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ErMd.Dolksfmmd. Tageblatt für Schneeberg Jahrgang. Boft-ZcltunMpe »lr. »lv0. emsts ^afer Skr ss Heinrich Krinheit Mich igkeit, Lelegramm-Adress« volksfteand Schnreb«-. mische, »detra. murlct- «rp«n- virä, vrtkrzs j wovli inclstsu tS« 2um aas reu in tv vr. m«n; heute ordnung. kW — AuS Berlin, 20. Mai wird geschrieben : Es wer den gegenwärtig lebhafte, aber b!s jetzt noch aussichtslose Be mühungen gemacht, um eine Verlängerung der Sitzungen d«S Reichstages über Pfingsten hinaus herbeizuführen. Sie gehen vom Reichsschatzsekretär Grasen Posadowsly aus, der es sehr schmerzlich empfindet, daß von den Gesetzentwürfen, an denen «r in erster Linie betheiligt ist, di« Mehrzahl in dieser Tag« ung unerledigt bleiben soll. Er wünscht, daß mindestens noch der Entwurf eines BvrsergesetzrS verabschiedet werden möchte. Dieser Wunsch wird von einer sicheren Mehrheit des Reichs tage- zwar im Grundsätze getheilt, indessen ist es überaus fraglich, ob er selbst beim besten Wille» und Eifer erfüllt machung, die Abänderungen der Justruktiou über deu WaffengebrauH de» Militär- und über di« Mitwirkung dess«lb«n zur Unterdrückung innerer Unruhen, und Erläuterungen zu dem Gesetze über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 betr. Verordnung, die Colloquien der Superintendenten betr. Die Stadträthe von Nue, Lößnitz, ReustLdtel, Schneeberg Schneeberg, r. D. O. werden könnte. Die Erfahrungen der letzten Woche haben geze gt, daß selbst diejenigen Abgeordneten, die Mitglieder de- Bundes der Landwirthe sind und die daher ein unmittelbare- Interesse an allen die Landwirthschaft betreffenden Vorlagen nahmen, nicht einmal zur Berathung des wichtigen Nothzucker- steuergesetzes vollzählig auf dem Platz« sind. Der weitaus größt« Theil dieser Abgeordneten hat ohne Entschuldigung gefehlt, trotzdem die Leitung der deutschkonservativen Partei bereits Mitte voriger Woche all« Parteigenossen telegraphisch hierher berufen hatte. Wie unter solchen Umständen nach Pfingsten noch ein beschlußfähige« Haus zusammenge bracht werden sollte, ist ein Räthfel. Die Freisinnigen und Socialdemokraten aber sind für diesen Fall entschlossen, die Beschlußunlähigkit so lange feststellen zu lassen, bis der Reichstag schließlich dann doch nothgedrungen geschlossen wird. Unter solchen Umständen ist n'chr anzunehmen, daß die er wähnten Bemühungen des Grasen PosadowSky erfolgreich sein werten. Man glaubt in Riichstagskreisen jetzt allgemein, daß der Schluß der gegenwärtigen Tagung spätestens am Freitag, )en 24. d. M. erfolgen und daß bi- dahin nur das Aller- drtrgendst« noch erled gt werden wird. — Der sozialdemokratische Abgeordnete Singer ist sehr unvorsichtig gewesen, als er am letzten „Schwerinstage" bet Erörterung des Antrages auf Abänderung des ReichSwahl- rechles versicherte, seine Partei würde der Einführung der allgemeinen Wahlpflicht zustimmen. Denn die statistischen Tabellen der jüngsten Reichstagswahlen zeigen, daß die So zialdemokraten fast überall, wo sie gle'ch im ersten Anlauf siegten, nur einig« hundert Stimmen über die absolut« Mehr- h".i «langten, während d e Wahlenthaltung in diesen Wahl- kreisen oft bis 35 Prozent der Wahlberechtigten betrug Nur in zwei sächsischen Wahlkreisen, im 17. (Glauchau) und im 13. (Leipzig Land) haben sie eS auf die absolute Mehrheit aller Wählterecht giea gebracht und würden demnach auch ge- siegt haben, selbst wenn der letzte Wahlberechtigte an der Urne erschienen wäre. Sonst aber verdankten sie ihr« Er folge in den ersten Wahlgängen meist dem Umstand«, daß ein erhrt-l cher Theil der Wahlberechtigten von diesem Rechte keinen Gebrauch machte. Es ist eine längst erwiffeu« That- sache, daß die Sozialdemokraten bei den allgemeinen ReichS- tagSwahlen vermöge ihrer vortrefflichen Organisation, mehr noch aber infolge einer rücksichtslos geübten Herrschaft den „letzten Mann" an die Wahlurne zu brinaen wissen. Sie hätten daher von der Einführung einer allgemeinen Wahl pflicht nichts zu hoffen und alles zu fürchten. Herr Singer hat vrnn auch gleich eine Hinterthür für sich und sein« Frak tion geöffnet, indem er se ner Erklärung die natürlich uner füllbare Bedingung hinzufügte, daß mit der Wahlpflicht auch das Wahlrecht der Frauen einzuführen sei. Damit hat er seinen Parteigenossen die Möglichkeit gesichert, gegen die Wahl- Pflicht zu stimmen. Aber seine Erklärung bleibt trotzdem werthvoll und sollte für die verbündeten Regierungen den Anlaß bieten, sobald als möglich, jedenfalls noch rechtzeitig für die nächsten allgemeinen RetchStagSwahlen einen Gesetz, entwurf, betreffend di« Einführung der allgemeinen Wahl pflicht, «nznbringen. Freilich wäre es mit dem Wahl- zwang nicht g-than. Auch eine Abänderung des bis- herigen widersinnigen Verfahren- bei den Stichwahlen, da- mit Nothwend'gkeit zu den unnotürlichstm und verwerf lichsten Wahlbündnissen und zu einem oft widerwärtig'« Stimmenschacher führt, müßte bei dieser Gelegenheit versucht werden. Es würde nicht leicht sein, eine zweckmäßig« und di« bishrrioen Nachthell« ausschlitßende Mrthode zu finden, aber die Erfahrungen anderer Länder, namentlich Frankreichs, beweisen doch immerhin, daß e« nicht schlechtweg unmöglich wäre. Auch in diesem Falle würde, wo ein Wille ist, auch ein Weg sein. Jedenfalls hat der Antrag Rickert den danken-- werthen Beweis geliefert, daß auch die Sozialdemokraten sogar das Wahlgesetz für den deutschen Reichstag vom 31. Mai 1869 nicht mehr für ein Blümlein Rührmichnichtan halten und daß somit immerhin der Versuch einer zweckmäßigen Aen- derung desselben von den verbündeten Regierungen mit AuS« sicht auf Erfolg unternommen werden könnt«. Berlin, 20. Mai. Di« G«rücht«, daß dem Reichs ¬ tage noch in zwölfter Stunde die Börsenvorlage zugeh«ir werde, werden der „Post" als unzntreffend bezeichnet. Der Gesetzentwurf ist, wie da- genannte Blatt erklärt, noch nicht aus den Händen der Kommission an da- Plenum dr» Bundesraths zurückgegangen. — Die „Post" schreibt ferner: Die Konferenz über die Kreditorgantsationen für landwirthschaftliche und gewerbliche Genossenschaften verlief im höch sten Grad« besritdigend, indem van allen Seiten, mit alleint- gr, Ausnahme des Abgeordneten Partstas, «in Btdürfniß da für anmkannt wurd«, daß vom Staat «in Centralkredit-Jnstt- tut ins Leben gerufen würde, da» den Zweck hat, das Kredit- brdürfniß der landwirthschastlichen Genossenschaften und da» des Handwerks zu btsriedigen. E« ist grdacht, diesem Institut durchaus keinen bureankratischen Charakter zu grbrn. Der Herr Finanzminister hat vielmehr, wie uns mitgetheilt wird, ganz bestimmt« Erklärungen dahin abgegeben, daß auch die GenosstnschaftSverbän"e der Provinzen mit an der Verwal- tnng zu ketheiligen seien. Die Befriedigung des Kredits soll, wie früher schon angedeutet, in der Weise geschehen, daß das Centralinstitut nicht mit den einzelne» Genossenschaften, son- dem nur mit den ProvinzialoerbLtden arbeitet. Dieses Central institut soll aber nicht allein ein« G«ldausleih-, sondern auch «ine Geldannah-nestelle für Genossenschaften darstellen, um so einen gesunden Geldausgleich herbeizuführen, wobei allerdings der Staat gegen entsprechende Verzinsung sich nach Bedürf- n'ß mit Kapital betheiligt. Von einer „Liebesgabe" ober einem Geschrnk, wie das in liberal«« Zeitungen behauptet wird, kann unter diesen Umständen natürlich keine Rede sein. Die Kreditbewill'gung wird dem Bedürfniß der Landwirch- schaft und des Handwerks auch insofern entsprechen, als län gere Fristen und ein Z'nsfuß zu bewillig«« sein werden, der der Rentabilität des Gewerbes entspricht, sich selbstverständ lich aber zeitweise nach dem Geldmarkt regelt. Das Gesetz soll sofort ausgearbeitet und dann einer Subkommission der Konferenz noch so zeitig unterbreitet werden, daß der Ent wurf dem Preuß. Landtag noch während der gegenwärtigen Session zugeht. Friedrichsruh, 19. Mat. Die HuldigungSfahrt der Rheinländer, an welche, sich 750 Damen und Herren leihet- ligten, nahm e!nm würdigen Verlauf. Oberbürgermeister v. Bohlen-Remscheid feierte in einer Ansprache die Verdienste deS Fürsten Bismarck. Die Damen überreichten mit einer poe tischen Ansprache einen Blumenkorb. Der Fürst erinnerte in seiner Erwiderung auf die Ansprache des Oberbürgermeister» v. Boh en on seinen mehrfachen Aufenthalt in den Rhein landen, so 1847 und 1848 zur Zett des Vereinigten Land tags. Der Landtag habe durch die Verschmelzung von West- und Ostdeutschland einen erheblichen Fortschritt herbeigeführt, die volle Verschmelzung habe jedoch nicht ohne Blut und Eis« vor-sich gehen können. Wenn die Deutschen untereinander zusammenhielten, seien sie ein Körper von so starker Eisen- und Muskelkraft, daß sie selbst bei einem Angriff von mehrere» Seiten her sich ihrer Feind« erwehr«« könnten. Der Deutsche habe nie Neigung zu aggressiven oder Eroberungskriegen ge- habt. Auf EroberungS- unv Renommtr-Politik sei der Sm» de- Deutschen überhaupt nicht gerichtet. Dazu seien die Land wehren nicht da; diese würden sich wehren wie im Lager an gegriffene Bären, aber sie wollten ebtnsowenig wie di« Bären «robern. Der Fürst verwies dann auf die ihn za Theil gewordenen vielfach« Ehrungen, die für ihn etwa» Ueberwältizendt» hätte»: es seien unverdiente Ehren für da», wa» er zusammm mit Kaiser Wilhelm I., der Arme« und d« national«» G«sinmmg erkämpft hab«. S«itdem «r nicht mehr preußischer Minister sei, habe er mehr Glück in der Popu larität gthabt. Sei ein aktiver Minister populär, so sei ,S immer zweifelhaft, ob er da» nicht auf Kost« seiner amtlichen Pflicht sei. Er habe immer den Emst eine» Wachhunde» an der Kette gehabt und habe gebissen, wenn er beißen maßt«. Jetzt, wo er sich frei kew«ge, brauch« rr nicht einmal alle» zu billigen, was er früher vertreten habe. Unter Wort« der Anerkennung für die frohe und leichtlebig« Natur de, Rhtiu- länder schloß Fürst Bismarck seine Ansprache mit einem Hoch aus di, ,h,mischen Frauen. — Bon 60 Städten wurden ein Bekanntmachung. Nr. 4 des diesjährigen Gesetz- und Verordnungsblattes ist erschienen und liegt in der Expedition der unterzeichneten Behörden 14 Tage lang zur Einsichtnahme aus: Inhalt: Bekanntmachung, da- .zwischm Sachs« und Reuß ä. L. wegen Ausschulung Ler reußischen Gemeinde Sachswitz abgeschlossene Uebereinkommen betr. Verordnung, die Be- Handlung der gewaltsam beschädigten, aber vollwichtig gebliebenen Reichsmünzen betr. Be- karmtmachung, die BetriekSeröffnung der Reichenbach-Mylauer Eisenbahn betr. Verordnung, die Berufs- und Gewerkezählung noch dem Reichs Gesetz vom 8. Avril 1895 betr. Bekannt- «wen, welc und von b lichteste Dar eie» Maieri en Medaille ne» selbst d r Vorgericht se ist mir fü »fehle ich di Preise. dtckungen m ll ckungSgeschä MgeHgefHichte. — Der Reichstag beschäftigte sich gestern zunächst mit Lem Gesetzt über die Bestrafung des Sklavenraubes und Sklavenhandels. Abg. Rimpan erklärte NamenS der Nationalliberulen sein Einverständniß mit dem Gesetze; auch Abg. Giükec verhielt sich grundsätzlich zustimmend zur Vorlage Der sreiconservative Abg. Graf Bernstorff-Lau«. bürg erblickte in der Vorlage einen wesentlichen Fortschritt, glaubte aber, daß es mehr Aufgabe sein werde, de« Sklaven- raub zu verhüte«, als ihn zu bestrafen. Nachdem dann der Director der Colonialabrheilung Kayser und Abg. Bachka (cons.) kur^ die Annahme der Vorlage empfohlen hatten, er hob der Sozialdemokrat Molkcnbuhr Widerspruch dagegen, daß in der Vorlage nur von Sklavenraub und Sklaven handel die Rede sei, «, verlangte vielmehr, daß auch die Sklavenhalmng, sowie der Kauf und Verkauf von Negern unter Strafe gestellt werde. Director Kayser bezeichnet« es als eine irrig« Arnahme, daß die im Besitz« von Europäern befindlichen Sklave« ganz schutzlos seien. Ein Anttag auf Verweisung dr Vorlage an eine Commission wurde abgrlehnt. I« der sogleich sich anschließenden zweite« Bt-mhung beantragte Abg. Gröber, in 8 1 das Wort — Theiluahm« am Skavenraub — zu ersetzen durch „vorsätz liche Mitwiikang," während Abg Stadthagen die Streichung der Bestimmung beantragte, daß die Veranstalter und An führer eines zum Sklavenraub unternommenen Stteiszuges, falls dieser den Tod eines NegrrS verursacht hat, der Todes strafe — statt der Zuchthausstrafe gleich den übrigen Theil nehmern des Streifzuges — unterliegen soll«. Der Antrag Les Atg. Stadthagen wurde abge^rhnt, der deS Abg. Gröber an genommen. Zu Z 2 beantragte Abg. Stadthagen, nicht nur den Sklavenhandel, sondern Jeden, der «inen Menschen besitzt oder Lurch Rechtsgeschäfte erwirbt oder veräußert oder bei e'mm solchen Geschäft mitwirkt, mit Zuchthaus zu bestrafen. Dieser An trag fand aber ebenfalls nicht die Zustimmung deS Hauffs. Als Abg. Stadthagen die Wendung gebrauchte, daß di« Vor lage der Heuchelei diene, wenn man seinen Antrag nicht an nehme, wurde er vom Präsidenten zur Ordnung gerufen. In 8 3 wurde auf Antrag des Abg. Gröber hinzugefügt, daß auch auf Geldstrafe bis zu 100,000 Mark erkannt werden kann, in 8 4, der dem Kaiser die Brfugniß überträgt, d e zur Durchführung drs Gesetzes erforderlichen Verordnungen zu er lassen wurd« auf Antrag des Abg. Gröber hinzngesügt, daß Lieft Verordnungen unter Zustimmung des BundesratHS er folgen müssen. Schließlich wurde noch eine vom Atg. Gröber eingebracht« Resolution genehmigt, in der um Ein bringung eines Gesetzentwurfs ersucht wird, der die in den deutschen Schutzgebieten unter den Eingeborene« bestehend« Hanssklaverei und Schuldknechtschaft »imr ihre Beseitigung vorbereitenden Regelung unterwirft. Ter Gesetzentwurf, durch den für die Schutztrvppen in Südwestofrikr nnd Kamerun Lieselben Verhältnisse in Bezug auf dos Commando und die Versorgung geschaffen werden sollen, wurde an die Budget- commission überwiesen, obwohl Director Kayser sich im In- teresft des baldigen Zustandekommens des Gesetzes dagegen aussprach. Hierauf wurde das Zucktrsteuer-Nothgefttz in na- mentlicher Abstimmung mit 191 gegen 45 Stimmen araenom- ,«r,gebkgtsch« »ol»ft-und- erscheint täglich mit «lurnahm« der'. den Tonn- und Festtagen. Abonnement vierteljährlich 1 Mark 80 ' "lle mit l»Ps«., im amtlichen Mest tlamen die S gespaltene tzUle mit^SS^ Jnscraten-Annahme Ar die am Nachmittag erschein«»« Nummer di» Sor- Nlittag 11 Uhr. Estie Bürgschaft fürdt« nüchsüäglge Ausnahme der «njetgen bez. an den voraeschrt ebenen ragen sowie an bestimmter Stelle wird nicht gegeben. Auswärtige Aufträge nur gegen «-raurdezahlung. Für «üttaabe «ingesandter Manustripte macht sich die Nedactton nicht verantwortlich. 1 1.8 Inserate werden pro «-gespaltene Zett -gespalteneZeile mitN)Psg.,RSlat. berechnet; tabellarischer, außergewöhnlicher Johanngeorgenstadt und Wildenfett, die GemeindevorstLnde der a«tt- hauptmannschaftlichen Bezirk- Schwarzenberg. Oeffentliche Stadtverordneten - Sitzung Aue Mittwoch, den 22. Mai 1895, Abends 6 Uhr. «,44 lür Elie königh und städtischen Behörden in Ane, Hrilnhatn, Hattenstein, llohann- >,. Al Illi« v iiill georgenstadi, Lößnitz, NeustSdiet, Schneeberg, Schwarzenberg und Wildenseld. Oeffentliche Sitzung desBezirksausschusses Mittwoch, den 29. Mai 1895, Vormittags halb 10 Uhr, im Saal« de» amtSbauptmauuschaftüch«« Dienst gebäudes. W. Königlich« Amtshauptmannschaft Zwickau, am 16. Mat 1895. vr. Schnorr von Carolsfeld. "