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Erzgeb Ho lksfreund. Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. volksfrnmd Schneeberg. Sch",'!"/-'' ^l , << ,, für die König!, »nd städtischen Ltkördrn in Ane, Grmcham, Hartenstein, Zohann- georgenstadt, Lößnitz, tlenstädtel, Schneeberg, Schwartender- und Wildenfels. I Der „Erjacbtrygche VollSsreund" erscheint täglich mit Ausnal,ine der Dag« I nach den Sonn- und Festtagen. Abonnement vierteljährlich I Marl 8i> Pfg a» xx ' Inserate werden pro Kgespaltene Zeile mit IV Pia^ i,n amtlichen Theil dl« Akv. jllllD / Ngespaltene geil« mit 30 Psg., Reklamen dl« Sgespaltene Zeil« mit S5Psg. wv 1 berechn«»: tabellarischer, auiergewvhnlicher Sah nach erhöhtem Taris. Freitag, 2S Deebr. >«S«. Post-geimngilifte Nr. Jnseraten-Annahm« siir die am Nachmittag erscheinende Nummer big Bor- Mittag 11 Uhr. Eine Bürgschaft für die nächsttägige Aufnahme der Anzeigen bez. an den vorgeschri«benen lagen sowie an bestimmter Stell« wird nicht gegeben. Auinvürtige Austrüge nur gegen Voraubbezahlung. „ür Rückgabe eingesandter Manuskripte macht fich die Redaction nicht verantwortlich. 4V. Jahrgang. Der Gasthofsbesitzer Herr Albin Görler in Schönau beabsichtigt in dem unter Nr. 12 des Brand-Versicherungs-CatastcrS, Nr. 65b des Flurbuchs für Schönau gelegenen Grundstücke eine Grotzviehfchlächterei zu errichten. In Gemäßheit von 8 17 der Reichsgewcrbeordnung wird dies mit der Aufforderung hier durch bekannt gemacht, etwaige Einwendungen gegen die neue Anlage, soweit sie nicht auf besonde ren Privatrechts-Titeln beruhen, bei deren Verlust binnen 14 Tagen, vom Erscheinen dieser Be kanntmachung an gerechnet, allhier anzubringcn. Zwickau, am 22. Dccember 1896. Die Königliche Amlshauptmannschaft. Di. Schnorr von Carolsfeld. Bekanntmachung, die Verwendung von effeuen Coaksfeuern zum Austrocknei von Wohnungen pp betreffend. Wie zur Kenntniß der Königlichen Amtshauptmannschaft gckommmen ist, werden in ihrem Bezirke bei Eintritt des Winters zur Austrocknung der Jnnenräume von Neubauten öfters eiserne Körbe aufgestellt, in denen Coaks offen brennen; dieses Mittel zur Austrocknung des Wand- und Deckenputzes ist vor allem eine in technischer Beziehung durchaus verwerfliche Maßregel, da durch das offene Verbrennen des Coak viel Kohlensäure erzeugt wird, welche sich mit der Oberfläche des frischen Mörtelputzes schnell zu kohlensaurem, also erhärteten Kalk verbindet, wodurch zwar die Oberfläche trocken erscheint, im Innern des Putzes und der Mauer der Mörtel jedoch unverbunden mit Kohlensäure verbleibt, so daß die zur Erhärtung und Austrocknung der Wände und des Putzes erforderliche Umwandlung des Kalkbreies in kohlensauren Kalk unter der erhärteten Oberfläche viel langsamer und später cintritt und das hierbei srciwerdende Wasser später von den Wänden aus geschwitzt wird. Weiter hat aber auch die Verwendung von offenen Coaksfeuern zum Austrocknen den Nachtheil, daß sich in den Räumen, in welchen solche Feuer aufgestellt sind und die um eine Wirkung zu erzielen, möglichst dicht geschlossen werden müssen, giftige Gase, insbesondere Kohlen oxydgase und Kohlensäure ansammeln, so daß das Arbeiten in solchen Räumen im höchsten Grade gefährlich ist, nicht minder aber auch in den Nebenräumen, weil sich nicht vermeiden läßt, daß die Gase, wenn auch verdünnt, sich über diese verbreiten. Die Königliche Amtshauptmannschaft sieht sich daher veranlaßt, die Verwendung von der artigen Coaksfeuern zum AuStrocknen der Jnnenräume von Neubauten hiermit zu untersagen und werden Zuwiderhandlungen gegen dieses Verbot mit Geldstrafe bis zu Vst M. an deren Stelle im Unvermögensfalle entsprechende Haftstrafe tritt, geahndet werden. Zwickau, am 19. Dezember 1896. Königliche Amtshaupimamlschaft. Dr. Schnorr von Carolsfeld. Friedrich. Unter dem Rindvichbestande des Herrn Fleischermeisters Richard Steeg hier Cat. 193 ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen, was hiermit bekannt gegeben wird. Schneeberg, den 24. Dezember 1896. Der Stavtrath. vr. von Woydt. Bekanntmachung. Gleich wie im vorigen Jahre, sind wir auch in diesem Jahre bereit, Beträge für Unter lassung der Neujahrsgratulationen zur allgemeinen Armenpflege anzunehmen. Quittung erfolgt hierüber am 31. Dezember a. c. Zelle, den 24. Dezember 1896. Der Gemeinderath. Markert, Gem.-Vorstd. WeihnachtsMe herrscht nunmehr allenthalben in der Politik, in der auswärtigen sowohl, wie in der inneren. Was an politischen Dingen jetzt in den Zeitungen zu finden ist, gehört fast ausnahmslos in die Kate gorie der minderwerthigen Kannegießerei. Irgend welchen Schaden anzurichten sind diese Betrachtungen freilich schon um deswillen nicht geeignet, weil sie nicht gelesen werden. Wer hätte jetzt wohl Zeit und Lust, die Zeitungen zu studieren, da der Tannenduft schon durch die Zimmer zieht, da das schönste christliche und durch und durch deutsche Liebesfest uns alle schon in seinem unsagbaren, herzerhebenden Zauber gefangen hält? Das liebevolle Sorgen und heimliche Schaffen der Alten, die seligen Hoffnungen und Wünsche der Jungen, aus denen fich an diesem Tag das Leben unseres deutschen Volkes in allen Gauen und in allen Schichten zusammensetzt, das hat in der That mit der orientalischen Frage und dem spanisch-amerikanischen Konflikt, mit Justiznovclle und Börsenreform so wenig gemeinsam, wie etwa der Tannenbaum mit der Distelstaude. Auch diese Zeilen werden daher nur von wenigen ge lesen werden. Diesen wenigen sei es gesagt, wenn sie es nicht schon wissen sollten, daß den Nationen ein durch aus friedliches Weihnachtsfest bevorsteht. In den nächsten Tagen wird sicherlich keine der großen Fragen der äußeren Po, litik zum Austrag kommen oder überhaupt nur sich brennend gestalten. Ja, sehr wahrscheinlich ist es, daß sie für längere Zeit fich im Sande verlaufen werden. Wer sollte die Tollkühnheit und den Unverstand zugleich besitzen, unter den heutigen Verhält- mfsen gegen den Frieden zu arbeiten und das Gespenst eines Welt krieges — denn um den müßte eS sich handeln — heraufzu zitteren, eines Krieges, gegen den alles bisher an Schrecknissen Erlebte nur ein Kinderspiel gewesen wäre? Wir glauben, es wird sich auf lange Zeit hinaus niemand finden lassen! Auch im Innern herrscht, äußerlich wenigstens, Friede. Denn eS find ja in allen Ländern die „Volksvertretungen" ge schlossen, leider meist die hervorragendsten Horte des Haders und Unfriedens. Wenn sie ihre Pforten wieder aufthun werden, wird «S auch mit dem Weihnachtsfrieden im wesentlichen vorbei sein. Daran zu zweifeln, wäre ganz ungerechtfertigter Optimismus. Freilich würde auch ohne Parlament noch genug Unfriede in unserem Volke vorhanden sein. Wer wollte es leugnen ? Wer wollte behaupten, daß die Kluft sich auch nur etwas geschlossen hätte, die nun schon seit vielen Jahren durch unser Volk geht und beinahe schon so groß ist, daß sich die durch sie Getrennten überhaupt nicht mehr mit einander verständigen können! Und auch die, die auf derselben Seite fich befinden, verstehen sich oft nicht mehr, sind bemüht, neue Gräben zwischen sich zu ziehen, schon vorhandene tiefer zu graben, anstatt mit aller Energie und unermüdlichem Fleiße den gemeinsamen Boden zu ebnen und zu glätten. Und aus welchen Quellen zieht dieser Unfriede vor allem seine Nahrung, woher kommt dieses Unheil? Nur daher, daß sich unser Volk in seiner großen Mehrheit abgewendet hat — innerlich und wie oft auch äußerlich — von Dem, Dessen Geburtstag zu feiern wir uns anschicken. O möchte das kommende und jedes folgende Wcihnachtsfest Schaaren von Verirrten zu Ihm zurückführen! Dann und nur dann kann eS einst volle Wahrheit werden mit der Engelsbotschaft vom Frieden auf Erden. Tagesgeschichte. Deutschland. ----- Ein militärischer Correspondcnl des „Hannov. Cour." knüpft an die Mittheilungcn des Pariser „Figaro", wonach die Neubcwaffnung der französischen Feldartillerie sich baldig st als nothwend ig ergeben und 200 Millionen extraordinärer Kredite fordern werde, folgende Bemerkungen: „Bei dem neuen Schncllfeucr- geschütz würde man in Frankreich nicht wohl über 8 Ccntimcter Caliber hinausgehcn dürfen, wenn dasselbe nicht zu schwer, und nicht unter 7,5 Centimeter herunter, wenn der Einzelschuß nicht zu wenig wirkungsvoll und auf größere Entfernungen noch be obachtungsfähig sein soll. Der Rücklauf muß so gut wie völlig beseitigt werden, denn in dem schnelleren Richten liegt die Bürg schaft für die größere Feuergeschwindigkeit. Man wird nicht fchl- gehen, wenn man einen der 7,5 Centimcter-Canal-Tips, mit 6,5 Kilogramm schweren Shrapnels, die 300 Kugeln enthalten und mit 600 Meter Anfangsgeschwindigkeit abgegeben werden, durchbrochenen Schraubenverschluß für Metallkartuschen, elastischer Bodenbremse und 1740 Kilogramm Gesammtgcwicht des 40 Schuß in der Protze führenden, 4 Mann Bedienung transportiren- den Geschützes als Zukunftsgcschütz der französischen Feldartillerie betrachtet. Nicht unwahrscheinlich ist cs, daß die Einführung eines Schnellfeuergeschützes in Frankreich eine totale Aenderung der Organisation der Artillcricwaffe mit sich bringt, eine vergrößerte Zahl von Batterien L 4 statt L 6 Geschütze, vielleicht 24 Batterien pro Armeecorps in 4 Regimenter gegliedert, vielleicht auch 30 Battenen, wenn man die heutige Geschützzahl im mobilen Armee corps beibehaltcn wollte." Dazu bemerken die „Hamb. Nachr.": Bewahrheitet sich die Ankündigung des „Figaro", so darf man auf sehr tiefgreifende Umwälzungen in der Organisation der Feldartillerie gefaßt sein, und zwar nicht nur in Frankreich, sondern auch in Deutschland. Jedenfalls läßt sich nicht leugnen, daß die fran zösischen Feldgeschütze in ballistischer Beziehung den unseren über legen, und daß in Bezug auf Geschoßwirkung in Frankreich große Fortschritte gemacht sind." — (Reise des Kaisers nach Palästina und Rußland.) Die „N. Fr. Presse" schreibt: „Nach einer offiziellen Meldung der russischen Tclegraphen-Agentur soll der Deutsche Kaiser Ende Fe bruar oder Anfang März aus Palästina in Odessa eintreffen, um von da nach Petersburg zum Besuche des Zarenpaares zu reisen." Wir geben die Nachricht, für welche keine weitere Bestätigung vor liegt, mit allem Vorbehalt wieder. Berlin, 23. Dez. Auf dem Garnisonkirchhof fand heute Nachmittag in Gegenwart des Kaisers die Beerdigung des Ge neralmajors v. Lippe statt. Unteroffiziere des 3. Garde-Regiments trugen den Sarg. Die Trauerparade bildete ein Grenadier-Ba taillon, eine Kürassier-Eskadron und eine Batterie. In dem Trauer- gcfolge waren zahlreiche Generale und Offiziere aller Waffen, die Minister v. Bötticher, v. Goßler und v. Wedell und die Admirale Knorr und Hollmann vertreten. Nachdem der Kaiser die Trauer parade abgeschritten hatte, hielt Garnisonpfarrer GoerS die Trauer predigt. Die Truppen gaben Salven ab. Der Kaiser und die Kaiserin ließen prachtvolle Kränze niedcrlegen. — Von Kamerun sind der Kanzler des Gouvernements, RcgierungSrath Dr. Seitz, und der RegierungSrath Dr. A. Plehn mit Urlaub dieser Tage in Berlin eingetroffcn. Beide Beamte wissen nichts von Unruhen, die nach englischen Berichten dort vor gekommen sein sollten. Auch hatte der Gouverneur v. Puttkamer die Absicht, eine Expedition nach dem Innern zu machen — ein sicheres Anzeichen dafür, daß in den Küstengebieten die größtr. Ruhe herrschte. — Die Meldung, Criminalcommissar v. Tausch oder einer seiner Agenten habe im Frühjahr 1893 in der Uniform eines Postbeamten im Postwagen des Berlin-Hamburger Schnell zugs die für Friedrichsruh bestimmten Briefe einer Revision unter zogen, wird officiös für unbegründet erklärt. Frankreich. Paris, 23. Dec. Wie der „Figaro" meldet, hat der Oberste Kricgsrath sich in seiner vorgestrigen Sitzung für die Umwandlung des Fcldartillerie-Materials ausge sprochen. Die Blätter geben der Ueberzeugung Ausdruck, die Kammer werde der Errichtung der vierten Infanterie-Bataillone zustimmen. Paris, 23. Dez. Gerüchtweise verlautet, der Minister des Aeußeren Hanotaux habe beschlossen, den gegenwärtigen fran zösischen Vertreter in Kairo, Cogordan, durch einen entschlosseneren Diplomaten zu ersetzen. Paris, 23. Dez. Gestern abend fand im Locale der Christlich-Sozialen unter dem Vorsitz des Abb6 Garnier eine Konferenz statt. Eingeschmuggelte Anarchisten und Sozialisten brachten Hochrufe auf die Anarchie und die Kommune aus und stimmten die Arbeitermarseillaise an. Die Katholiken antworteten mit dem Rufe: „Es lebe Christus!" Hierauf fand eine blutige Schlägerei statt, wobei mehrere Personen tödtlich verletzt wurden. Der Krawall setzte sich bis auf die Straße fort, wo die Polizei intervenirte und zahlreiche Verhaftungen vornahm. Italien. Rom, 23. Dezember. Nach dem „Osservatorc romano" ist Graf Nigra, der italienische Botschafter in Wien, deshalb hierher gekommen, um Instruktionen betreffs Erneuerung des Dreibundes entgegenzunehmen. Rom, 23. Dez. Die erste Gruppe der italienischen Ge fangenen ist gestern Vormittag mit Major Nerazzini von Massauah an Bord des „Adriatico" nach Neapel in See gegangen. Nach einer Privatdepesche hat Major Gamerra, der diese Gruppe von Gefangenen begleitet, mitgetheilt, daß General Albertone und die übrigen Offiziere sich guter Gesundheit erfreuen, und daß Alber tone in Adis Abbcba zurückgeblieben ist, um die übrigen Gefange- nenabtheilungen für die Beförderung in die Heimath zu organisi- ren. Die erste Gruppe, die sich heute eingeschifft hat, umfaßt hauptsächlich Verwundete; nur 60 nicht verwundete Leute befin den sich in der Gruppe. Die übrigen Gruppen werden nach und nach folgen, ihre Stärke wird wegen des ermüdenden Marsches und der Schwierigkeit der Versorgung mit Wasser und Lebens mitteln nicht größer als je 200 Mann sein. Im Einvernehmen mit dem Kommandanten des italienischen rothen Kreuzes hat der englische Resident in Harrar mehrere Wasserstationen eingerichtet. Spanten. MH Madrid, 23. Dezember. In politischen Kreisen «W das Austauchen von Banden in Novelta lebhaft besprochen. ÄäW rend man einerseits glaubt, daß eS sich lediglich um Räuber-tz sindel handelt, wird andererseits die Annahme geäußert, daß die Banden aus Elementen bestanden haben, welche von kubanischer Seite bezahlt wurden, um Beunruhigungen hervorzurufen und die Aufmerksamkeit der Bevölkerung und Regierung von Kuba abzulenken. Griechenland. Athen, 22. Dezember. Vorgestern fand bei PropheteliaS in Macedonicn ein verzweifelter Kampf zwischen 80 türkischen Soldaten und einer griechischen Jnsurgentenbande statt, deren