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1910 eine Professur an der Akademie der Künste in Berlin innehatte, mit drei fachen threndoktorwürden und vielen anderen hohen Auszeichnungen geehrt wurde una grobe künstlerische Erfolge verzeichnen konnte, waren seine zahl reichen giooen Chorwerke mit Orchester (u. a. „Frithjof", „Schön Ellen", „Uaysseus", „uas Lied von der Glocke", „Achilleus"). Weiterhin schrieb er drei Opern (aarunter „Loreley" nach Geibel), drei Sinfonien, drei Violinkonzerte, mehrere andere konzertante Kompositionen, von denen besonders sein op. 4/, „Kol mdrei" (Adagio für Violoncello auf hebräische Melodien) sehr bekannt wurde, sowie einige Klavier- und Kammermusikwerke. Bruchs 1. Violinkonzert, das als einziges seiner Werke die Zeiten zu überdauern vermochte, wurde zwischen 1857 und 1866 komponiert und 1866 in Koblenz unter Leitung des Komponisten uraufgeführt. Der Solist der Uraufführung war der grobe Geiger Joseph Joachim, dem das Werk (wie Brahms' Violinkonzert) auch gewidmet ist. Die dankbare und wirkungsvolle, echt geigerisch konzipierte Kom position hat durch ihre formale Ausgewogenheit, ihre jugendlich-musikantische t-rische, ihre eingängige Melodik und die Substanz und Brillanz insbesondere des Soloparts, der dem Solisten in reichem Maße Gelegenheit gibt, Virtuosität und gestalterische Fähigkeiten unter Beweis zu stellen, bis heute noch nichts von seiner Beliebtheit bei Interpreten und Hörern eingebüßt. Die Bezeichnung des ersten Satzes mit „Vorspiel" deutet darauf hin, daß das Hauptgewicht des Konzertes im zweiten und dritten Satz liegt. Im knapp ge haltenen Anfangssatz, der mit einem Paukenwirbel und einer kleinen Kadenz des Soloinstrumentes einsetzt, wechseln lyrisch-elegische Momente mit stürmisch leidenschaftlichen Partien, wobei rhapsodische Deklamationen und zahlreiche kadenzartige Wendungen und Einwürfe der Solovioline den präludierenden Charakter betonen. Wie im Mendelssohnschen Violinkonzert führt eine modulierende Überleitung zum zweiten Satz, einem Largo, das sich pausenlos anschließt. Dieser langsame Es-Dur-Satz, eine echte Romanze von schwelgerischer, einschmeichelnder Renta bilität, läßt das Soloinstrument die gane Süße seines Tones entfalten. Neben dem empfindsamen Hauptthema wird ein von den Hörnern vorgetragenes und von solistischen Arabesken umranktes Seitenthema bedeutsam. Rassig-kapriziös und voller Schwung gibt sich das besonders wirkungsvolle, in Rondoform angelegte Finale. Der zum Teil etwas ungarisch gefärbte Schluß satz ist wieder außerordentlich virtuos und stellt ein Musterbeispiel für Bruchs effektvolle Verwendung melodischer und rhythmischer Mittel dar. Max Reger rangiert fraglos in der Galerie der „Großen Meister", auch wenn sein Schaffen - im Ganzen gesehen - nicht eigentlich populär geworden ist. Er ist als der letzte instrumentale Klassiker seit Brahms, als der Vollender des „romantischen Jahrhunderts" bezeichnet worden. Gewiß ist seine barocke Kraftgestalt zunächst mehr dem 19. Jahrhundert zugewendet gewesen, ehe er sich mit zunehmender Reife der Welt des 18. Jahrhunderts, eines Johann Sebastian Bach und der alten Meister, zuwandte und auf der Höhe seiner Entwicklung herüber in unsere Zeit schaute und zum Brückenglied zur Musik unserer Tage wurde. Regers dreisätziges Orchesterwerk „Eine romantische Suite" op. 125 entstammt der Zeit, in der der Komponist auf dem Höhepunkt seines Lebens und Schaffens die Leitung der berühmten Meininger Hofkapelle übernommen hatte, der er von 1911 bis 1914 vorstand. Die Dirigententätigkeit in Meiningen regte ihn zu einigen großen Orchesterkompositionen an, die in diesen Jahren entstanden („Konzert im alten Stil" op. 123 und „Eine romantische Suite" op. 125 im Jahre 1912, „Vier Tondichtungen nach Arnold Böcklin" op. 128 und „Eine Ballettsuite" op. 130 im Jahre 1913, „Variationen und Fuge über ein Thema von Mozart" op. 132 im Jahre 1914). Die „Romantische Suite" wurde 1912 unter Ernst von Schuch in Dresden uraufgeführt. Mit diesem Werk, das Reger als „er ste Frucht der Meininger Tätigkeit" bezeichnete, näherte sich der Komponist den Bezirken der Programmusik. „Opus 125 ist also mein erster Ausflug in das Ge biet der Programmusik", schrieb er selbst in einem Brief über die Suite, in deren musikalischer Sprache Einflüsse Wagners und insbesondere Debussys deutlich werden. Den drei Sätzen des starke impressionistische Züge aufweisenden und die Mittel eines großen, meisterhaft beherrschten romantisch-impressionistischen Orchesterapparates einsetzenden Werkes stellte Reger nachträglich jeweils Ge dichte bzw. Gedichtteile des romantischen Dichters Joseph von Eichendorff voran, die den Stimmungsgehalt der einzelnen Sätze widerspiegeln. Nach einer Äußerung empfing der Komponist die Anregungen zu der „Romantischen Suite" auf seinen Reisen zwischen Leipzig (wo er gleichzeitig Unterricht am Konservatorium gab) und Meiningen bei der Fahrt durch den mondbeglänzten Thüringer Wald, beim Erlebnis eines Sonnenaufgangs. Die Schilderung von träumerischer Nachtstimmung in Waldeseinsamkeit ist das Anliegen des ersten, „Notturno" überschriebenen Satzes: als zu „abge- durchaus ent- Hörst du nicht die Quellen gehen Zwischen Stein und Blumen weit Nach den stillen Waldesseen, Wo die Marmorbilder stehen In der schönen Einsamkeit? Von den Bergen sacht hernieder, Weckend die uralten Lieder, Steigt die wunderbare Nacht, Und die Gründe glänzen wieder, Wie du's oft im Traum gedacht. . . „Elfenreigen" sollte auf den Vorschlag eines Freundes hin dei zweite Satz^ein Scherzo, ursprünglich genannt werden. Reger lehnte den Titel griffen" ab, obgleich er dem Inhalt von Musik und Dichtung Bleib bei uns! Wir haben den Tanzplan im Tal Bedeckt mit Mondesglanze, Johanneswürmchen erleuchten den Saal, Die Heimchen spielen im Tanze. Die Freude, das schöne leichtgläubige Kind, Es wiegt sich in Abendwinden: Wo Silber auf Zweigen und Büschen rinnt, Da wirst du die schönsten finden. Eine rauschhaft-pathetische Steigerung der Stimmung des ersten Eine rauschhaft-pathetische Steigerung der Stimmung des ers en a zes, an die zu Beginn angeknüpft wird, bringt das Finale mit der Darste ung er sieg a t aus dem Dunkel aufsteigenden Sonne: Steig nur, Sonne, Auf die Höhn I Schauer wehn, Und die Erde bebt vor Wonne. Kühn nach oben Greift aus Nacht Waldespracht, Noch von Träumen kühl durchwoben . . . VORANKÜNDIGUNG: 8. März 1968, 20 Uhr, Kongreßsaal Einführungsvortrag 19 Uhr Dr. Dieter Härtwig 9. und 10. März 1968, jeweils 19.30 Uhr, Kongreßsaal Einführungsvorträge jeweils 18.30 Uhr Dr. Dieter Härtwig 6. PHILHARMONISCHES KONZERT Dirigent: Kurt Masur Solist: Ryszard Bakst, VR Polen, Klavier Werke von Sibelius, Schostakowitsch und Bruckner Anrecht A Programmblätter der Dresdner Philharmonie — Spi e ' ze1 ^ Redaktion: Dr. Dieter Härtwig 7 , Druck: Grafischer Großbetrieb Völkerfreundschaft Dresden, en ra Chefdirigent: Kurt Ausbildungsstätte Masur 40229 1119 5 1,6 168 ItG 009 8 68 [•hilharr^iooi 5. PHILHARMONISCHES KONZERT 1967/68