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berichtete Mozart dem Vater in einem Brief vom 9. Juni des Jahres: „Morgen wird bey Hrn. Agenten Ployer zu Döbling auf dem Lande Academie seyn, wo die Fräulein Babette ihr neues Concert ex G . . . und wir beyde dann die große Sonate auf zwey Claviere spielen werden." Weniger virtuose Brillanz oder effektvolle Dramatik als vielmehr ein großer Reichtum an reizvollen klanglichen Schattierungen, Intimität, Zartheit und Schlichtheit kennzeichnen das von gelö ster, teilweise leicht überschatteter Heiterkeit erfüllte G-Dur-Konzert, in dem namentlich den Bläsern bedeutungsvolle Aufgaben übertragen wurden. Soloin strument und Orchester sind hier aufs engste miteinander verknüpft. Den Eindruck eines mühelosen, anmutsvollen Dahinströmens vermittelt uns der erste Satz, ein Allegro, das sich im fein abgestuften Wechsel der Farben und Stimmungen entfaltet. Häufige Modulationen in z. T. weit entfernte und unge wöhnliche Tonarten tragen zu diesem Eindruck bei. - Das folgende Andante in C-Dur nimmt nach besinnlichem, zögerndem Beginn ernste und leidenschaft liche Züge an und überrascht durch unerwartete Kontraste und kraftvolle Farb wirkungen. - Im letzten, spürbar von Haydn beeinflußten Satz (Allegretto) wurden die Bläser besonders reich bedacht. Formal als eine Art Mischung zwischen Rondoform und freiem Variationensatz angelegt, sprüht dieser Schluß satz mit seinem naiv-fröhlichem Hauptthema vor Heiterkeit und guter Laune. Den wirkungsvollen Abschluß bildet eine mit Finale überschriebene Stretta im Presto-Tempo. Der zu seiner Zeit auch als Pianist und Dirigent angesehene norwegische Kom ponist Edvard Grieg hatte in seiner Eigenschaft als erster Nationalmusi ker seines Landes keine Vorgänger, keine Tradition, an der er hätte anschlie ßen können Er war der erste skandinavische Komponist, der die Volksmusik seiner Heimat in die Sphäre der Kunstmusik hob, nicht aber, indem er folklo- ristische Elemente wörtlich zitierte, sondern indem er sein eigenes Schaffen an der charakteristischen Wesensart norwegischer Volksmusik ausrichtete. Am Ende seines Lebens schrieb Grieg einmal: „Künstler wie Bach und Beethoven haben auf den Höhen Kirchen und Tempel errichtet. Ich wollte ... Wohnstätten für die Menschen bauen, in denen sie sich heimisch und glücklich fühlen ... Ich habe die Volksmusik meines Landes aufgezeichnet. In Stil und Formgebung bin ich ein deutscher Romantiker der Schumann-Schule geblieben. Aber zugleich habe ich den reichen Schatz der Volkslieder meines Landes ausgeschöpft und habe aus dieser bisher noch unerforschten Emanation der nordischen Volksseele eine nationale Kunst zu schaffen versucht." Mit seiner bodenständi gen Kunst, seinen schwermütig-lyrischen, aber auch kräftigen Liedern, seinen eigenwilligen, häufig tänzerisch profilierten kleinen Instrumentalformen eroberte Grieg die Gunst der Musikfreunde in aller Welt. Seine immer und im guten Wortsinne volkstümliche Musik ist gekennzeichnet durch eine sinnenhafte Melo dik, eine herbsüße Harmonik, farbig-satte Instrumentation und eine aparte, von skandinavischer Folklore beeinflußte Rhythmik. Unter Edvard Griegs wenigen größeren Kompositionen ragt das 1868, also mit 25 Jahren geschriebene Klavierkonzert a-Moll op. 16 bedeut sam heraus. Der Komponist widmete es dem norwegischen Pianisten Edmund Neupert, der es 1869 in Kristiania erfolgreich uraufführte. Das Beispiel des Schumannschen Klavierkonzerts a-Moll hat maßgeblich die Gestaltung dieses Griegschen Jugendwerkes beeinflußt, das übrigens ebenfalls mottohaft vom Soloinstrument eröffnet wird. Aber auch die virtuose Klaviertechnik Chopins und Liszts mag Anregungen geboten haben. Nicht ohne Grund hat Hans von Bülow Grieg einmal den „Chopin des Nordens" genannt. Nach dem energischen Vor- soruch stellt das Orchester das anfangs rhythmisch-markante, dann in fließende melodische Bewegung übergehende Hauptthema vor, das auch vom Klavier auf gegriffen wird. Der Solist leitet sodann zum lyrischen Seitenthema über, das zu erst in den Celli erklingt; rhapsodisch freizügig, gedrängt ist die Durchführung. Zum pianistischen Höhepunkt des Satzes wird die große Kadenz, in die die Reprise mündet. Das Hauptthema wird hier prächtig ausgeschmückt. In der kur zen Coda erklingt nochmals das Einleitungsmotto. Echten Griegschen Personal stil bietet der zweite Satz (Adagio) mit seiner ruhig strömenden Des-Dur-Me lodie, die gedämpfte Streicher vortragen, bis sie der Solist aufgreift und einer imposanten Steigerung führt. Nur durch eine Fermate getrennt, schl sich das Finale an. Norwegische Volkstanzrhythmen bestimmen das Haupt thema. Einer energiegeladenen Kadenz folgt eine stürmische Stretta. Dann wird der Satz mit dem lyrischen Seitenthema in jubelnder Ausdruckssteigerung gekrönt und beschlossen. VORANKÜNDIGUNGEN: 3. Mai 1968, 19.30 Uhr, Kongreßsaal 5. KONZERT IM ANRECHT C Dirigent: Lothar Seyfarth Solisten: Ursula Brömme, Leipzig, Sopran, Karl-Heinz Stryczek, Dresden, Bariton Aus Opern von Weber, Marschner, Wagner und Strauss Anrecht C 11. und 12. Mai 1968, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal 15. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solist: Ralph Kirkpatrick, USA, Cembalo Werke von J. S. Bach, Mozart, de Falla und Ravel Programmblätter der Dresdner Philharmonie - Spielzeit 1967/68 - Chefdirigent: Kurt Masur Redaktion: Dr. Dieter Hartwig Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, Zentrale Ausbildungsstätte 40809 III 9 5 2 468 ItG 009/32 68 »hlharmoni 14. AUSSERORDENTLICHES KONZERT 1967/68