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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGI E N E ■ M U S E U M Sonnabend, den 7. Dezember 1968,19.30 Uhr 7. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solistin: Annerose Schmidt, Leipzig, Klavier Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Konzert für Klavier und Orchester C-Dur KV 467 Allegro Andante Allegro vivace assai Maurice Ravel 1875-1937 Konzert für Klavier und Orchester G-Dur Allegramente Adagio assai Presto PAUSE Sergej Rachmaninow 1873-1943 Rhapsodie über ein Thema von Paganini für Klavier und Orchester op. 43 ANNEROSE SCHMIDT gab bereits im Alter von neun Jahren Konzerte und legte zwölfjährig eine Prüfung als Konzertpianistin vor einem Gremium der Landesregierung Sach sen-Anhalt ab. Nach langjähriger Ausbildung bei ihrem Vater studierte sie an der Hochschule für Musik in Leipzig bei Professor Hugo Steurer und bestand nach drei Jahren 1957 das Staats examen mit besonderer Auszeichnung. Sie ist Preisträgerin im V. Internationalen Chopin-Wett bewerb 1955, 1. Preisträgerin im Gesamtdeutschen Pianisten-Wettbewerb Leipzig 1955, 1. Preis trägerin im Internationalen Schumann-Wettbewerb 1956 und erhielt 1961 den Kunstpreis der DDR sowie 1965 — während der 13. Westdeutschland-Reise der Dresdner Philharmonie, an der sie als Solistin teilnahm — in Würdigung ihrer hervorragenden Leistungen den Nationalpreis unserer Republik. Konzertreisen führten die erfolgreiche junge Künstlerin u. a. nach der So wjetunion, VR Bulgarien, Jugoslawien, Westdeutschland, Finnland, Schweden, Dänemark, den Volksrepubliken Polen und Ungarn, England, Holland, der CSSR, der SR Rumänien, dem Liba non und nach Ägypten. Außerdem wirkte sie bei den Salzburger und Dubrovniker Festspielen mit. Bei der Dresdner Philharmonie ist Annerose Schmidt ständiger Gast. ZUR EINFÜHRUNG Einen Monat nach dem berühmten d-Moll-Klavierkonzert KV 466, am 9. März 1785, vollendete Wolfgang Amadeus Mozart das Konzert für Klavier und Orchester C-Dur KV 46 7, das er am 10. März in einer seiner Akademien im Wiener Nationaltheater erstmalig vortrug. Gegen über dem schwermütigen, bereits in romantische Ausdrucksbezirke vorstoßenden d-Moll-Konzert zeigt dieses Werk wieder eine ganz andere Grundhaltung: Kraftvolle Heiterkeit, festlicher Glanz und farbige Klangpracht dominieren hier. Dennoch blieb Mozart in dem besonders durch seine unerhörte Einfallsfülle bestechenden C-Dur-Konzert bei einer schon im vorangegangenen Konzert manifestierten ausgesprochen sinfonischen Gestaltungsweise. Der brillante, virtuos-elegante Klavierpart wie der vor allem durch mannigfache interessante Bläserwirkungen fesselnde Part des reich besetzten Orchesters werden gleicher-, maßen in das musikalische Geschehen einbezogen, wobei die große sinfonische Einheit des Werkes auch durch motivische Verästelungen und Reminiszenzen zwischen den einzelnen Sätzen zum Ausdruck kommt. Der Charakter des ersten Satzes wird im wesentlichen durch sein energisches, zündendes Hauptthema bestimmt; die marschartige Thematik entspricht der zu dieser Zeit sehr beliebten, von Mozart auch in einigen anderen Klavier konzerten aufgegriffenen Form des sogenannten „Militärkonzertes". Jedoch werden demgegenüber auch kontrastierende, lyrisch-innige Episoden wirksam, und ein Nebenthema erinnert sogar stark an das Hauptthema der dunklen g-Moll-Sinfonie KV 550. „Eine von allen Rücksichten auf die Menschenstimme befreite ideale Aria" nannte der Musikforscher Alfred Einstein den folgenden Satz, ein anmutsvolles Andante. Er besteht aus einer fortlaufenden, weitgeschwungenen Kantilene des Soloinstrumentes, vom Orchester zart durch Bläser und sordinierte Streicher umspielt, mit Trioien und Pizzicato-Begleitung. — Ungetrübte, geschliffene Heiterkeit herrscht schließlich im liebenswürdig-temperamentvollen, in freier Sonatenform angelegten Finale, dessen tänzerisches Thema in vielseitiger, geistvoll-witziger Weise verarbeitet wird. Der Brückenschlag von der Welt der Mozartschen Klavierkonzerte zum Konzert für Klavier und Orchester G-Dur von Maurice. Ravel ist nicht schwer, wissen wir doch, daß Ravel 1930 ein Klavierkonzert „im strengsten Sinne des Wortes und im Geiste der Konzerte von Saint-Saens und Mozart" schreiben wolite. Der französische Komponist - auf der Höhe seines Ruhmes und seiner Meisterschaft stehend — meinte, daß die Musik eines Konzertes heiter und brillant sein könne, ohne einen Anspruch auf Tiefgründigkeit zu erheben oder nach dramatischen Effekten zu trachten. Ravel war darauf bedacht, ein Konzert für und nicht gegen das Klavier zu schreiben. Anfangs sollte das Werk „Divertissement" genannt werden. „Dann habe ich mir überlegt", heißt es bei Ravel, „daß es nicht notwendig ist, weil der Titel .Konzert' deutlich genug den Charakter der Musik trifft, die das Baumaterial dazu liefert. In gewisser Hinsicht besitzt mein .Konzert' einige Beziehungen zu meiner .Vioiinsonate'; es werden darin einige Jazz-Elemente verwendet, dies jedoch mit Maß."