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Arrangeur Ferde Grafe folgendermaßen formulierte: „Die besseren Elemente des Jazz mit der Kunstmusik zu verschmelzen und die Basis zu schaffen für eine Reihe sinfonischer Schöpfungen von typischem Ausdruck für unsere Nation.“ Diese Aufgabe hat Gershwin, der 1919 mit erfolgreichen Schlagern und Bühnen musiken begann, um nach 1935 ausschließlich Filmmusiken für Hollywood zu schreiben, durchaus erfüllt. Er schuf u. a. 50 Musicals, zahllose Songs, die be kannte „Rhapsody in Blue", ein Klavierkonzert, die 1928 uraufgeführte sinfo nische Dichtung „Ein Amerikaner in Paris", die einen großen Publikumserfolg errang, die 2. Rhapsodie, die „Cuba-Ouvertüre" und die Negervolksoper „Porgy and Bess", die den Höhepunkt seines gesamten Schaffens bildet. Wenn der Komponist auch gelegentlich veristische Elemente verarbeitete oder Zugeständ nisse an die herrschende Musik-Mode machte, ist seine Musiki doch vor allem auf der amerikanischen Volksmusik aufgebaut, aus der sie ihre außerordent lich melodische Erfindungskraft schöpft. „Wovon spricht Gershwins Musik", fragte einmal Dimitri Schostakowitsch. „Sie spricht von den einfachen Leuten, von ihren Sorgen und Freuden, von ihrer Liebe, ihrem Leben. Und darum ist seine Musik wahrhaft national" und volkstümlich, wie man ergänzen möchte. Auf der Höhe seiner Entwicklung mit 38 Jahren starb George Gershwin an einem Gehirntumor. Sein Werk zeugt von einem Künstler, der einmal sagte: „Das Wichtigst in der Musik sind* Einfälle und Gefühl . . . Wer begeisternde Ideen hat, der wird die große Musik unserer Zeit schreiben." Der Uraufführungstag der „Rhapsodie in Blue", der 12. Februar 1924, ist inzwischen in die amerikanische Musikgeschichte eingegangen. Nie zuvor war ein Musikwerk so als Wesensausdruck Amerikas empfunden worden wie dieses. Gershwin hatte während der Arbeit geschrieben: „Ich hörtel sie gleichsam als musikalisches Kaleidoskop Amerikas — unseres ungeheuren Schmelztiegels, unserer typischen nationalen Eigenheit, unseres Blues, unserer großstädtischen Unrast." Der ursprüngliche Titel der Komposition „American Rhapsody" wurde auf Vorschlag von Gershwins Bruder Ira, der gerade eine Gemäldeausstellung des nordamerikanischen Impressionisten Whistler gesehen hatte, in „Rhapsody in Blue" umgewandelt — ein Titel, der zugleich auf den typischen Jazzausdruck hinweist, der durch Verwendung der „blue-notes" und die raffinierte Instru mentation des Arrangeurs Ferde Grofe für Klavier und die sinfonisch besetzte Jazzband Whitemans zustande kam. Gershwins Originalkomposition entstand für zwei Klaviere. Der Uraufführungs- und Presseerfolg der „Rhapsody in Blue" war sensationell. Weltberühmte Komponisten wie Rachmaninow und Strawinsky, Dirigenten wie Leopold Stokowski und Walter Damrosch, Virtuosen wie Jascha Heifetz, Mischa El man und Fritz Kreisler wurden Zeugen von Gershwins Triumph, der selbst den Klavierpart gespielt hatte. Inzwischen hat die Komposition zahl reichen' Arrangements — für Soloharmonika bis zu Einrichtungen für Mando linenorchester und für a-capella-Chor — standgehalten. Sie erweist auch in der interessanten Fassung für Trompete und Orchester Timofej Dokschizers ihren Substanzreichtum, den ganzen Zauber ihrer lebendig inspirierten Melodik (den ken wir nur an das rhythmisch fesselnde Hauptthema, an die hinreißende Melo die des breiten Mittelteils), ihr leuchtendes Kolorit - selbst wenn das berühmte Klarinettensolo des Beginns nun von der Trompete geblasen wird! Gershwin hat den Jazz nicht nur in den Konzertsaal getragen, sondern auch in die Oper. Seine am 30. September 1935 nach neunmonatiger Arbeit höchst er folgreich in Boston uraufgeführte 1 Negervolksoper „Porgy and Bess" wurde die erste amerikanische Nationaloper. Sie ist das Hohelied auf das schwere, gefahr volle Leben in einem Fischerdorf der amerikanischen Neger. Es ist die Geschichte von der tragischen Liebe, die den Krüppel Porgy mit der leichtfertigen Bess ver bindet. „Als ich mit der Arbeit an der Musik begann, entschied ich mich da gegen, Originalmaterial zu benutzen, weil die Musik aus einem Guß sein sollte. Darum schrieb ich meine eigenen Spirituals und Volkslieder. Und ich habe das Stück so bearbeitet, daß ich Dramatik, Humor, Aberglaube, religiösen Eifer, Tanzlust und den unverwüstlichen Optimismus der Neger verwenden konnte." An diese Worte Gershwins sollte man auch beim Anhören der von Russell Bennett zusammengestellten sinfonischen Suite aus „Porgy and Bess" denken,- die die populärsten Melodien der Oper ungemein wirkungsvoll zusammenfaßt. in/9/92 Jt G 51 31 67