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iS und Anzeiger lNgtN eiger, >prtt« S !) h l.7ORM.Zustellgeb.2OPfg. , t»«rd«n in uns. Geschästrst.,von den Bo»«, s-vi-v°nallo,P°stanst°lt««g«-m«-n Wochenblatt für sVchopa « « « d Amaegend Anzeigenpreise: Die 4« mm breite Millimeterzeile 7 Pig^ die V3 mm breite Millimeterzell« im Lextteti 2» Pfg» Rachlaßstaffet 8 Z««. Und NachweirgebtHr Ai Pfg. »»pügl. Porl» D» rilM-Noner T aaeblatt «nd Anzeiger" ist das zur LerüHentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der AmlShauvtmannschast Flöha und de» StadtratS M Zschopau behördlichersett» bestimmt« Blutt «d^üt die mutlichen Bekanntmachungen de« FinmMMteS Zschopau —»«nkkontr»:Erzgebirgisch«Hand^bankH. Zschop au Semeindegtrokonto: Zschopau Nr. »; Postscheckkonto: LehM Ar. «SSt-, Fernsprech« A«. 71» Attttmg stir dl« Orte: Srumhermertdors, Waldkirchen, Btruicheu, Hohndif, WUischchal, Weißbach, DitierSdott, Borm», Dittmannsdorf, Witzschdorf, Scharsenstetn, Schlößchen Porschendort Mitila»»«l», 28. 1988 U». 45 199. Jal—Aa«- Die große LtnteryanS-AuSspraGe Regierungsparteien hinter Chamberlain Lie große außenpolitische Aussprache des englischen Unterhauses, die mit der dramatischen Darlegung der politischen Gründe Edens und Lhamberlains begonnen hatte, nahm am Dicnstagnachmittag ihren Fortgang. Die Opposition hatte durch ihren Sprecher Attlee einen Miß- traue nSantrag eingebracht, der jedoch von vorn herein in der englischen Oeffentlichkeit nicht als eine Ge- tührdung der Regierung des Ministerpräsidenten Cham- derlain angesehen wurde, weil die Vertreter der englischen Regierungsparteien ihm volle Unterstützung zugesagt hatten. Auch die Abgeordneten der Nationalliberalcn Partei hatten beschlossen, sich hinter die Regierung Chamberlain zu stellen. In der bisherigen Unterhausaussprache halten Redner der arbeite, -arteilichen und eines Teiles der liberalen Opposition Chamberlains Haltung natürlich verurteilt, während die konservativen Redner ohne Einwände zum Ministerpräsidenten hielten. Die „Volksfront'kreise waren mißgestimmt, daß durch den Rücktritt Edens ihre Politik einen schweren Schlag erlitten hat. In der Aus- spräche hat Premierminister Chamberlain noch einmal erklärt, daß er allerdings nicht bereit sei, mit Italien Frie den um jeden Preis zu schließen. Einige unerläßliche Zu geständnisse müßten gemacht werden, ehe England ein Ab kommen treffen könne. England wünsche eine Austragung der spanischen Frage durch Spanier ohne fremde Ein mischung. Wenn er schließlich erklärt habe, die vier großen Länder Europas könnten ihre Differenzen ausräumen, so sei dies der größtmögliche Schritt zu einer Stabilisierung des europäischen Friedens. Englische presse begrüßt Lhamberlains Verständtgungswillen In der englischen Presse ist man sehr erfreut darüber, daß Chamberlain gewillt ist, den Weg der Verständigung mit Deutschland und Italien weiter zugehen. Der zurückgetretene Außenminister Eden wird als ein „Hirt ohne Herde* bezeichnet. Eden habe sich für die Genfer Liga eingesetzt, die überhaupt nicht bestehe. Die Zukunft liege in einer neuen, vorwärtsschreitenden Friedenspolitik der Versöhnung mit Deutschland und Italien. Die Unlerhausaussprache habe dazu beigetragen, einen großen Teil von Mißverständnissen in England selbst und falsche Vorstellungen im Auslande zu zerstören. Der „Dailv Telegraph* schreibt beispielsweise, man könne nicht behaupten, daß das englische Kabinett einen entehrenden Eifer an den Tag gelegt habe, sich den autoritären Staaten demütig zu unterwerfen. Das Ka binett habe einzig und allein dem Schüren eines unver söhnlichen Streites zum Nachteil jeder sich bietenden Be- frledungsmöglichkeit den Rücken gekehrt. VeWWg flir die ZMft Der Todestag Horst Wessels: Tag der Erinnerung, Ehrung und Mahnung Der Stabschef der SA. hat zum Todestag deS Sturmführers Horst Wessel, der für die ganze Nation zum unsterblichen Vorbild heldenhaften Glaubens und Opferns für Führer und Volk und zum Inbegriff nationalsozia listischen Kämpfertums wurde, den folgenden Tages befehl an die Sturmabteilungen erlassen: Kameraden! Am heutigen Tage senken wir die Fahnen und Staw barten in Erinnerung an den, der für die Sache, der wir dienen, stolz und tapfer sein Leben ließ. Horst WesselS Lied singt heute die Nation. Sein Tod aber ist verschlun gen in den Sieg des Glaubens, der unsere Herzen füllt, und in die Treue, die uns an den Führer bindet. SA. marschiert! So sott es bleiben! Was an Horst Wessel sterblich war, zerfiel. Sein Geist lebt weiter in den Marschkolonnen unserer brannen Bataillone. Indem wir unsere toten Kameraden ehren, verpflichten wir unS für die Zukunft. Es lebe Deutschland! Es lebe der Führer! Der Stabschef, (gez.) Lutze. Chamberlain gegen SeWWaag Deutliche Sprache an die Opposition Die Aussprache im Unterhaus brachte in ihrem wei seren Verlauf einen Mißtrauensantrag gegen die Ne gierung von Abgeordneten Greenwood. Nach der Rede Greenwoods erhob sich, von starkem Beifall begrüßt, Chamberlain, um selbst zu antworten. Einleitend wies er darauf hin, daß durch die Erklärun gen Edens und Cranbornes einige Mißverständnisse ent standen seien. Er erklärte daher in Gegenwart Edens — der bei der Aussprache anwesend war —. daß er, Cham berlain, sich nicht erinnere, von Even jemals und zu ir gendeiner Zeit gehört zu haben, daß die Frage interna tionalen guten Glaubens ein Hindernis für Besprechun gen mit Italien oder Deutschland sei. Der Liberale Sinclair unterbrach an dieser Stelle mit dem Bemerken, die Italiener sollten „erst einmal ihre Auslandspropaganda einstellen und ihre Freiwil ligen aus Spanien zurückziehen'. Mit Gelassenheit fragte Chamberlain zurück, warum Sinclair nicht gleich ver lange daß die Italiener auch Abessinien wieder verlassen sollten Die Behauptung, daß man dort erst Besprechun gen aüfnebmen könnte, wenn derartige Verlangen erfüllt seien, sei Humbug. - , Auf diese Erklärung hin erhob sich ein ungeheuer Lärm im ilnterbaus. Als Chamberlain nach dem Ein greifen des Sprechers endlich weitersprechen konnte, be tonte er, die Haltung der Opposition werde dadurch ge kennzeichnet. daß es für sie gewisse Völker gäbe, mit denen sie überhaupt nicht in Besprechungen eintreicn wolle. Attlee habe sogar behauptet, er, Chamberlain, sei jam merns zu Mussolini gegangen. Derartige Aeußerungen ließen ibn völlig kalt! (Brausender Beifall auf den Ne- c'erungsbänken.) Im übrigen könne er zur Beruhigung der Opposition mitteilen daß die Beziehungen zu Frank reich durch Besprechungen mit Italien nicht berührt wür den. Offene Worte öder Cent Auf die Frage eines marxistischen Abgeordneten, warum Chamberlain nicht die „kollektive Sicherheit* er wähnt habe, erkundigte sich der Premierminister seiner seits, was denn die Opposition eigentlich'darunler ver siebe Ob denn irgend jemand glaube, daß die Lcnfer Liga in ihrer heutigen Zusammensetzung in der Lage sei, so etwas >vie kollektive Sicherheit überhaupt zu gewähre». Man solle sich nicht selbst täuschen und noch weniger dürfe man den kleinen und schwachen Völkern vortäuschen, daß sie durch die Genfer Liga geschützt würden. „Wir wissen, daß nichts dieser Art zu erwarten ist. Man kann aber nicht erwarten, daß ein Automobil ein Rennen gewinnt, nachdem seine Zylinder nicht mehr funktionieren." Man könne auch nicht erwarten, daß die Genfer Institution funktioniere, nachdem fast jede Großmacht sie verlassen habe. Einfluß des „Völkerbundes' entstehe nicht aus sei ner Mttgliederzahl sondern aus der Ueberzengung seiner Mitglieder, daß er seine» Aufgabe gewachsen sei. Wenn er auch alaube. daß in Genf wichtige und wertvolle Auf ¬ gaben erfüllt werden könnten, so zweifele er doch daran, daß die Liga jemals wirklich zu arbeiten in der Lage sein werde, solange ihre Grundsätze nominell auf der Auferlegung von Sanktionen oder der Anwendung von Gewalt gegenüber einem Angriff beruhten. Heute müsse man klar verstehen, daß man die entsprechenden Genfer Artikel nicht anwenden köne und daß man nicht erwarten dürfe, sie überhaupt angewandt zu sehen. Chamberlain geißelte weiterhin die Haltung der Labour-Parlv. die alles verspreche und nichts halte. Sie befürworte eine Politik, die schließlich zum Krieg füh ren müsse. Unter langanhaltendem Beifall schloß der Minister, er glaube, daß er seiner Pflicht nicht nachgekommen wäre, wenn er nicht so gehandelt hätte, wie er es getan habe. Schließlich eiferte Churchill mit durchaus unsacht!» chen Argumenten gegen die Aufnahme von Besprechun gen mit Italien. Eine Verständigung mit den sogen, totalitären Mächten wollte er überhaupt abgelchnt sehen. Llovd George beschwor eine lebhafte Auseinanderset zung mit Chamberlain herauf, als er mehrfach behaup tete. der Premierminister habe Eden eine Mitteilung Grandis absichtlich vorenthalten. Wie aus der sehr hef tigen Debatte und aus den Ausführungen Chamberlains — auch Eden ergriff das Wort — hervorging, handelt es sich um ein Telegramm, das Grandi Chamberlain am Montag übergab, von dessen günstigem Inhalt Cham- berlain aber schon am Sonntag Kenntnis erhalten und dem Kabinett auch Kenntnis gegeben habe. Llovd Ge- orge erklärte aber auch weiterhin, ein Dokument von größ ter Bedeutung sei zurückbehalten worden, bis der Außen minister zurückgeireten sei. Er verflieg sich sogar zu der Behauptung, daß Grandi (!) die Mitteilung absichtlich zn- rückbehatten habe. Das Dokument hätte beschafft und dem Außenminister übermittelt werden müssen, bevor Eden zurücktrat. Llovd George griff dann noch weitere Mit glieder der Regierung an nnd polemisierte erhitzt gegen die Entschiedenheit der Führer re de, um dann end- lich noch Chamberlain wegen seiner Haltung Genf ge genüber als — Anarchist zu bezeichnen! Mlkttauensanttag abgelehnt In der Abstimmung wurde der gegen die Regierung eingcbrachte Mißtrauensantrag mit der große» Mehrheit von 33ü gegen 168 Stimmen abgelchnt. * Das Oberhaus befaßte sich ebenfalls mit dem Rück tritt Edens. Nachdem zwei Oppositionsredner zu Wort I gekommen waren, legte Lord Halifax den bereits von Chamberlain im Unterhaus bekanntgegebenen Stand- punkt der Regierung dar. Frauen nnd Mütter! Euch geht es an, deshalb hundertprozentig in die Ausstellung „Blut nud Raste", Zschopau. Kurswechsel in London Wenn der Schein nicht trügt, ist bet dem Rednerduell zwischen Eden und Chamberlain im englischen Unterhaus offenbar geworden, daß die britische Regierung einen außenpolitischen Kurswechsel vorgenommen hat. Es ist eine politische Krise, die das englische Reich gegenwärtig durchmacht, wobei sich die gesamte englisch« Oeffentlichkeit in zwei Lager zu trennen droht. Das läge im Interesse der englischen Opposition, di» einen Wahl kampf und eine Regierungskrise herbeiführen möchte. Aber Chamberlain Hai gut abgeschnitten. Er hat der staatsmännischen Vernunft, dem Streben nach dem Frieden, das Wort geredet. Er ist für eine reale Politik eingetreten und sein erster Erfolg war der. daß die konservativen Ab geordneten beider Häuser sich einmütig hinter ihn gestellt haben. Wie kam der Gegensatz zwischen Chamberlain und Eden zustande? Edens Nolle, die er in den beiden letzten Jahren nicht nur in der britischen, sondern auch in de» Weltpolitik spielte, hängt eng zusammen mit jenem Um- schwung, den sein Amtsantritt im Dezember 1S35 be deutet hat. Das damalige Bestreben Sir Samuel Hoares, einen realistischen Ausgleich mit Italien in der Abessinienfrage zu finden, war es, daS diesen zu Fall brachte und Anthonv Eden zur Leitung einer entgegen gesetzten Politik der Sanktionen usw. berief. Eden ist seiner Politik, man kann sagen, mit einer für einen Eng- länder nicht tvpischen Sturheit, treu geblieben. Eden scheiterte mit seiner Sanktionspolitik. Mit einer unge wöhnlichen Halsstarrigkeit suchte er trotzdem diese Kollek- tivpolitik gegen die Wirklichkeit durchzusetzen. Sein» Politik blieb erfolglos, sei es in der spanischen oder an- deren politischen Fragen. Es scheint, als ob Eden, seitdem er in Sowjetrußland gewesen war, sich illusionären An- - schauungen über die bolschewistische Politik hingab. Er setzte Stalins bolschewistisches Reich auf dem politischen Schachbrett Europas ein, als ob es sich um einen normalen Staat handele, und eben, weil Moskau und sein Vertreter Litwinow-Fiukelstein Mitglied in Genf waren, glaubt« er in seiner Prinzipienreitern, daß sich mit dem bolsche wistischen Moskau arbeiten lasse. In seiner Blindheit sah er nicht, oder wollte er nicht sehen, wie der Kreml diese politische Situation ansnützte. Es ist aufschlußreich, daß man gerade in Paris dem von Eden geförderten Kollek tivismus wehmütige Nachrufe widmet, und daß man in französischen Kreisen bestürzt ist, daß der englische Außen minister sein Amt verlassen hat. So mußte das cintreten, wovon man seit langem schon In der englischen Oeffentlichkeit gesprochen hatte. Ein« Zusammenarbeit Edens mit dem Ministerpräsidenten Chamberlain wurde unmöglich, da Chamberlain der Vertreter einer starken, wirklichkeitsnahen Politik ist. Chamberlain ist für eine britische Vernunfts politik, die der Mann auf der Straße in England besser versteht und zu billige» weiß, als alle dogmatische ideo logische Politik. Cbamberlain geht zurück zu derjenigen Politik, die England einst groß gemacht hat, ehe es ein« Genfer Entente gab. Chamberlain will die Verständigung, er will zu einem fairen Meinungsaustausch kommen. ES sind ganz neue Töne in London, wenn Chamberlain im Unterhaus von der Möglichkeit einer Zusammen»