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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES HYGIENE-MUSEUM Freitag, den 24. Mai 1968, 19.30 Uhr Sonnabend, den 25. Mai 1968, 19.30 Uhr Sonntag, den 26. Mai 1968, 19.30 Uhr 10. PH I L H A R MON I SC H E S KONZER® Dirigent: Norman Del Mar, England Solist: Jaroslav Josifko, CSSR, Flöte Wolfgang Amadeus Moiart Ouvertüre zur Oper „La clemenza di Tito” 1756-1791 NORMAN DEL MAR wurde 1919 in London geboren. Die künstlerische Ausbildung erhielt er am Royal College of Music bei Vaughan Williams und Constant Lambert. Seine Diri gentenlaufbahn begann 1947 in Zusammenarbeit mit Sir Thomas Beecham als dessen Assistent im Royal Philharmonie Or chestra. In der Zeit von 1948 bis 1956 war er Chefdirigent der English Opera Group, und während der Saison 1954 55 di rigierte er das Yorkshire Sin fonieorchester. Norman Del Mar hat sich in den letzten Jahren zu einer der profiliertesten Di rigentenpersönlichkeiten seines Landes entwickelt. Seine Nei gung gilt besonders der zeit genössischen Musik, doch auch seine Interpretationen klassi scher Werke, wie z. B. die Aufführung des „Lohengrin" im Covent Garden Operahouse mit dem Schottischen Sinfonieor chester von BBC, als dessen Chefdirigent er heute tätig ist, waren von außerordentlichem Erfolg gekrönt. Konzertreisen führten ihn bisher in die Schweiz, in die Türkei, nach Spanien, Skandinavien, Süd amerika, Südafrika und Ita lien und 1965 zum erstenmal in die DDR. Damals musizierte er auch erstmalig mit der Dresd ner Philharmonie. Ilja Hurnik geb. 1922 Gustav Mahler 1860-1911 Konzert für Flöte und Orchester Allegro assai e ben ritmico Moderato quasi una serenata Presto con brio DDR-Erstaufführung PAUSE ■Sinfonie Nr. 9 D-Dur Andante comodo Scherzo Rondo - Burleske Adagio JAROSLAV JOSIFKO wurde in Kutnä Hora (CSSR) im Jahre 1930 geboren. 1951 absolvierte er das Prager Kon servatorium, 1955 die Musik akademie. Bereits seit 1950 ist er Soloflötist der Prager Sinfo niker. 1956 wurde er Preisträger des internationalen Instrumen talistenwettbewerbes München. In den Jahren 1957 bis 1958 wirkte er im Gewandhausor chester Leipzig. Gastspiele führ ten den Künstler u. a. nach Ita lien, in die Schweiz, nach Ru mänien, in die DDR, nach Westdeutschland, Belgien und Österreich. ZUR EINFÜHRUNG Die Oper „La clemenza di Tito” („Die Großmut des Titus") schrieb Wolfgang Amadeus Mozart 1791 als Auftragswerk anläßlich der Krönungsfeierlichkeiten des österreichischen Kaisers Leopold II. zum böhmi schen König in Prag. Dieser am 6. September 1791 in Prag uraufgeführten best und Huldigungsoper, die der schon sehr leidende Meister in größter Eile in nur 18 Tagen schuf, lag ein bereits häufig vertontes, etwas umgearbeitetes Textbuch des italienischen Librettisten Metastosio aus dem Jahre 1734 zugrunde; es ist Mozarts letzte „Opera seria" italienischen Stils. Wenngleich das in Hast ent standene, zwischen die Arbeit an der „Zauberflöte“ eingeschobene Werk mit seinem undramatischen, einer bereits vergangenen Stilepoche angehörenden Libretto insgesamt nicht mit den Meisteropern des Komponisten verglichen werden kann, enthält die Musik des „Titus“ doch große, echte Mozartsche Kost barkeiten. Zu diesen gehört auch die Ouvertüre der Oper, ein sinfoniscl^B Werk von edler, klassischer Schönheit. „Festlich und eine Charakterouvertüre zugleich" nannte sie der Mozartforscher Alfred Einstein. Feierlich-pathetisch ist der Beginn der Ouvertüre. Hauptmerkmal des schlichten C-Dur-Hauptthemas, das innerhalb der Komposition eine dominierende Stel lung einnimmt, ist der wirkungsvolle Wechsel von Forte und Piano. Das etwas blassere, kantable Seitenthema spielt nur eine Episodenrolle gegenüber die sem Hauptgedanken, der in der in Es-Dur einsetzenden Durchführung kunst voll kontrapunktisch und modulatorisch verarbeitet wird. In der Reprise werden Haupt- und Seitenthema umgestellt; am Schluß entfaltet sich das Anfangsmotiv in großer Steigerung, an der das ganze Orchester beteiligt ist, immer mächti ger und krönt in festlichem Glanz das Werk. Ilja Hurnik, am 25. November 1922 in Poruba bei Ostrava geboren, gehört zu den bedeutendsten Vertretern der mittleren tschechischen Komponistenge neration der Gegenwart. Nach Abschluß des Gymnasiums, das er in Ostrava! und Prag besuchte, studierte er zunächst privat Klavier bei Prof. Vilem Kurz in Prag (1939—1945) und dann als Meisterschüler an der Prager Akademie für Musische Künste bei Prof. J. Stepanovä-Kurzovd. Kompositionsunterricht erhielt er u. a. bei Vitezslav Noväk. Als Pianist erreichte Hurnik, der heute als freischaf fender Komponist und Konzertpianist in Prag lebt, seine besten Leistungen als Interpret der Werke Leos Janäceks und der französischen Impressionisten, allem Claude Debussys. Das bereits umfangreiche kompositorische Werk HjB niks, der auch als Musikschriftsteller mit einigen Publikationen hervortrat (u. al „Die Trompeten von Jericho"), umfaßt die verschiedensten Gattungen: Orche-| stermusik („Serenade für Streicher", 1954; „Kyklopes", 1965), Solokonzerte,I Kammermusikwerke (Kammermusik „Die Jahreszeiten", 1952; „Moments musi-l caux" für 11 Instrumente, 1963), Chöre, Lieder, Kantaten („Maryka", 1948) undl Bühnenwerke (Ballet „Ondräs", 1951). Besonders mit den beiden zuletzt ge-| nannten Werken konnte der Komponist große Erfolge verzeichnen. Das Konzert für Flöte und Orchester entstand im Jahre 1953 undl gelangte am 15. Januar 1961 durch den Solisten unseres heutigen Abends,I Jaroslav Josifko, mit den Prager Sinfonikern zur erfolgreichen Uraufführung. Das! Konzert wurde in klassischer dreisätziger Form konzipiert: zwei rhythmisch be-l stimmte, bewegte Ecksätze umrahmen einen Serenadenhaften, kantablen Mittel-1