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Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1938
- Erscheinungsdatum
- 1938-04-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1780077211-193804151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1780077211-19380415
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-1780077211-19380415
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Zschopauer Tageblatt und Anzeiger
-
Jahr
1938
-
Monat
1938-04
- Tag 1938-04-15
-
Monat
1938-04
-
Jahr
1938
- Titel
- Zschopauer Tageblatt und Anzeiger : 15.04.1938
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Das Häslern im Fenster Eine Gstergeschichte von Heinz 5tegmveit Die Sache begann beim Mühlenwirt, unweit des Forst- Hanses. Die Bude war blau vom Qualm, die Lust zum Sägen dick. Auch roch es heftig nach Bier, Priemlabak und Männern. Denn alle hockten um den Tisch, die verschränkten Arme aus der Plane, die Augen zwinkernd auf den grünen Förster gerichtet, der soeben eine spannende Geschichte erzählt hatte und, tue Pfeile vom linken Mundwinkel in den rechten schiebend, sagte: „Geht ihr, und so hab' ich's denn nicht getan» weil ich'S «ich» tun konnte. Fünfzig Mark halten sie mir für einen lebendigen Hasen geboten, um ihn zu Ostern als Reklame in» Schaufenster z» setzen. Ja wohl, lebendige» Leibes. Für fünfzig Mark. Ei» Sündengeld. Rein, ich gab mich nicht her für da- böse Geschäft...» Hier muß man wissen, was sich einiae Tage vorher ereignet hatte: Ein großes Geschäftshaus au» der Stadt war beim Förster vorstellig gewmche», ob er wohl in der Lage sei, gegen das ante Entgelt von fünfzig Mark einen lebendigen Hasen, mitnichten eineu geschossene« und tote«, zu liefern: oenn man trage sich mit der Absicht, m de» Tagen vor Ostern da» Tier in jene» Schau fenster zu setzen, da» allerlei Geschenke osterfesüicher Art dem auf der Straße vorbeiströmenden Publikum anzupreisen habe. Und da man, beispielsweise, vor Weihnachten eine, Engel oder einen Tannenbaum zwischen die Geschenke als werbendes Sym bol zu stellen pflege, so habe man sich diesmal zu einem Oster hasen entschlossen, der aber springlebendig fein müsse, well die Käufer sich am beste« durch möglichst absonderliche Reklameein fälle ködern ließe«. Nein, der Förster hatte da» allzu geschäftstüchtige, beinah lästerlich zu nennende Anerbieten abgelehnt. Schroff und ent schieden. Basta, Und nun saß er beu« MMenwirt, qualmt«, trank leckeres Bier und war ftmz, feinem Walde fo treu gebliebe» zu sein. Der Förster aber, der da beim vier zufrieden grunzte, rechnete mcht mit dem listige« Augenzwinkern eine» Bursche», der scharf aufgevaßt hatte und der nun seine Zech« bemhlte, duck mäuserisch von dannen schlich und daheim die Karuickäfalle Holle, um sie als Werkzeug einträKicher Wilddieberei bei Nacht in de« Wald zu tragen... So kam es denn, daß i» den Tagen vor Oster» ein ärmere hilfloser Hase im Schaufenster der Großstadt hockte. Das Tier hatte sich schon lahm gehoppelt, feine Augen lauerte« müde, seine Löffel hingen Moss und schwermütig. Auf der Straße aber stauten sich di« vorwitzigen Menschen; die einen fanden diese Art österlicher Reklame sätsam, die anderen ärgerlich. Denn der Hase, dem geder daS Heimweh an den Augen aosah, wußte nicht, was er mit den bunten Eiern anfangen sollte, tue man neben ihn inS Moos gelegt hatte. Auch wußte er nicht, wo nun der tiefere Sinn für diefe unwürdige Schaustellung zu suchen wäre. Was hatte er mit bemalten Hühnereier« zu schaffe«? Wa» tat er im engen Käfig eines Schaufensters, wo man keine Männchen machen könnt«, wo man sah nur den Schädel eisstieß, sobald man ei« bißchen « hüpfe« wagte? Nem, der Hcsse schüttelte immer wieder de« Kops, knabberte am Kohl und wate sich edws Abend», al» wa« sch« die Rol^ lüden hsruntergsassen hatte, ans die Seite. So mott, so zitter«^ als wollte er «och vor dem Osterfest strichen. Drümen aber n» wogende« GeschSfttchaus, zählte man die Tageseinnahmen der Kaffen nach und Mlte fest, daß sich die fünfzig Man für den lebenden Hase« schon längst und wett über Gebirhr verzinst hatte». Am folgend« Marge« geschah da«» wirklich «w wahrhaft ein trauriges Osterfest: Brrmene Polizei mußte dafür sorge», daß die Menschenmaffen da» Schaufenster nicht zerquetschten, sei es an» Neugier, fei e» au» MSeid, fei «» au» echter'Empörung. Denn der Afe war... Keine Sorge, tot war er nicht. Im Gegenteil. Der Hatz war eine Hast». Und die Häsin hatte über Nacht eine HankwoÜ Junge gefttzt, dte »»» wie piepende Küken unter» mollige Bauch fell der Mutter krochen, wo e» wo» Gutes gebe» mußte. Da» sah liMich aus, da» tat aber auch Weh i» den Herze» aller Ge rechte«. Dergestalt, daß auch der Inhaber de» Sasse» bekenne« Mußte, der Einfall feine» Werbemeister» wäre ei« cmSgefallever Unfug geworden. Also holte der Besitzer de» Geschäfte» die Hast« nebst chren Kinder» eigenhändig an» dem Fenster, «m die kleme zappelicke FamLe Wieder 1» de» Wall» zu fahre», wo tze z» Hause war. -- — —. Nur ein Lied... Lkizze von Fritz Schlüter An einem warmen Tage im Frühling 1917 stand auf der Station eines kleinen Orteö in Westdeutschland em Zug mit Soldaten bereit zur Abfahrt an die Front., Die Männer hatten von ihren Angehörigen, die an diesem Tage von weit und breit hergekommen waren, noch ein letztes Mal Abschied genommen. Meist Frauen, standen diese dicht- Das gute Zeugnis Heitere Geschichte von Alfred Hein Ganz scUeu mar es mir in der Pennälerzelt vergönnt, mit einem guten Zeugnis nach Haus zu gehen, und niemals wieder erreichie ich Glanz und Höhe eines Musterschülers wie Ostern 1905, als ich von Quinla nach Quaria versetzt wurde und in der Rangordnung den zweilen Platz von vierzig Schülern er reichte. Ich muß viel Glück beim „Trankommen" gehabt haben und mehr das gefragt worden jein, was ich wußte, als das, was mir nicht wissenswert erschien. Und ich kam mir, plötzlich unter di« fünf besten Musterknaben der Klaffe emporgerücki» auch >ehr fehl am Platze vor. Es war wie ein Verrat au der Sache der Jungen, mit denen ich bisher in einem Atemzug genannt wurde, sener von den Lehrern zwar manchmal arg geichoilenen «oll- dreisten Gesellen, die in die Schule gingen, um Streiche auszu- hecken, ach, so harmlose Streiche! Ich erschrak, als mich der Klaffenlehrer bei der Zeugnis- vertellung sofort nach dem Primus aufrief. Tas war doch nicht gut möglich: i ch sollte Zweitbester sein? Aber „dem war so' . Der Klaffenlehrer sagte: „Siehst du, Hein, man muß nur fleißig arbeiten, dann geht's!" Ich war keine» Deut fleißiger in diesem letzten ViertAjahr gewesen als früher; vielleicht war es mir, denn ich war daS, was man da mal» einen .garten Jungen" nannte, gesundheitlich besser ge gangen, und so hatte ich mir von dem leichten Lernkram der Quinta auch das im aufmerksamen Zuhören angeeignet, was mich innerlich kalt ließ. Und im übrigen hatte ich eben Glück gehabt! Meine blassen Wangen röteten sich, als ich das Zeugnis in Empfang nahm, vor Freude, endlich einmal meine Eltern zufriedenzustellen, und aus Scham, nun als „Streber" zu gelten. Den« ich trug die ganze Schulzeit als Vorbild in mir jenen Ka detten von Wedell, von dem der Feldmarschall von der Goltz aus seiner Jugendzeit so schön erzählt; dieser Wedell wurde wegen einer kleinen Rüpelei eines Tages von seinem Religions lehrer tadelnd gefragt: „Du strebst wohl gar nicht danach, m den Himmel zu kommen, Wedell?'' Der junge Wedell schüttelte den Kopf: „Ich hoffe auf Gottes Gnade! Aber streben danach, nein! Sollen meine Schulkameraden einmal von mir sagen, der hat sich beim lieben Gott geschustert?" Sich schustern nannten auch wir das Liebkindmachen. Und nun stand ich plötzlich vor der Klaffe auch als so eine Art „Schuster". Mir war wirklich nicht Wohl in meiner neuen Würde, und ich tat, was jeder Elfjährige in solcher Lage macht: ich grinste. In früheren Fällen hätte mich der Ordinarius sofort an- gepfiffen: „Grins' nicht so dämlich, Kerl!" Heute sagte er: „das ist auch eine schöne Freude, lieber Hein!" Dieses „lieber Hein" habe ich noch in den Ohren, denn es zerriß die Kameradschaft zwischen den der echten Schülerehre genügenden Rüpelschülern und mir. Richtig — als ich mich in meine Schulbank zurückbegab, zischte und raunte es höhnisch: „Lieber Hein — lieber Hein —" Ich gab einem der Zischer einen Puff in den Nacken, dafür erhielt rch einen Tritt in die Sitzfläche. Diese Missetat erst ge ruhte «ngerechterweise der Ordinarius zu sehen und verschrieb dem Nebeltäter „eine Stunde Nachsitzen — noch heute!" Am liebsten hätte ich für den Verurteilten die Stunde nach gesessen, denn ich spürte zum Ersticken fast di« Musterschüler weihrauchwolke, die mich plötzlich umgab. Ich beneidete ehrlich die Jungen, die als Achtzehnter, Vierundzwanzigfter, Dreißigster aufqerusen wurden: den« des war die Garde der Klaffe: die orrar Ivucrn cm», Vie criliesivegs sur LMMM! .V uuo etwa gar sitzen blieben, londern die leichthin ihr „g.iaos >o genügend" erarbeiteten, um sonst den Kopf frei zu haben sür all die Herr- Uchen Spiele und verwegenen Pläne, die Jungenherzen näher- stehcn als das Gcpauie. Zum erstenmal ging ich aus der Schule allein nach Hans. Zu allem Ueberfluß wuchte mit einem Male mein Klassenlehrer an meiner Seite auf und sprach mich sogar an: „Ich muß Henie auch m die Gräupnergasse wie du!" Sehr leutselig lächelte er aus seinem krausen Spitzdart hervor und streichelte ihn wohl- gefällig mit seiner Polsterhand, a« der em dicker Siegelring prangte. Lohmeyer, mein bester Freund, überholte uns und grüßte mit höhnisch tieser Veroeugung. Ich wäre am liebsten in die Erde gesunken, starr» wütend geradeaus und gab dem Pauler einsilbige Antworten. Aber das alles schadete mir plötzlich gar nichts. „Mußt dich erholen, Alfred!" sagte er noch leutseliger. „Bist ein bißchen abgespannt! Kei» Wunder, wenn man sich plötzlich so hocharbeitet!" Ich wucke rot vor Wut, daß er sich erlaubte, mich im wohlwollendsten Ton beim Bornamen zu neunen. Er nahm's natürlich für Verlegenheit. Endlich trennte er sich von mir, ich lief nach Hau». Und in diesen Minuten wurde meine Äele ganz weich, ich Weinte überwältigt von dem Glücksgefühl: endlich würde ich einmal meiner Mutter Freude mit einem guten Zeugnis machcn. Ach, daS war schon ein Glück! Denn was verstand die Mutter von unsern Jungenansichlen über Sichschustern und so... DaS konnte sie ja nicht begreifen, daß ein anständiger Junge kein Streber sein durfte. Die Mutter, als sie daS Zeugnis laS, Woll» mich umarmen, waS ich natürlich bärbeißig abwehrte, aber ich freute mich doch'; herzlich übex ihre Freude. Schön allein für die WMtez soll^ eS sich mir lohne«, emmal in ben Verdacht eines Strebers ge< langt zu sein, dachte ich mir. Und ich spiel» als besonderen Trumpf auS: „Der Theophrast ist Dreizehnter!" s „WaS?!" jubelte die Mutter. „Der Theophrast von Doktor Klotzkowsky ist bloß Dreizehnter? Und du, mein Junge, elf! Plätze höher?" - ' . - . Z, Ach, war das ein Triumph yu men» Mutter, auf dem? Wochenmartt ich mußte unbedingt mit, um allen Bekannte«' als,»Zweiter von Vierzig" ooroestellt Werder». Wenige Minu-! ten später begegneten wir der Frau Doktor Klotzkowsky, und die Mutter sagte: „Theophrast halte die Masern!" „Die hab ich auch gehabt!" triumphierte ich dreist. Frau Doktor Klotzkowsky sah mich geradezu haßerfüllt an.' Ich billigte diese Anzapfung meiner Mutter natürlich voll-! kommen, denn ich wußte, Frau Klotzkowsky hatte den fanatischstes^ Ehrgeiz, und nun würde Theophrast die doppelte Portion Prügel' beziehen. Dankbar drückte ich meiner Mutter die Hand und war ' für einige Stunden ganz ihr artiger Sohn. Denn nu« könnt?' rch «ach den Ferien meinen alten Kameraden berichten, wie ich dem unausstehlichen Theophrast durch daS diplomatisch« Aus- Wielen meiner guten Zensur die Prügel vermehrte. Die Aus sicht, mir auf diese Weise wieder das Vertrauen der alten Käme», raten zu erwerben, ließ mich einigermaßen auch ter diele» Oster» ' eier froh werden, die ich von Eltern «uo Verwandten Wege« de» ' besonders guten Zeugnisses erhielt. ' ES sei aber vermerkt, daß diese Auszeichnung meiner Perso« ' vereinzelt in meinem Leben oasteht. Bald marschierte ich wieder ; unter oer Klassengarde der mittleren Plätze langsam, aber sicher der Tertia entaeaen. in der ick Köckiten Rüdelrubm erreichte. ' gedrängt hinter dem Holzzaun, der an decken Seite« des Stations gebäudes den Bahnsteig von der Straße trennte. Fast alle weinten. Und auch manchem Soldaten stieg eS heiß m die Augen, fo daß er die Tränen nicht zurückhalten konnte. Da öffnete sich in dem Augenblick, als der TranSportführer mit dem Stationsvorsteher aus dessen Büro heraustrat, noch ein oral eine der Abtelltüren in der Mitte des Auges. Und rasch sprang einer der Soldaten heraus, barhäuptig und ohne Koppelzeug. Leichtfüßig setzte er über daS erste Geleise hinweg und trat auf den Bahnsteig. Und während der Offizier und der Beamte noch stutzten, begann der Soldat plötzlich mit wunder samer und mächtiger Stimme zu singen. Die Soldaten kannten ihn. Er hatte sie oft mit seinem Gesang erfreut. Und jetzt sang er das Lied der österreichischen Retter... „Drüben am Wiesenrand hocken zwei Dohlen. Fall ich am Donaustrand? Sterb' ich in Polen? Was liegt daran! Eh' sie meine Seele holen, kämpf' ich als Reitersmann!" Alle waren still und horchten. Der Transportführer und der Slationsvorsteher rübrten sich nicht. Die Soldaten, die aus de« Abteilfenstrr« heraussahenf Mene» erstarrt. Und über die! weinende» Frauen halt« sich ein Zauber gelegt, und ihre Träne»' Warr» versiegt. e Der Gesang war stärker al» ihr Schmerz. Die Stimme' öffnete ihn«» die Augen, und ob sie eS der sich selbst auch kam«, r«ht gewahr wurde«, sie wußte« mit einemmal, daß der Soldatf seinen Herd verlassen muß, «m Großes zu wirken. U«d vor dieser Erkenntnis wurde ihre Trauer gering. 4 Al» daun «ach dem zweiten auch der dritte VerS de» Liede» verklungen war, erhob sich lauter Beifall. Die Erhebung de» Herzen aber zeigte sich erst recht, als nicht lange daraus der Zuck sich in Bewegung setzte. DaS Abschiedslied, das die Soldale« letzt austimrattn, klang, al» würde e» von einer einzigen mach« dolle« Stimme gesungen. Und unter dem wohltuenden Eindruck de» Mutes der Männer und in seinem Abglanz hielten diP Frauen ihre Tränen zurück, winkten lebhaft und standen hoch< erhobenen Hauptes da, bis der Zug in der Ferne verschwand^ «LS« Der Tod von Dormi Skizze von Alfred Thieme Die Leute erzählen, daß der Tod von Dormi gütig und müde sei, ^^e» einige die sage», der Tod von Dormi sei Aber man maß nicht alles für bare Münze nehmen, WaS sich die Leute erzählen, und besonders nicht bei Dingen, die, wie der Tod oder da» Leben, nicht genas erklärt werden könne«. Den« da treibt die Phantasie gern m de« Berichte» die wunder lichste« Blüte«. So ist es sicher auch mit dem Tod von Dormi. Die Men schen glauben und verweile« lieber bei dem Freundlichen und Wohltätigen nnd vergessen gern und leicht daS Schlimme oder Fürchterliche. DaS Mädchen Hanna, daS unten im Moor zu Hause war, wußte jedenfalls nichts vom Tod zn Dormi. Sie dachte viel- leicht nicht ernmal an das Sterben, als sie sich aufgemacht hatte, um zum Heilkundige« zu gehe«. Ei« große» Unglück hatte sie gezeichnet. Herz und Seele Ware« von einem harten Schmerz ausgebrannt, und die Augen War«» fast blind geweint. ES wnßte außer dem Mädchen und ihrer alte» Großmutter niemand in de» Moorhütte» um die Ursache diese» Schmerze». j Es waren zwei oder drei gewesen, die einen Zusammenhang mit ! dem Verschwinde» eine» K»echteS audenteten. Aber was allt ! scho« da» Herzweh der Liebe i» der Wett? Kam» so viel wie die ! gerttige Scheckeanmze, mit der beim Händler da» Salz bezahlt tvirv. ! < A Hätte« sagte« die Leute, daS Mädchen sei krank und W nEe zum Heilkundige«. Dieser Mann, der viele Meile» weitab in der Heide wohnte, war wett und breit berühmt. Es Wurden va» Hm die wunderbarsten Gerüchte verbreitet, so daß erneben dem Tod von Dormi wohl am meiste" im Gerede der Leute war. Zu ihm wurde Johanna geschickt, und als sie sich den Berg hinaufschleppte, auf deren Kamm der Tod von Dormi wohnt, war ihr da» Herz schwer in der Brust und die Augen von Trä nen so blind, daß sie nur so dahin ging, ohne auf das eine oder andere zu achten, noch ei« Auge dasur zu habe«, mit welcher Schönheit und mit welchem Glanz dieser Eommertag gesegnet war. Zuweilen glaubte sie einen angsterfüllte« Schrei aus dem Moor zu hören. Dann stand sie eine kurze Pause still, horchte, und well sie dann «ur die Stille spürte, schüttelte sie den Kopf, um sich dann mühselig weiter zu schleppen. Oben auf der Hohe stand der Tod von Dormi. Er, der so vieles wußte, wußte auch, daß daS Mädchen Johanna bei ihm vorbei gehen mußte, und er wußte auch, daß jeder Schritt unnütz war und daß eS niemanden in der Welt gab, der chren Schmerz Hellen konnte. „Du kommst von weit her...!" sprach er daS Mädchen mit einer freundlichen tiefen Stimme an, fo daß eS sogleich zu dem fremden Mann, von dem sie nicht wußte, daß er der Tod von Dormi war, Vertrauen halte. ^Ia", sagte sie „ich komme von weit her. Ich komme unten vom Moor herauf...", und dann hockte sie sich auf einen Stein, um zu ruhen. „Du willst zum Heilkundigen!" „Ja, die Leute sagen, -aß er mir helfen kann..." „Die Leute sagen es — und du?" „Ach, fremder Mann, es ist unnütz. Wen das Moor ruft, den läßt es nicht. Meine Ahne sagt es auch... und ost, meist in der Dämmerung kommt es über das Moor zu mir und läßt mich nicht... Wirklich, eS ist unnütz..." Dann richtete sie sich «was auf, zeigte mit müder Bewegung hinunter, wo unter friedlichem Rauch des Herdes die Dtoor- hütte« stände«, u«d sagte: „Sieh, da unten... daS ist unser Dors. Immer muß man nach Osten gehen, wenn man leben will. Wer naa Weiten geyt, kommt nicyt wen nno verfinrr... Und er ist nach Westen gegangen..Dann schwieg daS Mäd chen Johanna, ließ sich vom harten Stein herunter in» Weiche Gra» sinken und schlief vor Erschöpfung ein. , Der Tod von Dormi stand still dabei. Sah nachdenklich m, daS junge, vom Leid zerfurchte Gesicht, dachte an das Sterbeq> im Moor und wußte, daß auch der Heilkundige hier nicht helfe«' konnte. -! „DaS Mädchen dort im Grase wird sterben, klein« Lerche", sagte er, „finge ihm noch einmal ei« schönes Lie-, den« eS hat wenig Freude gehabt!" Da stieg me Lerche hinauf und sang und jubilierte, so hell und jo schön, wie sie e» nie zuvor tat, bis das Mädchen lüft im Schlaf lächelte und eine sanfte Röte über daS blaffe Gesicht kam. „DaS hast du gut gemacht..." sagte der Tod von Dormi, ,chabe viele» Dank dafür!" < Darauf bat er den Rosenstrauch, ihm eine Blüte für dkt Schlafende z« schenken... „denn sie kennt die Freude nichts Und da erglühte der Rosenstrauch, die Knospen spränge« auf, und' ei« herrlicher Duft strömte, der von dem Wind über dits Schlafende geweht wurde. Und das Mädchen Johanna errötete im Schlaf... „Liebe Sonne..bat der Tod von Dormi, „diese» kleinH Mädchen hast du so oft vergefsen, spare heute nicht mü deine» Herrlichkeit und deiner Pracht." Und die Soane verschwendet» ihr Licht und ihre Fülle, wie sie e» nie vorher getan hatte. f Gerade als das schlafende Gesicht wie aus tiefer Freude em glühte, schob der Wind eine Wolke vor die Sonne, der Rosens ousch erschauens und ließ erschreckt einige rote Blätter dahin« wehen, die kleine Lerche brach mitte« im Jubelton ab, und diH Stille trat unter dem Himmel und auch über der Erd« ei«. ESS war kein Herzjchlagmehr zu hören. Als da» wie Mädchen gefunden wurde, wunderte« sich dftf Senke über die feierliche Schönheit de» Gesichtes, daS cllle Ruhq und jeden Frieden in sich ausgenommen halte, und sprachen wie^ der vom guten Tod zu Dormi. .
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