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SAAL DES LANDHAUSES E RNST-THALM AN N-STRASSE 2 Sonntag, den 15. September 1968, 19.30 Uhr 1. L A N DHAUS-KONZERT Ausführende: Lenelies Höhle, Dresden, Sopran Bläserquintett der Dresdner Philhar- monie mit den Herren: V Helmut Rucker, Flöte Gerhard Hauptmann, Oboe Werner Metzner, Klarinette Lothar Böhm, Horn Helmuth Radatz, Fagott Franz Danzi 1763-1826 Quintett für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott B-Dur op. 56 Nr. 1 Allegretto Andante con moto Menuett (Allegretto) Allegro Fritz Geißler geb. 1921 Fünf Lieder für Sopran und Bläserquintett nach Ge dichten von Joachim Ringelnatz Sehnsucht nach zwei Augen Und auf einmal steht es neben dir Traurig geworden Trennung Segler Erstaufführung PAUSE " Gioacchino Rossini 1792-1868 Quartett Nr. 2 für Flöte, Klarinette, Horn und Fagott G-Dur Moderato Andante Allegro Joseph Haydn 1732-1809 Divertimento für Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott B-Dur Allegro con spirito Andante quasi Allegretto (Choräle St. Antoni) Menuetto Rondo (Allegretto) Franz Danzi, der 1763 in Mannheim geborene Komponist italienischer Herkunft, 1826 in Karlsruhe verstorben, erhielt seine erste musikalische Unter weisung von seinem Vater, der ihn so schnell förderte, daß er bereits ab 1778 Orchesterdienst als Violoncellist versehen konnte. Komposition studierte er bei Abbe Vogler. 1791 bis 1796 begab sich Danzi mit seiner Frau, der Sänge rin Margarethe Marchand, auf Konzertreisen nach Hamburg, Leipzig, Prag und Norditalien. 1798 wurde er Vizekapellmeister in München, 1807 bis 1812 wirkte er als Hofkapelimeister in Stuttgart, danach als Kapellmeister am Hoftheater in Karlsruhe. Von seinen Zeitgenossen stark beachtet, vor allem als Autor deut scher Opern und Singspiele, war Danzi ein wichtiger Theatermusiker der Epo che Carl Maria von Webers, mit dem er eng befreundet war und der von ihm Anregungen empfing. Von seiner Bedeutung als Wegbereiter der musikalischen Romantik zeugt das heute erklingende Bläserquintett B-Dur o p. 56 N r. 1 , das durch melodischen Empfindungsreichtum, klanglich reizvolle Bläser behandlung und harmonische Delikatesse an einen Meister erinnert, dessen Werk als künstlerische Leistung weitgehend verblaßt ist. Zu den profiliertesten Vertretern der mittleren Komponistengeneration unserer Republik gehört der Leipziger Komponist Fritz Geißler. 1921 in Wurzen geboren, studierte er an den Musikhochschulen Leipz’g (u. a. bei den Profes soren Max Dehnert und Wilhelm Weismann) und Berlin-Charlottenburg. Seit 1954 wirkte Geißler als Lehrbeauftragter, seit 1959 als Lektor für Musiktheorie an der Karl-Marx-Universität in Leipzig; 1962 erhielt er einen Lehrauftrag für Komposition an der dortigen Musikhochschule. Der mit dem Kunstpreis der DDR ausgezeichnete Komponist trat bisher besonders mit Orchester- und Kammermusikwerken hervor, die in zunehmendem Maße sein Bemühen um eine klare, allgemeinverständliche, ausdrucksstarke musikalische Sprache zeigen. Als wichtige Belege der schöpferischen Entwicklung Geißlers müssen vor allem seine Kompositionen im sinfonischen Genre (u. a. vier Sinfonien) angesehen werden. Im Auftrag der Dresdner Philharmonie schreibt der Komponist anläß lich des 20. Jahrestages der Gründung der DDR eine neue Sinfonie. Die im Dezember 1964 vollendeten Fünf Lieder nach Gedichten von Joachim Ringelnatz für Sopran und Bläserquintett, zu den bisher gewichtigsten Kammermusikschöpfungen Geißlers gehörend, beein drucken durch den expressiven Ernst ihrer musikalischen Aussage wie durch die Prägnanz der Linienführung. Fritz Geißler: Fünf Lieder nach Gedichten von Joachim Ringelnatz I. Sehnsucht nach zwei Augen Diese Augen haben um mich geweint. Denk ich daran, wird mir weh. Wie die mir scheinen und spiegeln, so scheint keine Sonne, spiegelt kein See. Und rührend dankten und jubelten sie für das kleinste gute Wort. Diese Augen belogen mich nie. Nun bin ich weit von ihnen fort. Getrennt für Zeit voll Ungeduld. ,Da träumts in mir aus Leid und Schuld: Daß sie noch einmal weinen werden über meine Augen, wenn ich tot bin. II. Und auf einmal steht es neben dir Und auf einmal merkst du äußerlich: Wieviel Kummer zu dir kam, wieviel Freundschaft leise von dir wich, alles Lachen von dir nahm. Fragst verwundert in die Tage. Doch die Tage hallen leer. Dann verkümmert deine Klage . . . . . . du fragst niemanden mehr. Lernst es endlich, dich zu fügen, von den Sorgen gezähmt.