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RICHARD WAG NEU RICHARD STRAUSS seinem Pariser Aufenthalt, begann. Nach dem ersten großen Triumph Wagners, der überaus erfolgreichen Uraufführung seiner Oper „Rienzi" im Oktober 1842 an der Dresdner Hofoper (der im Januar des folgenden Jahres die Uraufführung des „Fliegenden Holländers" folgte), erhielt der Komponist an diesem berühmten Institut einen „lebenslänglichen“ Vertrag als Königlich-Sächsischer Kapellmeister und entfaltete in dieser Position eine intensive, reformierend wirkende Tätigkeit, als Dirigent schnell zu großem Ansehen steigend. Eine besondere Tat stellte u. a. seine Aufführung von Beethovens 9. Sinfonie (1846) dar, auch mit Aufführungen Gluckscher Opern trat er hervor. An eigenen Werken schuf Wagner in Dresden vor allem die Opern „Tannhäuser“ (1843—1845) und „Lohengrin" (1845—1849), ferner schon erste Textentwürfe zu den „Meistersingern" und zum „Nibelungen"- Stoff. Die fruchtbare Dresdner Schaffenszeit nahm jedoch 1849 ein jähes Ende. Wagner hatte sich in diesen politisch bewegten Jahren eng den fortschrittlichen revolutionären Bestrebungen seiner Umgebung angeschlossen, verkehrte mit Revolutionären wie Michail Bakunin und August Röckel, veröffentlichte u. a. poli tische Artikel und setzte beim Dresdner Maiaufstand 1849 mutig seine Existenz und sein Leben aufs Spiel. Nach dem Scheitern des Aufstandes mußte er, steck brieflich verfolgt, aus Sachsen flüchten und wendete sich nach der Schweiz. In der Dresdner Zeit entstanden und hier auch als letzte Wagner-Oper am 19. Oktober 1845 uraufgeführt (u. a. mit des Meisters Nichte Johanna Wagner als Elisabeth und der großen Sängerin Wilhelmine Schröder-Devrient als Venus) ist Wagners Romantische Oper „Tannhäuser". Zwei Ausschnitte aus dieser so berühmten wie bekannten Oper sollen in unserem Konzert erklingen. Beide ent stammen dem 2. Akt des Werkes, in dessen Mittelpunkt der Sängerkrieg auf der Wartburg steht. Auf die erregende orchestrale Einleitung zum 2. Akt folgt unmittelbar die sogenannte „Hallen-Arie“ der Elisabeth, „Dich, teure Halle, grüß ich wieder". In diesem von jubelndem Schwung erfüllten Gesangsstück begrüßt Elisabeth, die Nichte des Landgrafen, Tannhäuser erwar tend, freudig die Sängerhalle der Wartburg, die sie seit dem Fortgang Tannhäu sers gemieden hat, und in die nun auch er mit seinen Liedern wieder einziehen soll. Mit dem Gesang „Blick ich umher in diesem edlen Kreise" eröffnet Wolfram von Eschenbach in edler Gemessenheit den eigent lichen Sängerwettstreit zum Preise der Liebe; seine in strengem Taktmaß gehal tene Ansprache wird von Harfenklängen begleitet. Im Gegensatz zu den drei anderen Komponisten unseres Programms nahm Ri chard Strauss, der größte Opernmeister der ersten Hälfte unseres Jahr hunderts, niemals seinen festen Wohnsitz in Dresden, hatte er hier keine beruf liche Stellung inne. Und doch ist auch sein Werk aufs engste mit unserer Stadt verknüpft: war doch die Dresdner Oper Uraufführungsstätte vieler seiner bedeu tendsten Bühnenwerke, erklangen neun von den insgesamt 15 Strauss-Opern hier zum ersten Male. Auf die Dresdner Uraufführung seiner Oper „Feuersnot" im Jahre 1901 folgten die Uraufführungen von „Salome" (1905), „Elektra“ (1909) und „Der Rosenkavalier" (1911) — der Grundstein für eines der glänzendsten Kapitel der Dresdner Operngeschichte war mit diesen Premieren, musikalischen Weltereignissen, gelegt. Musikalischer Leiter und Initiator der vier ersten Dresd ner Strauss-Uraufführungen war der 1914 verstorbene bedeutende GMD der Hofoper Ernst von Schuch, dem Strauss ebenso wie der von Schuch zu einem aus gesprochenen Strauss-Orchester erzogenen Hof- bzw. Staatskapelle in enger Freundschaft verbunden war. Auch nach Schuchs Tode nahmen die Opern des Meisters weiterhin einen entscheidenden Platz im Repertoire der Dresdner Staatsoper ein. Weitere Uraufführungen fanden hier mit „Intermezzo" (1924), „Die ägyptische Helena" (1928), „Arabella“ (1933), „Die schweigsame Frau"