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„Anna Karenina Fantasie“ (H-moll) Nach dem Werke „Anna Karenina“ von Tolstoi komp. 1930 von Joachim Albrecht Prinz von Preußen. Darja Alexandrowna, im engeren Kreise Dolly genannt, ist einem Be trüge ihres Gatten, des Fürsten Steppan Arkadjewitsch Oblonskay auf die Spur gekommen. Um die Gatten zu versöhnen, reist Anna Karenina Stiwah (des Fürsten Oblonskay’s Schwester) Frau des hohen Staatsbeamten Alexej Alexandrowitsch, nach Moskau; im Schlafwagen begegnet sie der Fürstin Wronskaja, der Mutter des Fürsten Wronsky, eines jungen Offiziers, der Kitty den Hof macht, der Schwester Dolly’s und Tochter der Fürstin Stscher- bazkaja, und der in diesem Hause als der künftige Verlobte der jüngsten Tochter gilt. Auch Kitty selbst glaubt sich von ihm geliebt und weist einen anderen Freier, ihren Jugendfreund, Konstantin Dimitrijewitsch Levin, seinet wegen ab. Das ist die Situation beim Eintreffen Anna Kareninas in Moskau; auf dem Bahnhof erwartet sie ihr Bruder Oblonskay und Wronsky, der seine Mutter abholt. Schon diese erste Begegnung hinterläßt in Anna einen Ein druck, den sie nicht los wird. Auf dem Ball, den die Fürstin Stscherbazkaja zu Ehren Kittys veranstaltet, in der Annahme, Wronsky werde an diesem Abend um die Hand ihrer Tochter anhalten, vertieft sich die Neigung zwischen Anna und Wronsky, daß sie beim Tanzen unzertrennlich scheinen; und auf der Heimreise nach Petersburg erscheint unterwegs plötzlich Wronsky, der absichtlich den gleichen Zug benutzt. Seine rasch gestammelten Worte sind eine offene Liebeserklärung. In Petersburg findet Anna richtig Gelegenheit mit Wronsky zusammen zu treffen; ihr ganz von seiner Arbeit erfüllter Gatte stellt sie eines Tages zur Rede; aber sie lügt mit kalter Stirn. Auch der drohende Skandal ver mag ihre Leidenschaft nicht zu bändigen. Sie wird seine Geliebte. Und nach einem Rennen, bei dem sie ein gefährlich aussehender Sturz Wronsky’s bis ins Tiefste erregt hatte, schleudert sie ihrem Gatten das Bekenntnis ihrer Schande ins Gesicht. Monate später schenkt sie einer Tochter das Leben, deren Vater Wronsky ist. Alexeij Alexandrowitsch leidet unendliche Qual, vergibt ihr, verzeiht auch ihm. Wronsky begeht einen Selbstmordversuch, reist, wieder genesen, mit Anna, die von einer Scheidung nichts wissen will, und dem Kinde ins Ausland; sie kehren nach Petersburg zurück, aber die Gesellschaft kehrt ihnen den Rücken. Vor der allgemeinen Verachtung fliehen sie auf’s Land hinaus; Schuldbewußtsein, Sehnsucht nach ihrem Sohn Seriotha, Erbitterung über die Mißachtung, mit der man sie behandelt, zermürben ihre Nerven, und ihre zunehmende Reizbarkeit zerrüttet das Zusammenleben mit Wronsky. Immer stärker wird das Gefühl in ihr — von der unfreiwilligen Einsam keit noch genährt —, daß seine Liebe im Verlöschen ist, daß sie ihm zur Last wird, und zuletzt, auf eifersüchtiger Verfolgung begriffen, macht sie ih rem Leben ein Ende: wirft sich vor einen fahrenden Zug. Levin hat inzwischen Kitty geheiratet, lebt als Grundbesitzer geruhsam auf dem Lande; Oblonskay, Blut von ihrem Blut, freut sich lächelnd seines Lebens, und Dolly teilt das Schicksal, als alternde Frau, die ihrem Manne ein ganzes Zimmer voll Kinder geschenkt ln der Anna Karenina Fantasie werden im speziellen außer der tragi schen Geschichte der Anna Karenina die seelischen Beziehungen zwischen ihrem Gatten und dem Fürsten Wronsky in allererster Linie gezeigt. Die anderen handelnden Personen treten nicht in Erscheinung, werden höchstens angedeutet.