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Tageblatt für Schneeberg und Umgegend. Rr.20S au F«,«sprech,« Schneeberg r^. Au« 2». Sch»«rzenberg Gerichtstag in Aue Mittwoch, den 11. September 189S. Sonnabend, 7. Sepibr. 18S5. UsP-Sewm-ellKe Nr. >118. >«r.«r^Str^sq« So»,erscheint tLgttch «ch den Komi- und Festtagen. Loonnement viert jnserate werden pro Suesvaltene Aelle vllt 10Ps« gehalten«Zeile »it80 Pfg.,RMainen die Saes berechnet; tabellarischer, aubergewlhnllcher «a Ämtoitl «14 für die Könige und tlädüfchm »eö-rd« in Sur, grülchast, hartensirst, Wann- F^ilNIoöiüN georgenftadt, L-Knitz. Nnlsiävick 8chm«daq, Lchworzenliag und Dem Kaufumnu Herrn Gruft Schulz in Zelle ist Conceffion zum Betriebe einer Auswauderuug^Ageutur für die Niederländisch Ameriknutfche Dampfschifffahrt--Gesellschaft 1« Rotterdam -ertheilt worden. Schwarzenberg, am 3. September 1895. Königliche Amtshauptmannschast. I. B.: von Kirchbach, Bezirks-Assessor. D. HoWzitatiou Dienstag, den 10 September l. I., BormtttagS 10 Uhr gelangen im Gasthause zur böhmischen Mühle tu Goldenhöh bei Ritter-grün di« im golden- höher k. k. Forste vorräthigen: . < 3580 Stück 3„ in laugen Fichten «nd Tannenklötze, 4239 - 4,o - - - . u 275 - 4„ - - - - 24008 - 3„ - - Schleifhülzer und 703 Rm. Brennholz diverser Sorte unter den vor der Lizitation bekannt gegebenen Bedingungen zur öffentlich« mündlich« Versteigerung. 3 K. k. Forst« und Domänen-Berwattuug Joachimsthal, am 27. August 189b. , Belämpfnngsmaßregel« gegen de« Umsturz. Daß man im freisinnigen Lager von der Ankündigung «meS neuen gesetzgeberischen Vorgehens gegen die AuSschreit- ungen der sozialdemokratischen Presse, wie sS in dem bekannten, auch von unS eingehend besprochenen Artikel der N. A. Z." zu liegen scheint, kein« Freude haben würde, ließ sich denken. Die zrrte Seel« des „B:rl. Tagtbl." war davon sogar der maßen erschüttert, daß sie ein „Mißfallen" für di« National- feier befürchtete. Natürlich! Wenn die Sozialdemokratie sich in der wüstesten Verhöhnung der heiligsten Gefühl« des deut schen Volkes ergeht, so hat mandaS ruhig hinzunehmm; wen« aber ein gouvrrnementales Blatt d.e Ansicht zu äußern wagt, daß eS Pflicht der Regierung fei, stch Fn sülchtLTreibWIicht gefallen zu lassen, dann finden diese wunderlichen Patrioten darin «ine Störung des öffentlichen Friedens. Für fi« ent stände freilich ein recht unbequemes Dilemma, wenn sie dem nächst vor die Nothwendigkeit gestellt würden, sich über ein« gegen die Sozialdemokratie gerichtete Gesetzesvorlage entschei den zu müssen. Die einfache Ablehnung würde ihnen auS Rücksicht auf die durch jene sozialdemokratischen Leistungen in ihrer eigenen Wählerschaft erzeugte Stimmung doch nicht leicht fallen, und andererseits würde ihnen jede irgendwie zusttm- wend« Haltung den Verlust der für sie so unentbehrlichen sozialdemokratischen Wahlhülst eintragen. Man wird hoffent lich zu der gegenwärtigen Regierung das Vertrauen hegen dürfen, daß ihr Anwandlungen des Mitleids mit dieser hülst Losen Lage der sogenannten bürgerlichen Demokratie sehr fern liegen. Wenn die „N. A. Z." sogt, „das Gezeter einer Presse, die diese Art von Hilfsmitteln für ihren Kampf nicht entbrh- ren zu können vermeint, dürfe die Regierung nicht abhalten, sich an die gesetzgebenden Körperschaften zu wenden", so gilt Lies auch von den Lamentationen und Beschwörungen der freisinnigen Publicistik. In denjenigen Kreisen, in welchen man immer gewohnt gewesen ist, das Vaterland über die Partei zu stell«, ist der Artikel der „N. A. Z " als di« Erlösung von einem Alpdruck begrüßt, zugleich aber ziemlich allgemein die Ansicht ausgesprochen worden, daß ein emeutes gesetz geberisches Vorgehen nicht wieder auf dem Boden des gemeinen Rechts, sondern r ur auf dem der Specialgesetzgebung nach der Weist des Sozialistengesetzes unternommen werden dürfe. Wenn die endlosen Verhandlungen der Reichstags- commission über di« sog. Umsturzvorlage überhaupt einen praktischen Werth gehabt haben, so ist eS der gewesen, daß vst Unmöglichkeit, den mit Bekämpfung der sozialrevolutionä ren Gefahr gewollten Zweck auf dem Boden des gemeinen Rechts zu erreichen, bis ins Etnzelste klargestellt ist. Nicht am wenigsten di« Vertreter de, verbündeten Regierungen ha ben, wie man bestimmt annehmen darf, diesen Eindruck aus den Commissionsverhandlungen davongetragen. Allein di« speztalgesetzlich« Behandlung der revolutionären Pro- poganda ermöglicht es, den anderen Parteien di« staats- bürgerlich«« Freihttten ung«schmäl«rt zu «»halten. Winn man gegenwärtig wieder in einem freisinnigen Blatt« die Bthaupt- ung litst, es g«be keine gesetzliche Verhütung von PreßauS- schreitungen welch« nicht zugleich die Preßfreihrit überhaupt in Frag« stillst, so kraucht dem gegenüber nur an die mit Lem Sozialistengesetze gemachten Erfahrungen erinnert zu werden. Als dies Gesetz «rlassen wurde, bestand allerdings in weiten Kreisen die Besorgniß, daß eS über den ihm vom Gesetzgeber zugedachstn WtrmngskretS hinaus dir allgemeine Freiheit gefährden könnt«, ind«ß, di« Besorgniß ist während Ler ganzen zwölfjährigen Daurr drS Gesetz«- nicht in Er füllung gegangen. In den letzten fünf Jahren ist nachträg lich freilich Wesen «nd Wirkung des „Schandgesetzes", wi« «S Li« sozialdemokratisch« Presse zu nennen liebt, o geflissentlich entstellt worden, daß man sich nicht wundern darf, auch bei zweifellos gutgläubigen Personen aus di« schstffstn Urthtil« zu stoße«. Di« am mtisten v«rbr«kstte Legend« ist, daß das Sozia- listrngesttz di« Soziald«mokratte groß gemacht hake. Zu« Be leuchtung de« vollständigen Haltlosigkeit dies«, Behauptung genügt «S, di« Zahlen d«r sozialdemokratische« Stimme« bet >«r zähmst« sozialdemokrattsche — Der Reichs- und LandtagSabgeordnet« unseres 19. ReichStmSwahlkwiseS Julius Seifert in Zwickau, bekanntlich Vorstand des bedmtmdm Schedewitz« Konsumvereines, beantragt« beim VerwaltuügSrath« ge nannten Verein«-, um d«m g«sammt«n Arbeiter- und Beamten- personal Gelegenheit zu geben, di« Sedanfeier mit zu mach«, daß sämmtltche Geschäft« am 2. September mittags geschlossen »erden sollten. Dieser An- trag wurde auch ««genommen. Das patriotische Gefühl Set- fert- hat aber bet dm Sozialdemokraten arg verschnupft und er wird deshalb heftig angegr.ffm, zumal er schon - unter dm zahmm genannt wird. Di« soztald«molrattsche Leipziger Volkszeitung" vom 2. September schreibt: „Auch der Schedewitz«, Konsumverein »Kd von msrgm mittag 1 Uhr ad zu Ehren de- St. Sedan da- Hauptzeschäst dm verschiedenen ReichStagSwahlen herzusetzm, da diese — natürlich die bei dm Hauptwahlen, nicht die bet den Stich- Wahlen auf sozialdemokratische Candidastn gefallenen — der einzig« Maßstab kür «tut ungefähr« Schätzung der Stärk« der Sozialdemokratie sind. Bon sämmtlichm bei den Reichstags- Wahle« abgegebenen Stimmen haben die Sozialdemokraten er- haltm 1871: 3,0 »/„ 1874: 6,8 o/o, 1877: 9,1 °/o> 1878: 7,6 »/„. 1881: 6,1 »/„, 1884: 9,7 »/„ 1887: 10,1 »/,, 1890:19,7 »/,, 1893: 23,3 »/,. Diese Zahlen beweisen zunächst in den ersten sechs Jahrm des Reiches, wo die So zialdemokratie sich frei entwickeln körnte, ein rapides Anwach sen derselben. Unter dem woMisten Drucke, de, nach dem Noblltngschen Attentat erfolgten Auflösung zeigt sich, -MM «tu Inkrafttreten des Sozialistengesetzes, in gleichem Maß« fort- setzt. Daß bei den Wahlen von 1884 di« Sozialdemokatte wird«, di« Stärk« erlangt, welche sie 1877 besaß — sogar eine Kleinigkeit darüber — ist nicht zu verwunde«. Sie hatte eben Zett gehabt, die in dm ersten Jahrm des Be stehens des Sozialistengesetzes vollständig zerstörte Organi- sation durch eine andere zu ersetzen. Di« Wahlen von 1887 zeigen eine unbedeutende weitere Steigerung, di« man ind«ß unbedenklich auf das Conto freisinniger Malkontenter setzen darf. Die freisinnige Partei befand sich damals, nach der Auflösung wegen Verweigerung des Septennats, in einer so schwierigm Lage, daß sie sehr viel weniger Candidastn ans- stellte, als bet dm vorangegangmen Wahlen, und so machten viel« thr«r Anhänger an der Wahlume ihrem Her zen durch Unterstützung sozialdemokratischer Candidaturm Lust. Ma« darf also getrost sogen, daß die Sozialdemokratie in den ersten zehn Jahrm der Henschast drS Sozialistengesetzes nicht „größer" geworden ist, als sie schon vorher war. Ihr ungeheurer Aufschwung bei den Wahlen von 1890 aber fällt nicht zu Lasten des Sozialistengesetzes. Dasselbe bestand zwar dem Namen nach bis zum 30. September 1890, that- sächlich aber war es schon lange vorher außer Kraft. Di« Wahle« vom 20. Februar 1890 erfolgten unmittelbar unter dem Eindrücke seines Scheiterns im Reichstage. Zwar war noch viel die Red« dvvon, daß dem neuen Reichstage aber mals eine ähnlich« Vorlage gemacht werden würde, aber die Sozialdemokratie war entgegengesetzter Zuverficht. I« der Zett zwischen 1887 und 1890 waren nm« Anschauung«« maßgebend geworden, die mit dem System des Sozialisten gesetzes nicht mehr verträglich erschienen. Der Empfang der Bergarbeiterdeputation im Mai 1889 war die erst« weithin sichtbare Bekundung dieses neuen Geistes. Bon da ab rech nest die Sozialdemokratie sicher mit einem großm Umschwung«, und all« Sysstm«, welche in dm solgmdm Monaten bemerk bar wurden, konnten sie darin nur bestärken. So wurdm die Wahle« von 1890 für die Sozialdemokraten zu einer Demonstration des Trtnmphrs über das gefallen« Sysstm. Wi« wenig aber dann der durch die Beseitigung des Sozia- listmgesetzeS angeblich erst «»möglichst „freie Kampf der Gtister" d«r Sozialdemokratt« geschadet hat, da« hat ihre starke weiter« Zunahm« bet den Wahlen von 1893 bewiesen. Das Sozialistengesetz hat die Sozialdemokratt« — was auch kein Mensch anders erwartet hatte — nicht vernichtet, ab«r so lange es gehandhabt wurde, ihr Wettervordrängen im Großm «nd Ganzen wirksam verhindert. DäS heutig« System ist dazu nicht im Stand«. raae-Kefchtchte. DerrtschlMU-, Berlin, k. Sept. Der „R«ichSanz." vrröffmtticht das G«s«tz, b«k«ff«nd di« Bewilligung von Staatsmitteln znr Verbesserung der WohnunaSverhältnsss« der Arbeiter, w«lchr in staatlichen Betrkbm beschäftigt sind, und von gering besoldeten Staatsbeamten. Femer wkd «in Erlaß, betreffend dt« Ueberttagung der Verwaltung der i« das Etgenthum deS StaatS übergehenden Eisenbahnen an die EisendahndkÄÜon Erfurt auf «mnd de- Gesetzes vom 16. Juli 1895, sowie ein Gesetz, betreffend daS Pfandrecht an Privastismbahnm «nd Kleinbahnm und die Zwangsvoll streckung in dieselben vom 9. August 1895 veröffentlicht. Oldenburg, 5. September. Pi« seterstch« Beisetzung der Erbgroßherzogin im großherzoglichen Mausoleum fand heust vormittag im Beisein des Erbgroßherzog-, d«S Groß- Herzogs, der Prinzessin Friedrich Karl, des HrrzvgS vo» Memmgen, sowie vieler anderer Fürstlichkeiten, Gesandten und Vertreter ausländischer und deutscher Höf« statt. Als Ver treter deS Kaisers war Prinz Friedrich Leopold, der Bmd« der verschiedenen Erbgroßherzogin «schien«. Sondershausen, 5. September. Der Fürst von Schwarzburg-Soudershausen hat verfügt, daß allen in staut- lichen Betrieben beschäftigten Kombattanten des Fe-zugeS 1870/71 und der früheren Feldzüge als Sedanerttmerung «br Paris, 5. Sept. Heust Nachmittag 3 Uhr wmd« ein dürftig gekleidetes Individuum an der Einfahrt-es Bank- Hauses Rothschild überrascht, als es die Zündschnur a« «in« Bombe anzündete. Das Individuum warf dk- Bombe weg, welche glücklicherweise nicht explodtrte. Nach heftigem Wider- stand wurde der Mann von Polizisten feftgenommm. D«r Verhaftet« w«tg«rt sich, seinen Namm zu nenne«. Rach du vorgefundenen Utensilien zu urtheilm, dürft« der «twa 25 Jahre alte Attentäter «in Barbimgehilf« sein. Der Polizei- präfekt Leptn« brgab sich an dm Thatort zur Leitung der Untersuchung. Die Präftktur bewahrt Stillschweigen; mau scheint ein anarchistische» Attentat zu vermuthm. Di« Bombe wurde dem Chemiker Girard zur Untersuchung übergeben. Paris, 5. September. Ein Telegramm -eS General- Duchesne auS Andriba vom 30. August läßt die Einnahme Tmanarivos als nah« b«vorfsthmd erschrtnm. Eine fliegea-e Kolonn« s«t im schleuntgm Vormarsch brgriffm, ohn« sich mit Wegebesserung aufzuhaltm. EstglemL. London, 5. September. Unterhaus. Der Parlaments- untersekretär des Auswärtigen Curzon erklärte, die von dm Behördm des KongostaastS eingesandtm Schriftstück« über die Hinrichtung StokeS mthielstn nicht all« gewünschte Auskunft. Die Schriftstücke würden geprüft; bis jetzt ließe sich nm sagen, daß sie den Fall als von sehr emstem Charakter erscheinen lassen. DaS Hau» nahm sodann di« drttt«L«sung drr Appro- priationSbill an. — Der Lordkanzler verlas im Oberhaus einen königlich« Erlaß, wodurch die Session geschlossen und daS Parlament bi» zum 18. November vertagt wkd. Eine Thronrede wmck« nicht gehatten. NnstlimL« Petersburg, 5. September. Wegen der immer ern ster sich gestaltenden Verhältnisse in Ostastm beschloß die ms- fisch, Regiemng, di« Ustribahn ganz militärisch zu organiskm. DK Bahn wkd d«m Kommandeur der Truppen d«S Amm- gebirteS unterstellt «nd dieser zum Direktor der Ustribahn er nannt werden. Zur Vervollständigung de» Betrüb-Personals gehen am 13. d. M. auS Odessa drei Konipagnim de» Eisen- bahnbataillonS ab, denm ein« vierte nach einiger Zett folg« wkd. D'e Truppen des AmmgebiestS erhalten außerdem Verstärkung durch 2 Bataillon« nnd 2 Mörserbatstrtm, w^che aus Westsibtrtm dorthin marschken soll«.