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. Bereits mittels Schreibens vom 1. Februar laufenden Jahres hatten mir das Floßamt zu Olbernhau um Gestundung unserer Schuld im Sama- ligen Betrage von ca. MO Talern ge beten. Letztere hat sich seitdem auf netto 400 Taler reduziert. Letztere Summe vor dem Verkaufe des noch anstehenden Flößholzes aus städtischen Mitteln zu bezahlen sind wir aber zur Zeit außer Stand. Trotzdem un'ers Kommunalanlagen bei der Schulden last der Stadtgemcinde sehr hoch sind, reichen doch unsere Mittel kaum auS, die an die Stadtkasse besonders in der gegenwärtigen Zeit herantretendcn Anforderungen zu befriedigen. Wir haben noch an den schweren Schäden, die das vorjährige große Brandunglück unserer Stadt zugefügt, zu leiden und jetzt brauchen wir infolge des Krieges wöchentlich ca. 3M Taler zur Beschäfti gung brotloser Arbeiter, und monatlich nahe an 200 Taler zur Unterstützung von Reservisten- und Landwehrfami lien. Dies müssen wir vor Allem schaf fen und wissen oft kaum, woher neh men, da die Kommunanlagcn bei ter hier fast allgemeinen Gewerbsstockung schlecht eingehcn. Das Ende der letz teren läßt sich nach dem Geschäftsgänge der Leipziger Messe, der die hiesigen Haupterwerbszweige der Weberei und Strumpfwirkerei auf lange Zeit lahm legt, gar nicht voraussehen. Die Ge treideernte ist zufolge der andauernden Regengüsse im August weit hinter den Erwartungen zurück geblieben und von der Kartoffelernte läßt sich nach dem wieder eingetrctencn dauernden Negen- wetter nichts Besseres erhoffen. Zudem trifft uns ein nicht unerheblicher Ver lust beim Verkauf des Flößholzes, da es, wie schon gedacht, unmöglich ist, letz teres für den Einkaufspreis zu ver werten. Unter dem Druck dieser Verhältnisse gestatten wir uns, dem König!, hohen Ministerium die Bitte augelegentlichst ans Herz zu legen, gnädigst uns einen Teil unserer Restschuld und wenn mög lich die Hälfte an 200 Talern erlassen und den Rest uns auf einige Monate gestunden zu wollen und glauben wir umsomehr auf eine woHlwollende Auf nahme dieser Bitte rechnen zu können, als mir durch die frühere massenhafte Entnahme von Flößholz durch eine lange Reihe von Jahren dem Staate einen ungleich höheren Nutzen und Ge winn gebracht haben dürfte. Zschopau, den 22. September 1870. Der Stadrrat." Dieses Gesuch hatte nicht ganz den gewünschten Erfolg, denn das Finanz ministerium trug Bedenken, einen Teil der Schuld zu erlassen, wollte aber bis zum Jahresschluffe Gestundung er teilen. Im März 1871 hatte die Stadt ihre Schulden an das Floßamt Olbernhau restlos abgeführt und erhielt den am 23. Mai 1808 ausgestellten Vürgschasts- schein zurückgesandt. * Die Holzflößerei auf der Zschopau, Flöha, und Preßnitz wurde nach ande ren Orten noch eine Zeitlang 'ortge- setzt, bis sie im Jahre 1870 ganz anf- hörte. Laßt uns Deutsche sein und bleiben: Deutscher Handschlag steht uns wohl! Was wir denken, reden, schreiben, Das sei deutschen Herzens voll. Deutsches Herz hat deutsche Triebe, Treibt zu deutscher Redlichkeit, Treibt zu Vaterlandesliebe, Treibt uns zur Bescheidenheit. Laßt uns Deutsche sein und bleiben, Deutscher Ausdruck steht uns wohl! Was wir denken, reden, schreiben, Sei des deutschen Geistes voll. Gleim.