Johann Walter Wohlauf, mit lauter Stimm* (1524) Wohlauf, wohlauf! Mit lauter Stimm’ tut uns der Wächter singen: Wer noch in tiefem Schlafe liegt, der mach sich bald von hinnen. Ich seh daher die Morgen rot wohl durch die Wolken dringen. Wach auf, du deutsches Land (1561) Wach auf, wach auf, du deutsches Land, du hast genug geschlafen. Bedenk, was Gott auf dich gewandt, wozu er dich erschaffen. Bedenk, was Gott dir hat ge- sandt und dir vertraut sein höchstes Pfand, drum magst du wohl aufwachen. Antonio Scandello Ein Hennlein weiß (1570) Ein Hennlein weiß mit ganzem Fleiß sucht' seine Speis bei einem Hahn und hub zu gacksen an: Ka-ka-ka-ka-ney, das Hennlein legt ein Ei. Backen wir ein Küchelein, Mäuselein und Sträubelein und trinken auch den kühlen Wein! Ka-ka- ka-ka-ney, das Hennlein legt ein Ei. Hans Leo Haßler Ihr Musici, frisch auf (1601) Ihr Musici, frisch auf und laßt doch hören, die lieblich Kunst tut euch zusammen kehren. Ein jeder fass’ sein Stimm alsbald, Diskant und Alt, Tenor und Baß. Singt allerseits zur Rechten und zur Linken, denn wer nicht singt, der soll auch nicht mit trinken! O Musica, ein Gab’ von Gott gegeben, die du erquickst dem Menschen Leib und Leben und siegest ob vor aller Freud: Drum dir zu Lob zu aller Zeit, so singen wir zur Rechten und zur Linken, denn wer nicht singt, der soll auch nicht mit trinken. Ich sing und spring (1601) Ich sing und spring, will alles Trauren meiden, Tag und Nacht leb’n in aller Lust und Freuden, ob mich gleich drumb meine Mißgönner neiden. Trutz, wem’s nicht gefällt, darnach tu ich nicht fragen, will fröhlich sein und and^ lassen klagen und sollt all mein’ Feinden's Herz drob verzagen! " Heinrich Schütz Vasto mar (1611) Vasto mar, nel cui seno fan soave armonia d’altezza concordi venti questi devoti accenti t'offre la musa mia. Tu, gran Mauritio, lor gradisci intanto, farai di rozzo armonioso canto. Unendliches Meer, in dessen Schoß eine liebliche Harmonie der Höhe einträchtige Winde erzeugen, diese ergebenen Klänge bringt meine Muse dir dar. Du, großer Mauritius, nimm sie einstweilen an: Du wirst aus dem groben ein harmonisches Lied gestalten. II. Heinrich Schütz Wie ein Rubin in feinem Golde leuchtet Wie ein Rubin in feinem Golde leuchtet, also zieret ein Gesang das Mahl. Wie ein Smaragd in schönem Golde stehet, also zieren die Lieder beim guten Weine. Iß dein Brot mit Freuden Iß dein Brot mit Freuden und trinke deinen Wein mit gutem Mut. Es ist nichts besseres denn fröhlich sein und ihm gütlich tun in seinem Leben. Ich lobe die Freude, daß der Mensch nichts besseres hat unter der Sonnen. Denn ein jegli cher Mensch, der da isset und trinket und hat guten Mut in aller seiner Arbeit, dos ist eine Gabe Gottes. Freuet euch des Herren, ihr Gerechten Freuet euch des Herren, ihr Gerechten, die Frommen sollen ihn schon preisen. Danket dem Herrn mit Harfen. Singet dem Herrn ein neues Lied, macht es gut auf Saitenspiel mit Schalle. Alleluja. Singet dem Herrn ein neues Lied (1619) Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder. Er sieget mit seiner Rech ten und mit seinem heil’gen Arm. Der Herr lässet sein Heil verkündigen, vor den Völkern läßt er seine Gerechtigkeit offenbaren; er gedenket an seine Gnade und Wahrheit dem Hause Israel. Aller Welt Enden sehen das Heil unseres Got tes. Jauchzet dem Herren, alle Welt, singet, rühmet und lobet den Herren mit Harfen und Psalmen, mit Drommeten und Posaunen, jauchzet vor dem Herren, dem Könige. Das Meer brause und was drinnen ist, der Erdboden und die drauf wohnen. Die Wasserströme frohlocken, und alle Berge sind fröhlich vor dem Herren, denn er kommt, das Erdreich zu richten. Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit Recht. Ehre sei dem Vater und dem Sohn und auch dem Heil’gen Geiste, wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen. III. Lothar Voigtländer Unsterbliche Stadt Geschändet und geschunden, wie lagst du wüst und leer. Nach schwarzen Schreckensstunden schien keine Hoffnung mehr. Die Türme war’n zerbrochen. Der Himmel stürzte ein, bedeckte deine Knochen mit Gras und wildem Wein. So lagst du arg darnieder, bis sich zu neuem Lob auch unsre Stimme wieder aus Stein und Staub erhob. Wir haben dich verkündet, du Stadt im Todestal und furchtlos neu gegründet aus Sternen, Staub und Stahl. Nun, unterm Kranz der Kräne, bist du uns wunderbar. Nur manchmal rinnt die Träne im grauen Februar, wenn sich das Auge feuchtet, das dich einst brennen sah. Doch durch die Mau ern leuchtet das Lächeln der Saskia, die uns aus alten Tagen die rote Blume reicht, daß wir sie weitertragen und alles Dunkel weicht. Botschaft der Kinderstimmen: „Ich klage an" Ich klage an: Ihr Menschen, welch ein Grauen ward mir von Menschenhänden zugefügt! Wer kann mir ohne Scheu ins Antlitz schauen? In diesen Schrei, für