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Vermischtes. — SuS Monte-Carlo. Man schreibt dem »Daily Telegraph* aus Monte-Carlo: ES mag wahr sein, daß kein Ort der Heimath gleicht, aber es ist absolut gewiß, daß in diesem Thränenthal kein Platz so köstlich ist wie Monte-Carlo. Man sagt: »Neapel sehen und sterben,* aber «S ist unmöglich diese Paradiesesecke zu sehen, ohne den Wunsch, dort zu leben, sogar wenn der Besucher Buddha selbst wäre auf seinem Wege zum Nirvana. Die Sonne so strahlend, der Lufthauch so balsamisch wie hier, wo das grünende Sprossen, das Aufblühen der Kelche, die lenzhafte Er neuerungen aller Lebensformen da» ganze Jahr hindurch andauern, gleich dem Wechsel von Tag und Nacht. Gewiß giebt eS Leute, die das nicht sehen, einfach weil sie ihre Zeit zwischen ihrem Hotel und de« Casino theilen, zwischen dem Kellner und dem Croupier. Doch die unwiderstehlichen Reize von Monte-Carlo werden in der ganzen Welt empfunden, und die gegenwärtige Saison verspricht, sowohl in Zahl als Qualität der Besucher, an Mannigfaltigkeit des ihnen gebotenen ZeiwertreibS alle früheren Records zu schlagen. Von in England bekannten Namen sei nur Sir Arthur Sullivan erwähnt, der fleißig Roulette spielt, doch ohne bis jetzt Records gebrochen zu haben. Denn es giebt wahr haftig Records zu brechen, speziell was bekannte Fälle von Glück beim Roulette betrifft. Einige davon sind einfach unglaublich. Einer von den vergleichsweise gewöhnlichen Zufällen widerfuhr vor einigen Tagen dem Honourable S. R. Beresford. Er war vom Vrsnts-vt <zusr»ll1v aufgestanden und ging zum Roulette- tisch hinüber, um dort daS Spielerglück zu versuchen. Doch er kam gerade recht, um die letzte Umdrehung des Rades zu sehen. Anders gesagt, er kam zu spät. Trotzdem setzte er ruhig 50 Napoleons auf „Passe* und 25 Francs auf Nr. 22 und Niemand spielte mehr. Der Croupier sah ihn theilnahmSvoll an und sagte: „Es ist alles vorbei.* Aber Mr. Beresford war, wie man im Französischen sagt, taub auf diesem Ohr, ließ das Geld, wo es war und wartete ruhig auf die Entwickelung der Dinge. In seiner Verlegenheit ließ der Croupier den Chef - In spekteur holen, um den schwierigen Punkt zu entscheiden. Dieser Beamte war der Ansicht, daß Geld nicht vom Tische kommen dürfe, genau so wie es sei, und gab die Bewilligung zu noch einer Drehung des Rades, der bestimmt letzten. Vielleicht wäre er weniger hoffnungsvoll gewesen, wenn er Prophet wäre, denn — als Thatsacht und Ueberraschung geschah es — die Nummer 22 kam heraus und damit ein willkommener Gesprächsstoff für einige Stunden. Doch, wie gesagt, das ist gewöhnlich im Ver gleich mit den Launen des Glücks und den Grillen des Zufalls, die in jeder Saison Vorfällen. Trotzdem bilden die grünen Tische nur einen Theil der Anziehungspunkte von Monte-Carlo, für die Meisten wohl — ich gebe es zu — den größten, aber doch nicht Alles. So wäre es zum Beispiel schwer, die Entzückungen der Theatersaison, die für die Besucher in Vorrath gehalten werden, zu übertreiben, und langweilig, die Namen der Künstler aufzu- zählen, deren beste Darstellungen sie zu beurtheilen Gelegenheit haben werden. Die Namen der Damen Adelina Patti, Van Zandt, Bellincinni, Lola Beeth, Vuillaune, der Herren Maurel, Albert und Van Dyck mögen genügen. Das Repertoire ist sehr umfassend, Neues und Altes, klassisches und Romantisches, kurz: etwas für Jedermanns Geschmack. Amsterdam, 8. Januar. Sei einiger Zeit treibt in der holländischen Hauptstadt ein Frauenmörder sein Unwesen. Im Laufe des Decembers wurden in den Abendstunden gegen 10 Uhr nachts in verschiedenen Vierteln Amsterdams Frauenspersonen von einem unbekannten Manne angefallen und mit einem dolchartigcn Instrumente verwundet. Ein junges Mädchen, Namens Hendika Boyer, erhielt hierbei derartige Verletzungen, daß es starb. Trotz der eifrigsten Nachforschungen ist cs dcr Polizei nicht gelungen, den Thäter ausfindig zu machen. Dieser Tage wurde nun ein neuer Mordversuch an einem jungen Mädchen verübt. Dieses ist in der Spinozagasie bedienstet und schickte sich gegen 10 Uhr abends an, die Thür ihres Wohnhauses zu öffnen, als plötzlich rin unbekannter Mann auf sie zustürzte und ihr zwei Dolch stiche in die Brust versetzte, worauf er die Flucht ergriff. Glück licherweise verhinderte das Mieder das tiefere Eindringen des Dolches, so daß dcr herbcigcrufene Arzt nur eine leichte Ver letzung fcststcllen konnte. Da es der Polizei bisher nicht ge lungen ist, des Thäter» habhaft z« werden, so ist nicht zu ver wundern, wenn unter der Frauenwelt Amsterdam» ein großer Schrecken herrscht. — ES muß auch solche Käuze geben. Au» Pari», 7. Januar, schreibt man: Zu seinen Lebzeiten war Herr Borniche, der ein stattliches Vermögen besaß, ein ganz eigenartiger Kunst liebhaber. Er gefiel sich in dcr Rolle des Mäcens der ver kannten Genie» und seine Mittel erlqubten ihm eine ganz schreck hafte Sammlung von 24,000 Gemälden — schreibe vierund zwanzigtausend Stück bemalter Leinwand! — anzulegen, denen sämmtlich das Mißgeschick widerfahren war, von den Aufnahme jury» der großen und kleinen „Salons* zurückgewiesen zu werden. Für dieses menschenfreundliche Werk hatte Herr Borniche die Kleinigkeit von 700,000 Franks ausgegeben, aber immerhin noch genug behalten, denn seine Tochter erbte bei seinem Tode außer den 24 000 Gemälden auch noch zwei Millionen in guten Werthpapieren. Fräulein Borniche, eine ältere Jungfrau, theilte keineswegs den Kunstsinn ihres seligen PapaS, sie ließ die Sammlung abschätzen und erhielt den Bescheid, daß — die Rahmen durchschnittlich 1 Frank 50 Cents per Stück werth wären. Da es ihr auf 36 000 Franks nicht ankam, ließ sie die Sammlung liegen und widmete ihre ganze Aufmerksamkeit der Bestellung ihres ausgebreiteten Landgutes. So mußten ihre Gärtner alltäglich über den Effektivbestand der auf den Bäumen befindlichen Aepfel, Birnen, Haselnüsse usw. Bericht erstatten. Ihre besondere Freude hatte sie an einer Sammlung ausgestopfter Gazellen, mit der sie ihren Garten schmückte und die ihre Bediensteten pflichtschuldigst bewundern mußten. Ihren Lieblingsplan aber, sich auf einem Karren von ihrem Stubenmädchen durch das benachbarte Dorf fahren zu lassen, konnte sie nicht mehr durchführen: dcr blasse Tod ereilte sie, ehe der bestellte Karren eintraf. Trotz ihrer Schrullen hatte die 63jährige Jungfer das väterliche Erbe auf drei Millionen erhöht und diese sammt der famosen Gemälde sammlung einer fremden Person vermacht. Die natürliche» Erben, die bereit gewesen wären, die 24,000 Gemälde, allerdings inBe- glettung der drei Millionen, unter sich zu vertheilen, fochten das Testament des Fräulein Borniche an und stützten sich dabei auf die verschiedenen Extravaganzen des reichen Fräuleins. Das Pariser Civilgericht wird in acht Tagen ein Urtheil fällen. — Die Königin Kapiolani von Hawaii, die vom Throne verdrängte Witte König Kalakauas, lebt jetzt in Italien. Von den Schicksalen dieser Königin im Exil, von ihrem Leben in der europäischen Gesellschaft erzählt die mit ihr zusammenlebende Nichte überaus anziehend in einem Aufsatze: Mein Leben im Exil, von Kahi Fürstin von Kailua (S. Giovanni Ud), mit dem „Die vornehme Welt", eine neue, von F. Bereton in Wien heraus gegebene Zeitschrift, ihre Probcnummcr schmückt. Die hawaiische Fürstin schreibt: „Ich träumte hier in meinem Zimmerchen, wo japanische Fächer und Stoffe die Wände verkleiden. Draußen liegt die friedliche, große Berglandschaft, das Thal, welches mir eine zweite Heimath geworden, und über die Firne hinweg gcht mein Träumen. Dann gedenke ich meiner fernen ersten Heimath, die uns Fremdlinge nicht geraubt, aber verleidet haben; ich sehe die lauschigen, von luftigen Veranden umgebenen Landhäuser auf Oahu und Hawaii, die dichten, duftenden tropischen Gärten mit den hochgelben und grellrothen Blüthen, die von den immergrünen Bäumen in gigantischen Gewinden herabhängen, die schneebedeckten Bergspitzen des Mauna Kea und Mauna Loa, die schäumenden Bergbäche, die zwischen den Kokoshainen dahin rauschen, und denke an die Lieben alle, welche wir auf den Inseln der Südsee verlassen haben. Heimathlos geworden, habe ich unseren neuen Sitz lieben gelernt. Vieles in der schönen Natnr erinnert mich hier an mein fernes Vaterland. Die Leute sind gut und treu mit uns. Auch hier schäumt und braust ein Bergbach, wohl in Lärchenhainen nur und nicht unter hochragenden Palmen; auch hier glitzert dcr Schnee auf den Bergen droben im Sonnenscheine, im Mondlichte, und dcr Himmel wölbt sich tiefblau über uns. Unser alter Palast ist behaglich und weit. Ein wenig zu alt fast ist dieser Palast San Giovanni! Und manchmal frage ich mich, ob das Geschlecht, dem ich entstamme, nicht geringschätzig als allzu jung beobachtet würde von den Geistern dieser alten Gemäuer, in dem schöne, schlankleibige Dogareffen, alte verschmitzte Patrizier und die Künstler des Cinque cento gehaust. Ich schäme mich dann ei» «enig vor da» alten, ost recht gut und öfter noch sehr manirirt gemalten Ahnen- blildern längst auSgestorbener oder verarmter Geschlechter, welche in diesen langen Gängen und gothischen Hallen de» Palaste» gewohnt haben mögen. Aba lange halten diese bescheidenen Em pfindungen nicht an. ES bäumt sich leicht das Blut meiner dunklen, polynesischen Mutter in mir auf gegen die Vergleiche mit dem alten Europa, dem mein Vater entsprossen war. Hier läßt man mich auch niemals fühlen, daß ich ein Halbblutmädchen bin; dieser Liebenswürdigkeit konnten sich vor zwei Jahren, zur Zeit der Season, die schönen und ach I so bleichen Londonerinnen rühmen. Die Herren der großen Welt freilich — und da be sonders die verschuldeten — umschwärmten mich und freiten um die exotische reiche Erbin, obgleich sie nur — Halbblut war. Aber die Frauen und Mädchen kamen mir, als ob sie durch vier Wochen nichts als Gefrorenes genossen hätten, wie der Nebel und das Klima ihres Landes — kalt und frostig entgegen. Und dies nur deshalb, weil meine Mutter eine Farbige ist, eine Farbige zwar, aber so seelengut, treu und brav und — meine geliebte, liebe Mutter! Ich erinnere mich genau des letzten Balles, den ich in London mitgemacht habe. Ich fühlte die Blicke der jungen Mädchen voll Neugierde auf meinen dunkleren Schultern haften und schämte mich zum ersten Male, ein dekolletirtcs Kleid zu tragen. Der seither verstorbene Maharadschah von Bhowunggur, ein Ge lehrter und Philanthrop, den kurz vorher die Universität von Oxford zu ihrem Ehrendoctor ernannt hatte, ein älterer Mann schon, war in der Gesellschaft. Man umschmeichelte ihn zwar, aber hinter seinem Rücken nannte man ihn in Beziehung auf seinen Titel und seine dunklere Hautfarbe .,tds drova viggor". Ich war empört über die hochnäsige Gesellschaft. Wenn ich Italien, meine zweite Heimath, so schnell lieb gewonnen habe, so ist es, weil man uns hier unsere Abstammung, unsere Nationa lität nicht fühlen läßt. Wir werden nach unserem Werthc, unserem Herzen behandelt. Meine dunkle Mutter ist gerade so beliebt, wie meine weiße, blondhaarige und blauäugige Schwägerin Maud. Und meine Tante, die Königin Liliuokalani die mit ihrer Nichte anderthalb Stunden weit auf dem Kastell Wa'kkea haust, wird vergöttert. Humoristisches. (Aufgefundener Brief.) Herrn Rentier Krause. Hier. Ew. Wohlgeboren erlaube mir auf Ihre Anfrage crgebenst zu erwidern, daß ich gern bereit bin, falls Sie morgen vormittag auf die Jagd gehen, Ihnen bis 11 Uhr folgende Stücke zu. reserviren: 1) Hase Nr. 5, ausgewachsen, Schuß sitzt in dcr Weiche. 2) Hase Nr. 7, Hundebiß an der Kehle, angeschossen am Bauche, oberhalb. 3) Reh, weibliches. Schüsse am linken Hinterlauf und in dcr Leber. Dazu eine vollständige Beschreibung dcr Jagd auf Rehe, nebst Muster, wie man Rchjagdgeschichten zu erzählen hat. 4) Hirsch, Achtender, kann jedoch künstlich in Zwölf- bis Sechszehnendcr verwandelt werden. Gehetzt, stark zerbissen. Gnadenschuß durch das Gehirn. Sämmtliche Waare wird kurz vor Kauf in geeignetem Raume erwärmt und so verpackt, daß das Wild bei Ankunft lebendwarm scheint. — Ihren geneigten Aufträgen entgegensehend, verbleibe Hochachtungsvoll Lehmann, Wildprcthändler. (In dcr Redaktion.) Dichterling: „Damit Sie meine Ma- - nuskripte besser übersehen können, werde ich für die Folge etwas weitzeiliger schreiben.« Redakteur: „Schreiben Sie lieber etwas zeitweiliger!" (Falsche Auffassung.) Bauer: „Herr Agent, ick will mein Leben versichern.« Agent (einer Lebensversicherungs-Gesellschaft): „Aber Sie sehen ja sehr kränklich aus." Bauer: „Ja, wenn ick gesund wär, druck ick jo mien Leben nich to versichern." r s L S Xul' <1^ km» dnvLUiN stell!! clesbald vsicvsnävn uil<! Huuskruuvu Osor^ «los. Lotiorioi-, (La^si-n). 2 Fo/hys/. ArFss Lu in »su» silsn Vol»»»io>u»»si.vn-Nsnaiungen. Mms AöMl-Wtr-Wtt 2^-vs/. -KNs,. LaFss ^7/^ -i«dt ein voeHn^iicke» ü«t,änk mit vottsr unck Bivins ist anerkannt eine« besten Fesünlkes/e» irackFentaM, «Er cka» nrü ekem jeder Art, vergl. Gummibandagen, Leib' chinde«, Luftkissen, Stechbecken, Klystier- Apparate, Unterlagen-Stoffe und sämmt- H liche Artikel zur Krankenpflege sind stets am Lager bei 5 Otto Böhme, Lößnitz. HL. Reparaturen an Bandagen werden sorgfältig ausgeführt. D. O. MmiM 8DUI- 8MMslchi empfiehlt Richard Böhm, Schneeberg, Zwickauerstr. 8MmNdjW-MM in T chltc eberg-Nenstädtel werden mit oder ohne Maschinen zum freihändigen Verkauf ausgeboten. Im letzteren Falle sollen die Maschinen allein verkauft werden. Die Häuser, das eine mit Garten, das andere in bester Lage der Stadt, eignen sich zu jedem antcicn Geschäft. Auskunft durch die Expedition d. Bl. in Schneeberg. VsM KiM Mrs, KlimMel, Heute Sonntag von Nachm. 4 Uhr an starkbesetzte Ballmusik, wozu crgebenst einladet Wilh. Rudolph. M'libWAlm »M, lsvIM. Sonntag öffentliche Tanzmusik, wozu freundlichst einladet Ernst Groh. kÄäsvdlösMdsn AvömlL Schönstes Vergnügungs-Etablissement des Erzgebirges r Am Sonntag von Nachmittag Uhr an Für Geschirre empfehle meine neue große Stallung für 30 Pferde. Letzter Zug nach Aue 1 Uhr nachts. Hochachtungsvoll E. Uhlig. Gasthof Niederschlema. Heute Sonntag von nachm. 4 Uhr an starkbesetzte Tanz musik, wozu freundlichst einladet E. Röhner. AM" M r» r k 4S "MD kostet die beste hocharmige Futzbetrieb mit Kasten, allen Neuerungen ausgestattet, geräuschlosem Gang, aus bestem Material. IE" Fünf Jahre Garantie. — vierzehn Tage Probezeit. «Ml ffürudsrger ffÄuussetUueu - kadriL HV. HVvrvI» am Plerrer, Rothenburgerstr. S. Zeugnisse. Nürnberger Nähmaschinenfabrik W. Worch, Nürnberg, am Plerrer. Geehrtester Herr Worch! Mit der Nähmaschine, welche Sie mir geschickt haben, bin ich sehr zufrieden und kann Ihnen nicht genug meinen Dank aussprechen. Ich werde es nicht unter lassen, Ihnen durch meine Recommandation neue Kundschaft M- imfübren. ES grüßt gehorsamst Würzburg, den 14. Dezember 1895. Georg Mehring, Wechselwärter, Grombühlstr. Nr. 1. Gelegeuheitskauf. Anderem Unternehmen wegen verkaufe ich meine flottgehende Papierhandlung und Buchbinderei, welche mit Car tonnagenfabrik lohnend verbunden werden kann, nachweislich mit ff. Kundschaft. Anzahlung ca. 1200 Offerten erbeten an Otto Oeser, Lichtenstein-Callnberg. kin AIitW lMimüM- Mlös - wild für sofort gesucht von Günther n. Richter, 3 Papierfabrik Bockau. >!M!«