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Erzgebirgischer Volksfreund : 09.04.1897
- Erscheinungsdatum
- 1897-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-189704099
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18970409
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18970409
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1897
-
Monat
1897-04
- Tag 1897-04-09
-
Monat
1897-04
-
Jahr
1897
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 09.04.1897
- Autor
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gedachte freudig und dankbar auch de» Schöpfer» dieser Einrich tung, wenn ihm ein paar eilig auf dem Tournistrr gekritzelte Bleistiftzeilen die tröstliche Versicherung brachten, daß sein Junge wieder ein blutige» Treffen glücklich überstanden habe. Bon „Stephan" war seitdem überall die Rede, wie von einem guten Bekannten. Heute, wo wir Postkarte und Zehn-Pfennig-Brief al» etwa» Selbstverständliche» betrachten, können sich die, welche die Verhält nisse vor 1868 nicht mehr au» eigener Anschauung kennen, schwer in die damaligen Zustände hineindenken. Da» Briefporto stieg von Staat zu Staat, Postkarten gab e» überhaupt nicht. Ist die erste Postkarte auch nicht auf deutschem Boden geschrieben, Stephan gab die Anregung zu der Einrichtung überhaupt. Welche zahlreichen Neuerungen und Verbesserungen schuf er nicht im Fluge seit 1870 und behielt dabei doch Zeit, die ausländischen Postvrr- hältnisse gründlich zu verfolgen. So ward er Begründer de» Weltpostvereins, dessen Errichtung als eine der größten und segensreichsten modernen FriedenSthaten bezeichnet werden muß, deren Ruhm ihm Niemand verringert. In steter Mhrigkeit vollzog sich der Ausbau der Reichspost. Wir haben heute im deutschen Reiche eine solche Zahl von Post- und Telegraphenämtern, wie kein anderes Land, kein Slaat über trifft die Reichspost an Zuverlässigkeit, von wenigen wird sie er reicht. Erinnert sei ferner an die Einziehung des Fernsprechdienstes in die Postverwaltung, an die in ungeheurem Maßstabe organisirte Packetbeförderung, die viele andere Postverwaltungen überhaupt nicht kennen, alles Einrichtungen, die unter Dr. Stephans per sönlicher Leitung und Antheilnahme entstanden. Was Fürst Bis marck in der gesammten Reichspolitik 'gewesen ist, das war Ste phan in seinem Spezialreiche, in der Post, und seine Neuerungen haben in allen Ländern der Erde bereitwillig Anerkennung und Aufnahme gefunden. Wenn es in neuester Zeit im Reichstag manche Debatte über Wünsche aus der Mitte der Volksvertretung gegeben hat, denen Dr. Stephan nicht entsprechen zu können meinte, so lag daS eigentliche Hinderniß vielfach wohl weniger bei ihm als beim Leiter der Reichsfinanzen. An äußeren Ehren hat es Dr. Stephan nicht gefehlt; als General-Postdirektor übernahm er die postalische Leitung, späterhin wurde die offizielle Benennung General-Postmeister und endlich Staatssekretär im Reichs-Postamt mit dem Prädikat Ex- cellenz. Heinrich Stephan wurde in den Adelstand erhoben, end lich auch noch zum preußischen Staatsminister ernannt; Mitglied des preußischen Herrenhauses war er schon seit 1872. Die Popularität des nunmehr Dahingeschiedenen kam während der letzten Leidenswochen in Kundgebungen der mannigfachsten Art zum Ausdruck und dem bahnbrechenden Organisator auf dem Gebiete des Verkehrswesens, der nebenbei im Privatleben stets ein äußerst jovialer und liebenswürdiger Mensch gewesen ist, wird in Deutschland ein dauerndes gesegnetes Andenken gewahrt bleiben. Tagesgefchichte. Deutschland. — Der Reichstag ging gestern in die Osterferien; seine letzte Sitzung war schnell beendet. In dritter Lesung wurde de- batteloS der Vertrag mit der Schweiz betr. die Errichtung schwei zerischer Nebenzollämter auf badischem Gebiet genehmigt. Dann wurde das Handelsgesetzbuch in dritter Lesung so dloo ange nommen. Einem diesbezüglichen Antrag des Abg. Bachem wag ten die Freisinnigen nicht zu widersprechen, obwohl sie ihre Be denken gegen die Konkurrenzklausel aufrecht erhielten; die Sozial demokraten erkannten ausdrücklich an, daß das Gesetz wesentliche Verbesserungen enthalte. Dann wurde über die zum Gesetz cin- gebrachten Resolutionen und Anträge verhandelt. Ein solcher auf Einrichtung von kaufmännischen Schiedsgerichten wurde einstimmig angenommen. Debattirt wurde über zwei Anträge des Zentrums um Erwägung darüber, ob und inwieweit die tztz 120»—v und 134» bis 139b der Gewerbeordnung (Arbeitszeit, Arbeitsordnung, Arbeit Minderjähriger und Kinder, sowie Gewerbeinspektion) auf das Handelsgewerbe ausgedehnt werden könnten und um Vorlage eines diesbezüglichen Gesetzentwurfs. Obwohl die Rechte und die Nationalliberalen sich nur sür den ersten Theil der Zentrumsreso lution ausgesprochen hatten, gelangte die ganze zur Annahme. Um 3</« Uhr vertagte der Präsident v. Buol die Sitzung auf Dienstag den 27. d. M. 1 Uhr. (Nachtragsetat.) Berlin, 7. April. In der Budgetkommission des Reichs tages wurde heute die Berathung der Vorlage über die Be soldungsaufbesserungen fortgesetzt. Abg. Müller-Fulda (Ctr.) hat die Einschaltung einer neuen Classc, 28», beantragt. Für die Po st assi stenten und alle übrigen Beamten der selben Gehaltsclasse soll danach ein Gehalt von 1500—3000 also eine Erhöhung des Maximalgehalts um 300 bei einer AufrückungSfrist von 21 Jahren eintreten. Abg. Singer (Soz.) hat hierzu einen Antrag auf Erhöhung der Bezüge der Land briefträger gestellt. Der Staatssekretär Graf Posadowsky hat große Bedenken gegen die Anträge wegen der finanziellen Folgen und weist auf die Art der Thätigkeit dieser Beamten hin und auf den Unterschied dieser und der Thätigkeit der Eisenbahnbeam ten. Auf eine Erhöhung der Gehälter der Landbriefträger könn ten die verbündeten Regierungen jetzt nicht eingehen, wenn auch die Frage im Auge behalten werde. Abg. Lieber (Ctr.) befür wortet nachdrücklich den Antrag Müller, ist aber gegen den An trag Singer mit Rücksicht auf die Rückwirkung auf andere Be amtenkategorien. Der Antrag Müller wurde schließ lich einstimmig angenommen. Die Berathungen der Commission wurde darauf bis nach der Ostcrpause vertagt. Berlin, 7. April. Major v. Wissmann wird im Laufe des Sommers das europäische Rußland und Sibirien bereisen, um den Bau der Rußland mit China verbindenden Eisenbahn kennen zu lernen. Berlin, 7. April. Dem „Berl. Tgbl." zufolge ist dem Di. PeterS die Anklageschrift vor einigen Tagen zugestellt worden. ES heißt, daß dem Angeschuldigten, welcher voraussichtlich zum Termin am 24. ds. M. persönlich nach Berlin kommen werde, ein bedeutendes Verth eidigungsmaterial zur Verfügung stehe, durch welches allerdings ein früheres einflußreiches Mitglied der Colo- nialabtheilung stark compromittirt werde. Berlin, 7. April. Die Verhandlung gegen den Criminalcommissar Tausch ist auf den 24. Mai festgesetzt; es sind acht Tage für den Prozeß in Aussicht genommen. — Folgender Dank des Fürsten Bismarck wird in den „Hamb. Nachr." veröffentlicht: „Meine Freunde im Deutschen Reiche und im Auslände haben mich auch in diesem Jahre zu meinem Geburtstage so reich durch Begrüßungen beehrt, daß es mir zu meinem Bedauern nach Maßgabe meiner Arbeitskraft nicht möglich ist, für jeden Glückwunsch besonders zu danken. Ich --- —- -— — —» > bitte deshalb Alle, die meiner am 1. April d. I. freundlich ge dacht haben, meinen herzlichen Dank für den neuen Beweis Ihre» Wohlwollen» durch diese Veröffentlichung entgegenzunehmen. v. Bismarck. In Friedrich»ruh sind zum Geburtstage des Fürsten vis- marck rund 3200 Telegramm mit 100 000 Worten etngetroffen; hierbei sind die am 22. März eingelaufenen 15—1600 Tele gramme nicht mit gerechnet. Die Zahl der eingetroffenen Briefe ist 1800. — Die „Köln. Ztg." erfährt von zuverlässiger Seite, der. Fürst von Reuß ä. L. habe unmittelbar nach seiner Rückkehr ein eigenhändiges Schreiben an den deutschen Kaiser gerichtet, in dem er sein lebhaftes Bedauern über die Einziehung der preußischen Fahne am Tage der Jahrhundertfeier ausspricht und anzeigt, daß der schuldige Beamte sofort seiner Stellung enthoben worden sei. Greiz, 7. April. Nach einer Bekanntmachung der Regie rung ist an Stelle des Regierungsassessors v. USlar-Gleichen, wel- cher von der Stellvertretung des beurlaubten Landrathes enthoben wurde, der RegierungSrath Camman zur Stellvertretung de» Land- ratheS berufen worden. — Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht heute eine kaiserliche Verordnung über die Erfüllung der Dienstpflicht bei der Schutz truppe für Südwestafrika. Danach wird Angehörigen des ReichS- heereS oder der Marine, die auf Grund freiwilliger Meldung der Schutztruppe für Südwestafrika zugetheilt werden, die Zeit, wäh rend der sie bei der Schutztruppe dienen, auf die active Dienstzeit im Heere oder in der Marine angerechnet. Wehrpflichtige Reichs angehörige, die in dem südwestafrikanischen Schutzgebiet ihren Wohnsitz haben, werden zur Ableistung ihrer activen Dienstpflicht auf ihren Wunsch in die Schutztruppe für Südwestafrika einge stellt. Mit dem Berechtigungsschein zum einjährig-freiwilligen Dienst versehene Wehrpflichtige, die in dem südwestafrikanischen Schutzgebiet ihren Wohnsitz haben, dürfen zum einjährig-freiwilligen Dienst in die Schutztruppe für Südwestafrika eingestellt werden. Die Einstellung erfolgt durch den Commandeur der Schutztruppe. Die eingestellten Personen können von dem Landeshauptmann nach Anhörung des Commandeurs vor Ablauf der gesetzlichen activen Dienstzeit beurlaubt werden. Nach beendeter activer Dienstzeit in der Schutztruppe treten sämmtliche Mannschaften zum Beurlaubten stande des Heeres oder der Marine über. Diejenigen Mann schaften des Beurlaubtenstandes, welche der activen Dienstpflicht ganz oder theilweise in der Schutztruppe für Südwestafrika genügt haben, sind, so lange sie ihren dauernden Aufenthalt im südwest afrikanischen Schutzgebiet haben, vom Dienst im Heere oder in der kaiserlichen Marine zurückgestellt, können aber innerhalb der für das Heer bestimmten Grenzen zu Uebungen in der Schutz truppe cingezogen werden. Diese Verordnung hat auch für die der Schutztruppe für Südwestafrika mit dem 26., 27. und 28. Mai 1896 zugetheilten deutschen Militärpersonen Geltung. — Von der Mordthat an dem unglücklichen Lehrer Grütter werden noch einige Einzelheiten bekannt. So wird dem „Ge selligen" berichtet: Der Streit zwischen den polnischen Maurern und dem Lehrer Grütter aus Lüschkowko ist erst, indem der Zug die Haltestelle Schönau verließ, zur Schlägerei übergegangen. In Schönau stieg aus dem Eisenbahnwagen ein Stellmachermeister St. aus Schönau, der von einem der Maurer die Worte in pol nischer Sprache gehört haben will: Dem verfluchten Deutschen werden wir noch was zeigen." Dann ging, wie ein in demselben Kupee befindlicher Schachtmeister des Bauunternehmers Jäckel aus Warluaien bekundet, ein in Stanislawi bei Prüft, Kreis Schwctz beschäftigter Maurer (welcher bereits verhaftet ist) auf den Lehrer mit einem zugcspitztcn Krückstock mit den Worten los: „Erst wollen wir ihm die Augen ausstechen." Der Schachtmeister parirte hierauf den Stoß des Polen ab, worauf der Lehrer dem Maurer einen Hick mit dem Spazierstock gegen den Backenknochen versetzte. Hierauf stürzten mehrere der Maurer aus G. zu und brachten ihm mehrere Stichwunden, darunter zwei recht erhebliche in die Stirn, bei. Darauf fiel der Lehrer nieder, wurde dann von einem der Bande erwürgt und von fünf Maurern herausge schleppt und auf den Bahnkörper gestoßen. Dies geschah in einem Zeitraum von etwa 1>/z Minuten, da die Stelle, wo der Er mordete aufgefunden wurde, etwa 3 bis 400 Meter von Station Sckönau entfernt liegt. Der Schachtmeister mußte sich ganz ruhig verhalten, damit die polnische Bande nicht auch ihn zu einer Leiche machte. Von den polnischen Maurern, mit denen der Lehrer Grütter am Abend des Wahltages von Schwetz abgefahren war, sitzen bereits neun hinter Schloß und Riegel. Vernommen werden sie der „Post" zufolge wegen Beurlaubung des auffichts- führenden Amtsrichters von einem Vertreter, dessen Gesinnung da durch gekennzeichnet wird, daß er aus Anlaß des Opalenitza-Pro- zcsses den Kommissar Otto von Carnap höhnisch als den zweiten großen „Otto" neben Otto von Bismarck bezeichnete. Das Pro tokoll wurde ebenfalls von einem polnischen Sekretär geführt. Was haben wir doch erst kürzlich gehört? Die Polen sind ja doch wohl eine unterdrückte Nation, die nach Gerechtigkeit, nur nach Gerechtigkeit schreit! Oesterreich. Wien, 7. April. Die innenpolitische Situation wird als höchst ungünstig bezeichnet; die Stellung Badenis gilt als ernst lich erschüttert. Ein Theil des Polenklubs arbeitet nach Mit- theilungen mehrerer aus bester Quelle schöpfender politischer Blät ter unermüdlich am Sturze Badenis. Diese Personen hätten er folgreich im Geheimen mit den erzklerikalen Parteien wegen Bil dung eines konservativ-klerikalen Ministeriums und einer Parla mentsmajorität verhandelt. Eine Spaltung des Polenklubs steht bevor. Dänemark. Kopenhagen, 7. April. Der König empfing Nansen und verlieh ihm die goldene Verdienstmedaille mit der königlichen Krone. Es ist dies eine einzig dastehende Auszeichnung. Bei der Audienz waren zugegen die Königin, die Kaiserin-Wittwe von Rußland, die Prinzessin von Wales und andere Mitglieder der königlichen Familie. Letztere wohnte auch dem Vortragt Nansens in der Geographischen Gesellschaft bei, als deren Präsident der Kronprinz Nansen wärmstens dankte und ein Hoch auf ihn auS- brachte. Heute früh ist Nansen nach Christiania weitergereist. Frankreich. Paris, 7. April. Der Marineminister hat befohlen, daß im Arsenal von Brest ein Panzerschiff 1. Klasse hergestellt wird, welches den Namen „Jena" führen soll. — Der Untersuchungs richter Poittevin erklärte, in dem Ehekontrakte RouvierS sei kein Beweisstück für dessen Schuld gefunden worden. Spanton. Madrid, 7. April. Im Ministerrathe kündigte der KriegS- minifler die Rückberufung von Truppentheilen aus Cuba und von den Philippinen wegen fortschrei tender Beruhigung beider Gebiete an. Manila, 7. April. Die Orte Sau Franzisko «ud Ma- laton, wo fast der gesammte Rest der Aufständischen sich verschanzt hatte, wurden von den Spaniern genommen. Die Aufständischen flohen nach erbittertem Kampfe und sehr starken Verlusten. England. London, 7. April. Die Abendblätter veröffentliche« eine Petersburger Depesche, der zufolge die Privatbank in Petersburg ein Telegramm au» Athen empfangen habe, das besagt, Grie chenland sei auf dem Punkte augelangt, sich den Mächten zu unterwerfen. Athen, 7. April. Bet den gestern Abend vor dem Pa lais sich wiederholenden Demonstrationen kam e» zu ernste« Z«- sammenstößen zwischen Militär, Polizei und Ckvil. Mehrere Per sonen wurden schwer, eine größere Anzahl leicht verletzt. Die Stimmung der Bevölkerung ist sehr erregt. Die Situation wird immer schwieriger. Larissa, 7. April. Der gestrige Tag verlief ruhig. Am Abend versammelten sich viele Personen vor dem Palast de» Kronprinzen; sie riefen: „ES lebe der Krieg" und verlangten dm Prinzen zu sehen. Ein Adjutant erschien auf dem Balkon und erklärte, der König und die Regierung würden Alles thun, wa» das Interesse der Nation erfordere. Die Menge ging darauf un ter fortgesetzten Rufen „Es lebe der Krieg!" allmählich ausein ander. — Einer Athener, aus Regierungskreisen stammenden Mel dung des „Daily-Chronicle" zufolge wurde in der ersten Sitzung der Botschafter in Konstantinopel behufs Erwägung des organi schen Statuts für Kreta Ostrumelien als Vorbild gewählt. Der Gouverneur soll ein einem Staate zweiten Ran ges angehöriger Europäer sein. Die türkischen Trup pen sollen einstweilen auf der Insel bleiben; jedoch hätten die Mächte den Vorschlag Rußlands und Frankreichs angenommen, daß, wenn der griechische König verspreche, seine Truppen abzu berufen, die Mächte sich mit der sofortigen Zurückziehung der türkischen Truppen befassen würden. Ein weiterer Vorschlag der Botschafter, die kretische Legislatur solle einen Fürsten wählen, sei von den Mächten noch nicht genehmigt worden. — Die „Köln. Ztg." meldet aus Athen, die identische Note der Großmächte werde von den Blättern als Beweis der dem- nächstigen Uneinigkeit der Mächte gedeutet. Die offi ziöse „Proia" bringt nur den Text derselben. Die „Akropolis" meint, Griechenland erhalte durch die Note die Freiheit zur Kriegserklärung. Die Großmächte beabsichtigen allein die Lokalisirung des Krieges. In Athen wird die Möglichkeit be zweifelt, daß die Mächte den etwaigen Sieger an der Ausnützung seines Erfolges hindern könnten. Türkei. — Das türkische Kriegsministerium hat einen Vertrag auf Licferung von 1600 ungarischen Kavallerie- und Artilleriepferdeu abgeschlossen. Die mobilifirte Redivdivision des zweiten Korps wird demnächst von Muradli weiterbefördert; eine Brigade der selben wird an die thessalische Grenze, die zweite nach Janina gebracht. Einige englische Blätter suchen immer noch ihren Leseru und hauptsächlich den Griechen einzureden, daß die türkischen Grenztruppen zum Theil von deutschen, in türkischen Dienstm stehenden Offizieren befehligt werden. Wenn es auch richtig ist, was zu Beginn des türkischen Aufmarsches gemeldet wurde,-näm lich daß dieser sich genau nach den von Generallieutcnant v. d. Goltz seiner Zeit ausgearbeitcten Plänen vollzieht, so kann den mit Absicht verbreiteten unwahren Nachrichten über die Anwesen heit zahlreicher deutscher Offiziere im türkischen Hauptquartier nicht scharf genug entgegcngetreten werden. Es befindet sich, schreibt der Korrespondent der „Frkf. Ztg.", auf der ganzen türkischen Operationslinie weder ein deutscher noch überhaupt ein fremder Offizier. Von deutschen Offizieren find gegenwärtig in türkischen Diensten die Generale Kamphocvner, Kalau vom Hofe und Grumkow Pascha als sogen. Mission; vollständig zur türkischen Armee übergetreten sind die Generale Baron Blockdorf, Krum- bügcl (Scbm Pascha) und Heaser Pascha, ferner Major Fitzau und Rittmeister Möller. Rechnet man noch zu den Deutschen den Oesterreichcr zur Helle (Achmed Nuri Pascha) und den Ungar Graf Edmund Szechenyi Pascha, so ist die Liste der Offi ziere aus Deutschland und Oesterreich-Ungarn erschöpft. Alle diese Herren hat der Berichterstatter in den letzten Tag n wiederholt in Konstantinopel gesehen. Der Vollständigkeit halber wäre etwa noch der Name des deutschen Tambour-Majors Herms anzuführen, der eine Kapellmeisterstelle einnimmt. Möglich, daß dieser sich im Hauptquartier von Elassona befindet. Allein wegen desselben brauchen sich die englischen Blätter nicht aufzuregen, denn der ehemalige preußische Stabstrompeter ist ein durchaus harmloser Mann. An- Sachse«. — Se. Maj. König Albert hat, wie das „Leipz. Tagebl." erfährt, das Protectorai über den vom 7. bis 12. Juni in Leipzig stattfindenden 5. allgemeinenJournalisten- und Schriftstellertag übernommen. — Wer jetzt die Dresdner Heide durchstreift, wird mit Erstaunen die Verheerungen wahrnehmen, die det letzte orkan artige Sturm unter den Nadelhölzern angerichtet hat. Mäch tige Stämme, die in dem lockeren Sandboden allerdings einen festen Wurzelboden nicht finden können, liegen an vielen Stellen entwurzelt am Boden, andere Bäume wieder hat der Sturm in der Mitte geknickt. Besonders im UllerSdorfer Revier hat der Sturm viel Schaden verursacht. So sind bei dem Förstereischieß- stande ungefähr 40 bis 50 große Fichtenstämme entwurzelt und geknickt worden. Kreuz und quer liegen die von wilder Naturkraft gefällten Stämme durcheinander. Die dort vorhandene Schutz hütte ist demolirt. Das Ganze bildet ein Bild der Verwüstung. — In Dresden ereignete sich am Mittwoch Nachmittag auf der Hauptstraße dicht vor Einmündung der Ritterstraße ein ent setzlicher Unglücksfall. Zwei in einem Kinderwagen ruhende Kin der wurden von einem nach dem Arsenal fahrenden Straßen bahnwagen überfahren. Der mangelhaft beaufsichtigte Kinder wagen war auf der Allee ins Rollen gekommen, auf da» GelriS gerollt und von dem unglücklicher Weise gerade daher kommenden Straßenbahnwagen umgeworfen worden. Die Räder schnitten dem einen Kinde die Händchen ab, dem anderen Kinde, das sofort todt blieb, wurden beide Beinchen zerfahren. — Am Mittwoch früh 6 Uhr ist in Dresden da» bei de« Schwurgericht zu Bautzen am 24. Februar diese» Jahre» gegen de« Maurergesellen Friedrich Gustav Hoche aus Burkau wegen Mor de» ergangene Todsurtheil mittels Fallschwert» vollstreckt worden. — Privatus Fischer in E-Ü« a. E., welcher, wie gemeldet, sich durch Ausschneiden des Leibes mittels RastrmesscrS zu tödten versuchte, ist seinen schweren Verletzungen erlegen. Da» Motiv zu der genannten That soll Schwermuth sein. — Der
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