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KO NGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE - MUSEUM Freitag, den 13. September 1968, 19.30 Uhr Sonnabend, den 14. September 1968, 19.30 Uhr 1. ZYKLUS-KO NZE RT® MUSIK UND IDEE Dirigent: Josif Conto, SR Rumänien Solist: Peter Rösel, Dresden, Klavier JOSIF CONTA, Jahrgang 1924, Schüler George Georges cus, gehört heute zu den bekanntesten rumänischen Diri genten. Nach seinen Studien an den Konservatorien von Timisoara und Bukarest vervoll kommnete er sich auf Gastspiel reisen in England, Frankreich und in der DDR und wirkt seit 1955 als Direktor und Chef dirigent des Rundfunk- und Fernseh - Sinfonieorchesters in Bukarest. Er ist Mitglied des Musikrates beim Staatlichen Komitee für Kunst und Literatur der SR Rumänien und Mitglied des Komitees des Internatio nalen Enescu-Festivals. Konzert reisen führten ihn u. a. in die CSSR, Sowjetunion, nach Bul garien, Dänemark und Süd amerika. Unmittelbar vor seinen Dresdner Konzerten unternahm er mit seinem Orchester eine DDR-Tournee. Mit Solisten von Weltruf produzierte Josif Conta zahlreiche Schallplatten. Rumänische Rhapsodie Nr. 1 A-Dur op. 11 Orchester f-Moll op. 79 passionato George Enescu 1881-1955 Carl Maria von Weber 1786-1826 Konzertstück für Klavier und Larghetto affettuoso—Allegro Tempo di Marcia — Piü moto — Presto giocoso PAUSE Modest Mussorgski 1835-1881 Eine Nacht auf dem kahlen Berge — Konzertfantasie Faul Dukas Der Zauberlehrling - 1865-1935 Sinfonisches Scherzo nach einer Ballade von Johann Wolfgang von Goethe Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1968 69 — Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. Dieter Hartwig Die Einführung zu dem Werk Mussorgskis stammt von Prof. Dr. K. Laux, zum „Zauberlehrling" von Dukas von Prof. Dr. H. Mlynarczyk Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 41869 III 9 5 1,3 868 ItG 009 64 68 PETER RÖSEL. einer der begabtesten Nachwuchspianisten unserer Republik, wurde 1945 in Dresden geboren. Nach dem Abitur studierte er bei der Dozentin Inge Finke-Siegmund an der Musikhochschule seiner Heimatstadt. 1963 errang er den 2. Preis beim III. Inter nationalen Schumann-Wettbe werb in Zwickau. Seit 1964 ver vollständigt er sein Können am Moskauer Konservatorium. Zu nächst war Prof. D. Baschkirow sein Lehrer, gegenwärtig ist er Schüler von Prof. Lew Oborin. Peter Rösel gewann beim III. Internationalen Tschaikowski- Wettbewerb 1966 in Moskau einen 6. Preis für die DDR bei einer internationalen Konkurrenz von 60 Pianisten. Beim IV. Internationalen Musikwettbe werb in Montreal (Kanada) im Juni d. J. erhielt er die vielbe achtete Silbermedaille. Der junge Künstler, der bereits zahlreiche Rundfunkaufnahmen produzierte, konzertierte bisher erfolgreich in der Sowjetunion (u. a. in Moskau, Leningrad, Tbilissi, Irkutsk) sowie in ver schiedenen Städten der DDR. Mit der Dresdner Philharmonie musizierte er erstmalig im April 1968. ZUR EINFÜHRUNG sch I i e ßl i ch>»f rumänischen und Dirigent Das musikalische Schaffen George Enescus, des ersten Komponisten von europäischer Geltung, der auch als Geiger Weltruhm erlangte, beginnt mehr und mehr außerhalb der Grenzen seines Heimatlandes bekannt zu werden. Dem 1881 in Liveni (Rumänien) geborenen und 1955 in Paris verstorbenen Komponisten gelang es, die Bemühungen der im 19. Jahrhundert in Rumänien wirkenden Komponisten um eine nationale Kunstmusik zusammenzufassen und zum musikalischen Klassiker seines Landes zu werden, mit seinem Lebenswerk nicht nur den Ausgangspunkt, sondern zu gleich auch Wegweiser und Wertmesser für die spätere Entwicklung der rumä nischen Kunstmusik bildend. Enescus Laufbahn begann als Wunderkind, von seinem siebenten bis elften Lebensjahr wurde er in Wien ausgebildet (Violine bei Hellmesberger, Klavier, Theorie und Komposition bei R. Fuchs). 1895 übersiedelte er nach Paris, um seine Studien (Violine bei Marsick, Komposition bei A. Thomas, Massenet und besonders bei A. Gedalge) fortzusetzen. Um die Jahrhundertwende begann seine weltumfassende Virtuosenlaufbahn (als Geiger besonders durch sein Bach-Spiel geschätzt). Seinen Wohnsitz nahm er wechselnd zwischen Paris und seiner Heimat. Seit 1931 war er Mitglied der rumänischen Akademie: außerdem stand er an der Spitze der Genossenschaft rumänischer Komponisten, überhaupt hat Enescus Tätigkeit, selbst wenn er sich zeitweilig in Paris aufhielt, enorm auf das Musikleben Rumäniens eingewirkt. Sein Schaffen, anfänglich von Wagner, Brahms und der französischen Schule die Jahrhundertwende beeinflußt, gewann unter der Berührung und Auseinan dersetzung mit der rumänischen Volksmusik mehr und mehr Selbständigkeit und ausgesprochen nationales Profil. Von der ersten Orchestersuite op. 9 ab, die Gustav Mahler 1905 in Amerika uraufführte, prägte Enescu einen eigenen Stil, der wie bei den Vertretern anderer nationaler Schulen — Janäcek, de Falla, Kodäly, Bartök — zwar in der Volksmusik seines Landes wurzelt, deren charakteristische melodische und rhythmische Elemente organisch assimiliert und persönlich, schöpferisch verarbeitet sind, der aber zugleich eine Synthese mit westeuropäischen harmonischen Denken erstrebt. Dabei war Enescu kein musi kalischer Revolutionär. Seine Musik ruht in der klassisch-romantischen Tradi tion — kennzeichnend ist seine Vorliebe für klassische, großangelegte Archi-I tektonik. Einfachheit und Kraft des Ausdrucks vereint sich mit Tiefe und Reich tum des seelischen Inhalts. Enescus musikdramatisches Hauptwerk „Oedipe" I erlebte 1937 in der Pariser Großen Oper seine Uraufführung. Von seinen! „Musik und Idee“ sind in der vor uns liegenden Spielzeit die Zyklus-Konzerte der Dresdner Philharmonie überschrieben. Es werden vorwiegend Werke erklingen, deren zugrundeliegende Idee, deren Inhalt aus den ihnen von den Komponisten gegebenen Überschriften, aus mitgeteilten detaillierten „Programmen", aus überlieferten Äußerungen bzw. bei Vokalwerken aus dem vertonten Text klar und eindeutig hervorgehen. Dabei beschränkt sich die getroffene Werkauswahl nicht auf „Programmusik" im eigentlichen Sinne, sondern der Begriff der musi kalischen Ideengestaltung wurde im weitesten Sinne verstanden, so daß auch sinfonische und konzertante Schöpfungen berücksichtigt werden konnten, in denen eine bestimmte Ausdruckshaltung gegeben ist wie „tänzerisch" oder „ausdrucksvoll". Manche Programme stehen außerdem unter einer Gesamtidee; so ist beispielsweise ein Konzert mythologischen Themen gewidmet, ein anderes bringt musikalische Darstellungen der Jahreszeiten, ein weiteres „indianisch" geprägt.