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natürlichen Wachstums erzeugt. Besondere Aufmerksamkeit verdient ferner der Einsatz des Solisten, der in Mozarts Konzerten stets auf mannigfaltige und geistreiche Weise abgewandelt wird. Ebenso wie sich der Solist in seiner großen Schlußkadenz als Impro visator empfiehlt, stellt er sich beim Einsatz als solcher vor. Dem Wiedereintritt des energischen Hauptthemas geht im C-Dur Konzert sogar eine längere, dialogisch be ginnende, dann aber frei virtuos im Klavier verlaufende Zwischenpartie voraus. Der langsame Mittelsatz, im Romanzencharakter nach französischem Vorbild gehalten, ist zart verhalten. Hier gibt der Lyriker Mozart dem Solisten Gelegenheit zu gesangvollem Vortrag und nuancenreicher Gestaltung der reich verästelten Ornamentik. Auch das Schlußrondo erscheint in gebrochenem Licht, alle Gegensätze sind zugunsten des einheitlichen Ablaufs gemildert. So entsteht durch die Art, in der die einzelnen Themen im Verlaufe des Satzes umgestellt und neu miteinander verflochten werden, der Eindruck stiller Heiterkeit, eines geist- und gemütvollen Spieles, das dem Hörer reine Freude an der sinnlich schönen Klangwirkung vermittelt. Peter Iljifsdi Tschaikowski (1840—1893) hat sich zu seiner 5. Sinfonie in e-Moll einmal in einem Notizheft selbst geäußert, und man kann diese Bemerkung als Hinweis auffassen, gleichsam als das Motto, das über diesem Werke stehen könnte. „Vollständige Beugung vor dem Schicksal oder, was das selbe ist, vor dem unergründlichen Walten der Vorsehung“. Mit der Sinfonie, die seine drei letzten großen Sinfonien einleitet, war Tschaikowski nicht zufrieden, weil sie dem Inhalt einen zu breiten Raum gönnt und dabei die künstlerische Form etwas vernach lässigt. Dafür spricht die Briefstelle: „Nach jeder Aufführung meiner neuen Sinfonie empfinde ich immer stärker, daß dieses Werk mir mißlungen ist. Die Sinfonie er scheint mir zu bunt, zu massiv, zu künstlich, zu lang, überhaupt unsympatisch.“ Wir wundern uns über die Schärfe des eigenen Urteils, wir bewundern seine schonungslose Selbstkritik, die wir heute nicht mehr teilen. Das Werk ist viersätzig. Im ersten Satz leitet ein Thema das Ganze ein, welches gewissermaßen als Leitmotiv in allen vier Sätzen immer wieder erscheint. Der eigentliche erste Satz bringt die beiden sehr gegensätz lichen Themen, die die Form der Sonate verlangt. Der zweite Satz versucht, von dunklen Klängen zu lichten Höhen emporzuschwingen, der Schluß verklingt in Ruhe und Har monie. Der dritte Satz heißt „Valse“, also ein eleganter, weltmännischer Walzer mit französischem Einschlag, der ein einziges Wiegen und Gleiten darstellt. Der Schlußsatz, das Finale, ist ein toller Wirbel der verschiedensten Stimmungen: ein aufreizender Tanz, ein eilig hastender Galopp, ein jauchzender Wirbel, ein hemmungsloses, brutales Ge stampfe, daß am Schluß in eine schmetternd-glänzende Fanfare mündet, die dem düste ren Werk einen überraschenden, aber um so wirkungsvolleren optimistischen Ausgang verleiht. III/9/280 It 4133/61 Programmfolge Ouvertüre „Othello" op. 93 Konzert für Klavier und Orchester C-Dur KV 503 Allegro maestoso Andante Allegretto - Pause - Sinfonie Nr. 5 e-Moll op. 64 1) Andante 2) Allegro con anima 3) Andante cantabile con alcuna licenza 4) Valse 5) Finale 6) Andante maestoso 7) Allegro vivace A. Dvorak (1841—1904) W. A. Mozart (1756-1791) P. Tschaikowski (1840-1893) Leitung: Siegfried Geißler Solist: Karl-Heinz Naumann. Dresden