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am Montag, dem 22. Mai i 96 7, 19.30 Uhr DRESDNER PHILHARMONIE Dirigent: KURT MA SUR (Berlin) Solist: RUGGIERO RICCI (USA) Violine Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 „Eine kleine Nachtmusik" Serenade G-Dur KV 525 Allegro Romanze Menuetto Rondo — Allegro Felix Mendelssohn-Bartholdy 1809-1847 Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 Allegro molto appassionata Andante Allegro molto vivace Pause Ludwig van Beethoven 1770-1827 Sinfonie Nr. 5 c-Moll op. 67 Allegro con brio Andante con moto Allegro - Allegro Einführung Eine einzigartige Stellung unter den Serenaden nimmt Mozarts sehr populär gewordene Schöpfung „Eine kleine Nachtmusik" ein. Sie ist ein Werk reifster Kunst aus dem Jahre 1787 und entstand in der kurzen Spanne zwischen seinen Opern „Figaros Hochzeit" und „Don Giovanni". Ein später Nachklang der an mutigen Kompositionen aus der Salzburger Jünglichszeit — birgt sie in der „überlegenen Auswertung des thematischen Gehalts innerhalb eines so kleinen Rahmens die reife Meisterschaft der Wiener Zeit. Zwar nur für Streichquartett geschrieben, kann diese Serenade auch von einem kleinen Streichorchester vorgetragen werden. Eines der bekanntesten und meistgespieltesten Violinkonzerte überhaupt ist das Konzert für Violine und Orchester e-Moll op. 64 von Felix Mendelssohn- Bartholdy. Das Werk — übrigens Mendelssohns einziger Beitrag zu dieser Gattung — entstand in seiner endgültigen Gestalt im Sommer 1844 in Bad Soden, wo der Komponist im Kreise seiner Familie heitere, ungetrübte Ferien tage verlebte; erste Entwürfe dazu stammen Jedoch bereits aus dem Jahre 1838. 1845 wurde das Violinkonzert im Leipziger Gewandhaus durch den Geiger Ferdinand David uroufgeführt, für den es geschrieben worden war. Nach der erfolgreichen Uraufführung schrieb David einen begeisterten Brief, in dem es u. a. über das Werk hieß: „Es erfüllt aber auch alle Ansprüche, die an ein Konzertstück zu machen sind, in höchstem Grade, und die Violinspieler können Dir nicht dankbar genug sein für diese Gabe". Bis heute hat sich an diesem Urteil nichts geändert; vereinigt das unverblaßt gebliebene Konzert, das sich vor allem durch seine harmonische Verbindung von Virtuosität und Kantabilität auszeichnet, doch auch wirklich in schönster Weise alle Vorzüge der Schaffens natur seines Schöpfers: formale Ausgewogenheit, gedankliche Anmut und jugendliche Frische. Ohne Einleitungstutti beginnt der schwungvolle erste Satz mit dem vom Solisten vorgetragenen gesanglichen Hauptthema von echt violinmäßiger Prägung. Neben diesem Thema werden im Verlaufe des Satzes noch ein falls sehr kan- tabler Seitengedanke und ein liedhaftes, ruhiges zweites Thema wesentlich, das zuerst durch die Bläser über einen Orgelpunkt des Soloinstrumentes er klingt und dann von diesem aufgegriffen und weitergeführt wird. — Wie eines der Mendelssohnschen „Lieder ohne Worte" mutet der durch einen liegen bleibenden Ton des Fagotts angeschlossene dreiteilige Mittelsatz an, ein An dante in wiegendem 6 /g-Takt. — Echt romantischer Elfenzauber wird schließlich im Finale, das in seinem Charakter der kurz vorher vollendeten „Sommernachts- traum"-Musik des Komponisten nahesteht, in überaus poetischer, stimmungs voller Weise heraufbeschworen. In festlichem Glanz beendet dieser besonders virtuose, dabei musikalisch ebenfalls substanzreiche Satz das Werk. Beethovens 5. Sinfonie in c-Moll, op. 67, gehört wohl zu den populärsten sinfo- Neben desem Thema des großen deutschen Klassikers. Als Gründe dafür sind gleichermaßen Inhalt wie Form dieses Werkes arzusehen, die geistige Thematik wie ihre musikalische Verarbeitung. Nach Beethovens eigenem, von Schindler überliefertem Ausspruch „So pocht das Schicksal an die Pforte", der das Haupt thema des ersten Satzes charaktersieren soll, wird die Sinfonie häufig als „Schicksalssinfonie" bezeichnet. Wengleich dem Werk auch kein eigentliches Programm zugrunde liegt, so sind die Auseinandersetzung mit dem Schicksal, mit dem persönlichen, der sich immer stärker bemerkbar machenden Taubheit des Komponisten, wie mit dem allgemein gesellschaftlichen, dem durch Napo leons Kriege bedingten, und die Überwindung des Schicksals für die Sinfonie doch von geistig-programmatischer Bedeutung. Wichtig Jn dieser Hinsicht ist die Tatsache, daß im Gegensatz zu früheren Werken die Proportionen im Ge samtbau sich verschoben haben, daß der Schwerpunkt vom ersten Satz auf das Finale, die sieghafte Überwindung der lastenden Schwere, verlegt worden ist. Das berechtigt aber keinesfalls zu einer Unterbewertung der Auseinanderset zung mit dem Schicksal im 1. Satz oder auch des direkten Auftretens der Gegen-