Sprache zu finden, die es verstand; denn des Volkes Sprache war auch die seine", war in einem späten Nachruf auf diesen 1943 verfemt und vereinsamt verstorbenen Dresdner Komponisten zu lesen, der — Sohn eines erzgebirgi- schen Bauern — sich sein Studium als Schüler Felix Draesekes am Dresdner Konservatorium durch Musizieren auf Dorftanzböden selbst hatte verdienen müssen. Büttner, 1870 in Dresden geboren, wirkte seit 1896 selbst als Lehrer am dortigen Konservatorium und stand ihm seit 1924 als künstlerischer Direktor vor. Daneben war er jahrzehntelang als Chorleiter (hier erwarb er sich durch seine Arbeit in der Arbeitersängerbewegung große Verdienste), als Dirigent — u. a. auch von Konzerten der Philharmonie — und als Kritiker an der sozialde mokratischen „Dresdner Volkszeitung" tätig. 1933 jedoch wurde der überzeugte Sozialdemokrat fristlos aus seinem Amt entlassen, seine Volkschöre wurden auf gelöst, und als Büttner zehn Jahre später starb, mußte jede öffentliche Würdi gung seines verdienstvollen Wirkens unterbleiben. Als Komponist ist Paul Bütt ner vor allem auf den Gebieten der Kammermusik, der Chorkomposition und der Sinfonik hervorgetreten; namentlich seine bedeutenden, großangelegten vier Sinfonien, für die sich bedeutendste Dirigenten einsetzten, zeigen in ihrer natürlichen, vielfach von der Volksmusik inspirierten Tonsprache ein durchaus eigenes Profil und das große satztechnische Können des Komponisten. Dane ben seien noch die Sinfonische Fantasie „Der Krieg", die „Fantasie über ein deutsches Volkslied", die Ouvertüre zu Grabbes „Napoleon", die vielgespielte „Heroische Ouvertüre" und die Opern „Menasche" und „Anka" genannt. 1961 wurde an der Karl-Marx-Universität Leipzig eine Dissertation über „Paul Bütt ner als musikalischer Volkserzieher" angenommen. Selbstverständlich ist das Wirken Paul Büttners, dessen Todestag sich am 5. Oktober 1968 zum 25. Male jähren wird, in Dresden unvergessen — die Musikschule trägt seinen Namen. Eine der gehaltvollsten Schöpfungen des Komponisten ist das unser heutiges Konzert eröffnende Orchesterwerk Präludium, Fuge und Epilog, das den Untertitel trägt „Eine Vision" und somit die Möglichkeit einer programmati- tischen Deutung offenläßt. Angesichts der aufrechten, progressiven Haltung Büttners, die er nicht zuletzt im Dritten Reich dokumentierte, möchte man jenem Kritiker recht geben, der einmal schrieb: „In dieser Vision scheint der Marsch in die Freiheit, die umfassende Idee gemeinsamer Tätigkeit für hohe Ziele und die Widerspiegelung in einem tief davon ergriffenen Menschen vorausgeahnt.“ „Das Präludium scheint eine aus dem Nebel aufsteigende Vision hervorzurufen, die sich immer mehr verdichtet und schließlich zu einem blühenden Allegroteil führt. Immer heftiger drängt es zur eigentlichen Auseinandersetzung — zur Fuge, die sowohl durch die großartige Beherrrschung des Formalen (zwei Fugen und Doppelfuge,) als auch durch die elementare Aussage, den rhythmischen Schwung und die interessante Harmonisation und Instrumentation die Hörer in ihren Bann zieht. Einen schmerzlichen Zug trägt das Andante tragico des Epilogs, der dann in feierlichen Klängen verhalten ausklingt." GERHARD HAUPTMANN, der Solist des heutigen Konzer tes, wurde im Jahre 1936 in Dresden geboren. Bereits im Alter von fünf Jahren erhielt er Musikunterricht. 1950 bis 1956 studierte er an der Dresdner Musikhochschule „Carl Maria von Weber" Oboe bei Prof. Alfred Tolksdorf. 1956 wurde er Preisträger des „Festes junger Künstler" in Karl-Marx-Stadt und wurde als 2. Oboer Mit glied der Dresdner Philhar monie. Seit 1965 ist er 1. Oboer des Orchesters. Auch Kurt Striegler verkörpert ein gutes Stück Dresdner Musikgeschichte. Leben und Werk des im Sommer 1958 Verstorbenen waren aufs engste mit seinem Wirken für die Dresdner Staatskapelle verbunden. Bereits 19jährig, im Jahre 1905, kam er aus der Schule des Dresdner Konservatoriums (u. a. Schüler von Fährmann und Draeseke) als Solorepetitor unter Schuch, der ihn entdeckt hatte, an die Dresdner Staatsoper. Damit begann eine 50jährige Tätigkeit an diesem Institut, an dem er 1912 Kapellmeister, später auch stellvertretender Operndirek tor und schließlich Sächsischer Staatskapellmeister wurde. Daneben wirkte er von 1905 bis 1945 als Lehrer am Dresdner Konservatorium, dessen künstlerische Leitung er zwischen 1933 und 1937 innehatte. 1950 übersiedelte Striegler nach München, blieb aber weiterhin der Dresdner Oper als ständiger Gastdirigent verbunden. In der Person dieses Künstlers verkörpert sich im besten Wortsinne der Begriff des „komponierenden Kapellmeisters“, der im 19. Jahrhundert auf kam. Wohl kaum eine Ausdrucksform der Tonkunst hat Striegler in seinem weit über 100 Opuszahlen umspannenden imponierenden Lebenswerk nicht bedacht: vom einfachsten Liede reicht es über die Kammer- und Konzertmusik bis zu Sinfonie und Oper. Die Krönung brachte 1956 ein Requiem für Soli, Chor und Orchester. Viele seiner Werke kamen durch Staatskapelle und Staatsoper zur Aufführung. Ja, Striegler konnte am Ende seines Lebens bekennen: „Wohl selten hat ein Komponist das Glück gehabt wie ich, alle seine Werke gehört zu haben." Anläßlich seines 50jährigen Berufsjubiläums wurde Kurt Striegler die Ehrenmitgliedschaft der Dresdner Staatstheater verliehen. Als Dirigent, Päd-