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KONGRESS-SAAL DEUTSCHES H Y G I E N E - M U S E U M Sonnabend, den 13. April 1968, 19.30 Uhr Sonntag, den 14. April 1968, 19.30 Uhr 14. AUSSERORDENTLICHES KON ZER# Dirigent: Kurt Masur Solistin: Cecile Ousset, Frankreich, Klavier Bela Bartok 1881-1945 Divertimento für Streichorchester Allegro non troppo Molto adagio Allegro assai Wolfgang Amadeus Mozart Konzert für Klavier und Orchester 1756-1791 G-Dur KV 453 AI leg ro Andante Allegretto — Presto PAUSE Edvard Grieg 1843-1907 Konzert für Klavier und Orchester a-Moll op. 16 Allegro molto moderato Adagio Allegro moderato molto e marcato CECILE OllSSET wurde In Tarbes (Frankreich) geboren und zeigte bereits in frühester Kindheit ein außerordentliches musikalisches Talent. Sie studierte Klavier bei Marcel Ciampi am Pariser Nationalkonservatorium und erhielt schon mit 14 Jahren einen ersten Preis, dem sich in der Folgezeit noch zahlreiche Auszeichnungen bei internationalen Wettbewerben an schlossen. Die hochbegabte junge französische Pianistin hat seitdem eine brillante interna tionale Karriere angetreten. Eine ausgedehnte Konzerttätigkeit führte die Künstlerin bisher zu Soloabenden und Konzerten mit großen Orchestern in fast alle Länder Europas, dar unter nach Belgien, Spanien, Portugal, Italien, Westdeutschland, die Schweiz sowie nach Nordafrika und Nordamerika. In der DDR gastierte sie erstmalig 1964. Mit der Dresdner Phil harmonie musizierte sie bereits 1966. ZUR EINFÜHRUNG Auf Einladung des namhaften Schweizer Dirigenten Paul Sacher, der sich in besonderem Maße der zeitgenössischen Musik annimmt und viele bedeutende musikalische Werke der Gegenwart angeregt hat, verbrachte der große unga rische Komponist Bela Bartok im Sommer 1939, kurz vor seiner endgültigen Emigration aus der Heimat (1940), einen Erholungsurlaub in Saanen in der Schweiz. Am 18. August berichtete er seinem älteren Sohn von dort: „...ich muß arbeiten. Und gerade für Sacher: es ist eine Bestellung (etwas für Streich orchester). Glücklicherweise geht die Arbeit gut, ich wurde mit ihr in 15 Tagen fertig (es ist ein Werk von ungefähr 25 Minuten), ich beendete das Werk gerade gestern." Die Komposition, von der Bartok hier spricht, ist sein Diver timento für Streichorchester, das er für Sachers berühmtes Bas ler Kammerorchester schrieb. Fern von der ihn sehr beunruhigenden politischen Situation in der ungarischen Heimat schuf der Meister in der landschaftliche^ Schönheit des Gastlandes mit dem Divertimento ein Werk, das als das gelö’ steste und am leichtesten zugängliche seiner reifen Schaffensperiode gilt. Der Budapester Musikwissenschaftler Zoltän Gärdonyi schildert die einzelnen Sätze der dreisätzigen Komposition, die natürlich trotz ihrer relativ leichtverständlichen Anlage und Tonsprache keineswegs anspruchslos ist, folgendermaßen: „Schon im ersten Satz (Allegro non troppo) muß der Hörer merken, daß die tändelnden Rhythmen eigentlich nur die Oberfläche bilden. Ihre friedlichen Klänge münden vielfach in drohende Dissonanzen. Ein warnendes Signalmotiv ist das Hauptmerkmal dieses Satzes. Im zweiten Satz (Molto adagio) verschärfen sich die Gegensätze: Auf das ängstliche Stöhnen des Anfangsthemas folgt erst eine schmerzlich deklamierte Klage, dann erhebt sich über dumpfen Ostinato-Bässen eine Klangvision voll erdrückender Schwere und grauenvoller Härte. Gleichsam die Vorahnung der unmittelbar bevorstehenden Katastrophe des zweiten Weltkrieges. Der dritte Satz (Allegro assai) verscheucht plötzlich die bösen Träume und ent faltet — zum Teil aus den Motiven des ersten Satzes — im lebhaften Wechsel von Solo und Tutti ein packendes Tanzbild von unwiderstehlichem Schwung." Wolfgang Amadeus Mozarts Konzert für Klavier und Orchester G-Dur KV 453 gehört zu einer Reihe von zwölf großen Kla vierkonzerten, die der Komponist als Höhepunkt seines Schaffens auf diesem Gebiete in den Jahren 1784 bis 1786 schuf und selbst in eigenen Konzerten, so genannten „Akademien", zur Aufführung brachte. Wie das kurz zuvor entstan dene Klavierkonzert Es-Dur KV 449 ist auch das G-Dur-Konzert Mozarts begab ter Schülerin Barbara (Babette) Ployer gewidmet, der Tochter eines in Wien le benden Landsmannes. Außer diesen beiden Konzerten schrieb der Komponist im ersten Halbjahr 1784 übrigens neben anderen Werken noch zwei weitere Kla vierkonzerte (in B- und D-Dur) — ein „Wunder an Produktionskraft" (A. Einstein). Uber die erste Aufführung des im April 1784 komponierten G-Dur-Konzertes