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ZUR EINFÜHRUNG KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H Y G I E N E - M U S E U M Sonntag, den 3. November 1968, 19.30 Uhr Lothar Seyfarth Dirigent: So isten : für Flöte. Streichorchester und Continuo PAUSE Wolfgang Amadeus Mozart 756-179 Johann Sebastian Bach 1685-1750 Wassi i S. Kalinnikow 1866-190 Sinfonie Nr. 1 g-Moll Allegro moderato Andante commodamente Scherzo (Allegro non troppo) Finale (Allegro moderato - Allegro risoluto) Helmut Rucker, Dresden, Flöte Oleg Kagan, Sowjetunion, Violine Konzert für Violine und Orchester A-Dur KV 219 Allegro aperto Adagio Rondeau (Tempo di Menuetto - Allegro) Freitag, den 1. November 1968, 19.30 Uhr Sonnabend, den 2. November 1968, 19.30 Uhr wolfgang Amadeus Mozart schrieb im Jahre 1775 eine Gruppe von fünf Violinkonzerten, von denen das letzte, (A-Dur, KV 219) heute erklingt. Zu jener Zeit war der 19jährige als Konzertmeister im Hoforchester des Salzbu Eizbischofs angestellt und schrieb daher diese Konzerte verm eigenen Gebrauch, da man von ihm natürlich auch solistische Leistungen auf seinem Dienstinstrument verlangte. Obwohl Mozart schon als Kind gut Geige spielte, wandte er sein Interesse späterhin doch mehr und mehr dem Klavier zu, vorliegen (zwei weitere Konzerte blieben in ihrer Echtheit umstritten). Die für das er auch kennzeichnenderweise bis zu seinem Lebensende immer bedeu ¬ tendere Konzerte schuf, während uns an Violinkonzerten nur diese frühen Werke Violinkonzerte zeigen die Bekanntschaft des jungen Musikers mit den Schöp ¬ fungen italienischer Meister wie Boccherini, aber ebenso den Einfluß Johann Christian Bachs und der französischen Violinisten. Die beiden ersten Konzerte erscheinen in vielen Zügen noch als recht konventionelle Zeugnisse einer elegan ¬ ten höfischen Kunstübung und sind heute weniger bekannt, in den drei letzten jedoch (G-Dur, D-Dur, A-Dur) wird bereits inhaltlich wie formal eine wesentliche Zu Johann Sebastian Bachs Orchesterwerken gehören neben den ver ¬ schiedenen Solokonzerten für einzelne Instrumente und Orchester und den be ¬ rühmten Brandenburgischen Konzerten vier Orchestersuiten, auch Ouvertüren genannt. Diese Werke stellen Musterbeispiele der Barocksuite dar, wie sie in dieser Art in Deutschland zwischen 1680 und 1750 von vielen Komponisten ge- : zyklische Folgen der verschiedenartigsten, pflegt wurde mehr oder weniger sti isierten Tanzformen. Durch die prunkvollen, meist recht ausgedehnten Einleitungssätze im Stil der dreiteilig angelegten französischen Ouvertüre, die den Tanzsätzen vorangestellt sind, erhielten diese Suiten auch den Namen Ouvertüre. Bachs Orchestersuiten, von denen die beiden ersten vermutlich noch der Zeit entstammen, in der er als fürstlicher Kapellmeister in Köthen wirkte, während die zwei anderen in Leipzig geschrieben wurden, werden durch besonderen Kennzeichen seines Stiles, durch die selbst in den Tanzsätzen bare kontrapunktische Arbeit und den Reichtum der Erfindung weit über den Charakter der Gebrauchsmusik herausgehoben, als die sie ihr Komponist und seine Zeit wahrscheinlich nur empfanden. Die Suite Nr. 2 in h-Moll für Flöte, Streicher und Continuo bringt nach der kunstvollen, breit ausladenden Ouvertüre, deren Mittelteil als Fugato gestaltet ist, ein graziöses, lebhaftes Rondeau mit dreimal wiederkehren ¬ dem Hauptteil. Es folgt eine gravitätische Sarabande, in der die Mittelstimmen (Flöte und Violinen) mit dem Baß einen strengen Kanon in der Unterquinte durch ¬ führen; anschließend ertönen zwei Bourreen, von denen die zweite die zartere Ergänzung der frischen, vorwärtsdrängenden ersten bildet. Nach einer gemessen dahinschreitenden Polonaise, bei deren Double (Variation) die Flöte die hier im Baß liegende Melodie in virtuosen Figurationen umrankt, und einem anmutigen Menuett klingt die Suite wirbelnd mit einer leichten, tändelnden Badinerie (frz., Scherz, Schäkerei) aus. Das höfisch-elegante, witzig-geistreiche kleine Werk ist von echtestem Rokokogeist erfüllt und zeigt in seiner feinen, zierlichen Grazie aen großen Thomaskantor einmal von einer ganz anderen Seite. Suite Nr. 2 h-Mo I BMV 1067 Ouvertüre Rondeau Sarabanae Bourree l/ll Po onaise Doub e Menuett Baainerie OLEG KAGAN, einer der begabtesten jungen sowjetischen Geiger, der im Rahmen der wurde 1946 in Jushno- „Tage sowjetischer Kultur" gegenwärtig in der DDR konzertiert, Sachalinsk geboren. 1953 bis 1959 studierte er am Staatlichen Lettischen Konservatorium in 1959 bis 1965 besuchte er die Violinklasse der Zentralen Musikschule des Moskauer Riga. Staatlichen Konservatoriums, danach wurde er am Moskauer Konservatorium aufgenommen, wo in der Sowjetunion mit er Schüler von Prof. B. Kusnezow ist. Der sowohl im Ausland wie großem Erfolg hervorgetretene junge Künstler errang 1964 den vierten Preis im III. Interna ¬ tionalen George-Enescu-Wettbewerb in Bukarest, 1965 den ersten Preis beim Jean-Sibelius-Wett- bewerb in Helsinki, 1966 den zweiten Preis beim Internationalen Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau sowie 1968 den ersten Preis beim Internationalen Bach-Wettbewerb in Leipzig.