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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM Freitag, den 22. September 1967, 19.30 Uhr Sonnabend, den 23. September 1967, 19.30 Uhr Sonntag, den 24. September 1967, 19.30 Uhr 1. PHILHARMONISCHES KONZERT Yaeko Yamane wurde in Tokio geboren als Tochter des nam haften japanischen Musikwis senschaftlers Prof. Dr. G. Ya mane. Ihre musikalische Ausbil dung erhielt sie zunächst in ihrer Heimatstadt, sodann am Pariser Konservatorium (bei Prof. L. Levy), ferner in Zürich (bei Prof. M. Egger), Westber lin (bei Prof. H. Roloff) und in Moskau (bei Prof. J. Flijer). Im Jahre 1958 gewann sie beim In ternationalen Wettbewerb in Barcelona den ersten Preis und begann ab 1960 ihre Konzert tätigkeit. Bisher konzertierte sie höchst erfolgreich in Japan, in der DDR, in Westdeutsch land, in der Schweiz, in Italien, Frankreich, in der Sowjetunion, CSSR, in Jugoslawien, Polen und Rumänien. Dirigent: Kurt Masur Solistin: Yaeko Yamane, Japan, Klavier Hans Pfitzner 1869-1949 Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 Yoritsune Matsudaira geb. 1907 Claude Debussy 1862-1918 Sinfonie für großes Orchester C-Dur op. 46 (Drei Sätze in einem Satz) Allegro moderato - Sehr langsam (Adagio) - Presto Zum ersten Male Konzert für Klavier und Orchester d-Moll KV 466 Allegro Romanze Rondo (Allegro assai) PAUSE Thema und Variationen für Klavier und Orcheste Thema (Molto lento - Adagio) Variation I (Andante) Variation II (Allegro) Variation III (Allegro) Variation IV (Lento - Agitato - Lento) Variation V (Allegro) Variation VI (Allegro): Toccata meccanica Finale (Lento) Erstaufführung La Mer (Das Meer) - Drei sinfonische Skizzen Von Tagesanbruch bis Mittag auf dem Meer Spiel der Wellen Zwiesprache von Wind und Meer Kurt Masur, der neue Chefdiri gent der Dresdner Philharmo nie, absolvierte seine Musikstu dien im ehemaligen Breslau so wie an der Leipziger Musik hochschule, u. a. bei den Pro fessoren H. Bongartz und K. Soldan (Dirigieren), über die Theater in Halle, Erfurt und Leipzig führte ihn sein künst lerischer Weg 1955 als Dirigent an die Dresdner Philharmonie. 1958 wurde er Generalmusikdi rektor und musikalischer Ober leiter des Mecklenburgischen Staatstheaters Schwerin, und von 1960 bis 1964 wirkte er als Chefdirigent an der Komischen Oper Berlin. Kurt Masur ga stierte bisher u. a. in Polen, Finnland, in der Sowjetunion, in Belgien, Ungarn, in der CSSR, in Bulgarien, Rumänien und in Italien und dirigierte führende Klangkörper dieser Länder wie auch alle Spitzen orchester der DDR. Ferner mach te er zahlreiche Rundfunkauf nahmen und Schallplattenpro duktionen. 1961 erhielt er den Kunstpreis der DDR. ZUR EINFÜHRUNG Um Hans Pfitzner, den „letzten Romantiker", wie er genannt worden ist, der mit Gustav Mahler, Richard Strauss und Max Reger bedeutsam die deutsche Musikkultur um die Jahrhundertwende geprägt und repräsentiert hat, ist es in unseren Tagen merklich still geworden. Das Jahr 1949, Todesjahr von Pfitzner und Strauss, gilt gemeinhin als äußerer Endpunkt der Epoche bürgerlich-indivi dualistischer Musik und markiert damit eine gewichtige musikgeschichtliche Zäsur. Der 1869 als Sohn deutscher Eltern in Moskau geborene Pfitzner, als Kom ponist, Dirigent, Kompositionslehrer (u. a. an der Akademie der Künste zu Berlin), Regisseur und Schriftsteller tätig gewesen, hat wohl mit seinen roman tischen Opern, von denen die musikalische Legende „Palestrina" als sein Haupt werk anzusehen ist, der Eichendorff-Kantate „Von deutscher Seele", aber auch mit verschiedenen Sinfonien und Konzerten, Kammermusikwerken und Liedern sein Bestes gegeben. Aus seiner Wagner-Nachfolge niemals ein Hehl machend, bekannte er sich aber auch stilistisch zu Weber und Schumann. Wie Richard Strauss vollbrachte schließlich der späte Pfitzner, von Natur aus ein schwer mütiger, hintergründiger Grübler, eine Alterswendung zur klaren, gelösten Klang welt der Klassik. In Wien irgendwo in der Nähe von Beethoven und Schubert begraben zu liegen, war der letzte Wunsch des 80jährigen, der im zweiten Weltkrieg in München durch Bombenschaden seine gesamte Habe verlor und im Alter vollends vereinsamt war. In der publizistischen Verfechtung seiner schöpferischen und ästhetischen Ziele äußerte sich vielfach sein streitbares, oft auch einseitig-ungerechtes Naturell. Seine betont konservativ-nationale Haltung nahm mitunter nationalistische, ja reaktionäre Züge an. Eigensinnig und eigenwillig wie der Pfitznersche Charakter war auch seine Aus einandersetzung mit der Sinfonik, der er sich erst als 64jähriger zuwandte, ohne dabei auf die Schöpfungen seiner Alterskollegen zu schauen, auf die Großwerke Mahlers oder die großflächigen sinfonischen Dichtungen von Strauss. Pfitzners drei Sinfonien sind eher intime kammermusikalische Kunstäußerungen in die sem Genre. Nach der Sinfonie cis-Moll op. 36a (1933) und der Kleinen Sinfonie op. 44 (1939) schrieb Pfitzner 1940 die SinfoniefürgroßesOrchester C - D u r o p. 4 6. Die Wendung zum Klassizismus ist in diesem Alterswerk, das der 71jährige Meister „an die Freunde" seiner Kunst richtete, spürbar vollzogen. Edle Gelöstheit, musikalische Lockerheit und Unmittelbarkeit des musikalischen Ausdrucks verbinden sich mit übersichtlicher, konzentrierter Gesamtform: drei Sätze (Allegro moderato — Adagio — Presto), die in einem größeren zusammen gefaßt sind. Nichts ist kompliziert, spitzfindig, vergrübelt. Das Eingangsallegro exponiert zwei dominierende Gedanken: Das erste Horn intoniert zunächst über dem liegenden C der Kontrabässe, leisem Paukenwirbel und einer pochenden Cellofigur das rhythmisch frische Hauptthema, das die Holzbläser sogleich wei terführen. Von den Celli angekündigt und von den Violinen ausgesponnen wird das zweite Thema. Nach sonatensatzmäßiger Verarbeitung des Materials führt ein allmähliches Abklingen in Ausdruck und Tempo zum langsamen, romanzen artigen Mittelabschnitt, dem eigentlichen Herzstück der Sinfonie. Eine ausdrucks volle, verinnerlichte Melodie klingt über gedämpften Streichern im Englischhorn auf. Unmittelbar folgt der verträumten Grundstimmung dieses Teiles das schwungvolle, freundlich-heitere, an Haydn geschulte Schlußpresto, das zwei Drittel der Partitur umfaßt. Mit vorwärtsdrängender Kraft entfaltet sich die Musik. Manche Erinnerungen an Vorhergegangenes werden wach. Die Entwick lung gipfelt in strahlendem C-Dur im Wiederauftreten des Hauptthemas aus dem ersten Satz, das von Trompeten und Posaunen fortissimo vorgetragen und vom Hauptthema des Schlußsatzes kontrapunktiert wird. Wolfgang Amadeus Mozart hat mit seinen Klavierkonzerten, die zu nächst für den eigenen Gebrauch komponiert wurden, einen außerordentlich bedeutenden Beitrag zur virtuosen Klavierliteratur geleistet. Meist sind diese Werke dem Unterhaltungsideai der aristokratischen Gesellschaft der Mozartzeit verpflichtet. Die Reihe der heiter strahlenden, überwiegend in Dur-Tonalität stehenden Werke hat der Salzburger Meister jedoch zweimal mit Konzerten in