prager Tagblatt" und di^ „Bohemia" wurden wegen ihrer Stellungnahmen zum Habsburger-Gesetz in Wien beschlagnahmt. Ueber die Ver-! Handlungen in Steenockerzeel durfte die österreichische Presse! mit Ausnahme des „Neuen Wiener Tagblatts" nichts ver-! öffentlichen. Leopold Wölfling) Der vormalige Erzherzog Leopold von Oesterreich, Erb- großherzog von Toskana, der 1902 seinen Austritt aus dem österreichischen Kaiserhaus« vollzog und seitdem unter dem Namen Leopold Wölfling lebte, ist im Alter von 66 Jahren in seiner Berliner Wohnung gestorben. Leopold Wölfling war in dritter Ehe mit einer Berlinerin verheiratet und lebte in den letzten Jahren in größter Armut.