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Rudi Stephan, eine der stärksten Hoffnungen der neuen deutschen Musik vor dem ersten Weltkrieg, dessen vielversprechende Entwicklung durch den Kriegstod im Alter von 28 Jahren jäh und tragisch abgebrochen wurde, stammte aus einer rheinhessischen Bauernfamilie. Sein schon früh zutage tretendes außerordentliches musikalisches Talent wurde am Hochschen Konservatorium in Frankfurt am Main bei Bernhard Sekles und bei Rudolf Louis in München ausgebildet. 1912 errang er die ersten größeren künstlerischen Erfolge — und drei Jahre später war sein Leben bereits erloschen. Das schöpferische Werk, das er hinterließ, konnte daher nicht umfangreich sein, aber es besticht durch Originalität und Eigen ständigkeit. Es umfaßt Lieder, eine Orchesterballade mit Baritonsolo (1913), die Oper „Die ersten Menschen" (1914), eine „Musik für sieben Saiteninstrumente" (1911), eine „Musik für Geige und Orchester" (19131 und — sein wohl charaktervollstes Werk — eine „Musik für Orcheste® (1912). Rudi Stephans Bekenntnis galt der absoluten Instrumentalmusik er wandte sich ab von programmatischen wie von formal-klassizistischen Bestrebungen. Einflüsse von Max Reger, Richard Strauss und Claude Debussy begegnen in der von starken Bewegungsenergien getragenen Tonsprache Rudi Stephans, die deutlich in der polyphonen und sinfoni schen Tradition der deutschen Musik wurzelt. Seine „Musik für sieben Saiteninstrumente", das ein zige Kammermusikwerk des Komponisten, bringt das von ihm erstrebte Ideal einer formal und inhaltlich eigengesetzlichen Musik noch nicht in voller Stärke zum Ausdruck, ist aber insgesamt ein ungemein wertvolles Werk. Hans Mersmann schreibt darüber u. a.: „Das Werk verbindet ein Streichquintett mit Baß, Klavier und Harfe und steht durch die Möglich keit, die Streicherstimmen auch chorisch zu besetzen, an der Grenze der Kammermusik. Der Formverlauf fließt in einem großen Bogen, im Zeitmaß mehrfach wechselnd, ab; vom Hauptsatz ist ein zweiter, mit »Nachspiel* bezeichneter Satz abgetrennt. Die neue Gesinnung dokumentiert sich vor allem im Wachstum dieser Musik, die ohne eigentliches Thema zu fließen und sich aus spannenden Rhythmen und kurzen melodischen Motiven zu gestalten beginnt. Stephans Melodik, in der das Bestreben sichtbar wird, geläufige Ausdrucksformen der Romantik zu vermeiden, hat freilich ihre eigene Haltung hier noch nicht immer gefunden." VORANKÜNDIGUNGEN 21. und 22. Oktober 1967, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 5. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solist: Timofej Dokschizer, Sowjetunion, Trompete Werke von Zoltän Kodäly, Alexander Arutjunjan und George Gershwin Freier Kartenverkauf 14. November 1967, 19.30 Uhr, Steinsaal 2. KAMMERMUSIKABEND Werke von Jan Kieczynski, Georg Philipp Telemann, Max Butting und Wolfgang Amadeus Mozart Anrecht D und freier Kartenverkauf Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spielzeit 1967/68 Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. Dieter Härtwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 41379 III 9 5 0,2 867 ItG 009/63/67