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Erzgebirgischer Volksfreund : 10.08.1895
- Erscheinungsdatum
- 1895-08-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id1735709689-189508100
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id1735709689-18950810
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-1735709689-18950810
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Erzgebirgischer Volksfreund
-
Jahr
1895
-
Monat
1895-08
- Tag 1895-08-10
-
Monat
1895-08
-
Jahr
1895
- Titel
- Erzgebirgischer Volksfreund : 10.08.1895
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WWWMW agm Unnen, der« Leipzig, 7. August. Bet dem Dtstauzritt Dresden-Leipzig am.24. Mat d. I. »ar« b«kamrtltch «r de» aufständisch« Stamme- übersaudt« Ultimatum bi» Montag unberücksichtigt bleibt, geht «in« SttafexpÄittox »ach Schtm-a ab. Tage-geschichte. »-«tschlaud. — Ein Theil der Pariser Presse, an ihrer Spitze „Fi garo" und „Libre Parole", greifen die französische Regierung und den Botschafter in Berlin, Herbette, an, weil angeblich dem Ansinnen der deutschen Regierung, den deutschen Veter anen, welche zur Feier ihrer Siege nach den Reicht landen kommen, auch das Betteten französischen Bodens zu gestatten, nachgegeben worden sein soll. Selbstverständlich fallen dabet die härtesten Vorwürfe, wie Feigheit, Mangel an Patriotis mus u. s. w., gegen die einheimische Regierung, während die Deutschen weg« ihrer beispiellosen Unverschämtheit verurthetlt werden. Natürlich handelt es sich wieder einmal um eine der üblich« chauvinistischen Albernheiten. Ein Besuch der Schlacht felder auf französischem Bod« kann gar nicht in Frage ge- kommen sein; schon in ruhiger« Z'iten ist dies bei der Zü- gellosigkett der Bevölkerung und der Schwäche der franzö sisch« Behürdm «in Wagestück gewesen, viel mehr jetzt, da die peinliche Erinnerung an das für Frankreich so verhäng, nißvolle Jahr und der auf deutscher Seit« laut werdende Jubel «in« verständliche Erregung hervorgerufen hat. Sollten vereinzelte Deutsche dennoch so unvorsichtig sein, die Grenze zu überschreiten, so wäre dies zu bedauern, da rS gerade jetzt unser« Pflicht sein muß, all« Reibungen zu vermeiden. Diese Anschauung ist auch bereits tn «imr vom „Veteranen" ver öffentlicht« Kundgebung des Elsaß-Lothringischen Kriegerver- Landes' unverhol« zum Ausdruck gekommen, und zwar mit dem ausdrücklich« Hinweise darauf, daß mit der Veröffent lichung einem Wunsche der Regierung entsprochen werde. Es ist unter diesen Umständen ganz ausgeschlossen, daß die deutsche Regierung versucht haben sollte, für di« Veteranen di« Erlaubniß zum Besuch« der sranzvstsch« Schlachtfelder auszu- wirk« Wahrscheinlich ist es allerdings, daß beide Regier ung« sich über erhöhte Sicherheitsmaßregeln an der Grenze verständigt hab«, um allen Unzuttäglichketten von vornherein vorzubeugen. Berlin, 8. August. Der Kaiser hat am Gedenktage der Schlacht Lei Wörth durch den Chef des Militär kabinetS General v. Hahnke am Grabe des Kaisers Friedrich «tn« Kranz nttd«rl«gen lassen. Berlin, 8. August. Die beiden deutschen Kriegsschiffe „Hag«" und „Marie" werd« so lang« vor Tanger bleib«, bis di« 2V0000 Ptselas b«tragmd« Entschädigungssumme an Deutschland gezahlt ist. Di« Summe dürfte schon tn den nächst« Tag« erlegt werd«. Berlin, 8. August. Di« Einnahm« an Kanalab- gab« und Schleppgebühr« im Kaiser Wilhelms Kanal« be nag« im Juli 63181 Mark. Während in der ersten Juli- Woche sich di« Etnnahm« auf 11766 M. beliefen, stellten st« sich in der Zrit vom 28. Juli bi-zum 3. August auf 21027 M. — Dt« Nachricht, daß ein« Anzahl von infolge des Hannover'ich« SptelerprozesseS verabschiedeten Offizier« Dienst in der niederländisch« Armee grnommm hält«, ist nach der Maßregeln zum Schutze ihrer Uaterthanen ung der Mörder zu ergreif«. Ein« S«l zänzlich unzuretchen! tr«g«S Vorgehrn. Afrika. Zanzibar, 8. August. Der «nglische Admiral Rav- on segelt morgen mit dem Generalkonsul Hardinge und dem General Mathews nach Mombassa ab. Falls da- dem Füh- „Köln. volk-zta.* unbegründet. Bo« d« infolge diese» vor- falls verabschtttet« Offizier« hat nur ei« einziger Dieaft ta einer fremd« Arme« genommen. Boa d« tn om Spieler- Prozeß verwickelt« Offizieren fft «ach und nach wieder eine Anzahl der am wmigst« Bloßgestellt« i« die Arme« ringe- treten; ma« hat dt« Form «wählt, daß sie zunächst al» Reserve-LitutrnanlS wieder eingestellt und dann zur Dl«st- letstung auf «tn» brfttmmt« Zett bet einem Regiment kommau- dtrt »urd«. Führ« sie sich gut nach jeder Richtung hin, so erfolgt ihr«. Wtederanstellung im aktiv« Heer«. B« d«. jmigen, die Wit schlichtem Abschied «tlaffea worden, ist die WIederetnstellung auSgeschloss«. — vr. Franz Stuhlmann, der bekannte Afrtkareisende und Chef der Abthetlunq für Landeskultur' und Landesver messung beim Kaiser!. Gouvernement von Deutsch-Ost-Afr ka, weilt g«g«wärtiq wieder in Hamburg. Er beabsichtigt, sich dem nächst mit seiner Braut, Fräulein Alice Frege, ebenfalls einer Ham burgerin, zu verheirath« und tn etwa 4 Monat« nach Da» «S-Salaam zurückzukehr«. Frau von Wißmanu wird ja eben falls später ihrem Gemahl folg«, und in kurzer Zeit wird auch der Generalvertreter der Deutsch-Ost-Afrikanisch« Gr- sellschaft, Herr Wamholz, mit seiner Fra«, geb. Kirsten, eben falls beide Hamburger, nach Sansibar übersiedeln. Wien, 8. August. Da» „Fremdenbl." tritt an leitender Stell« nachdrücklich dm abtnteu«rlich«a Gerücht« entgegen, daß bei der jüngsten Zusammenkunft d«S Kaiser» mit dem Rumänenkünig politische Abmachung« getroffen worden seien. Die Zusammenkunft sei nichts anderes gewesen, als ein neuer herzerfreuender Ausdruck der innigen, überzeugt« Freund- schäft, die zwischen den Herrschern Oesterreichs und Rumänien» und ihr« Böllern bestehe. Epemiaw» Gibraltar, 8. August. Di« britischen Kriegsschiffe „Parfleur", „Collingwood", „Rodney", „Arethusa" und „Fe- arlrß" gehen heute mit geheimen Befehl« von hier in See; Bestimmungsort ist, wie angenommen wird, dt« marokkanische Küste. A«ßl«W. Petersburg, 8. August. Wegen der Polii- ischen Lage giebt der M nister des Auswärtigen Fürst Lobanow seine geplante Badereise nach Conttex«Ville auf; er wird den ganz« Sommer über Petersburg nicht verlassen. Ar^lgarirrr. — Di« Verhältnisse in Bulgari« werben von Tag zu Tag immer unklarer und verworrener. DaS sensationell« Pet«rsburg«r Communiqus, das in Sofia fitzt mit Recht als echt bettachtet wird, hat wirklich wie ein kalter Wasserstrahl gewirkt und den Bulgaren all« Achtung vor der Kranzbepu- taüon und deren Führer, dem Metropoliten Clement, ge- nommen. Letzterer hat in der That außer der Mitthetkung von der Freundschaft Rußlands für das bulgarische Volk nichts als ein Quantum heilig« OelS mitgebracht. Mit so leeren Händen glaubte man ihn doch nicht heimgekommen. Man erwartet in Sofia übrigens irgend «in« n«u«rliche Kund- grbung Rußlands, doch ist «S sehr zweifelhaft, daß eine solche Klarheit in die Verhältnisse bring« werde. Einigermaßen Klarheit könnte nur die alsbaldige Rückkehr de» Fürsten Fer dinand bringen. Der aber sitzt in Ebenthal, dem Familien- gut der Coburg CoharyS, und zählt an sein« Westenknöpfen ab: „Soll ich — soll ich nicht." Bald heißt es, er werde heute tn Sofia einttcff«, bald spricht man vom 10. August, als dem Jahrestage seiner Thronbesteigung. Di« nächsten Tage werd« eS zeigen. An eine Abdankung denkt er jedenfalls nicht. Dagegen destomehr di« Zc nkowist«, die d« Prinzen Georg von Griechenland bereilS als Thronkandtdat« aufgestellt hrb-n. Zankow soll mit Karawelow deswegen schon von der bul- garischen Regierung tn Ankiagezustand versetzt worden sein. Nach der „Nowoje Wremja" wäre russtscherseitS auch gegen die Wahl des Prinz« Georg nichts «inzuwend«; es dürsten aber die Bedingrngen der Wahlfähigkeit nicht übersehen wer den. So könne der Sohn eines souveränen europäischen Herrschers doch nicht Vasall des Sultans werden. Stimmt! Al» Ersatz dafür — also als fünften Kand dat«! — bringt die Belgrader „Male Novine" die schier unmöglich kling«ve Nachricht, König Carol von Rumänien sei tn Ischl zum Fär- sten von Bulgarien ausersehen worden. Dis ist denn ooch wohl gar zu, starke Zukunftsmusik. Man sieht, die Lage in Bulgarien ist gar nicht klar und einfach. Der neuesten, noch mit einem Schleier bedeckt« Komposition bulgarischer ZukunftS- musik dürste man allerwärtS mit großer Spannung entgegen seh«. Gerbte« Belgrad, 8. August. Zwischen Serbien und der Tür kei fanden Pourparlers statt über den Abschluß einer Militär konvention. Serbien erklärte sich bereit, eventuell 60000 Mann zu stellen. ung und Quälerei de, Pferde erblickte, richtet« au da» säch- fisch« Arirg» Ministerium «tn« Eingabe, iu der um Untersuch- «ug der Angelegenheit und Einführung von Maßnahm«« gebeten wurde, dt« g«eign«t find, derartig« Erscheinung« zu verhindern. Auf diese Eingabe ist jetzt dem gmamüm Verein folgender Bescheid zugekommen: „Dem Vorstand d«S neu« Leipziger Thierschutzveretn» Lmhrt sich da» königlich« KriegSministertum in Erwiderung auf die au da» königlich« Ministerium, beziehentlich an da» OberkrtegSgericht, gerichtet« Zuschriften, vom 18. Juni diese» Jahre» ganz ergebrnst mit- »uthetl«, daß der Diftanzrttt DreSdm-Leipzig der Militär behörde unmittelbar Anlaß gegeben hat, di« tu der Tage-press« zur Sprach« grbracht« Mtßständ« zu «rürtrrn und ht«rnach Grundsätz« für Anlage und Ausführung solch«, Ritt« ftstzus«tz«n, die dem militärischen und öffenülchm Interesse Rechnung trag« werden. Köntgl. Ministerium, gez.: von der Plan tz." — Auf dem 12 deutsch« Tischlertag in Lresde« wurde am Montag auch dt« Frag« d«S Bauschwindels «örtert. Darüber wird geschrieben: Die einzeln« Redner bezeichnet« dm Bauschwindel als einen gräßlich« Nothstand und «S könne nur gewünscht werden, daß der jetzt für die Interesse« des Handwerkes sich bemerkbar machende Frühlingshauch auch aushaltea werd«. Es s«i höchst« Zrit, diese Schmach des Vaterlandes wegzufegen. Der Vertreter des Brandenburger Verbände», Sebastian Steglitz, führte de» Näheren a«S, in welcher Weise der Bruschwindel schadmbringend wirke. Vor standsmitglied Rings wünscht, daß im neu« bürgerlich« Gesetzbuche der B grtff „Bettug" etwas präziser gefaßt werde. Man habe di« Schuldhaft beseitigt, aber diese sei wirksamer Natur gewesen. Aus Humanität sei selbe beseitigt worden, abrr es sei auch das Verfahren der gewerbsmäßigen, dicht am Zuchthaus« vorübergehenden Betrügers inhuman, denn dasselbe schädige Tausende. Es sei allerdings nicht zu leugnen, daß auch der Handwerker etwas zu vertrauensselig ist und selbst dort Arbeit übei nimmt, wo ihm die Zahlungsunfähigkeit be kannt ist. — Delegirter Ladewig-Steltm schildert in zum Theil drastischer Form in welcher Art und Weis« die Bau stellen erworben und die Baue selbst auSgeführt werden. Der Redner wendet sich insbesondere gegen die Bank«, welche, infolge Hingabe der Baugelder, als die eigentlichen Bauschwindler bezeichnet werden müßten. Ganz besonders beleuchtet der Redner die Stettiner Verhältnisse, sowie dt« Thätigkeit der in Berlin existirend« „Bank für Reform des Grundbesitzes und BodrnerwerbeS". Der Tischlertag stimmt« zunächst «tner schon auf dem Handwerke,tage zu Halle ge faßten Resolution bet mit der Erweiterung, daß der Hand werker bei Subhastation« bevorzugt werd« soll und nahm dann solgenden, von Rings-Köln gestillten Anttag einstimmig an: „Den Anträgen des deutschen BaugewrrkenverbandeS ist zuzustimm«; auf ein« näh«»« PräMrung drs Betrugs Para graphen in der Gesetzgebung ist zu dring«; die einzeln« Innung« sind zu ersuchen, sich mlt gut« AuskunftSbureauS in Verbindung zu setz«, um ihre Mitglieder durch billige und zuverlässige Auskünfte vor Schaden zu schützen." — Zum Ort für d« nächsten deutschen Tischtertag ist Potsdam gewählt Word«. — Zur Frage der hypothekarischen Bevor« chtigung der Bau- Handwerker und Bauliefel aalen beschloß d e Handel-- und Gewerbekammer in Plaue«, dir Rundfrage des köaigl. Mi nisteriums des Innern dahin zu beantworten, daß in ihrem Bezirk ein eigentlicher Bauschwindel nicht vorgekommen fft u«d im Baugewerbe hinsichtlich des CreditvesenS nicht mehr und n cht schlimmere ungünstige Erfahrung« als in ander« Ge werbebetrieben gemacht worden sind. Sie erklärte sich aber für d e Aufnahme einer Bestimmung wie der tn 8 583 Abs. 2 des Entwurfs eines bürgerlichen Gesetzbuchs für das deutsche Reich mit der Maßgabe, daß die Eintragung der Sicherheits- Hypothek sofort nach Abschluß des Bauvertrages erfolgen muß und ein Verzicht auf dieses Recht im Wege freier Vereinbar ung ausgeschlossen ist. St« beschloß auch, sich dafür zu ver wend«, daß die Verpflichtung, ihr« Firmen tn das Handels- register etntragen zu lassen, auch auf dt« grwerbmäßig« Bau- unttrnehmer ausgedehnt Verde; sie sprach sich dahin aus, daß bet Grundstücken, auf dm« Neubauten errichtet werd« soll«, die Einsicht tn die Grund- und Hypotdekenbuchsolim, auf welchen dieselben eingetragen sind, den Bauinteressenten ge stattet, sowie daß jedes etwa den Werkmeistern etnzuräu- mende Recht auch auf die Baulieferantm ausgedehnt werd«. — AuS Freiberg, 8 August wird gemeldet: Geste« Abend gegm 11 Uhr erfolgte im Bereiche der Dresdner Dynamits»- brik Hilbersdorf «ine furchtbare Dynamitexplosion. Auf dem Platze vor dem Magazin stand «in Wag«, d«r mit 30 Cent- ner tn Kisten verpacktem Dynamit belad« war. Am Don nerstag früh sollte di« Ladung nach ihrem Bestimmungsort Marienberg im Erzgebirge adgehen. Ler Fabrikwächter hatte oeb« seinen Rundgang gemacht, als plötzlich ein« intensiv« nächtige Feuergarbe die Gegend weithin erhellt« und «in ürchtbares Donn«rkrach« Luft und Trdr ««valtig «rschütttrtt. Di« Stärk« der Erschütterung und die Kraft de» Schalle- äßt sich daraus ermessen, daß in dem dreivtertel Stunde ent- ernten Weißenborn infolge des Luftdruckes die Fensterscheiben lirrten (mehrfach sollen sie auch «ingeschlagen worden sei«) und Thür« zum Zuschlag« gebracht wurdm. In Freiberg elbst wurde die Detonation in der Stärke nahenden Gewtt- «rdonnerS wahrgmomm«. In dem ein« halbe Stund« von >«r Unglücksstätt« mff«rnt«n Niederbobr tzsch ist drr durch den Luftdruck verursachte Schaden nicht unbedeutend: zahlreiche Ze.ffter'cheiben sind daselbst eingedrückt worden. Am schlimm- t« find die Verheerungen selbstverständlich am Ort« der Lxplostoa selbst. Wo d«r Wagen gestanden, ist ein Loch in den Erdboden gerissen. Bon dem beladen« Wage« und zwei danebenfiehenden leeren Geschirr« ist kmua «och ein« Spur vorhanden. Di« etwa 2 om stark« eisern« Radretsm waren wie Blech verbog« und wurdm ta iettächtlicher Entfernung vom Ort« der Explosion aufgefun- un. Da» Spritzenhaus der Fabrik ist «tn Trümmerhaufen; >ie massiv« Mauern Valen unter dem Luftdruck geborsten und das Dach war zersprengt- Di« Spritz«« selbst find ver bogen und unbrauchbar. An den zahlreichen übrigen Gebäu- Asien. Hongkong, 8. August. Eine wüthende Volksmenge griff gestern Nachmittag die englisch« und amerikanisch« Missionen in Futschang bei Kanton an und zerstörte dt« Hos pitäler. Einige von den Missionaren entfloh« nach Schamin, mdere verblieb« in Futschang. Em Kanonenboot wurde zur Wiederherstellung der Ordnung entsandt. ES gzht das Ge rücht, daß binnen Kurzem alle Mission« der Provinz Kwang tung zerstört und all« Missionare nach den Binnenhäfen ver- trieb« werden sollen. Der Sectirerbund ist jetzt 12,000 Mann stark, die wohlbewaffnet, orgrnisirt und so im Stande sind, den chinesischen Truppen Widerstand zu leisten. — DaS „Rmtersche Bureau" meldet aus Hongkong, gestern habe dort anläßlich d«S Gemetzels tn Kutsch«ng eine Birsammlung eine Resolution angenommen, worin den über lebenden Missionar« und den Angehörig« der Opfer das Beileid auSgesproch« und die Entrüstung über die Ver brech« auSaedrückt wird. Die Resolution verurthetlt dann die vermuthltche Begünstigung der Verbrechen Men» der chine sischen Behörden und tadelt tn scharf« Wort« dt« Apathie md Gleichgültigkeit der englischen Regierung, welche d« Emst wr Lage nicht erkannt und «S unttrlaff« habe, ausreichend« chutz« ihrer Uaterthanen und zur Bestraf- zu ergreifen. Ein« Seldentschädigung set »d. Die Situation «heische schnelles und W/TG «IWUST4 WA»» -^WW-T« TUST« ^SLS^T-Sf-WT« Nachruf, und e» wird auch von ander« Veit« an versuch« nicht fehl««, d« Zwischenfall zu b«vtzm, um die Aufmerk- famkett von der vttmsrag«, dt« di« Geist«« d« socialistischen Gesellschaft gegen einander führt, abzulmken. Aber Theater- eoup» pfl'g« nicht von lang« Wtrmng zu sein, und wenn d« „vorwärts" iu d«m Schwur auffordert, zu verwirklichen, was Marx m d Engel» gelehrt hab«, so werd« fich auch manche Genoss« fragen, ob solch «tn Schwur wohl am Platz« ist, wo di« Epigonen daran sind, dt« Gociald«mokratt« zu Forderung« zu verleitm, di« Marx und Engel» gleichmäßig al» v«rw«rfliche Zugeständnisse an dm „vergehenden Staat»- soeialiSmuS" verurthetlt hab«. Wa» Engels für eine Be- oeutung für die soclaldemokratische Bewegung gehabt hat, ist vor fünf Jahr«, al» « sein« 70. Geburtstag feierte, überall erörtert worden. D« „Vorwärts" spricht von dem Staun«, da» daS 72jährige Parteihaupt bet den Arbeit«» Wien» und Berlins «rregt habe, al» « von dm jetz'gen Machern d« socialistischen Bewegungen im „Triumphzuge" durch O fler- reich uno Deutschland geschleppt wurde. In Wahrheit hab« hier'di« Arbeit« au» dem Parttihaupte trotz aller Jnscenir- ungSkünste nicht viel zu machen gewußt. Gleich Marx ist auch Engels kein Mann für große Versammlungen gewesen, und « hat «ine FuchShatz üb« den grün« Ras« Englands immer dem Austritt« vor Arbettermass« vorgrzogen. Man h rt Engels mit Sing« vergleich« Woll«, ab« nur einige äußere Züge st: d Beiden gemein. Beide sind reich geworden« Fabrikanten, aber da mit hört auch Mes auf, was bei dem En« an den Anderen er innern könnt«. Auch di« Gegn« werd« d«m wffftnschastlich« Ernst« und Eifer Engels die Anerkennung nicht versagen können, wenn sie auch die irrig« Ergebnisse sein« Forschung« be kämpfen müssen. Und sie werden ihm daS Zeugmß nicht ver sagen können, daß « dem idealen Zuge, d« ihn freilich auf verkehrte Weise tn jung« Jahr« schon zu einem Anwalt der Arbetterklasse hat werden lass«, bis an sein Lebensende treu geblieben fft, während der berliner Mäntelfabrikant nur durch den Ehrgeiz, «ine Rolle im politisch« Leben zu spielen, von dem RadiealtSmuS zur Socialdemokrati« getrieben Word« ist. Auf «ine unmittelbar« Wirkung de» Todesfall- auf die social- demokratische Bewegung selbst kann nicht gerechnet werden. Dazu hat der Verstorbene ebenso wie Karl Marx der Prak- tischen Durchführung der socialistischen Lehren viel zu fern gestanden. Aber langsam und allmählich wird fich doch auch an d« socialistischen Bewegung zeig«, daß sie durch ein blo ßes Agiiatorenthum nicht lebenskräftig «halten werden kann. Zwar prahlt der „Vorwärts" auch jetzt wieder, daß Marx und Engels den SoeialiSmuS aus dem Nebel phantastisch, sentimentaler Sectirerei und utopistischrn Träumens aus den Boden der Thatsach« gekracht und ihm so die granitene Grundlage gegeben hätten, von d« mrS die capitalistisch« Welt aus den Angeln gehoben werden würde. Ja, wenn bloße Prophezeiung« allein auSreicht«, so müßte dieser Zu- sammenbruch an ein« Stelle, in England, schon längst nach Marx' Ansicht «reicht worden sein; aber statt dessen haben wir dort soeben den Zusammenbruch des Social'smuS erlebt. Denn die Nebel und das utopistische Träumen, die Marx und Engels aus dem Socialismus gescheucht hab« sollen, sie be herrsch« ihn noch immer urd werd« ihn immer beherrschen, weil der SoeialiSmuS nichts als «in nebelhaftes Träumen über staatliche und wirthschastliche Ordnung der Dinge fft. -B-MW
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