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abzureisen, mit dem ich Samstag, den 27. Dezember, um 11 Uhr mittags in Leipzig einzutreffen gedenke, ausgenommen Hochderselbe würde mir sagen: ,bleiben Sie lieber zu Hause!‘ Wie klingt die Sinfonie? Bitte schreiben Sie mir das in Ihrer großartigen Güte, da ich schon sehr aufgeregt bin. Fällt das Werk durch, so fahre ich bei Nacht und Nebel ab. . .“ Bruckners Verehrung für Richard Wagner ist (besonders nach der Dritten Sinfonie, die er dem Bayreuther Meister „in tiefster Ehrfurcht“ widmete) bekannt. Dennoch läßt sich über Hermann Kretzschmars Ansicht (Führer durch den Konzertsaal) mehr als streiten: „Die 7. Sinfonie (mit der Verwendung der Wagner-Tuben) zeigt den Einfluß Wagners in breitesten Spuren. Das Scherzo ist fast nur eine Um schreibung des Walkürenrittes. Und auch im Adagio schimmern die Quellen der Götterdämmerung durch!“ Fest steht, daß das Adagio der Siebenten als Trauer musik auf Wagners Tod gedacht ist. „Das Adagio habe ich wirklich auf den Tod des Großen, Einzigen geschrieben, teils in Vorahnung, teils als wirkliche Trauer musik nach der eingetretenen Katastrophe, als die Depesche aus Venedig eintraf...!“ Die Themen der Sinfonie, jeweils drei in den Ecksätzen, zeigen größten sinfonischen Charakter. Das erste Thema des ersten Satzes, die E-Dur-Dreiklangsintervalle in auf steigender Linie, gehört zu den genialsten Brucknerschen Einfällen, das zweite Thema steht dem ersten an Sanglichkeit kaum nach, und das dritte Thema bildet in seiner Starrheit und in seinem eigensinnigen Rhythmus einen wirksamen Gegensatz zum Aufschwung des Anfangs. Breite Orgelpunkte und chromatische Modulationen verbinden die drei Themen bis zur Durchführung und Reprise. Die Trauermusik des Adagios wurde schon erwähnt. Das robuste Scherzo mit den energischen Trompetenfanfaren wird durch ein idyllisches Trio wundersam ausge glichen. Der Schlußsatz hat wiederum drei Themen: dem variablen ersten Thema steht ein choralartiges Gegenthema gegenüber, im Einklang von Streichern und Blech braust das dritte Thema einher. Auf dem Orgelpunkt, d. h. einem lang ge haltenen Baß auf dem Grundton E, klingt die feierliche Sinfonie nach langem Kampf um Licht und Verklärung erlöst aus. Prof. Dr. Mlynarczyk LITERATURHINWEISE Karl Schönewolf Konzertbuch, Berlin Hans Schnoor, Geschichte der Musik, Bielefeld Max Dehnert, Bruckner, Leipzig Rudolf Louis, Bruckner, München Vorankündigung Nächste Konzerte im Anrecht A 21./22. Oktober 1961, jeweils 19.30 Uhr Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr Dienstag, 24. Oktober 1961, 19.30 Uhr 1. Kammermusikabend der Kammermusikvereinigung der Dresdner Philharmonie Anrecht D sowie Freiverkauf! 1. PHILHARMONISCHES KONZERT 6206 Ra III-9-5 961 1,3 It-G 009.67 61