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Nr. IS» Zschopauer Tageblatt «ab Anzeiger Freitag, den 17. Fant 1SS8 Abstimmung gegen die Landflucht Eine Lehre auS Hessen-Nassau Am gleichen Tag, an dem der Jugendführer des Deutschen Reiches, Baldur von Schirach, anläßlich der Grundsteinlegung von über einem halben Tausend Heimen der Hitler-Jugend in Schlochau von der falschen und ver führerischen Sehnsucht gesprochen hat, den Dienst am Land anfzugeben und dem trügerischen Bild eines vermeint lichen Glückes in der Stadt zuzustreben, legten in Hessen- Nassau 8000 Jungen und Mädel ihre Landarbeitsprüsung ab. Auf den ersten Blick erscheint beides: die Rede Baldur von Schirachs über den Landdienst als Ehrendienst und die freiwillige Teilnahme der 8000 jungen Hessen-Nassauer an einer Prüfung, ohne Zusammenhang. Die Jungen und Mädel freilich wissen es besser. Zwei Jahre haben sie in bäuerlichen und landwirtschaftlichen Betrieben ge- arbeitet. Als sie anfingen, gab es noch keine Landarbeits- lehre. Die Landarbeitsprüfung erst bringt ihnen, nach Einführung der Landarbeitslehre, die nachträgliche An erkennung der zwei Jahre als Lehrzeit ein. Mit anderen Worten: In diesem einen Gau haben 8000 junge Menschen durch die Teilnahme an der Prü fung ihr weiteres Leben auf die Landarbeit gestellt. Sic haben sich für das Dorf entschieden. Sie sind dem „Pflüg' mit, Kamerad!" gefolgt, das seit Monaten als Parole für die Landarbeit durch Stadt und Land geht. Eine frei willige Abstimmung gegen die Landflucht. Das Beispiel ist willkürlich gewählt. In anderen Gauen des Reiches werden ähnliche Entscheidungen folgen. Auch dort, wo es galt, die Jugend bei der Berufswahl erst einmal zur Landarbeit hinzusühren, hat die Werbung der HI. schöne Erfolge gebracht. Durch die Erziehungsarbeit der Hitler-Jugend wurde in vielen jungen Menschen das Bauernblut der Ahnen wieder lebendig und hat sie zum Boden zurückgeführt. Sehr viele Mädel z. B. wollen nicht nur das Göringsche Pflichtjahr ablcisten, sondern an schließend ein weiteres Jahr in der ebenfalls neu ge schaffenen ländlichen Hausarbeitslehre sich ausbilden. Der Neichsjugendführer hat in der eingangs erwähn- t?n Rede auch die Redensart von dem „gottverlassenen Dorf" und vom Land, „wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen", abgetan. „Heute fühlen wir", so sagte er u. a., „daß nur Menschen von Gott verlassen sein können, das Land niemals. Unsere Gemeinschaft ist überall. Sie um schließt alle großen und kleinen Städte und Dörfer, ja, selbst das einsamste Gehöft des Deutschen Reiches." So gibt es, wenn man den Gedanken auf dem vor liegenden Gebiet fortführt, auch keine „soziale Verein- samung". Wo der Junge oder das Mädel arbeitet, im großen Dorf, auf dem Weiler oder sonstwo — die Jugend warte und Jugendwartinnen, die mit ihrer Betreuung be auftragt sind, finden den Jungen und das Mädel. Sie kümmern sich um ihre Unterbringung, sie schließen die Jungen an die Familie an, wo es nottUt. Die Beauftrag ten für die Landarbeitslehre und die ländliche Haus arbeitslehre Wachen über die umfassende Lehre und sind um die Grundausbildung besorgt. Die Jugendwarte und -wartinnen weisen den Jungen und Mädels auch den Weg zur „jungen Dorfgemeinschaft" und zur bäuerlichen Kulturarbeit. Das Dorf kennt zusätzliche Berufsschulnng wie die Stadt, und wie die Jungarbeiter städtischer Be triebe auf Reisen lernen, tut es auch die Landjugend. Wenn man es jetzt schon unternimmt, Erfolge der Landarbeitswerbung zu beschreiben, so muß man auch die Arbeit der Förderungsgemeinschaft für die Landjugend erwähnen. Sie erweist sich bereits als starkes Mittel, der tüchtigen Landjugend auch die wirtschaftlichen Voraus- setzungen zu geben, ohne die eine Bekämpfung der Land flucht eine halbe Sache wäre. Zahlreiche Bauern und Landwirte und dem Nährstand nahestehende Unternehmen sind zu der Förderungsgemeinschaft gestoßen, weil sie ein- aesehen haben, daß mit der geregelten Berufserziehung der Jugendlichen in der Landwirtschaft auch eine Umstellung der wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse einhergehen muß, um den leistungsfähigen, landstämmigcn und land- Willigen Jungen die Existenzgründnng zu ermöglichen. Mau spricht nickt von Landflucht, man handelt. Man ermöglicht und erleichtert die Berufs ausbildung, man unterstützt und erleichtert die Existenz gründung. Wer die Verhältnisse kennt, weiß, daß bisher Zehntausende von der Wahl eines Nährstandsberufcs bloß deshalb ausgeschlossen waren, weil die Mittel fehlten. Wie könnte man aber anders hochwertige, nach einer Landeristenz suchende Landarbeiierjungen oder nachge borene Bauernsöhne auf dem Lande „halten" als durch eine Förderung, die jeden Jungen nnd jedes Mädel er faßt, die die wesentlichsten Voraussetzungen der politi schen und beruflichen Eignung mitbringcn! Tie Berufs- Möglichkeiten für die Jungen und Mädel auf dem Lande sind hundertfältig, sie entsprechen jeder Neigung und Ver anlagung. . Bau der großen Zukunft Einweihung der JunkcrS-AuöbildungSstätten und der flieger technischen Vorschule in Dessau Ans Anlaß der Einweihung der flicgcrtcchnischen Vor schule und der Junkers-Ausbildungsstätten in Dessau sand auf dein Gelände der Jiiiikerswcrke eine große Kundgebung statt. Der Kundgebung ging die Einweihung der Unterkunft der fliegerlechnischcn Vorschule voraus. Schon seit 1927 gingen die Junkerswerke aus der Sorge um eine gediegene Ausbildung der Lehrlinge heran an die Gestaltung eines neuen Ausbildungswcsens. So machte sich ein Werk einsatzbereit sür die ungeheuren Aufgaben, als es galt, Tausende und aber Tausende von Arbeitern in kurzer Frist cinzusicllen und neue Ausbildungsmethodcn zu ver mitteln. Diese Lehrgänge wurden nun in gleicher Weise für die Lehrlingsausbildung herangezogcn und bilden heute die Pslichtgrundlage für alle Lehrwerkstätten der deutschen Luftfahrtindustrie. Da auch die Lehrgänge der technischen Fliegerschule in den AusbildungsstäUen der Junkerswcrke theoretisch und praktisch ausgebildet werden und sich auch diese zahlenmäßig steigern, mußten neue Gebäude errichtet werden. So entstanden die Lehrwerkstätten und entstand schließlich die neue Werk schule sür 1060 Lehrlinge. Es wurde ferner ein Lehrlingsheim für die auswärtigen Lehrlinge errichtet. Bei der Weihe der Unterkunft der fliegerlechnischcn Vorschule richtete General Milch einige Worte an die Militär- schuler. An erster Stelle stände die Treue zum Führer und Volk. Cie müßten aber auch Könner sein, die der deutschen Luftfahrtindustrie weitere große Erfolge zuführen und sichern könnten. Aus dem Festplatz der Junkers-Werke halten die Manner der Arbeit, die Lehrlinge und Abordnungen der Luft waffe Aufstellung genommen. Die riesigen Hasten wurden ringsum flankiert von hohen Fahnenmasten. Nach Begrüßung der Gäste durch Generaldirektor Koppenberg erinnerte General der Flieger, Staatssekretär Milch, an die Zeit der ersten Eni- wickluna. als nur ein kletner_Slamm von Arbeitern das große Werk begann. An der Größe des jetzige» W » , k« - erkenne man den Auf st leg des Reiches. Der Neichsjugendführer erinnerte daran, was der Nationalsozialismus alles für die deutsche Jugend getan habe. Diese Jugend steht auf einem Boden, in einer Garde alS zusammengeschmiedete Mannschaft der nationalsozialistischen Idee. Hier herrscht daS Gesetz der Leistung und der Tüchtigkeit. Wir alle sind in voller Wahrheit eine Kameradschaft, und wir wollen ihr dienen, nicht nur in festlichen Stunden, sondern auch in schweren ernsten Stunden des Schicksals. Retchs- organisationsleiter Dr. Ley mahnte an die Größr deS deut- scheu Volkes, an die Zukunkt deS großen Reiches, dessen Entwicklung noch nicht abgeschlossen sei. nnd dessen Größe nur geahnt werden könne. Wir alle schaffen am Bau dieser großen Zukunft. Anschließend begaben sich die Gäste zu den Lehrwerkstätte« und besichtigten eingehend deren vorbildliche Einrichtungen, Ok. Krick an den Reichsbeamtenführer Der Reichsminister des Innern, Dr. Frick, Hai an den Neichsbeamtenführer Hermann N e ef,-der die Leitung der Einheilsorganisation der deutschen Beamte« seit nunmehr fünf Jahren innehat, ein Telegramm ge* sandt, in dem er mit besonderer Anerkennung des ver- dienswollen Wirkens des Reichsbeamtenführers gedenkt und dem Wunsche Ausdruck gibt, daß die deutsche Beamten schaft unter der zielbewußten Führung Hermann NeefS auch weiterhin ihren Weg der Pflicht und Ehre gehen möge. , Reuyskneg^.^g erst 1S3S Die durch den Führer dem NS.-Reichsk^egervund zu- gewiesene Ausgabe, die ehemaligen deutschen Soldaten zu ver einen, erfordert während der nächsten Monate die Durch- führung mnsangretchinr organisatorischer Maßnahmen, die alle Gliederungen des RS^Reichskrtegerbundes bis zu den Kaine- radschaften berühre«. Dies hat den Retchskriegersührer ver anlaßt, anzuordnen, daß der alljährlich in Kastel stattfindend» ReichStrtegertaa w diesem Jahr ausnahmsweise nicht abae« halten wird. Der nächste Retchskricgertag des NS.-NeichS- kriegerbundes findet im Jahre 1939 in Kastel statt. Der genaue Termin wird noch ^elamr' xgeben w SElandsahrer im Schwarzwald Frankreichs erster Etappensteg. Auf der siebenten Etappe der Deutschland-Rundfahrt von Friedrichshafen durch den Schwarzwald nach Freiburg hat ten die 44 Teilnehmer schwere Arbeit zu leisten. Zweimal waren aus steiler Strecke zum Feldberg und später zum Not- schrei hinaus Höhenunterschiede von mehr als 500 Metern zu überwinden. Schild behauptete sein „Gelbes Trikot", da gegen büßten Thierbach und Weckerling wertvolle Minuten ein. Bonduel gelangte auf den zweiten Platz vor dem ebenfalls aufgerückten Bautz und De Caluws. Als bester Kletterer er wies sich der Franzose Level, der mit zwei Minuten Vorsprung allein am Etappenzicl eintraf und in der Gesamtwertung gleich elf Plätze nach vorn rückte. „Bergsteiger" an die Front. Die Vcr^e gaben den Ausschlag auf dieser Tagesstrecke. Auf dem ersten Teil halte es verschiedene Vorstöße gegeben und schließlich war eine siebenköpsige Spitzengruppe beisammen, in der sich u. a. Dedonder, Jakobsen, Pelersen, Oberdeck, Ki- jewski und Schild befanden. In den anschließenden Bergen, der kilomcterlangcn Steigung im Albtal, änderte sich die Lage sehr schnell, zumal der Wind den Fahrern schwer zu schassen machte. Aus dem Hinteren Felde rückten Level und Bonduel allmählich auf und als es zum Anstieg auf den 1230 Meter hohen Feldberg ging, erschien Level an der Spitze. Der Fran zose ließ seine Gegner einfach stehen und raste dann in verwe- gener Fahrt die steile Straße nach Todtnau hinab. Zwei Mi nuten hinter Level erschien auch schon Schild, der sich glänzend erholt hat. Die zweite große Steigung zum 1160 Meter hohen Notschrei zog das Feld noch weiter auseinander, Level er reichte diesen Gipfel drei Minuten vor Kisewskt, 4)4 Minuten zurück folgten Bautz und Bonduel, während sür Schild hier sieben Minuten Rückstand gestoppt wurden. . Die Verlustliste.. . war auf dieser schweren Etappe nur gering. Der Däne Grun dahl Hansen trat nicht mehr zum Start an und nur der frü here deutsche Meister Roth streckte die Wassen, so daß noch 43 Fahrer im Rennen sind. Die Enttäuschung war der sonst tn den Bergen so starke Thierbach, der viel Zeit verlor, sein Rückstand betrug 20 Minuten. Weckerltng und Funke hätte man ebenfalls mehr zugetraut, während Dedonder durch einen Reifenschaden den Anschluß verlor. Ergebnisse: 7. Etappe Friedrichhafen—Freiburg (241,2 Kilometer): 1. Level-lAdler-Nad) 6 : 58 : 07, 2. Kijewski-Dortmunv (Wande rer-Rad) 7:00:19, 3. Bautz-Dortmund (Diamant-Äad), 4. Bonduel-Belgien (Presto-Rad) 7 :01 :32, 5. Schild-Chemnitz 7 : 04 : 05, 6. De Caluws-Belgien, 7. Heide-Hannover, 8. Geyer- Schweinfurt, 9. Le Calvez-Frankreich. Gesamtwertung: 1. Schild (Presto) 51 :16:49, 2. Bonduel (Presto) 51:2l:07, 3. Bautz (Diamant) 51 :27 :33, 4. De Caluwö (Diamant) 54:28 : 49, 5. Thierbach 51:34:12, 6. Petersen 51:37:16, 7. Kijewski 51 :42:42, 9. Wcckerling 51:43:20, 10. Level 52 : 03 :17. Italien schlug Brasilien Bessere Mannschaftslciftung entschied. » Erst der Weltmeister Italien vermochte in Marseille den Siegeszug der südamerikanischen Mannschaft aufzuhalten. In einem bewegten Kampfe besiegten die „Azzurri" in dem von 35 000 Zuschauern bis auf den letzten Platz gefüllten Städti schen Stadion von Marseille Brasilien knapp mit 2:1, nach dem zur Pause die Seiten noch torlos gewechselt wurden. Aus schlaggebend für den Erfolg war die bessere Mann schaft s l e i st u n g der Italiener, wenn auch Brasilien die größeren Einzelkönner tm Felde halte. Die Entscheidung brachte ein Elfmeterball gegen Brasilien. Der Schweizer Schiedsrichter mußte diese harte. Entscheidung.treffen, als der Verteidiger Domingos Italiens Sturmsüyrer Piola im eigenen Strafraum regelwidrig fällte. Ewald Kl«ge, Sieger im TT-Rcnue«. Zum erstenmal gelang es einem Deutschen, dem Auto-Union- Fahrer Ewald Kluge, «inen Sieg im schwersten Motorrad rennen Englands um die englische Tourist-Trophy, zu er ringen. Kluge errang einen Durchschnitt von 120,301 Stun denkilometer. (Preffephoto, Zander-M.) Zu Beginn des Spieles zeigte sich daS Publikum beim Abspielen der Nationalhymnen nicht «m besten Licht. Di« Sympathien wurden ganz eindeutig den Südamerika nern geschenkt, die italienische Nationalhymne wurde von einem Pfeifkonzert begleitet. So hatten die Italiener nicht nur gegen eine aus els hervorragenden Einzelspielern bestehende Mannschaft, sondern auch gegen die Mißgunst der Zuschauer anzukämpfen. Das bessere Zusammenspiel verhalf Italien schon vor der Pause zu einem leichten Uebergewichl im Feldspiel, ohne daß die harte Verteidigung der Südamert- kaner geschlagen werden konnte. Nach torloser erster Halbzeit drehte die italienische Fünferreihe mächtig auf, und vor allem der Halblinke Ferrari brachte Verwirrung in die gegnerische Abwehr. Der baumlange Angriffsführer Piola spielte in der 13. Minute Colauffi geschickt frei, der Linksaußen sandte daS Leder mit wuchtigem Schlag zum Führungstor etn. Domingo- wußte sich später gegen Piola nicht anders als durch ein Foul zu behaupten, das der energische Unparteiische mit einem Elf- - Meter ahndete. Meazza schoß ruhig zum zweiten italienischen Tor ein. Zwei Minuten vor Schluß sandte der für Leonidas eingesetzte Mittelstürmer Romeo den Ehrentreffer esst, * Arier-Paragraph im gesamten Rennfport Im deutschen Rennsport ist jetzt gemäß einer Verfügung des Reichs- und Preußischen Ministers für Ernäbrung und Landwirtschaft, wie kürzlich schon bei den Trabern, derArier- Paragravh auf die Besitzer ausgedehnt worden. Personen, die nicht Reichsbürger im Sinne der Ersten Ver ordnung zum Neichsbüraergesetz vom 14. November 1935 sind, werden vom gesamten Rennbetrieb ausgeschloffen. Die gleiche Bestimmung ist sür den Empfang von Züchterprämten maß gebend. Eine Ausnahme machen nur Angehörige fremder Unsere De*tschla«bf«hrer i« »e« Berge«. Auf der 0. Etappe kamen die Deutschlanöfahrer über bi« Arlberg-Paßhöhe, wo noch Schnee liegt. (Weltbild, Zander-M--