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STEINSAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM ZUR EINFÜHRUNG Dienstag, 20. Februar 1962, 19.30 Uhr 3. Kammermusikabend der Kammermusikvereinigung der Dresdner Philharmonie Ausführende: Günter Siering, Violine; Günther Schubert, Violine; Herbert Schneider, Viola; Erhard Hoppe, Violoncello; Johannes Walter, Flöte; Werner Mctzncr, Klarinette; Helmut Radatz, Fagott; Siegfried Harzer, Schlagzeug; Ilse Brähmcr, Klavier Rudolf Wagner-Regeny geb. 1905 Divertimento für Flöte, Klarinette, Fagott und Schlagwerk Marsch Fuge Scherzo Paul Hindemith geb. 1895 3. Streichquartett op. 22 Fugato Sehr energisch Stets fließend Mäßig schnelle Viertel Rondo: Gemächlich und mit Grazie Pause Antonin Dvorak 1841 - 1904 Klavierquintett A-Dur op. 81 Allegro ma non tanto Dumka (Andante con moto) Scherzo (Molto vivace) Allegro 1. Partiturscitc des Klavierquintettes Antonin Dvoraks Nationalpreisträger Rudolf Wagner-Regeny, der zu den promintesten Kompo nistenpersönlichkeiten der deutschen Gegenwartsmusik gehört, war Schüler von Koch, Reznicek, Ochs und Krasselt in Berlin. Mit Rudolf von Laban und dessen Tourneetanzgruppe reiste er als Komponist und Kapellmeister durch ganz Europa. Auf diesen Fahrten begann er unter dem Eindruck von Kreneks „Jonny spielt auf“ und Weills „Protagonisten“ kleine burlesk-karikierende Nummernopern zu schrei ben. 1928 ließ sich Wagner-Regeny als Komponist in Berlin nieder. In Zusammen arbeit mit Caspar Neher entstanden seine bedeutendsten Bühnenwerke: „Der Günstling“ (1935), „Die Bürger von Calais“ (1939), „Johanna Balk“ (1941), die dem zeitgenössischen Musiktheater entscheidende Impulse verliehen. Die Kriegsereig nisse verschlugen den Komponisten 1945 nach Mecklenburg; 1946 bis 1950 leitete er als Rektor die Rostocker Musikhochschule. Seitdem wirkt Wagner-Regeny wieder in Berlin, u. a. als Professor für Komposition an der Deutschen Hochschule für Musik und als ordentliches Mitglied der Deutschen Akademie der Künste. Nach dem der Komponist in seinen drei musikdramatischen Hauptwerken einen Stil von persönlicher Eigenart erreicht hatte, dessen Merkmale ein herbes, entsinnlichtes Satzgefüge, eine durchsichtige Instrumentierung bei schlagkräftiger Melodik sind, hat er sich in neuerer Zeit („Prometheus“, 1959, „Das Bergwerk zu Falun“, 1961) auch der Zwölftontechnik zugewandt. Wagncr-Regeny schrieb neben seinen Büh nenwerken, die den Hauptanteil seines Oeuvres bilden, auch verschiedene Or chester- und Kammermusikwerke, Klavierstücke und Lieder. Das Divertimento für drei Holzbläser (Flöte, Klarinette, Fagott) und Schlagzeug entstand im Jahre 1954 auf Anregung des Berliner Flötisten Erwin Milzkott. Wie der Komponist selbst sagt, soll dieses reizvolle Werkchen „nichts weiter auslösen, als: Kurzweil (allerdings kultivierte!). Weil es auf spaßige Weise unterhalten soll - ist es wohl Unterhaltungsmusik“. Knappheit der Form, Klarheit der Linienfüh rung, Prägnanz der Melodik, Eleganz der Verarbeitung - das sind die Eigen schaften dieses Divertimentos. Der erste Satz, ein Miniatur-Marsch, beginnt mit einer beschwingten Marschmelodie, die von der Flöte angestimmt, von der Klari nette aufgegriffen und dann von allen Instrumenten weitergesponnen wird. Das Thema wird sogar einmal umgekehrt. Kurz danach beobachten wir eine interessante Skalenführung in Gegenbewegung in Flöte und Fagott, während die Klarinette ein rhythmisches Motiv vorträgt, das dann von allen Instrumenten aufgegriffen wird. Der zweite Satz ist eine regelrechte, kleine besinnliche Fuge für drei Holzbläser, in denen verschiedene kontrapunktische Künste wie Umkehrung und Verkleinerung den Reiz der musikalischen Gestaltung erhöhen. Der dritte Satz, ein Scherzo, bringt den witzigen Abschluß des Stückes. Die Flöte hat mit ihrem beschwingt-keck dahineilenden Thema, das klug die Möglichkeiten des Instrumentes nutzt, die führende Rolle. Ein langsamer Mittelteil bringt kontrastierende Thematik. Rasch geht es dann dem pointierten Schluß zu.