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Nr. S Zschopaner Tageblatt und Anzeiger Freitag, den 7. Januar 1!NtS ZskhopQuer Hausfrau Derb und haltbar. Der Stuhl, dessen Sihsläche ans Binsengeflscht besteht, Ist strapazierfähig, haltbar und geschmackvoll. Nicht für alle Zwecke sind weich gepolsterte Stühle das beste: so eignet sich der abgebildcte Stuhl zum Beispiel besonders gut als ^Schreibtischstuhl, als kleiner Empsangsseffcl in einer Diele, Nr. 3831 lDeike Ml als Möbelchen für ein Wartezimmer. Er ist besonders da Wirksam, wo er in die passende Umgebung gestellt ist: auf eine derbe naturfarbene Twisted-Matte, in eine Umwelt ländlicher Möbel, in ein knorriges, aus schwerem Eichen oder ganz Hellem ungefärbtem Kiefernholz geschnittenes Büche rzimmcr. * Kinder lerne« Häuser bauen. Baumeister sind alle Kinder gern. Wachsen unter ihren kleinen Händen nicht manchmal erstaunliche Ding« empor? Ein schiefer Turm, ein Haus mit einem seltsamen Dach, ein« Brücke, so steil, so schmal und kühn, wie sie nur die Kinder- imgen sehen. Immer wieder beobachten wir, daß dieses kindliche Gestalten nach eigenwilligen, von den Vorlagen »bweichenöcn Formen strebt. An der Ausgestaltung des Baukastens haben sich schon viele Erziehungsmethoden erprobt. Aber dieses Zusammen setzen der Klötzchen ans Stein oder Holz trug meist eine Bo- -renzung in sich: es befriedigte den reinen Spicltrieb, die Freude, etwas Bleibendes fertiggebracht, wirklich „erbaut" zu haben, blieb unbefriedigt. War ich da jüngst bei einem Maler zu Gast, bei Pro fessor Erik Richter. „Sehen Sie", meint« der Hausherr, -vor den Fenstern meiner Wohnung gleiten täglich die gro ßen mit Ziegelsteinen beladenen Zillen über die Fluten der Havelscen. Sie tragen den gebrannten Ton der märkischen Erde nach der Riesenstadt. Vielleicht ist es das Bild dieser Zillen gewesen, das mich wieder an mein« Kindheit er- ertc, da ich versuchte, mir selbst aus Ton klein« Steinchen zum Spielen zu formen, weil all die gekauften Baukästen mir nicht genügten. Und das, was Ich in meiner Jugend mir erträumte, — und weil ich keine Möglichkeit hatte, Ton zu brennen, nur unvollständig verwirklichen konnte — das habe ich mir jetzt für meine und für alle Kinder anSgcdacht." Erik Richter führte mich in sein Arbeitszimmer, wo auf Ein fertiges Hans von Kinderhand lDeike M.) einem Schreibpulte «in kleines Fachwerkhäuschen mit Erker und hohem mit Schindeln gedecktem Dach aus kleinen ge- blMnten roten Zwergziegeln aufgemau«rt war. Auf einem anderen Tisch quollen aus einer Pappschachtel Hunderte von Von unten her werde« die Dachziegel an den Dachlatte« befestigt. kleinen Steinchen hervor und schienen nur auf die eifrigen Hände der Kinder zu warten. „Sehen Siv"/meint Herr Richter lächelnd, diese Steine sind ganz unbescholten. Jeder andere Baukasten trägt den Stil der Gcbände, die daraus entstehen können, schon in sich. Ganz bewußt habe ich dem Format für Sen Grundstein mei nes „Zwergziegelbaukastens" das Reichsformat der richtigen M ter WM Nm Roman von Anny v. Panhuy». Fortsetzung.) V Und von jetzt an, da Renate wußte, daß der Mensch, der ihren Vater und dann sich selbst erschossen, nicht der selbe war, der die Silberbörse mitgenommen, in der sich das Medaillonbild ihres Mütterchens befand, keimte in ihr die Hoffnung auf, das Bildchen vielleicht eines Tages doch noch wiederzuerhalten. Dieser Wunsch, diese Hoffnung grub sich fest in ihr Herz. Romantische Pläne spann sie 'aus, auf welche Weise sie das Bildchen wiederbekommen könnte, wenn sie erst älter sein würde. Und ost betete sie, der liebe Gott möge ein Wunder geschehen lassen und ihr zu dem Medaillonbild der geliebten Mutter verhelfen. " Heinz Hausmanns Gedanken streiften oft in der Ver gangenheit und das Leben erschien ihm dann eine gar ,chwere Bürde. Keine Ahnung, keine innere Stimme sagte ihm, daß er ja gar nicht zum Mörder an Franz Wittenborn geworden war, daß Wochen nach ihm ein anderer in äußerster Ver zweiflung den Falschspieler tötete. Daß niemand in Deutsch land ihn beargwöhnte, niemand ihn von dort aus suchte. Er wanderte unlustig durch die belebten Straßen von Montevideo. Wo er sich befand, war ihm gleich,- er hegte für nichts mehr Interesse, er war ganz erfüllt von einer "rasenden Ungeduld, etwas von Verena zu erfahren. Nun konnte sie ihn doch nicht mehr lange warten lassen. Er sah vor sich einen plumpen, stämmigen Mann gehen in eigentümlich steifer Haltung, der eben die Straße über- queren wollte und sich nicht darum kümmerte, daß ein Straßenbahnwagen in voller Fahrt daherkam und schon zu nahe war, um noch bremsen zu können. Schon stolpert» der Mann, da befand sich Heinz Hausmann mit einem Satz schon bei ihm und riß ihn mit fast übermenschlicher Kraft zurück. Beide, der Netter und der Gerettete, stürzten ,von der Anstrengung auf dem Bürgersteig zu Boden. 2m Nu waren die beiden von einem Passantenkreis umgeben. Die zwei sahen sich verdutzt an und erkannten sich wie der. „Das kommt vom Cazallaschnaps," sagte der Mann, den Heinz Hausmann vor ein paar Wochen in der Var kennengelernt hatte. Er lächelte Heinz Hausmann breit an. ^„Jch wäre ohne Sie eben elend überfahren worden, es war die verflixte Trambahn Nummer 47." „Sagen Sie lieber, es war der verflixte Cazallaschnaps,"! verbesserte Heinz und war mit einem Sprung auf den, Beinen. Er verspürte gar keine Lust, zur Unterhaltung de», -Etraßenpublikums mit dem Trunkenbold noch länger mit-! ten auf der Straße herumzusitzen. Man dachte möglicher-^ weiss noch, weil sie beide dieselbe Sprache redeten, sie ge-, hörten zusammen. Er klopfte sich ab und drängte sich durch' die Leute. j Ein Mann leate ibm die Reckte auf die Sckulter.1 nannte ihn einen tapferen Menschen. Heinz lächelte gleichmütig an den ihm zugewandten Gesichtern vorbei. Die wohlwollenden Mienen störten ihn. Er eilte davon, weil er nicht der Held einer Straßenova- tion werden mochte. Dann saß er erregt in seinem Zimmer, seine Gedanken waren ganz von dem Erlebnis in Anspruch genommen. Er hatte heute einen Menschen vor schwerer Verwundung, viel leicht sogar vor dem Tode gerettet; ob eine wertvolle oder wertlose Person, war Nebensache: er hatte ein Menschen leben gerettet, darauf kam es an. Ob ihm für diese Tat, die mit eigener Lebensgefahr verbunden gewesen, vom Himmel ein Teil seiner Schuld gestrichen würde, damit er sie leickier zu tragen vermochte, ob er das hoffen durfte? Es klopfte an die Tür. Wohl Pablo Lopez, um ihn zum Abendessen zu holen, wie er es zu tun pflegte. Er rief „Herein!" und schreckte dann hoch, als eine rauhe Stimme begann: „Ich oin Ihnen nachgelaufen wie ein Hund, Landsmann, aber weil Sie unterwegs nicht auf mein Rufen hörten, sagte ich mir, Sie schämten sich wohl, mit mir zu gehen, weil ich so abgerissen bin. 2ch lief Ihnen hier ins Haus nach und beobachtete, wie Sie in diese» Zimmer traten, aber ich stand noch viele Minuten vor der Tür, ehe ich es riskierte, anzuklopfen." Heinz Hausmann schaltete das elektrische Licht ein. „Wie dürfen Sie es wagen, mich zu belästigen? Was wollen Sie von mir?" rief er Pepe Arndt zu, der natür lich Joseph mit Vornamen hieß. Ganz demütig schaute Arndt Heinz Hausmann an. „Landsmann, ich weiß wenig von Ihnen, eigentlich gar nichts, Sie wissen viel mehr von mir. Ich weiß nur. Sie haben mir heute das Leben gerettet, und wenn ich jetzt auch einer von der Sorte bin, die abschrammen kön nen, ohne eine Lücke zu hinterlassen, so bin ich doch froh, daß es noch nicht so weit ist. Und für Ihre Lebensrettung mußte ich Ihnen danken, ich mußte, eher hätte ich doch keine Ruhe gehabt. Und deshalb bin ich Ihnen nachge laufen, Landsmann. Und nun danke ich Ihnen also herz lich und will Ihnen dazu noch sagen, wenn wir uns im ,Leben noch einmal treffen sollten und Sie brauchen dann einen Menschen, der für Sie durch Feuer geht, dann stehe ich zur Verfügung. Kopf und Kragen setze ich für Sie aufs Spiel, Landsmann." Er hielt Heinz Hausmann die Rechte entgegen. „Mein Leben schulde ich Ihnen!" Heinz Hausmann nahm die Hand, obwohl es ihm wi derstand, weil dieser Mensch so abscheulich von Verena ge sprochen, weil er Rachegedanken gegen sie im Herzen trug. 2m übrigen würde er den Verkommenen kaum noch ein mal im Leben Wiedersehen. Gleich darauf war Pepe Arndt mit einer nochmaligen Versicherung seiner Dankbarkeit gegangen. Am nächsten Tag brachte ein Bote ein Briefchen für Heinz. Es war von Verena. Sie schrieb: Mein Heinz'f Vater und ich sind in der Stadt, wir haben hier Ziegelsteine zugrunde gelegt. Der Grundstein dieses Kinder» baukastenS ist in Höhe, Tiefe und Länge genau der zehnte Teil «ines richtigen Ziegels, wie ihn bi« Maurer verwenden. Und genau wie der richtige Ziegelstein wird auch mein Stein aus dem Ton der heimatlichen Erde gebrannt. Nun können die Kinder richtig bauen lernen. Die Kleineren werden nicht gleich daran gehen, die Ziegelsteine mit dem Mörtel zu vermauern. Aber ältere Kinder werden schon ihre Freud« daran haben, mit dem beigesügten Mörtel feste Häuser zu bauen. Die Bedenken mancher Mütter, daß Mörtel in Kinderhänden nichts anderes sei als eine arge Schmutzerei, treffen wirklich nicht zu. Die Verwendung von Mörtel zum Vermauern der Zwergziegelsteinchen macht nicht mehr Schmutz als manches andere Beschäftigungsspiel unserer Kinder. Das Kind legt auf den Spieltisch einen Bogen Zci- tungspapicr, und bas Näpfchen mit dem Mörtel daneben Handwerkzcug deS kleine« Baumeisters. Und sollte wirklich einmal ein Kleckschen Mörtel auf Spiel» schürze oder Hose tropfen, bann läßt er sich in trockenem Zu stand, ohne Flecks zu hinterlassen, leicht abbürsten. Als ich diese Malerwerkstatt verließ, hatte ich die Ge wißheit, daß hier ein Vater für seine und alle Kinder ei« herrliches Beschäftigungsspiel gefunden hatte. Sie müssen selbst planen und überlegen, wie sie alles gestalten wolle«. Sie werden von selbst darauf kommen, materialgercchte Zu taten mitzuverwendcn, zum Beispiel Moos als grünen Vor platz, kleine Neste und Gräser, um einen Zaun oder ein Strohdach zu basteln. Der Sinn für zweckmäßige und orga- nische Gestaltung von Häusern wirb geweckt. Wenn unser« Jugend auf diese Art mit dem heimatlichen Backsteinbau vertraut wird, bedeutet das die Erweckung eines ersten Ge fühls für die Schönheit Deutscher Baukunst, bas wir nicht früh genug fördern können. * Für die Küche. Sellerie und Kartoffeln. 5L kg Sellerie und kg Kartoffeln zuputzen, in Scheiben oder Streifen schnei den, im Dämpfer gardämpfen, und mit goldgelb geröstete« Speckwürfeln vermengt zu Tisch geben. Man kann zu die sem Gericht noch Zwiebel ober Tomaten oder Kräutertunke reichen. zu tun. Gegen 4 Uhr heute werden Vater und ich zu Dir kommen. Als Vater von Dir sprach, meinte er. Du könn test auf unserer Estanzia arbeiten; tüchtige Leute braucht man immer und er hat die Deutschen gern. Wenn wir bet Dir find, vergiß, bitte, daß wir uns liebhaben und wundere Dich nicht über mein kühles Be nehmen. Innerlich denke ich ja doch ganz anders, da bist du der einziggeliebte Mann. Die Hauptsache ist doch vor- erst, daß Du zu uns kommst und wir einander nahe sein dürfen. Vater ahnt natürlich nicht, daß ich ihn und mich vorher durch einen Brief anmelde. Auf Wiedersehen! Deine Verena." Heinz atmete tief auf. Erst jetzt war er sich völlig dar über klar, wie stark doch die heimliche Angst auf ihm ge lastet, Verena würde vielleicht für immer schweigen. Er führte die Zeilen an seine Lippen und ihm war förmlich andächtig dabei zumute. Er wußte, sobald er Verena sah, ihre klugen Augen ihn mit aufmunterndem Blick trafen, würden sich Lebensmut und Arbeitslust wieder in ihm regen. Er fieberte der Stunde des Wiedersehens entgegen. * Heinz Hausmann hatte seinen neuen Anzug angezogen und beschaute sich nun immer wieder in dem kleinen Spie gel, der über dem Waschtisch hing. Er wollte Verena ge fallen, wollte auf ihren Vater einen günstigen Eindruck machen, denn auf den ersten Eindruck kam es an. Erst verging ihm die Zeit bis vier Uhr zu langsam, dann zu schnell. Schließlich kam es ihm fast überraschend, als Pablo Lopez klopfte und eintretend wichtig sagte: „Een Jlück, det Sie jut anjezogen find, man meent, Sie hätten es jerochen, det et heute feinen Besuch jibt. Na, ick sage Ihnen, ick habe eene Ueberraschung. Denken Sie man bloß an, Senjor Saperas un seine Tochter sin hier un fitzen unten uff die Terrasse. Sie warten uff Ihnen. Nicht wahr, da verjeht Ihnen die Puste vor Staunen." Heinz Hausmann gab sich Mühe, vor den Besuchern ruhig und gelassen zu scheinen, aber Verena merkte doch, wie erregt der Geliebte war. Sie selbst beherrschte die Si tuation vollkommen, fand Heinz, den sie ihrem Vater vor stellt. Ramon Saperas, dessen tiefgebräuntes Gesicht scharf geschnitten war und von Kraft und Energie sprach, reichte ihm die Hand. „Ich habe die Deutschen gern und hatte auf meiner Estanzia schon öfters Leute aus Ihrer Heimat. Im allge meinen war ich sehr zufrieden mit ihnen, bis auf einen Menschen, aber der läßt sich im Umkreis der Alma brava nicht mehr sehen." Heinz wußte sofort, daß mit dieser flüchtigen Andeu tung Pepe Arndt, der Tazallafreund, gemeint war. Ramon Saperas fuhr fort: „Sie können bei uns' ein-, treten, weil meine Tochter Sie für tüchtig hält. Sie hat, dafür einen gute« Blick, ich kann mich darin ganz auf fi» verkaffen." (Fortsetzung folgt.)