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s s oer berühmte Psychiater seine Frau zu ihm ge- schickt hatte. Er wußte nicht, welchem Zufall er cs ver dankte, daß sie hergetommen war. Sie halte bei Herrn Doldt in einem ^odeblau die Anzeige seines Wald- sanaloriums gefunden, AM Meter .Höhe, sorgfältigste Be handlung, Ruhe, keine Schwertranten. Das war, was sie suchte, und so war sie hergekommen. Boihmcr hatte nichts davon gewußt. Es war die erste eigenmächtige Handlung seit ihrer Ehe. „Tehen Sie", sagte die kleine Hamburgerin, „das ist's ja, was uns die Männer nicht verzeihen — daß wir ein mal etwas tun, ohne sie zu fragen. Und oft tun wir gerade dann das Richtige.' * Bothmer war jetzt viel unterwegs. Er hatte in Buda pest und in Prag Kongrcßbesuche und Vorträge zugesagt; er mußte in Zürich, Berlin und Breslau sprechen. Uederall wurde er länger aufgehaUen, als er vorgesehen hatte. Als er zurück kam, erwartete ihn die Ausarbeitung eines Gutachtens, an dem ihm nicht nur als Wissenschaftler, sondern auch persönlich viel gelegen war. Es betraf einen lhm aus den Kriegslagen bekannten Gutsbesitzer, einen der größten der Gegend, und einer der reichsten vor dem Kriege. Sein Schloß lag inmitten der gewaltigen Rüben- fclder, seine Zuckerfabriken versorgten das Land und weit darüber hinaus auch andere Länder mit Zucker. Bothmer hatte oft Jagden und große Gesellschaften in seinem Schloß erlebt. Er kannte die Frau und die vier reizenden Töchter, die als die reichsten Erbinnen galten. Die eine hatte eben geheiratet, die zweite war schon mit sechzehn Jahren verlobt, die anderen würden nicht lange auf Freier zu warten haben. Eines Tages wu.de er hingerufen. Der Mann war nach einem Ritt über die Felder nach Hause gekommen, war vom Pferd gesunken, tot... Es war niemand dabei gewesen als seine Frau. Niemand hatte ihn sterben sehen. Er war schon tot, als Bothmer ankam Die Todesursache war von dem Landarzt als Herzschlag festgestellt worden, aber es gab eine Lebensversicherung, und diese erhob ihr Veto. Der Gutsbesitzer hatte sich vor zwei Jahren mit zwei Millionen versichern lassen. Diese Summe auszu- zahlen, lehnte die Gesellschaft mit der Begründung ab, daß der Herr Selbstmord begangen habe. Die Beweise wurden stückweise zusammengesucht - alles, was diesen Verdacht begründete, und es stellten sich allerdings eine Reihe Verdachtsmomente heraus, die auch er, als Arzt, bei seinem Gutachten nicht übersehen konnte. Die Verhältnisse waren durch die Inflation kata strophal geworden. Das Vermögen war dahingeschmolzen, die Güter verlangten viel Personal, das Schloß war ein teurer Wohnsitz. In der Nachbarschaft waren mehrere Zuckerfabriken entstanden, die eine gewaltige Konkurrenz bildeten, da sie der Bahn näher gelegen waren und nur Polen beschäftigten, die niedrigere Löhne bekamen als die einheimischen Arbeiter. Der Gutsbesitzer hatte gebaut und gebaut. Er hatte seinen Leuten aus ihren ungesunden Katen schöne Häuschen erbauen lassen, die unwegsamen Wege ausgebessert. Er hatte damit gerechnet, daß Zucker immer gebraucht wurde. Er hätte vielleicht auch durch- halten können, aber der Schwiegersohn hatte die Aus zahlung des Erbes verlangt, und der zweite drängte auch auf die Auszahlung der Mitgift. Die Ehe war nie be sonders glücklich gewesen, das wußte Bothmer, und er wußte auch um die Sorgen des Mannes. Die Prozeßakten füllten Bände. Die Versicherungs gesellschaft ließ sich ihre Beweise etwas kosten. Sie hatte den besten Psychiater als Gutachter bestellt. Und Bothmer saß nun in seiner freien Zeit, die ihm zwischen Reisen und Vorträgen, Kongressen und seiner Klinik übrigblieb, über diesem Riesenprozeß, der die ganze Gegend be schäftigte und alle anderen auftauchenden Sensationen verschlang. Die Frau kam oft herübergefahren, um sich bet ihm auszuweinen. Sie war der Ansicht, daß sie den Prozeß gewinnen müsse. Aber die Lebensversicherung kämpfte ebenfalls mit allen Mitteln. Und Bothmer war wieder Wer W rem hier Pos«? Ein Erlebnis von Hans Rie bau. „Sieh da!" rief ich, „Paul! Wie gehl's?" „Ausgezeichnet!" sagte Paul und zog mich neben sich auf die Bank des Kurparks. „Seitdem ich damals die Erbschaft ge macht habe, weißt du, kann ich nicht klagen!" „Augenblick mal", flüsterte ich, „Erbschaft? Das war doch die Sache mit deinem Onkel, und am Ende hattest du aus dem gesamten Nachlaß nichts anderes bekommen als eine —" „Ganz recht", nickte Paul, „nichts anderes als eine Posaun e." Ich schwieg einen Augenblick. „Und davon lebst du?" fuhr ich fort. „Bist du Musiker geworden?" „Nein", lächelte Paul, „aber immerhin — ab und zu blase ich ein wevig auf der Posaune, und ich lebe nicht schlecht dabei. Ich kann dir das alles nicht genau erklären. Aber an einem Bei spiel Will ich dir die N i ch t u n g andeuten. Vielleicht lernst du daraus, daß kein Unglück so groß und keine Posaune so verstimmt ist, als daß nicht doch ein Glück daraus werden könnte." „Hm", machte ich. „Eines Abends um neun", fuhr Paul fort, „drückte mir also unser guter Theodor, der Testamentsvollstrecker, mein Erbstück in die Hand. Ich ging nach Hause, setzte mich in mein Arbeits zimmer und blies meine Wnt, meinen Kummer und all meine zertrümmerten Erbschaftspläne in die Posaune hinein. Es dauerte nicht fünf Minuten, und der Hauswirt läutete Sturm. .Herr!' rief er, ,siud Sie wahnsinnig geworden? Anstatt die seit Monaten rückständige Miete zu bezahlen, blasen Sie in meinem hochachtbaren Hauje Nebelhorn?' .Nebelhorn?' fragte ich, immer noch eine gehörige Wut im Leibe. .Blasen? Ich verstehe Sie nicht! Soeben wollte ich zu Ihnen kommen, um mich zu beschweren, daß Staatsanwalt Kro- mann im zweiten Stock muten in der Nacht Posaune bläst, und jetzt unterstehen S i c sich, m i r vorzuwcrfen, daß ' Der Hauswirt stand ünen Augenblick wie erstatt. Dann aber faßte er sich. Lügner!' zischte er. Da» Wort saß. Lügner — hatte er gesagt! Ich fühlte eine gefährliche Tatenlust in mir anskeimen; ich kurbelte meine lOtto Promber). kS Iw einmal, nicht nur als Arzt, hincingerisscn in ein mensch liches Schicksal, mit allem Für und Wider, mit Licht und Schallen. Und je mehr er sich mit dieser Sache beschäftigte, desto undurchdringlicher wurde sie ihm. Diese Abhaltungen hatten ihn absorbiert und er war nicht mehr dazu ge kommen, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Nach Hause kam er nur noch, um sich auszuschlafen und seine Koffer für die nächste Reise zu packen. Er kam nicht mehr gern in sein stilles Haus. Anfangs Halle er das Alleinsein erleichternd gefunden. Wenn er gesagt hätte: „Ich fahre morgen früh nach Asten, legen Sie mir alles zurecht", hätte ihm Stroh wortlos seine Koffer gepackt und sich keine Frage erlaubt. Man konnte telephonieren, ohne gefragt zu werden: mit wem hast du denn eben ge- lvrochen? Man brauchte niemand Rechenschaft darüber z»- geben, für wen man von seinem eigenen Konto Geld ab gehoben hatte. Wenn auswärtige Gäste kamen, nahm er sie jetzt mit ins Hotel; das war einfacher. Man bestellte fünf oder sechs Abendessen und den Wein suchte man nach der Karte aus. Aber etwas fehlte ihm doch. Er wollte stch's nicht ein- I gestehen, daß es seine Frau war. Er war gewöhnt, mit I ihr zu reden, ihr alles zu erzählen, was ihn beschäftigte. Er ertappte sich dabei, wenn er mit seiner Arbeit aufhörte, sie wieder durchlas. Er wollte in ihr Zimmer gehen und sie ihr zeigen. „Da, lies mal, was hältst du davon...?" Seine Korrekturen las jetzt Schwester Brita. Aber sie war sehr zerstreut. Sie schien immer an andere Dinge zu denken. Schwester Brita war kein Ersatz für Nelly. Und wenn er nach Hause kam, empfing ihn das mürrische, verdrossene Gesicht der neuen Köchin, die aus einem Amtsrichter haushalt kam und an pünktliche Mahlzeiten gewöhnt war. Der alte Stroh stolzierte wie ein wandelnder Vorwurf umher und erlaubte sich von Zeit zu Zeit die melancholische Frage, wann die gnädige Frau endlich wiederkäme? Man mußte bald Hausputz hallen. Es war immer im Oktober Hausputz gehalten worden. „Nun, dann in drei Teufels Namen, halten Sie ihn!" sagte Bothmer. „Dann muß aber die Bibliothek ausgeräumt werden und ich muß die Putzfrauen bestellen", sagte Stroh un erschüttert. „Die Gardinen müssen in die Reinigung, und zu den Büchern allein brauchen wir drei Tage. Herr Pro fessor müssen dann mal auswärts essen." „In Gottes Namen, machen Sie, was Sie wollen", sagte Bothmer. Daß er sich auch noch den Kopf mit HaushaUsgeschichtcn und Rechnungen für Kaffee und Butter zerbrechen mußte, war doch die Höhe. „Sie brauchen nicht gerade wenig", fand er, als er diese vielen Zettel auf seinem Schreibtisch ansah. Die End zahl war recht erheblich dafür, daß er kaum zweimal die Woche zu Hause aß. Er rechnete aus, daß ihn sUn Morgen kaffee vierzig Mark die Woche koste. „Das sag' ich ja auch", fing Stroh an. „Die Köchin kann nicht einleitend Sie hat einen Freund, der ist stellungslos. Und die Putzfrau nahm die Eier mit, ohne zu fragen. Wenn die gnädige Frau das mit ansehen müßte..." Und er schüttete sein Dienerherz aus. Die Motten flogen in den Zimmern umher. Es roch nach Mottenpulver und ungelüfteten Stuben. Es standen keine frischen Blumen mehr auf seinem Tisch. Der Garten, der sonst so hübsch und gepflegt war, sah sehr ver nachlässigt aus. „Die gnädige Frau fehlt eben überall", seufzte Stroh. „Ich kann nicht alles alleine machen." „Na, haben Sie sich man nur nicht so", sagte die Köchin. „Solange der Herr nischt steht, können Sie Ihre Oogen auch zu wat anderem gebrauchen." Stroh rümpfte die Nase. „Von dieser Sorte bin ich nicht. Ich hab' keinen Spaß mehr an allem. Und Sie haben nischt im Gehirn wie Ihren dicken Friesebeck." „Für wen soll man sich denn hier abschinden?" fand sie. „Es kommt teen Mensch ins Haus, die Gesellschaft ts abaesaat, und der Herr, na. der liebt docb nischt." Der Hauswirt indessen war — zumal inzwischen die Polizei- wache anaerufcn hatte, ob denn, zum Donnerwetter, jemand die Luftschutzsirene auf dem Dach in Betrieb gesetzt hätte — zu der Einsicht gekommen, daß hier weder Staatsanwalt noch Gemeinde- Wenn ich Tie mal um dieses ober jenes bat, Dann ließen Lie sich nicht erst zweimal bitten. Sie haben keine Handtücher zerschnitten Mit dem Rasierzeug; wie es bisher jeder tat. Und einer wie der andere hat's bestritten! Sie haben alle Weihnachten an uns gedacht; Sie sollten uns ja eigentlich nichts schenken... Wir nahmen's an — nur um Sie nicht zu kränken! Sie haben mir die Arbeit niemals schwer gemacht. Ich werde stets in Ehren an Sie denken. Phantasie — Abteilung technllche Erfindungen — an. rückte den Ofen von der Wand, entfernte das Rohr und schob den Mtsel« Scherz-Rätsel. 1' MD s '3c N-i-F UNK ' e TRAGUNG * Auflösung von „Deutscher Hausspruch" aus voriger Nummer des Zschopauer Sonntagsblattes: Frauen, die haushalten Beim täglichen Brot, Werden auch aushalte» In Zeiten der Not. Der Hauswirt antwortete nicht. ,Herr', fuhr ich fort, sich bin zwar nicht, wie Sie zunächst vermuteten, ein Lügner. Ich besitze auch keine Posaune; wohl aber habe ich einen schweren Verstand. Falls Sie sich über winden könnten, über Mietzahlungen und deren Fälligkeiten eine Zeitlang nicht zu sprechen, würde ich mich anheischig machen, den Posaunenlärm, der auch mich keine Nacht schlafen läßt, abzu stellen.' Die Augen des Hauswirts machten eine Drehung von drei Grad und sahen mich nunmehr voll an. .Wenn Ihnen das ge lingt', flüsterte er, .wohnen Sie bis zum ersten Oktober umsonst.' .Ein Mann, ein Wort', rief ich und wollte gehen. .Einen Augenblick', sagte der Hauswirt, .Staatsanwalt Kro- mann har die Wohnung bereits gekündigt. Ich habe ihn be leidigt, behauptete er. Ist Ihr Verstand vielleicht so scharf, daß Sie ihn veranlassen können ' , die Kündigung zurückzunchmen?' rief ich. ,Kleinig keit!'" Panl machte, indes ich verständnislos den Kopf schüttelte, eine Pause. „Nun", fuhr er fort, „eine Kleinigkeit war es gerade nicht. Aber du mußt wissen: In einem jo großen Mietshaus gibt cs nicht nur ein Treppenhaus, es gibt zwei Treppen häuser, und draußen an den Mauern, neben den offenstehenden Fenstern, laufen dann auch noch die eisernen Feuerleitern. Kurz und gut also, am nächsten Morgen bin ich wiederum bei meinem Hauswirt. .Die Nacht Ivar ruhig', ruft er mir entgegen, ,ich danke Ihnen.' .Bitte, bitte', sagte ich, .und jetzt begeben Sie sich in die Wohnung des Staaisanwnlts Kromann. Irgendwo mnß hier ein Nohr gebrochen sein, sagen Sie, gehen ins Schlafzimmer, gucken unter das Veit, und dann ' .Dann?' fragte der Hauswirt. .Dann nimmt der Staatsanwalt di« Kündigung zurück', antwortete ick." — „Na, ja" — Paul lächelte. „And so ist es auch gekommen." „Wieso?" fragte ich, begriffsstutzig, wie ich nun einmal' bin, „was lag denn unter dem Bett?" „Die Posaune", sagte Paul. Nur eines machen Sie uns schwer: daß Sie jetzt geh'»! Denn so wie Sie — solch einen Untermieter Bekommt man doch nicht alle Tage wieder. Und daß wir uns voraussichtlich nie wicdersch'n, Das brückt Sie sicher auch ein wenig nieder..." Herbert Hippel. Aber er sah es wohl. Er empfand die Vernachlässigung, in der er lebte. Aber er war zu überbürdet mit Arbeit, um sich dagegen aufzulchneu. Häusliche Kämpfe hatte er genug gehabt. Zuweilen kam gegen sechs Uhr ein Telephonanruf. ES war immer dieselbe weiche, etwas weinerliche Stimme, die nach Professor Bothmer fragte. Stroh ging ans Tele phon und hörte hinein. „Da is sie wieder", sagte er. „Hängen Sie doch an", meinte die Köchin. Aber dazu war Stroh zu gut erzogen. Er hörte der Stimme eine Weile zu und sagte dann ruhig, der Herr Professor sei unterwegs... Und als die Stimme dennoch in heftigem Ton widersprach, hing er an. Zu der neu gierigen Köchin sagte er, es sei eine verrückte Schwester, die immer telephoniere. Es handle sich um eine Stelle. Wenn Bothmer Heimkani und fragte: „Hat jemand an- gerufcn?" antwortete Stroh mit stoischer Miene: „Das Fräulein war wieder am Telephon." „So, so. Was wollte sie denn?" „Sie wollte Herrn Professor sprechen." Abends um neun Uhr klingelte es wieder einmal. Dies mal war Bothmer gerade zu Hause und Stroh konnte, ohne sich anzustrengen, aus dem Nebenzimmer mtt an hören, daß der Herr auf jemand tröstend einsprach. lFortsetzirng folgt.) MMsre-e eim MM „Zwei volle Jahre haben Sie bei uns gewohnt. Ja, ja, die Zeit vergeht! Da hilft kein Klagen! Ich glaub', wir haben uns ganz gut vertragen... Es heißt: Gefälligkeiten würden schlecht belohnt! Von Ihnen kann man das bestimmt nicht sagen. Sic waren immer freundlich. Und das sicht man gern. Mein Mann hat gestern erst davon gesprochen: Die beiden Jahre wären weg wie Wochen! — Sic zählen wirklich nicht zu den möblierten Herrn, Die nur auf ihren Stand und Titel pochen. Sie haben Ihre Miete immer gleich berappt; Bon andern mußte ich sie stets verlangen... Bc! Ihnen hat nie etwas 'rumgehangen. Ich hab' Sie nie bei unerlaubtem Flirt ertappt. Sie sind wohl selten abends ausgegangen? schwestcr" Posaune bliesen, sondern der Teufel selbst. Er halte sich paraffingerränkte Wattebäusche in die Obren gesteckt nnd war in einen tiefen, wenn auch nicht traumlosen Schlaf gefunken. In den nächsten Nächten — sowohl meine Lungenkraft als auch meine musikalischen Fähigkeiten hatten sich bereits vervoll kommnet — erbebte daS Haus unter den Klängen wilder kriege rischer Melodien in seinen Grundfesten. Am dritten Tag endlich ging ich zu meinem Hauswirt. Er sah blaß aus und guckte mit einem nahezu überirdischen Blick haarscharf an mir vorbei. Kerrs, sagte ich, ,so geht das nicht weiter!' Schalltrichter der Posaune unmittelbar gegen das gähnende Schornsteinloch. Dann sing ich an zu blasen. Die Wirkung ent sprach meinen Erwartungen. Bereits sieben Minuten später Höne ich — während einer Atempause — eine schneidende Stimme im Treppenhaus. .Abgesehen davon','rief die Stimme, ,daß ich durchaus unmusikalisch bin und kein Instrument besitze, glauben Sie, daß ausgerechnet ich als Staatsanwalt auf der Posaune blase ' .Wenn Sie es nicht vare... schrie der Hauswirt, .dann war es eben Ihre Fran Gemahlin. Ich habe cu Ihrer Tür ge lauscht und mit eigenen Ohren gehör» -- — In diesem Augenblick schloß ich die Tür, begab mich in mein Schlafzimmer, rückte auch hier Ofen und Ofenrohr zur Seite, ircßlc die Posaune an die Schornsteinöffnung und blies — nicht ehr schön, aber laut — ,Auf in den Kampf, Torero!' Die Ge- ctze der Akustik waren auf meiner Seite. Es dauerte nicht lange, und der Hauswirt erhob mit lauter Stimme Anklage gegen die zu Tode erschrockene Gemeindeschwester Elisabeth im fünften Stock, nächtlicherweile Posaune zu blasen. Etwas wie Mitleid kroch in meine Seele. Ich wechselte abermals den Schornstein und blies von der Küche ans ein donnerndes, dissonanzreiches .Schlaf, Kindchen, schlaf!' unmittelbar in die Wohnung des Studienrats Möller. Druck und Verlag: Wochenblatt für Zschopau und Umgegend: Richard Voigtländer in Zschopau. Schriftleiiung: Margarete Voigtländer in Zschopau.