Volltext Seite (XML)
TAGESNACHRICHTEN Amtliches Programm d. Weltausstellung f. Buchgewerbe u. Graphik Leipzig, Mai-Oktober 1914 Für die Bekanntmachungen der Ausstellung verantwortlich M. Hirsch, Leiter des Literarischen Bureaus. Für den übrigen Inhalt verantwortlich Ludwig Meyer,- Druck von August Pries, sämtlich in Leipzig. Nr. 53 Sonnabend, den 27. Juni . 1914 ailllllillHIIIWIIHiHIWIIIIIIllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllll^ j Gutenbergs Presse hat der Finsternis mehr j j Land abgenommen, als Colombo, noch sein p j Zeitgenosse zu entdecken im Stande gewesen J j wäre. R. W. Böttiger. J llMllllllHIIIIIIIIIIIIItllllllllltllttltlM Das Johannisfest auf der Ausstellung. Die Vorbereitungen für das Johannis fest der Bugra am Sonntag, den 28. Juni sind jetzt so weit abgeschlossen, daß man sagen kann: das Johannisfest wird eine der festlichsten Veranstal tungen werden, die Leipzig in den letzten Jahren gesehen hat. Das außerordentlich reiche Pro gramm ist mit besonderer Sorgfalt, vor allem aber unter hohen Kosten zusammengestellt worden, so daß die Ausstellungsleitung diesmal von ihrem Recht, die Dauerkarten an besonders ereignisreichen. Tagen aufzuheben, Gebrauch ge macht hat. Der Eintrittspreis beträgt für Er wachsene 75 Pf., für Kinder 30 Pf. Wenn man berücksichtigt, daß die Kosten für das Fest etwa 15000 Mark betragen, daß dabei das Feuerwerk allein annähernd 2000 Mark, der große Trachten festzug etwa 10000 Mark kostet, und daß außer dem den Kindern die farbigen Lampions für den Fackelzug kostenlos geliefert werden, so wird man wohl verstehen, daß die Ausstellungsleitung an diesem Tage, der so ungemein viel bietet, eine besondere Eintrittsgebühr verlangt. Überdies wird jedem Besucher kostenlos das hübsche Vivatband angeheftet, das ebenfalls eine nicht unerhebliche Ausgabe verursacht hat. In erster Linie aber handelt es sich hier darum, den Ehren tag der Bugra, der jeden Leipziger, angeht, pit zufeiern. Selbst die Veranstalter, das Präsidium, die Beamtenschaft und die Mitarbeiter werden an diesem Tage von ihren Karten keinen Ge brauch machen, sondern sie alle werden durch Lösung einer Eintrittskarte sich das Bewußtsein sichern, eine kleine Beisteuer zu diesem Tag gegeben zu haben. Kein Leipziger möge sich ausschließen. Bei der großen Gedächtnisfeier der Ausstellung in St. Louis trug die ganze Stadt ein Vivatband mit der Inschrift: „I have done my duty“ (ich habe meine Pflicht getan). Was in St. Louis möglich war, das muß in Leipzig, das ja den Ehrentag seiner ureigenen Ausstellung, wie sie noch keine Stadt gehabt hat, feiert, erst recht möglich sein. Das Leben hat im allgemeinen nicht allzuviel Festtage. Wenn also Gelegenheit gegeben ist, ein großes allgemeines Fest mitzu feiern, ein Fest, das doch in erster Linie der Förderung eines großen Kulturunternehmens und damit der Allgemeinheit dient, dann sollte jeder diesen Tag ausnützen und die geringe Ausgabe nicht scheuen. Das Programm, das ihm dafür geboten wird, ist, wie bereits gesagt, so außer ordentlich reichhaltig, daß jeder auf seine Kosten kommen wird. Das von Erich Grüner entworfene Vivatbamd trägt auf weißem Atlas mit schwarz und rotem Aufdruck den Greif, darüber und dar unter steht in großen Buchstaben: „Vivat Bugra“, rechts und links trägt das Band die Inschrift: „Gott grüß die Kunst.“ Darunter steht: „Jo hannisfest 28. Juni 1914.“ Möge am Sonntag, den 28. Juni jeder diesen anspruchslosen Schmuck tragen. Kongreß Deutscher Schriftstellerinnen in der Ausstellung. In der Zeit vom 28. bis 30. Juni findet in der Ausstellung der erste Kongreß Deutscher Schriftstellerinnen statt, der am Sonntag, den 28. Juni, abends 7 Uhr, durch einen Empfangstee mit einer Begrüßung der Erschienenen durch die erste Vorsitzende im Hauptrestaurant der Aus stellung eingeleitet wird. Am Montag, den 29. Juni beginnen vormittags 10 Uhr im kleinen Kongreß saal der Ausstellung die geschäftlichen Sitzun gen, bei denen zwei Themata: „Der Dilettantis mus in der. weiblichen Literatur“ und „Das dra matische Schaffen der Frau“ den Gegenstand der Verhandlung bilden. Abends 7 Uhr finden im kleinen Kongreßsaal zwei Vorträge' statt, und zwar: „Über weiblichen Humor“ von Edela Rüst- Berlin und ein Lichtbildvortrag von Katharina Zitelmann-Berlin: „Ostasiatische Frauen.“ Am Dienstag, den 30. Juni nehmen die Sitzungen vor mittags 10 Uhr im kleinen Kongreßsaal ihren Fortgang, und zwar stehen die Punkte: „Honorar und Verlags fragen“ und „Uber SchriftsteÜerinnen- Organisation“ auf der Tagesordnung. Der Abend ist einem geselligen Beisammensein, veranstaltet vom Leipziger Schriftstellerinnen-Verein, ge widmet. Die Spielwarenabteilung a. d. Bugra. Die Buchgewerbeausstellung, die durch Schaf fung von Spielplätzen, Planschbecken usw. auch für die Kinder gesorgt hat, weist noch in der Schulbaracke der Sonderausstellung „Das Kind und die Schule“ eine besondere Abteilung auf, die der jungen Welt ebenfalls viel Freude machen wird, die große Abteilung von Spielwaren aller Art, die namentlich von der Leipziger Spiel warenfirma Conrad Glaser mit besonderer Reich haltigkeit und Schönheit ausgestattet wurde. Plüschtiere aller Art, Baukästen, Puppen in den verschiedensten Größen und in den reizendsten Kostümen, Gesellschaftsspiele, Mosaikbaukästen zum Zusammensetzen von Landschaftsbildern, Flottenmosaiken, Tierbilder usw., Soldaten. Eisen bahnen u. v. a. ist hier in großer Auswahl ver treten. Wer sich noch speziell unterrichten will,