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1201 Aus Zschopaus Vergangenheit Bon Oberlehrer RubolfHerfurth Unter diesem Titel veröffentlichte vor nunmehr 44 Jahren der unermüd liche Forscher unserer Heimatgeschichte, der nun längst in Gott ruhende Semi naroberlehrer Rudolf Herfurth, im .Lschopauer Wochenblatt" eine Reih« Skizzen aus der Vergangenheit unserer Stadt und deren Umgebung. Längst ist eine neue Generation herangewachsen, der Sinn für Heimatgeschichte ist in unserer Zeit lebendiger denn je und wenn wir diese Skizzen nunmehr in den „Heimatklängen" noch einmal ver öffentlichen, so glauben wir bestimmt, baß sie unserem Leserkreise viel Neues und Interessantes bieten werden. Mit Dank wollen wir dabei aber auch des Verfassers, des alten Herfurth, geden ken, dessen Wirken und Forschen wir viel Neues in unserer Ortsgeschichte verdanken. Seminaroberlchrer Rudolf Herfurth war Heimatforscher mit Leib und Seele und wie oft hat er seine schönen Ferien tm Sächsischen Hauptstaatsarchiv ver bracht, um dem Studium unserer Hci- matgeschichte sich zu widmen. Seine mit großem Fleiß erarbeiteten Erfahrungen auf diesem Gebiete hat er vor 82 Jah ren in einem Buche „Geschichtliche Nach richten von Zschopau" niedcrgelegt, das tm Verlag von F. A. Raschke erschien und nun wohl meist schon vergriffen sein dürfte. Die erste Skizze aus Zschopaus Ver gangenheit im „Wochenblatt" von 1893 behandelt vornehmlich bas Leben des kurfürstlichen Oberforst- und Jäger- Meisters Cornelius von Nüx- leben, der von 1554 bis 1578 hier in Zschopau lebte. Rudolf Herfurth schreibt hierüber: „Am 9. Juli 1553 war Knrfü.st Moritz in der Schlacht bei Sievers- Hausen gegen den Markgrafen Albrecht von Brandenburg-Kulmbach tödlich ver wundet und von Hans Caspar von Rüx- leben, Tielen von Trotta (derselbe, der sechs Jahrs zuvor in der Schlacht bei Mühlberg den Kurfürsten Johann, Friedrich den Großmütigen gefangen, genommen hattet, dem alten Doktor Johann Neesen und Caspar Schwaben in das Zelt getragen und ins SZett ge legt worben. Hier, auf seinem Sterbe- ' bette, empfahl er in seinem Testamente . seinem Bruder August, der ihm in der Regierung folgte, das Wilbret zu be- .- schränken und die Schäden desselben den armen Leuten zu vergüten: „Weil ein großer Wust von Wildbret' fast durchaus in unserm Lande ist, so bitten wir freundlich, seine Liebden wolle das Armut in dem bedenken und - es künftig also damit halten, daß dis. Leute nicht zuviel damit beschwert, son- dernes gegen Gott und der Gewissen halben zu verantworten stehe. Wir bitten auch weiter, daß seine Liebden. den armen Leuten in der Wildbahn (ganze Ortschaften lagen im Tiergar- - tcni an allen Orten 2M0 Gulden von unsertwegen in vier Wochen nach un serm Absterben austeilen wolle lassen, damit sie ihrer bisher erlittenen Be schwerungen um so viel bester vergessen. Weiter soll man den armen Leuten in unsern Landen 19M Gnlden ansteilen von unsertwegen." Ich erwähne dies hier, um gleich von den damaligen Zuständen und der Bedeutung eines Jägermeisters zu geben. Den 11. Juli starb Moritz. Sein Bruder August hielt sich damals am Hofe zu Kopenhagen auf. Augusts Ge mahlin Anna war eine dänische Prin zestin, Tochter des Königs Christian HI. August war schon so manchesmal in Zschopau und der hiesigen Gegend gc- ' wesen, hatte mehrere Jahre in Wolken stein gewohnt, wo auch zwei seiner Töchter geboren waren: Eleonore, die 1)4 Jahr alt starb, und Elisabeth, die später, den 4. Juni 1579, zu Heidelberg mit dem Pfalzgrafen bei Rhein Johann Casimir vermählt wurde. Noch inniger aber wurden seine Beziehungen zu