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Movauer V Zageblatt und Anzeiger Wochenblatt VSr 8 fchs » a « «ad Amaeaend Atw«g für N« Ort«: Knw>h«»er§d«f, «Elche», Bönckchep, H«h«L»rj, «illschthal, «eißbach, DtUeretwrf, »mman, DittmarmSdorf, «ihschdorf, Scharfenstet«, Schlöbchen Vorfchendorf N». 121 b»» Rb. 1bbb 10b. „NiGt im Schatten der Bajonette" Ernster Appell der Gubetendeutschen - Dl« Aussprache zwischen dem tschechoslowakischen Ministerpräsidenten Dr. Hodscha und Henlein, der auch der sudetendeutsche Abgeordnete Karl Hermann Frank bei wohnte, findet in der tschechischen Oeffentlichkeit stärkste j Beachtung. Auch in London und Parts vermerkt man diese Aussprache als bedeutsames Moment in der Entwicklung der tschechoslowakischen Angelegenheit und knüpft daran bereits wieder allerlei hoffnungsfreudige Folgerungen. Während die tschechische Presse sich lediglich daraus beschränkt, die Tatsache der Aussprache kommentarlos widerzugeben, wird von sudetendeutscher Seite ein ernst« Hafter Appell an Prag gerichtet, endlich die gespannte Atmo sphäre zu klären und den Deutschen ihr Recht zu geben. Dassudetendeutsche Blatt „Die Zeit" weist darauf hin, daß die Wahlen gezeigt hätten, daß das Sudetendeutschtum nach wie vor ein Element der Ordnung und Disziplin sei. Es Wäre müßig, eine Prophezeiung über den weiteren Verlauf der Ereignisse zu wagen, aber es müsse sestgestellt Werden, daß sowohl das Sudetendeutschtum als auch das Ausland große Ruhe und ein außerordentliches Matz von gutem Willen gezeigt hätten, um eine Katastrophe zu ver meiden. Deshalb ergebe sich für die Prager Regierung jetzt Nach den Beweisen des guten Willens der anderen Seite die Pflicht, auch ihrerseits die Voraussetzungen zur Klärung und Besserung der Atmosphäre zu schaffen. Nicht durch Versprechungen, sondern durch tatsächliche Erfüllung dieser Voraussetzungen könnten sich die Bedingungen zur Aufnahme von Verhandlungen in einem Grade bessern, der Wenigstens eine teilweise Aussicht auf Erfolg verspricht, l DaS Sudetendeutschtum habe mit dem friedlichen Mittel -kS Stimmzettels seinen Willen neuerdings bekräftigt, Der WWe Zoll BeMiW der SrMme - Fl Während man in London und Paris so tut, als sei dank tschechoslowakischer Einsicht die Krise überwunden, tuen die Tschechen alles, um die Spannung nach weiter zu ver schärfen, und zwar vor allem dadurch, daß sie nun ganz offensichtlich die Grenzsperreverstärken. Ueberall sind die Zollbeamten durch reguläres Militär und Reser visten ersetzt worden. Mit bloßem Auge find jenseits des Thaya-FlusseS auf mährischem Boden die betonierten Flakstellungen und Maschinengewehr- nester zu erkennen, die vor dem Waldrand, der sich dicht hinter der Grenze hinzicht, in kurzen Abständen er richtet worden find. Ein förmlicher Hügel von Beton und Stahl grenzt die Linie ab, über die noch vor kurzem friedlich arbeitsame deutsche Bauern schritten, «ni ihre jenseits der Grenzen gelegenen Felder zu bestellen und ihr Vieh weiden lassen. Um so empörender mutet der Versuch an, die hölzerne Brücke bei B e r n h a r d s 1 h a l zu sprengen, wie cS am Sonnabend dk Fall war. Da weder die Brücke noch das Borgelände de» geringsten strategischen Wert besitze», be deutet dieses tolldreiste Unterfangen, mitten in« tiefsten Frieden, wohlgemerkt von regulären tschechischen Truppen, vermutlich soga» Pirnie-e«:. eine einzige Provokation gegenüber den« deutschen Grenznachba» Ole versuchte Brückensprengung Deutsche Augenzeugen berichten Die Vorgänge an der Thaya-Brücke sind jetzt ein deutig geklärt: „Ungefähr gegen 2 Uhr nachmittags-, so berichtete der eine der deutschen Grenzwachbeamten, Kogel mann, „als ich auf meinem Patrouillengang mich in der Nähe der Brücke befand, machte mich ein Bauer darauf aufmerksam, daß sich tschechische Soldaten in auffälliger Weise unter der Brücke zu schaffen machten. Auf diese Nachricht l'n rannte ich sofort zur Brücke. Als die Tschechen meiner ansichtig wurden, kletterten sie wieder auf die Brücke, um sich auf die tschechische Seite zurückzu- zlehen. Den letzten von den zehn Mann, den mein Anruf noch erreichte, forderte ich auf, stehenzubleiben, widrigenfalls ich gezwungen sei, von der Schußwaffe Ge brauch zu machen. Als ich den Anführer der Abteilung um Aufklärung ersuchte, versuchte dieser in gebrochenem Deutsch vorzuschwindeln, daß seine Leute auf Anwei sung eines Offiziers nur eine „Hebung" hätten machen wollen; die Brücke wäre doch neutral. In zwischen waren auch der Zollassistent Martin, der durch seinen Feldstecher die Vorgänge beobachtet hatte, herbei geeilt. Als wir uns anschickten, die Tschechen zu ver haften, bewaffneten sie sich mft ihren Gewehren. Der be reits festgenommene tschechische Nachzügler riß sich los, wobei er seine Kappe verlor." unter der Führung Konrad HenleinS die politische Gleich- berechtigung zu erringen. Dieser Wille sei unerschütterlich und unabänderlich. Solle diesem Willen durch Berhand- lungen entsprochen werden, so könne daS nicht im Schatte» der Bajonette geschehen. Wenn die diplomatischen und innenpolitischen Be mühungen, zu einer Lösung der sudetendeutschen Probleme zu kommen, einen wirklichen und dauernden Erfolg haben sollen, brauche man in erster Linie wieder normale Verfassungszustände und den Abbau jener Maß nahmen, welche nur zu einer Verschärfung, aber zu keiner Klärung geführt Hütten. Die Schaffung entsprechender Vor aussetzungen von selten der Prager Regierung sei daher heute eine ebenso wesentliche Bedingung für Verhand ln ngenvonGleichen unter Gleichen, zwischen Deutschen und Tschechen, wie sie eine unausweichliche Not wendigkeit zum Gelingen der internationalen europäischen Besriedungsaktion darstelle. Konrad Henlein verließ Prag SDP. hält Fühlung mit Hodscha Die Sudelendeutsche Partei teilt mit: Konrad Henlein hat Prag wieder verlassen. Im Sinne der Verlautbarung vom Montag, die die Forde rung der SDP. nach Wiederherstellung normaler Ver hältnisse zum Inhalt hat, werden die parlamentarische» Vertreter der SDP. den Kontakt mit Ministerpräsident Dr. Hodscha und den zuständigen Regierungsmitgliedern aufrechterhalten. m MM WW Msugen v«d NWuengewehruester Unter jedem Brückenpfeiler EkrasiLpakronen Kurz darauf traf dann Verstärkung von der deutschen Zollwache ein, die sofort eine gründliche Untersuchung durchführte. Hierbei fand man nntcr jeden, Pfeiler der etwa dreißig Meter langen Brücke mit Ekrasit gefüllte Sprengpatronen, die vollkommen sachverständig angebracht waren und bei ihrer Entzündung ohne Zweifel das höl zerne Bauwerk in Atome zerrissen hätten. Nach etwa einer Stunde erschien an der Brücke ein tschechischer Gcndar- meriebeamtcr, der sogar noch die Unverfrorenheit besaß, die inzwischen von de» Deutschen abmonticrte Spreng ladung von insgesamt zehn Kilogramm Gewicht z u - rückzuverlangen. Die Kunde von dem Vorfall verbreitete sich blitzartig in den Dörfern und Märkten des niederösterreichischen Ge biets. Schon seit Wochen war unter der friedlichen deut schen Bauernbevölkerung angesichts der kaum mehr ge tarnten Befestigungen jenseits des Thayaufers eine starke Beunruhigung festzustellen, insbesondere da man nachts Munitionstransporte der Tschechen beob- achten mutzte. In den Unterständen rückten verstärkte Be legschaften ein, wobei weitgehend tschechische Reservisten herangezogen wurden. Reservisten werden in Brandlegung geschult Geradezu erschütternd muten die Berichte an, die trotz aller Absperrungsmaßnahmcn durck die Tschechen von den Vorgängen jenseits des Flusses herüberdringen. Unter den dort wohnenden deutschen Bauern verbreiten Juden und Tschechen planinäßig Flngblätter, in denen von der Bevölkerung verlangt wird, sofort den Gebrauch der deutschen Sprache zu unterlasssen. Zuver lässig verlautet weiter, daß die tschechischen Reservisten systematisch zur Brandlegung geschult werden, wobei Prak- tische Uebnngen mit Benzinkannen abgehalten werden, um im Ernstfall deutschen Besitz in Flammen aufgehen zu lassen. Niederträchtige Lügen Polen verwahrt sich gegen englische Falschmeldung Die gesamte polnische Presse veröffentlicht eine amt liche Erklärung zu Falschmeldungen des „Evening Start- dard" über eine angebliche Mitteilung des polnischen Außenministers an den Warschauer deutschen Botschafter, daß Polen militärisch auf feiten Prags stehe. Der regierungsfreundliche „Erpreß Poranuy" schreibt zu diesen Falschmeldungen, es handele sich hierbei um ein erneutes unterfangen, Polen in den Konflikt hinelnzn» ziehen. Diese Versuche seien zur Erfolglosigkeit verurteilt. Die früher verbreiteten Meldungen und die neuen Sensa- Itonen entsprächen nicht der Wahrheit. Ler Vorfall von »areafteia Hunderte von Augenzeugen für die tschechische Grenz verletzung Zu der schweren Grenzverletzung dnrch ein tschechische- Flugzeug bei Bärenstein im Grenzgebiet werden jetzt von zahlreichen Augenzeugen noch eine große Anzahl von Einzelheiten bekannt, aus denen sich ganz offensichtlich ergibt, daß eS sich um einen Erkundungsflug eines tsche chischen Militärflugzeuges über deutschem Ge biet handelte, zumal die Insassen auch photographi sche Aufnahmen gemacht haben. Die Bewohner der Grenzstadt Bärenstein waren am Montagmorgen gegen 8.40 Uhr außerordentlich überrascht, als plötzlich ein tschechisches Militärflugzeug, und zwar, ein grober Militärdoppeldecke'r, vom Süden kommend, sichtbar wurde, eine Schleife über der gegenüberliegenden sudetendeutschen und zur Tschechoslowakei gehörenden Stadt Weipert zog und dann beim OrtSteil Niederschlag die Relchsgrenze kreuzte. Das Flugzeug flog sehr nied rig, die Besatzung schien genaue Geländefeststellungen zu treffen, zumal die Insassen einen Gegenstand aus dein Flugzeug hielten, der voraussichtlich ein« gute Kamera gewesen sein dürfte. Sie kreuzten über der ganzen Stadt so niedrig, daß die Befürchtung bestand, das Flugzeug werde den Rathausturm streifen. Schließlich beschrieb di« Maschine eine Kurve und flog zur Kammhöhe und Rich* tung der tschechischen Grenze davon, und zwar entlang der Straße, die nach Pretznitz jenseits der Grenze führt^ Landwirte und Arbeiter, die auf den Feldern arbeitete««, hörten, daß plötzlich die Motors des Flugzeuges auszu setzen begannen und die Maschine dadurch, daß sie außer ordentlich niedrig flog, sehr schnell an Höhe verlor. Es hatte den Anschein, als ob die Piloten mit allen Mitteln bestrebt waren, unbedingt die tschechische Grenz« zu erreichen und auf tschechisches Gebiet zu gelangen, da eine Notlandung auf deutschem Gebiet ihre Festnahme und die Feststellung von Photogeräten an Bord, mit denen Aufnahmen gemacht worden waren, für fie und die tsche chische Regierung Wohl besonders peinlich gewesen wäre. Die Bauern sahen, wie daS Flugzeug in etwa 30 Meter Höhe die Grenze kreuzte und dann 1000 Meter jeweils der Grenze beim Ausflngslolal „Grüner Wald" gegen den Hochwald flog. Es war ein starkes Krachen hörbar. Däbei konnten einzelne Erplosionen unterschieden werden, die offenbar von der Munition für das Maschinengewehr herrührten. Ma«« sah dann, daß Passanten, die aus der Richtung Pleil-Sorgenthal in Böhmen die Preßnitzer Straße ent lang kamen, von der Straße abbogen und auf die Un- fallstclle zuliefen. Die Hunderte von Zeugen auf reichsdeutschem Ge biet haben sämtlich den Eindruck gehabt, daß die Insas sen des Flugzeuges irgendwelche militärischen Bewe gungen seststellen wollten und nur so bei den ganz klaren Grenzverhältnissen der Vorfall erklärt werden kann. Ein Verfliegen ist völlig ausgeschlossen, da der Ge birgskamm eine ganz klare Grcnzscheide darstellt rind die Sicht, trotz bewölktem Himmel, auf mehrere Kilometer unbehindert war, was schon ans der Tatsache hervorgeht» daß ja Hunderte von Personen aus einer Entfernung von mehreren Kilometern Zeugen des Vorfalles und auch seines tragischen Ausganges geworden sind. Diese einwandfreien Erklärungen widerlegen die von tschechischer Seite verbreiteten Meldungen, daß das Flug zeug niemals deutsches Gebiet berührt habe und es sich um harmloses Verfliegen von Militärfliegern handele. Su-eiendeuische Stellungnahme Entwurf des Naltonalitätenstatuts Henlein von Hodscha nicht vorgclegt Das Presseamt der SDP. teilt mit: Prager Blätter berichten aus London, daß der Prager Korrespon dent des „Daily Telegraph" erklärt habe, er sei in der Lage, eine Reihe von Details aus dem Entwurf des Ratio- nalitälenstatuts mitzuteilcn, die Dr. Hodscha Konrad Hen lein zur Beratung vorgelcgt habe. Hierzu muß festgestellt werden: Ministerpräsident Dr. Hodscha hat Konrad Henlein anläßlich ihrer Besprechung am 23. Mai weder den Ent wurf des Nationalitätenstaluts vorgelegt noch Konrad Henlein mit Einzelheiten seines Fnhalts bekanntgemacht. Der Prager Berichterstatter des „Daily Telegraph" scheint demnach das Opfer einer jener bedauerlichen My tifika- tionen geworden zu sein, die vor allem in ihrer Wirkung auf das Ausland dazu geeignet sind, die ohnedies ernste Lage durch eine unzutreffende Berichterstat tung zu verwirren und zu erschweren.