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Nr. 4« Zsü-xauer Tügedlatt und «nzeigrr WÄ Fm Sst'Sufnstmcn von Law ne verschüttet Schweres Unglück in der Schweiz Ei« schweres Lawinenunglück ereignete sich bei Sam« nann in Rhätten (Schweiz) am Fuße des Muttler, einem sonst uugesährlichen Skigelände. Fünf Damen aus Zürich und St. Gatten fuhren mit dem Bergführer und Skt- lrhrer Aegg einen Hang hinunter, als sich plötzlich ein« Staublawine loSlöste, die alle sechs Personen unter sich begrub. Der Bergführer konnte sich auS den Schnee« mässen wieder herausarbeiten, auch eine Dame konnte sich selbst aus der Lawine befreien. Vier Damen wurden aber unter den Schneemassen begraben. Die Rettungs« Mannschaften aus Samnaun brauchten viele Stunden, bis die Leichen der Verschütteten gefunden wurden. Zwei Gowjetflieger geflüchtet Landung in Estland In Südost-Estland landete tm Kreis« Wsrro «in sowjetrussisches zweisitziges Flugzeug. Die beiden In« fassen, ein 24jähr!ger Oberleutnant und ein 20jährige» Leutnant, erklärten, das Flugzeug gehöre dem Aeroklub in Luga, wo der Oberleutnant Leiter der örtlichen Grupp« des „Ossoviachtm" und der Leutnant Vorsitzender de» Aeroklubs gewesen wären. Sie hätten das Flugzeug zur Flucht aus Sowjetruß« land benutzt in der Meinung, bedroht zu fein. Ibra Elter» seien als „Schädlinge" nach dem Ural verschickt worden, und sie selbst hätten befürchtet, der augenblicklich im Gange befindlichen „SSnbcrungsaktion" innerhalb der sowjetrussischen Luftwaffe zum Opfer zu fallen. Bei der Ueberfliegung der Grenze sei das Flugzeug von der sowjetrussischen Grenzwache beschossen worden, ohne jedoch getroffen zu werden. Rach Sowjetrußland wollten sie um keinen Preis zurück. Tie hofften vielmehr als politisch» Flüchtlinge nicht auSg«liefert zu Verden. Leiter der Deutschen Bergwacht auS dem «ml geschieden. Der Führer der Deutschen Bergwacht, Treuhanddirenor Albert Buckel, ist aus dem Amt geschieden. In dreijähriger Tätig keit hat er di« Deutsche Bergwacht im Nahmen des Deutschen Reichsbundes für Leibesübungen zu einer kraftvollen und einsatzbereiten HilfSgemetnschast der deutschen Bergsteiger auS« gebaut, so daß ihre Leistungsfähigkeit den höchsten Stand feit ihrer Gründung erreicht hat. So erwies di« Deutsch« Bergwacht ihr, Schlagkraft Sonntag für Sonntag tm Rettungs- und Naturschutzdienst in fast allen Gebieten Deutschlands und auch bei größeren Beraunternehmunzen, wi, den Unfällen in der Watzmann-Ostwanv und in der Eiger« Nordwand. Grostfeuer in einem Südtiroler Dors. In einer zur Ge meinde Waid druck in Südtirol gehörenden Ortschaft ver nichtete ein Großfeuer in der Nacht die Kirche mit dem Turm, das Pfarrhaus und drei Bauernhäuser. Der Brand scheint seinen Ausgang in der Sakristei genommen zu haben. Zwei weitere Häuser, auf die der Brand bereits übergrgriffen hatte, konnten durch die tatkräftige Arbeit der Feuerwehr und der Dorfbewohner gerettet werden. Fische für die obcritaltenischen »een. DaS italienisch« Fischsyndikat hat begonnen, di« oberitalienischen S«n wieder fischreich zu gestalten. In den Lago Maggiore werden nicht weniger als 20 Millionen Jungfische eingesetzt. Dies ist zum Teil schon durchgeführt worden. Sonia will über den Ozean fliegen. „HäsckenS" Manager babrn sich einen neuen Neklame>ch!ager ansgcda ^'. - i, einst Weltmeisterin im Eiskunst,ans und letzt Star in : Wood, soll tm Sommer einen Oseanflug nach Norn:^- i unternehmen. Ihr Pilot soll Dick Älcrill sein, der st.on Ozeansluac hinter sich hat. Auch ihre Mutter soll Sonja bei ihrem luftigen Abenteuer begleiten. Späte Ehe mit 24 Kindern. In der Kirche von Struer (Dänemark) sand eine eigenartige Hochzeit statt. Brant uns Bräutigam brachten nämlich inSgesaml nicht weniger als 24 Kinder in die Ehe mit. Es handelt sich um eine 70jährige Witwe, Thomsen, und einen 7rjährigcn Arbeiter, der zweimal früher verheiratet war. Die Braut hatte in ihrer früheren Ehe nicht weniger als 20, der Bräutigam vier Kinder. Direktor der belgischen TtaatSdrnckcrei ließ sich bestechen. Der Direktor der belgischen Staatsvruckerei in Brüssel, Buytaert, ist verhaftet worden. Er wird beschuldig«, erhebliche Beste^tngsgelder von Lieferfirmen erhalten zu halten. Beim ersten Verhör hat er bereits zugegeben, in den letzten drei Jahren „Kommissionen" in Höhe von rund 00 000 Franken bekommen zu Haven. Mehrere Lieferanten sind ebenfalls ver haftet worden. Scheintote erhebt sich im Sarge. Auf einem mohammeda nischen Friedhof der türkischen Stadt Adana sollte eine Tote, die nach langem KrankenhauSaufemhali verschieden war, im offenen Sarg zur Gruft getragen werden. Das große Trauer- aesolge wurde von Entsetzen gepackt und stob auseinander, als sich di« angeblich« Tote plötzlich im Sarg erhob. Man brachte di« Scheintote sofort ins Krankenhaus zurück. Eifersuchtsdrama in der Hotelhalle. Ein« EifersuchSlat, bei der zwei Menschen dsn Tod fanden und ein dritter schwer verletzt wurde, spielte sich in der Halle eines amerikanischen Hotel- in Mart«tt« (Wisconsin) ab. Ein Deutschamerikaner erschoß dort seine mit ihm in Scheidung liegende Ehefrau, verletzte deren Schwester durch einen Schuß schwer und tötet« sich selbst. , > >., Wütende Menge zündet Gefängnis an. In Tljuana In Niederkalifornien versuchte eine Volksmenge ein Ge fängnis zu stürmen, in dem ein Soldat untergebracht war, der ein achtjähriges Mädchen ermordet halte. Da die Wärter die Auslieferung des Gefangenen verweigerten, zündete die wütende Menge den Wachtturm des Gefängnisses und daS Gemeindehaus an. Militär wurde angefordcrt, das auf vie Menge feuerte und sie so auseinandertrieb. Es gab zahlreiche Verletzte. ME Ein nsueS Europa durch AiihnrpersSn'IchU-en. Was will die von Oswald Mosley gegründete und von ihm geführte „British Anion of FascistS and Naibonal Socda- lists"? Wird «S de la Rocque, der in den letzten Mo- unten heftiger und schärfer angegriffen worden ist als irgendein Mann in Frankreich, noch einmal gelingen, ein« Millionenbewegung um sich zu sammeln, nachdem die „Feuerkreuzbewegung" und die „Fran-jösischr Sozial- Partei" verboten wurde. And Jacques Doriot? Schafft es die von ihm gegründete „Französischs Volkspartei", die ErneuerungSgedankcn, die Doriot entwickelt hat, lU di« Lat umzusetzen? Don Kriegsende bis heute haben wir in vielen Staaten Europas einen Kampf um neues Den ken, um einen neuen Sinn des Lebens beobachten können, und jedesmal wurde dis Idee verwirklicht, je stärker dir Persönlichkeit eines einzigen wirklichen Führers an ihrer Spitze es vermochte, die von ihm gelenkte Bewegung mit Blut und Glauben zu erfüllen. Von solchen Männern Dcrit-srStag, dc» 17. Februar 18s» be'ich'et Haus H. Biel,t in in dsc Feü uar olge von „Lch stsemu. ns Monaweef.sn", u h wir könne.! Lesern mft ei.' n. das) diejr int«' f.anie Antersuch ng im nächsten Heft der g nannten Zeitschrift fortzes tzt wird. Büchs-drus trb Nr? x-m Ables« der Steern. Verlag Wilh. Stolt uh, Bonn. Pre s RM. 0,62. Nachdem der G: tzgeb : dis Höhs dar Steuer in überslchtlichsn Ta bellen festg lrgt hat, muh der Arbeitgeber dir Lohn st.uer für den Arb i.nehmer bei jeder Lohn ahluna eln- behal en u d an das Finanzamt abführen. Die in Abzug zu bringenden Beträg' sind nicht nur von der Lob Höhs abhängig, sie richten sich bekanntlich auch darnach, ob d r Stcurrpftichtige ledig oder verheiratet ist und nach der Zahl der Kinder. Es erschienen Tabellen mit den cinzu- zlehendSn St uern bei monatlicher, 14-täglicher, wöchent licher, täglicher und vierstündliHsr Lohnzahlung (je 0,60 RM.). Die vorliegenden Tabellen ?um Ablesen der Lohn steuer berücksichtigen die Beiträge drr Angestellten-, Invaliden- und Arbeitslosenversicherung. Ferner sind Leerspalten für dir Krankenkassen-Deitväge und kurz« Auszüge aus den wichtigsten Tarifbestimmungen «inschl. der Beträge für dir DAF In die Tabellen ausgenommen. Die Einkommensteuerpflichtigen (Veranlagt«) können an Hand einer Tabelle (RM. 2,92) die Höhe ihrer Abgaben sofort ablesen. Auch die Wrhrsteuersätz« sind in einer Tabelle (RM. 2,75) abzutessn. Alle Tabellen enthalten ausführliche Anleitungen mit den wichtigsten gesetzlichen Bestimmungen. ., Mii-MMM Freitag, den 18. Februar. ! Deutschlandsender. 0,80 Frühkonzert. 7.00 Nachrichten. S,4O Kleine Turnstunde. 10,00 Hörfolge. 10,30 Mann über Bord. 11,00 ReichSsendung. 12,00 Musik am Mittag. 13,46 Nachrichten. 14,00 Allerlei von Zwei bis Drei. 12,00 Wetter, Börse, Marktbericht. 15,15 Kinberliebcrsingen. 15,35 Ach, wir haben Hunger sehr — darum bringt bas Essen her... 16,00 Musik am Nachmittag. 17,00 Aus dem Zeitgeschehen. 18,00 Im Auto durch die Oasen und Sandstürme der Liby- schen Wüste. 18,20 Kleines Zwischenspiel. 18,40 Unsere Mi-, krophone In den Hallen der Internationalen Automobil- und Motorrad-Ausstellung Berlin 1938. 19,00 Kurznachrichten 19,10 ... und jetzt Ist Feierabend! 20,00 Blasmusik. 21.0Ü Dcutfchlandecho. 21,15 Kammermusik. 22,00 Wetter, Presse, Sport. 22,20 Deutschlandecho. 23,00 Otto Kernbach spielt —. 23,10 Hörberichte von den Eishockey-Welt- und -Europa meisterschaften in Prag. Leipzig. 6,80 Konzert. 6,50 Nachrichten, Wetter. 8,06 Gymnastik. 8,20 Kleine Musik. 8,30 Konzert. 9,30 Brüder chen, wer klopft? 1000 Hörfolge. 10,30 Mann über Bord. 10,46 Wetter, Tagesprogramm. 11,00 Neichssendung. 12,00 Musik für die Arbeitspause. 13,00 Zeit, Wetter, Nachrichten. 13,15 Konzert. 14,00 Zeit, Nachrichten, Börse. Anschl. Musik nach Tisch. 15,00 Heimat und Welt im Werk und Leben Ludwig Richters. 15,15 Klaviermusik. 15,40 Zur Berufs wahl der Mädel: Tagewerk einer Bäuerin. 16,00 Konzert. 17,00 Zelt, Wetter, Wirtschaftsnachrichtcn. 17,50 Geschicht« Englands tn Biographen. 18,10 Die Acpfel der Porzia. Er zählung. 18,80 Die Aucrhahnbalz. 18.45 Umschau am Abend, 19,00 Nachrichten. 19,10 Kuriose Liebhaber und enttäuscht» Eheleute. 20,00 Großes WHW.-Konzert. 2200 Nachrichten, Sport, Wetter, Schnceberichte. 22,30 AuS dein Schrifttum -er Bewegung. 22,45 Nachtmusik. p EopxriZbt 1937 Xukvartz.Vsrlag, Lsrllo LöV 68 (I. Fottsstzung.) ES Halle etwas Zutrauenerweckendes, daß eS elek trisches Licht gab. Aber «S stand, wie ein Blick belehrt«, auch eine Petroleumlampe aus dem Tisch vor dem tiefen, altmodischen Sofa, und vor dem Bett, auf dem Nacht schränkchen eine Kerze. „So! Wenn Sie auspacken wollen... In einer Stund« wird der Herr Sie zu sprechen wünschen. Soll ich jemand schicken, der Ihnen hilft?" „Danke!" sagte Maria Delorm« und fühlte sich un gemütlich, verlassen und weltenweit von aller Heimat ent fernt. „Ich nehme nur daS Notwendigste heraus, heute... Morgen vielleicht... Lassen Sie nur die Lamp«. Ich zieh« elektrische Beleuchtung vor!" „Der Herr hat sie ja zwar anlege« lassen, aber er hat es nicht gern, wenn sie benutzt wird, außer eben beim Eintreten -»der vor dem Hinausgehen", sagt« die Frau mit der ihr eigenen Gleichgültigkeit und Anteillostgkeit. „Er sagt, eS wäre nicht stilvoll. Na ja! Sie werden sich daran gewöhnen müssen, gnädiges Fräulein! UebrtgenSr Ich heiße Frau Miete!" „Danke!" sagte Maria und wußt« nicht recht warum. „Ich schicke Ihnen gleich Tee und Butterbrot!" Das klang tröstlich und verheißungsvoll. „O ja! Ich bin sehr durchfror»» und so hungrig!" gestand Maria Delorme. Die Wirtschafterin warf noch ein paar Schett» Holz in den Ofen. „Wenn Ihnen dies Zimmer nicht g-fülltrstnd genug andere da!" Damit zog si« schon die Tür hinter sich zu. Maria Delorme, durch diese Krag» aufmerksam gG Worden, sah sich um. Der Raum, den man ihr bot, war groß und hübsch, wenn auch sehr altmodisch, möbliert. Sogar »ttl Himm»^ bett... Di» lächelte vergnügt. Wym sie »in Absntru« gewünscht und gehofft Hatter ,s ließ sich an, alL sollt« D «tnes »rltben! Der jung» Diener br«ht« 1h» «tu»» -Miß, dessen Mndllch, MWaltigkeit M ZuverWt und däS Mp« Wuen etnWten, man wsrd, st« Mt unumforgt lassen. K» kalt» «sfchüftsmä hin leit d«- (MfangS und d!» UZ« HWE MUMMt, HÜ das «stM HN UM»b«n schien, Rmtzft sie zw-Ät-nd und gemacht Sie aß kräftig uüd lehnte dann, schläfrig und warteno, in der Sofaecke, angenehm gesättigt und sich vorhaltend, daß sie, alles in allem, ein sreter Mensch sei, und also auch hier nicht gebunden. Da fiel ihr die Tür auf, die sich dem Sofa gegenüber befand. Eine Tapetentür — und darum unauffällig. Sie ging hin, um zu untersuchen, ob es sich um einen Eingang zu einem Nebenzimmer handle, ooer ob die Tür verriegelt sei. Aber das Schloß gab ihrem vorsichtigen Druck willig nach — und als sie öffnete, gähnte ihr die kalte und weit« Leere eines großen Bodenraums ent gegen. Sie erschauerte und zog sich eilig in ihr Gemach zurück, versuchte auch die Tür abzuriegeln oder abzuschlteßen, doch fand sich weder zu dem einen, noch zu dem anderen Gelegenheit. Da stand sie nu» ratlos und mit dem Ge fühl, daß man ihre Ankunft schlecht vorbereitet und wenig Sorgfalt auf ihr Wohlbefinden gelegt habe, mitten im Zimmer, als es klopfte und auf ihr „Herein!" ein alter Diener eintrat, dessen Art und Anblick sie so tn Erstaunen setzte, daß sie sich eine Sekunde fragte, ob es sich um einen Mensche» oder um einen Schloßgeist handle. Der Mann in schlichter Livree war nur von mittlerer Größe, schmal und zierlich, mit auffallend kurzen Beinen und langem, schmalem Oberkörper. Sein Antlitz aber glich merkwürdigerweise dem des alten Goethe auf dem be kannten Bild von Stieler Zug uin Zug, nur daß ihm viel leicht das Durchgeistigte und Ueberlegeue ein wenig fehlte; das Gesicht war beinahe demütig im Ausdruck, zugleich aber auch von so tiefer und müder Hoffnungslosigkeit, so zerrissen und zermürbt von Schmerz und Leid, daß es anziehend und mitleiderregend wirkte, Ehrfurcht und Achtung erweckte — denn Leid und Schmerz waren, das erkannte man, reiner und edler Art und wurden mit Würde und verschwiegenem Stolz getragen. Maria Delormes erste Regung war, diesem Manne die Hand zu reichen und teilnehmend zu fragen: „Kann ich Ihnen helfen?" Aber sie hielt an sich, denn sie hatte mehr als einmal erlebt, daß man ihre warmherzige Rasch heit mißverstanden hatte — ja, unangenehm empfunden. Der Alte verbeugte sich mit derselben Anteillosigkcit, die alle hier ihr entgegenzubringen schienen. „Der Herr Graf lassen das gnädige Fräulein bitten!" Als Maria Delorme das hell erleuchtete, weite Zimmer betrat, das man als das „Arbeitszimmer" des Schloß herrn erkannte, und als sich die übergroße, hagere Gestalt ihres Brotherrn vor ihr erhob, wußte sie sogleich, mit dem tznstinkt, der sie immer richtig leitete, obgleich ihr Ver stand sich immer wieder gegen diese vorschnellen Urteile wehrte, daß sie diesem Manne niemals die geringste menschliche Zuneigung würde entgegenbringen können. Ein Hauch von Kälte, Eigennutz uud Rücksichtslosig keit ging von ihm aus, den ihre empfindsame Seele so fort wittert«. Sie legte ihre schmale Hand in die ihr sich bietende, deren feuchte, blutlose Kühle ihre Eindrücke nur bestätigte. Sie nahm den Platz neüeu dem großen Schreibtisch, den er ihr anwies, und hob nun erst die Blicke zu dem Gesicht des fremden Herrn empor. Was sie da wahrnahm, ver wunderte st« ein wenig. Es gab ein Bild von Peter dem Großen und seinen Sohn Alexei, das sie als Kind einmal in einein weltgeschichtlichen Werk gesehen und nie ver gessen hatte. Neben dein rohherrischen Vater stand lang und mager der geknechtete Sohn — sein spitzer Kopf, sein langes Gesicht, der verschlagene Ausdruck seiuer Züze hatten sich ihr unauslöschlich eingeprägt. Und nun sah sie dies Gesicht — oder meinte doch, es zu sehen — da vor sich: unwahr, heuchlerisch, und hier noch gewalttätig und grausam. Er reist ja in den nächsten Tagen ab!, fuhr es ihr durch den Sinn, als ob ihre wägende Pernnnft die ablehnenden Gefühle beruhigen wollte, und ich habe ja mit ihm so gut wie nichts zu tun. Der Graf wiederum, die neue Angestellte musternd, dachte befriedigt: Weder hübsch, noch besonders klug! Durchschnitt, wie ich gehofft! Wen» sie ihre Sache nur versteht...! Aber er war Kavalier und wußte, was sich gestörte. „Ich hoffe, Ihre Reise war angenehm, gnädiges Fräu lein!" sagte er also einleitend. „Danke — ja!" erwiderte Maria, ohne daß das wahr gewesen wäre. Man tauschte eben Höflichkeitsfloskeln mit- einander aus. „Wir wohnen einsam hier", fuhr der Graf fort. „Darauf war ich gefaßt!" „Hoffentlich halten Sie es aus! Denken Sie immer daran, daß es nur für Monate ist. Außerdem werden Sie viel Arbeit haben. Es ist keine Kleinigkeit, die Samm lungen vorschriftsmäßig in Ordnung zu hallen. Ich bin dazu sehr eigen. Morgen werde ich Sie In Ihre Obliegen heiten einführen. In zwei Tagen möchte ich reisen!" „Ja!" sagte Maria. Es klang erleichtert. Aber der Graf merkte es nicht. „Ich habe noch ein anderes Anliegen an Sie, von dem Ich allerdings nichts geschrieben habe, weil... Lieben Sie Tiere?" fragte er unvermittelt. Maria Delorme sah verwundert auf. „Nicht alle! Katzen sind mir unerträglich!" Wie komme ich darauf, daß es sich um Katzen handelt?, fragte sie sich gleich darauf. „Es handelt sich uin einige wertvolle Hunde, die ich keinem aus der Dienerschaft überlasse» möchte. Sie sind an gebildete Menschen gewöhnt. Und sie habe» ihre .krisson^ sogar dem alten Jakob gegenüber, der doch Manieren gelernt hat. Sie kennen ihn ja schon. Er brachte Sie hierher!" (Fortsetzung folgt).