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Nr. 132 Zschopauer Tageblatt und Anzeiger «DM. Werk „Elaabe md Schönheit" Arbeitsbeginn in Sachsen In diesen Tagen beginnen in Sachsen die Arbeits- gcmcinschaften des BDM.-Werkes „Glaube und Schön- bett* ihre Tätigkeit. Als Auftakt hierzu fand ein Tcenach- mittag im Hotel Bellevue in Dresden statt, zu dem Vertre ter der Partei und ihrer Gliederungen sowie hohe Offi ziere der Wehrmacht, an ihrer Spitze der Kommandant von Dresden, Generalmajor von Keiser, teilnahmen. Gau- siihrerin Charlotte Kling eröffnete die Veranstaltung mit kurzen Begrüßungsworten. Die Beauftragte für das BDM.-Wcrk „Glaube und Schönheit" in der Neichsjugend- sührung, Clementine zu Callcll, gab sodann einen Ueber- blick über die Aufgabengebiete des vom Reichsjugendfüh rer im Januar d. I. geschaffene BDM.-Werkes. Aus der Fülle der Aufgabengebiete der Gemeinschaf ten innerhalb des BDM.-Werkes gab es dann einige Kost proben, die so recht einen Einblick in den sinnvollen Auf- bau dieser Arbeitsgemeinschaften ermöglichten. Die Mcnzler-Schule, Hellerau, bot Gymnastikvorführungen und Bewegungsspiele. Diese vielseitigen Vorführungen werden maßgebend bei der Gestaltung der Gymnastik- arbeitsgcmeinschaft verwertet werden, wobei man natür lich auch noch auf die Methoden und Erfahrungen anderer Ghmnastikinstitute zurückgreisen wird. Von Mädeln der Obergauspielschar wurden dann in recht an sprechender Weise Lieder gesungen, die ebenso starken Beifall fanden wie die instrumentalen Darbietungen. Am Abend trat der Obergau Sachsen im herrlichen Dresdner Zwinger mit einer Veranstaltung „B D M. singt und tanzt" im Rahmen des BDM.-Werkes „Glaube und Schönheit" zum ersten Male an die Oesfent- ltchkeit. Wie soll eine Speisekammer aussehen? Richtlinien für Neubauten Um den Verderb von Lebensmitteln nach Möglichkeit zu verhindern, hat der Neichsarbeitsministcr Richtlinien über den Bau von Speisekammern gegeben. Hiernach soll jede Wohnung eine Speisekammer oder mindestens einen gut lüstbaren Speisc- schrank (Wandschrank! erhalten. Bei ländlichen Verhältnissen oder bei Einfamilienhäusern genügen zur Aufbewahrung der Vorräte geeignete Kcllerräumc. Die Speisekammer soll von der Küche aus leicht erreichbar sei» und nicht neben dem Schornstein, Ofen oder Stall liegen. Die Lage nach Süden oder Westen ist möglichst zn vermeiden. Die Speisekammer soll ferner durch ein Fenster oder eine verschließbare Mauerösfnung lüftbar sein, mindestens Quadratmeter Grundfläche und nicht weniger als 1,75 Meter lichte Höhe haben. Auf eine praktische Austeilung und Einrichtung der Kammer ist besonderer Wert zu legen. Der Neichsarbeitsministcr hat die Landesregierungen ge beten, die Polizeibehörden anznwcisen, bei Prüfung von Bau- anträgcn für Wohngebäude im Sinne der vorstehenden Richt linien beratend ans Bauherren, Architekten oder Bauunter nehmern einzuwirkcn. Stand der Reben in SachKen Nachdem die Neben den verhältnismäßig milden Win ter ohne Frostschäden überstanden hatten, wurden frühe Nebsorten in günstigen Lagen durch das in der zweiten Hälfte des März vorzeitig einsetzende Frühlingswetter zu früh zur Entwicklung angeregt. Der ungünstig verlau sende April verursachte mit seinen starken Nachtfrösten und wiederholten Schneefällen daher teilweise Frostschä den, die aber nnr vereinzelt einen erheblicheren Umfang aufweiscn. Die lange anhaltende Kälte hielt die Entwick lung der Neben noch zurück, die erst mit der gegen Mitte Mai eintretenden Erwärmung voll einsetzte. Der Wuchs der Triebe erfolgte nunmehr rasch und kräftig, die Ge scheine zeigen sich reichlich, wenn auch bisweilen etwas schwach entwickelt.. Für den Stand der Reben im Wcin- gebtet des Landes Sachsen berechnete das Statistische Lan- desamt die Note 2 (gut). " Andersartige Berechnung deS wöchentlichen Arbeit«. Verdienstes in der Invalidenversicherung. In der Invaliden- Versicherung galt nach den bisherigen Bestimmungen für un ständig Beschäftigte als wöchentlicher Arbeitsverdienst das Vierfache des Ortslohnes. Diese Berechnung entspricht heute nicht mehr den tatsächlichen Verhältnissen. Es gibt eine Reihe von Gruppen nicht ständig Beschäftigter, deren Lohn das Doppelte des vierfachen Ortslohnes wesentlich übersteigt. In- solgedeffen sind diese Gruppen in der Invalidenversicherung erheblich unterversichert. Nm diesen, Mißstände im Interesse der unständig Beschäftigten abzuhelfen, hat der ReichsarbeitS- L'-"Fer nunmehr bestimmt daß für einzelne Gruppen nicht ständig Beschäftigter das Reichsversicherungsamt die Sätze des Ortslohnes durch Zuschläge erhöhen kann. Kunst und Kultur Gastspiele der Greisenstein-Freilichtspiele Das Kurtheater in Oberschlema sowie die Freilicht bühnen Seissen und Schwarzenberg werden in diesem Sommer durch Gastspiele des Ensembles der Greifen« stein-Freilichtspiele (Ehrenfriedersdorf) unter der künst lerischen Leitung von Intendant Ernst Lüsenhop bespielt. Diese Zusammenlegung schafft für die genannten Bühnen wesentliche Vorteile, die sich in der künstlerischen Gestal tung des Spielplancs besonders auswirken werden. Starker Besuch der Karl-May-Spiele Während der Pfingstfeiertage besuchten fast 12 000 Menschen die Karl-May-Spiele, die sich zu einem großen und beachtlichen Erfolg gestalteten. Ein großer Teil der Zuschauer war aus dem Reiche, besonders aus Berlin, nach Rathen gekommen. Ein starker Zustrom erfolgte auch aus dem sudetendeutschen Gebiet. Unter den Besuchern befanden sich bemerkenswerter Weise viele Engländer und Amerikaner, die in ganzen Gruppen den Besuch der Karl« Mah-Spiele in ihr Neiseprogramm ausgenommen hatten. Weiteres Burgundcngrab in Dresden-Dobritz Der Landespfleger für Bodenaltertümer teilt mit: Nachdem erst vor kurzem das erste burgundische Grab im Dresdner Elbtal gefunden worden war, konnte jetzt ein weiteres Grab mit fast gleichen Waffenbeigaben geborgen werden, bei dem aber das durch den Brand auf dem Scheiterhaufen biegsam gewordene Schwert nochmals zu sammengebogen war. Von Töpferware waren nur spär liche Scherben vorhanden. Dank rechtzeitiger Meldung konnte dieses Grab an Ort und Stelle untersucht werden. — Vorgeschichtliche Meldung stets an den Landcspfleger für Bodenaltertümer, Dresden, Zwinger, Ruf 18 0 20. „Leipziger Univcrsitätstagc" — Reichsminister Rust kommt In der Zeit vom 17. bis 19. Juni veranstaltet die Universität Leipzig erstmalig „Universitätstage". Weitesten Volkskreisen sollen sie ein Bild geben von der Eigenart und Bedeutung der wissenschaftlichen Arbeit und von den großen Aufgaben, die die Hochschule heute zu erfüllen hat. Reichsminister Tr. Rust wird die Veranstaltungen durch eine Rede in der Wandelhalle der Universität am 17. Juni» 10.30 Uhr, eröffnen und der Veranstaltung aus diese Weise eine besondere Bedeutung für das ganze Reich verleihen. 3. Fortsetzung. Stille. Zuweilen knacken die Dielen leise, wenn Barbara ein paar Schritte zurücktritt, um eine» Eindruck aus der Ferne nachzuprüfen. Unten vom Platz her klingen Kinderstimmcn. Der Malerin dunkelbraunes Haar flammt rot im Schein der sinkenden Sonne, der durch das Atelier- l'enster fällt. Eine halbe Stunde vergeht. Dann ist es so dämmerig, daß Barbaras Farben schon in Grau zerfließen. Sie legt die Pinsel aus der Hand und tritt ans Fenster. Man sieht über einen weiten, grasbewachsenen Platz, den die Sied- kung noch nicht ausgcteilt hat. Drüben stehen Pappeln, groß und ernst. Dann beginnt das weite, steinerne Gebirge der Stadt. Barbara dehnt die Glieder. Sie liebt diesen Blick von Ihrem Fenster aus, das Auge fängt soviel Himmel ein Mit seinen Farben und Wolkcnwundcrn. „Quitt? — Quitt, schläfst du?" Keine Antwort. Nur ein armer kleiner Schluchzelaut, der vielleicht auch nnr ein tiefer Atemzug gewesen ist. Barbara geht hinüber und setzt sich ans den Rand des Ruhebetts. Sie kann Quilts Gesicht nicht mehr erkennen, sie will die kleine Lampe anzündcn, aber die Hand der Freundin hält sie zurück. „Quitt, hast du geweint?" Ein energisches Kopfschütteln. Toch Barbaras Streicheln findet die Wangen der Kleinen tränenfeucht. „Quitt, was ist denn los, sag dochl Was hast du ^eun?" Barbara ist vicrundzwanzig und Quitt zwei Jahre jünger. Aber manchmal scheint die Malerin um viele Jahre älter zu sein. Dann ist sie nur Mütterlichkeit und selbstlose Hingabe an Quitts Sorgen, dann stellt sie das eigene Ich ganz zurück und will nnr helfen. Quitt beginnt langsam und stockend zn reden. Sie spricht, wie eine Vertriebene vom Paradies erzählt, von den schönen vergangenen Tagen, die nun für immer und ewig vorüber sind. „Ach, Barbara, ich bedeute nichts, nichts für ihn. Nnr soviel wie — wie irgendein Bürogegenstand, wie eine Maschine, die seine Briefe aufnimmt und niederschreibt. Aber wie durfte er dann so lieb und gut zu mir sein, wie durfte er das?! Barb, er hat mir von seiner Mutter erzählt, wir haben so vieles besprochen, ich dachte alles, was ihm wichtig ist. Aber vom Allerwtchtigsten hat er nichts gesagt: daß er eine fremde Frau liebtI Ach, Bärbel, alles ist zu Ende, alles!" Barbaras Gesicht, vom Fenster her noch ein wenig erhellt, steht wie ein milder Mond in der Dunkelheit. „Liebes, Kleines, Dummes..sagt sie, und ihre Weichen Hände gleiten unaufhörlich liebkosend über Haar und Gesicht der Weinenden. „Hat er dir denn einmal gesagt, daß er dich lieb hat, Quitt? Oder wie kam es denn, daß du so viel Gedanken und Wünsche an ihn hingst?" „Gesagt? Nein. Aber er hat mir zweimal über das Haar gestreichelt, Barb. Einmal am 26. März und einmal heute vor vierzehn Tagen." Barbara muß unwillkürlich lächeln bei dieser genauen Zeitangabe. „Aber — ach, das war sicher nur Mitleid, weil ich Ueberstunden gemacht hatte und vielleicht grün aussah. Ach Barb, ich lieb' ihn la so." Nun schweigen sie beide. Quitt fühlt Barbaras weiche, kühle Hand, sie wischt ihr die Tränen aus den Augen winkeln, streicht von der Stirn zum Haar und über Ohr und Wangen leise zum Kinn hinunter. Wie soll man der kleinen Quitt helfen in ihrem großen Schmerz? Sagen: Du wirst ihn vergessen!? Ach nein, Quitt liebt ja zum ersten Male, sie weiß noch nicht, daß Liebesfreud' und Liebesleid beide vorübergehen. - Vergessen, ihn ver gessen? Niemals! wird sie antworten. „Darauf kommt es ja schließlich auch nicht an, ob er sich was aus mir macht", sagt Quitt dann als Ende einer langen Gedankenkette. „Jedenfalls liebt er mich nicht, das ist alles, was ich weiß und wissen muß. — Ach, Barb, wie sinnlos ist das mit der Liebe! Da sitzt in Heidelberg Hanno und sehnt sich nach mir, und ich, ich hab' ihn schon fast vergessen. Nein, ich dummes Ding bin hier in Berlin »nd liebe einen Mann, der bald eine andere heiraten wird. Wieviel einfacher wäre es, wenn man das alles mit dem Verstand regieren könnte. Ach ja." Barbara nimmt die Hand von Quitts Gesicht, tastet auf dem kleine» Couchtisch herum und findet endlich die Zigarettenschachtel. Ein Streichholz flammt auf und hebt einen Augenblick Barbaras Gesicht aus der Dunkelheit. Dann ist die Hand der Freundin wieder da, und Quitt kuschelt trostbedürftig die Wange hinein. Der Leuchtpunkt der Zigarette glüht auf und nieder wie ein Irrlicht. „Was soll ich tun, Bärbel? Sag mir doch, was soll ich tun? Ich bin ja so unglücklich, so hoffnungslos!" „Und gerade das, Quitt, darfst du nicht sein. Du mußt setzt natürlich deinen Kummer durchmachen, du mußt sehen, mit dieser Traurigkeit fertig zu werden. Das ist gewiß schwer für dich." Barbara hält einen Augenblick inne, um nachzudenken. „Aber schau — wenn man einen Menschen richtig lieb hat, dann darf doch nicht alles so davon ab- hängcn, ob der einen wieder liebt. Ich liebe dich, weil du mich liebst — pfui, wäre das nicht scheußlich? Nein, ich Donnerstag, den 8. Juni 1938 Aus Stadt und Gemeinde SaLsens Bürgermeister in der Jahresschau. Auf Veran- kassung des Eauamtes für Kommunalpolitik findet am Eröff nungstag der Jahresschau „Sachsen am Werk", am 18. Junk nachmittag, in der Ausstellung eine Großkundgebung sämt licher Oberbürgermeister und Bürgermeister Sachsens statt, bek der der Reichsleiter vom Hauptamt für Kommunalpolitik der! Reichsleitung der NSDAP, und Präsident des Deutschön Es« meinvetages, Oberbürgermeister Fiehler, München, sprechen wird. , Freiberger Altstadtsanierung in Angriss genommen. Mid dem Niederreißen mehrerer baufälliger Häuser wurde am Dienstag die Freiberger Altstadtsanierung tn Angriff genoni* men. Auf dem neugewonnenen Gelände werden drei Eechs« familienhäuser errichtet werden. , 187 neu« Wohnungen in Meißen geplant. Am Kalkberg plant u. a. der Meißner Bauverem 1900 drei Sechsfamilien- und zwei Fünffamilienbäuser. Der gleiche Bauherr beabsichtigt ferner, auf der Hausenstraße drei Funffamilienhäuser zu errich ten. Am Steinweg (Hermann-Eraefe-Strahe) werden 28 Vier familienhäuser entstehen, die di« Bau- und Spargenosfenschast baut, während die Baugenossenschaft für Kleinwohnungsbau die Erstellung von fünf Sechsfamilienhäusern auf der Jacobistraße plant. Aus Sachsens Gerichissälen Gesühnt« Fahrerflucht Am 1. März 1938 Latte der Kutscher Paul Bergmann aus Kunnersdorf a. o. E. abends bei Altöernsdorf einen 62jährigen Arbeiter auf seinem Motorrad umgefahren und erheblich ver letzt. Ohne sich um den bewußtlos auf der Fahrbahn liegenden Mann zu kümmern, war er alsbald weitergefahren und schließ, lich auf Umwegen nach Kunnersdorf zurückgekehrt. Er batte auch dann alles getan, um die Entdeckung seiner Täterschaft zu verhindern; vor allem hatte er seinem Soziusfahrer, einem Jugendlichen aus Kunnersdorf, einaeschärft, nichts zu verraten. Er hatte sich selbst dann nicht gestellt, als er durch Fahndungs notizen in den Zeitungen dazu aufgefordert wurde. Nach fünfzig Tagen angestrengter Erörterungen der Polizei und der Amts anwaltschaft gelang es, ihn zu ermitteln. Er wurde sofort ver- haftet. Jetzt wurde der Angeklagte vom Schöffengericht Herrn hut wegen Verkehrsübertretung und fahrlässiger Körperver letzung sowie wegen Fahrerflucht und unterlaßener Hilfelei stung zu einer Gesamtstrafe von acht Monaten Gefängnis ver urteilt. Das Verfahren gegen den jugendlichen Mitfahrer, der sich der Unterlassung der Hilfeleistung schuldig gemacht und längere Zeit in Untersuchungshaft gesessen hatte, war aus Grund des Straffreiheilsgesetzes vom 30. April 1938 eingestellt worden. Don den Einzelstrafen des Verurteilten ist die für dis Fahrerflucht doppelt so hoch als die für die Schuld am eigent lichen Unfall Mutter ließ ihren Jungen verhungern. In Fürsten walde in der Mark wurde ein 16jährtgcr Junge wegen verschiedener Nahrungsmitteldiebstähle sestgenommen. Man fand ihn in völlig verwahrlostem Zustande in der Wohnung seiner Mutter. Dabei ergab sich, daß die gewissenlose Mutter ihren Jungen seit Wochen verlassen hat und unbekannten Orts verreist ist. So stahl sich der Junge Lebensmittel, um nicht zu verhungern. Bei seiner Festnahme war er gerade dabei, ver schimmeltes Brot zu verzehren. . Zahnprothesen aus Blech. Der 38jährige Zahntechniker Gustav Burg aus Wien hatte sich vor dem Schöffensenat Klagenfurt wegen Betruges zu verantworten. Burg, der seine Praxis in Kärnten ausübt, nahm den Patienten Gold kronen und Brücken heraus und erklärte, er werde ihnen hier für bessere Arbeit liefern. Die Leute warteten dann teilweise umsonst auf eine weitere Behandlung oder erhielten Prothesen ans Messingblech, die im Munde zerbrachen. — Burg wurde zu zwei Monaten strengen Arrest verurteilt. ueve oicy, so wle vu vlst, gleich, was du tust und denkst und treibst, ich liebe dich und will immer für dich da sein, jeden Augenblick. Das, meine ich, müßte wahre Liebe sein. Du hast kein Recht, jetzt zu verzweifeln. Geh den Weg deiner Liebe weiter, nimm sie dankbar auf dich, Quitt. Glaube, daß irgendein großer und schöner Sinn hinter allem Geschehen steht, auch weun du ihn heute noch nicht sehen kannst." „Barb, du verlangst oft so große, schwere Dinge von einem. Und hast leider meistens recht damit. Ach bitte, laß mich mal ziehen." Barbara steckt ihr die Zigarette in den Mund, und Quitt nimmt ein paar Züge. „Danke...", sagt sie dann. Und nach einer kurzen Pause mit einem Seufzer: „Ach ja, ich könnte ja auch gar nicht anders, als ihn immer, immer lieben!" Es ist sehr heiß im Vorlesungsraum, es riecht be- täubeud nach Aether, Karbol und anderen Desinfektions mitteln. Die Stehlampen werfen ihr Licht aus versilberten Reflektoren ans den Operationstisch; von oben schwebt wie eine Spinne am langen Faden eine viereckige Schein- werferapparatur über der großen blutroten Wunde, an der Professor Trübener arbeitet. Eine Magenresektion — mit weißen Tüchern ist der Körper des Patienten abgedeckt bis ans das zweihandgroße, viereckige Feld, wo man mit funkelnden Instrumenten dem erkrankten Organ zu Leibe rückt. Wie eine Gesellschaft von Geistern hantieren fünf, sechs weißvermummte Gestalten im Kreise, mit Be wegungen, die bis ins einzelne geübt und zweckmäßig sind — alle eingesetzt und gelenkt vom überlegenen Können des großen Chirurgen, der hier mit unbegreif licher Sicherheit am lebenden Fleisch arbeitet. Eine weiß- verkleidete Schwester reicht die Skalpelle und Abklemm« sangen, die Tupfer und Nadeln vom Jnstrumcntiertisch den geschäftigen Händen zu. Die Studenten rings auf den ansteigenden Bankreihen verharren schweigend und verfolgen mit gespannter Auf merksamkeit das Werk ihres verehrten Professors. Man hört nur die halblauten Anweisungen des Chirurgen: „Tupfer — kleines Skalpell — jetzt Abbinden...", und das Klirren der Instrumente. Die Schwestern, die ab und zu gehen, die assistierenden Aerzte tragen weiße Schuhe mit Gummisohlen, die ihre Schritte dämpfen; manchmal atmet der Patient in der Narkose tiefseufzend auf. Der große Mann am Operationstisch arbeitet mit verbissener Energie und einer Konzentration, die keinen Augenblick aussetzen darf. Immer wieder muß ihm die Schwester mit einem Tuch über die Stirn fahren, um den Schweiß abzuwischen — die Lampen Hitzen stark und die Luft im Raum ist schwül und drückend. Es ist «in großartiges Ringen mit Krankheit und Tod, das sich da unten im weiß- gefliesten Rund des Operationssaals abspielt. (Forts, folgt.)