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Ar. 294 Zschopaner raOedtan ««» Anzeiger Ssmia^ad, d«.i 17. Ds-rmber 1933. Dresden. Wieder N a ch sch l ii s se l d i e b e. In letzter Zeit häuseu sich die Nachschlüsseldiebstähle. S8ie- derum wurde in eine Wohnung mit Nachschlüsseln ein- aedrochen und ein schwarzer Damenfohlenpelzmanlel. ein Hcrrenbrillantring, ein goldener .Herrenring mit Rubin, ein goldener Siegelring und zwei goldene Damenringe sowie verschiedene Wäschestücke entwendet. Radeberg. Mit der Heu führe tödlich ver- unglückt. Der 16 Jahre alte landwirtschaftliche Vo lontär Gottfried Fiedler ans Arnsdorf war mit einer Hcilsuyre unterwegs und wurde vor der Haidemiihle von einem Lieferkraftwagen überholt und gestreift. Dabei din gen die Pferde durch. Siedler stürzte, wurde von seinem Geschi-r überfahren und auf der Stelle getötet. Das Fuhr werk stürzte dann die Böschung hinab. Radeberg. Betrunkener Fahrer. Ein hiesi ger Einwohner wurde im Schncllgerichtsverfahren zu acht Tagen Haft verurteilt, weil er in betrunkenem Znstand mit seinem Kraftfahrzeug in Zick-Zack-Linie durch die Stadl gefahren und dabei einen Krankenwagen gestreift hatte. Neustadt. Das verwerfliche Nichtabblen den! Ein Lastkraftwagenlenker wurde bei der Aende- runa seiner Fahrtrichtung von einem Kraftwagen geblen det und verlor dadurch die Gewalt über sein Fahrzeug. Dieses durchbrach ein Geländer und stürzte in den Bach. Der Wagcnleuker und sein Beifahrer erlitten erhebliche Verletzungen. Bautzen. Lausitzhaus. Die Gemeinde Purschwitz beginnt setzt mit dem Bau eines im landschaftsgebun- denen Oberlansitzcr Baustil gehaltenen Hauses, das als Kindertagesstätte der NSV. verwendet werden wird. Die Gemeinde hat da- Bauland kostenlos zur Verfügung ge stellt. Zahlreiche dauern werden bei den Vauarbeiten freiwillig mitwirken. Zittau. Scheuende Pferde. Auf der Schillcr- firaße scheuten die beiden Pferde eines Fuhrwerkes. Der Wagen prallte mit großer Wucht gegen einen Straßen baum. Dabei stürzte der mitfahrende Herbert Loos vom üutschcrbock und wurde zwischen Wagen und Baum fest- geklemmt. Er erlitt tödliche Verletzungen. MOMriger Goldring ausgelunden Bei dem Van der Reichsautobahn Dresden—Gör litz wurde in der Nähe von Burk der erste vorgeschicht liche Goldfund entdeckt. Die Vauarbeiten streifen hier die Vurker Höhe, einen Schwemmhügel der Eiszeit. Man stieß auf zehn vorgeschichtliche Gräber, die aus der Uebergangs- zeit zwischen der Aelteren und Mittleren Bronzezeit, der sogen. Aunjetitzer (Leubinger) Kultur, stammen. In dem achten Grab wurde der Goldfund gemacht. Dieses Grab war ein fast ENjährigcs Hockergrab, in dem sich ein bronzener Tolchslab mit Holzrcstcn, ein Napstopf mit Randhcnkcl und Schulterkaute und eine Grabsohle aus Steinplatten fanden. Am Ende der Bergungsarbeiten entdeckte man zwischen den Bodenplatten des Grabes einen Goldring, der im Metall völlig unversehrt war. Der Ning besteht ans einem vierfach gewundenen Goid- draht von 0,5 Millimeter Stärke, einem Noppenring aus feinstem Gold. Tie Fundstelle ist die bekannte Totenstadt Burk, die der Forschung eine sich über Jahrtausende lückenlos erstreckende Siedlungskette erschlossen hat. Ein neuer Weg des Hygienemuseums Allgemein weiß man und nimmt es hin, daß Ge schwister in der Regel verschieden aussehen. Tie Erfor schung des Auftretens dieser Verschiedenheiten und ihre Gesetzesmäßigkeit zu beweise«, bleibt der Vererbungslehre Vorbehalten. Tie Darstellung dieser Vorgänge, bisher nur dein Wissenschaftler zngängig, wird nun erstmalig vom Deutschen Hygiene-Museum in volkstümlicher Weise an gestrebt. Mitten in der Mnscumshallc erhebt sich z. B. die na türliche Nachbildung eines Felsblocks, darauf die ver schiedensten Arten unserer Haustauben zu sehe» siud. Sie führen alle auf die gleichen Stammeltern zurück: die wilde Fclscntaube. Sie nistet noch heute in manchen Gebirgen des Balkans. Einst war sie dem Wanderer Wegweiser zu den lebenspendenden Quellen, sie wurde zum heiligen Vogel. Tann errichtete der Menschleins Steintempel in der Nähe solcher Quellen, wo die wilden Tauben sich immer stärker an die menschlichen Wohnstätten gewöhn ten. Es ist nun interessant, zu beobachten, wie im Ver- lauf langer Zeiträume . mrten entstehen können, in denen sich Gesetze der Vererbung überraschend dokumentieren. Die gleichen Vorgänge finden sich an zahlreichen Bei- spielen in der Pflanzenwelt. So wird es auch gauze Blumenfelder in naürlicher Darstellung innerhalb der neuen Gruppe des Deutschen Hvgiene-Museums geben, die auf die gleiche natürliche und sinnfällige Weise den Vererbuugsvorganq zu eindringlicher Darstellung bringen. Sudelenvemsitze NSFK. Führer vereidigt Im festlich geschmückten Großen Sitzungssaal deS Stadthauses in Teplitz fand in Anwesenheit einer Abordnung der NSFK.-Standarte Dresden unter Füh rung von Standartenführer Hinz die feierliche Vereidi gung von 69 aus dem ganzen Sudetengau nach Teplitz gekommenen Führern und Unterführern des NS.-Flie- gerkorps durch NSFK.-Gruppenftthrer Tr. Zimmermann, Dresden, statt. Nachdem der Führer der NSFK.-Stau« darte Teplitz-Schönau, Ullbricht, Meldung erstattet'hatte, sprach der Gruppenführer in packenden Worten über die Bedeutung des von den sudetendentschen Kameraden ab zulegenden Treueides für Adolf Hitler. Nach der feier lichen Eideshandlung begrüßte Gruppenführer Zimmer mann feden einzelnen mit Handschlag. — Ein Kamerad- schaftsabend in den Schloßgarten-Sälen vereinigte dann die NSFK.-Kameraden aus dem Sudetengau und dein Altreich. Im Februar SöchMer Landesbauerntag Auf einer Arbeitstagung der Kreisgruppe Dresden der Bcherbergungsbetriebe wurden die bisher bekannten Termine für die 1939 in der Landeshauptstadt vorgese henen Großtagungen bekanntgegeben. Es sind dies: 14. bis 15. Februar Sächsischer Landesbauerntag; 17. bis 23. Mai Hauptversammlung des Vereins Deut scher Ingenieure; 2. bis 4. Juni Neichsapothekertag; 6. bis 12. Juni 18. Internationaler Landwirtschaftskon- greß; 9. Juli Wanderkongreß der Deutschen glastechni- schen Gesellschaft; 12. bis 13. August Bundestag des NS.« Marinebundes. Gachfen spendet für das WHW. Für das Winterhilfswerk wurden von sächsischen Firmen und Einzelpersonen weiter folgende Spenden gezeichnet: 50 000 Mark Sächsische Gnßstahl-Werke, Döhlen AG., Frei tal; 30 000 Mark Leo-Werke GmbH., Dresden; 20 250 Mark Koch u. Sterzel AG., Dresden; 20 000 Mark Haus Bergmann GmbH., Dresden; 10 000 Mark Radio Mende u. Co. GmbH., Dresden; Sächsische Bank, Dresden; 6000 Mark Hille-Werke AG., Dresden; Ungenannt; 4200 Mart Kerb-Konus GmbH., Dresden; 3000 Mark Hansa, Dresden; Numbo-Seifenwerke, Frc"al: C. G. Kunath, Dresden; 2500 Mark Modehaus Mö- bius GmbH., Dresden; Frau Maria Scheller, Dresden; 2100 Mark Frau Klara Reiter, Dresden; 2000 Mark Emil Höhne, Dresden; 1500 Mark Max Loesch, Dresden; Willi Lüssenhoff, Dresden; 1250 Mark Franz B. Lehmann, Dresden; 1020 Mk. Dr. F. Emil Kunath-Israel, Dresden; 1000 Mart Josef Hor- schik, Dresden; Hauptverwaltung des Elias-, Trinitatis- u. Johannis-Friedhofes Dresden; Dr. Georg Kanz, Dresden; Kapag-GmbH., Dresden; Koch u. Bohnen, Dresden; König- Fricdrich-August-Hütte, Freital; Friedrich Mehnert, Cosse baude; Dr. Herbert Schoen, Dresden-; 750 Mark Reichsnähr stand Vcrlags-GmbH., Dresden; 700 Mark G. P. Schlesier u. Co. KG., Dresden; 600 Mark Prtv. Bogenschützenges. e. V., Dresden; Friedrich Schäfer, Dresden; Ernst Schrader KG., Dresden; 500 Marl Günther-Werke, Dresden; Haz u. Wöl fert, Dresden; Alex. Hessel, Dresden; Kuchenjunge, Dresden; Stengel u. Co. GmbH., Dresden; Metallgießerei GmbH., Dölzschen-Dresden: Metze n. Leiterer, Dresden; Johannes Nißle, Dresden; Alfred Rohn, Dresden; Dr. Georg Riebold, Dresden; Sächs. Vauvereinsbank cGmbH., Dresden; 450 Mk. I. Sicbmanns GmbH., Dresden; Schleich u. Fuchs, Dresden für O. Leeder); Schleich u. Fuchs, Dresden (für Gotth. Fuchs): 400 Mark Emil Größler, Arnsdorf; Kronen-Apo theke, Dresden; 300 Mark Franz Kirsch, Wachwitz; 350 Mk. Peter Hofer, Dresden; 300 Mark Oskar Grüner, Dresden; T. Moritz Hofmann, Dresden; Dr. Kohlmann, Radebeul; O. Kretzschmar, Radebeul; Robert Kretzschmar, Radebeul; G. Lehmann u. Co., Langebrüct; Ernst Mayer, Dresden; Frau Maria Neiße, Dresden; Ostpr. Bernstein-Ind., Dresden; Dr. Rudolf Panse, Dresden; Hans Sabielny, Dresden; Edwin Schädlich, Dresden; K. Best, Dresden; Dr. Schwitz, Dresden. Für das Winterhilfswerk wurden von sächsischen Firnis« und Einzelpersonen weiter folgende Spenden gezeichnet: 9000 Mark Granit-Union GmbH., Dresden; 5000 Mark F. Buramann. Dresden-Laubeaast; 3600 Mark Deutsche Werk stätten AÄ, Rähnitz-Hellerau; 3000 Mark BaugeseUscha«« ,ur die Residenzstadt Dresden ÄG., Dresden;. Wilhelm Enier- lein, Dresden; Fischer ». Co., Freital; Oskar Getcke, Dres den; 2000 Mark Curt Baumann, Dresden; I. H. Dudek und Söhne, Dresden; Eisenwerk G. Meurer AG., Cossbaude; Elbe-Werke AG., Dresden; 1970 Mark Oswald Dreher, Dres den; 1500 Mark Buchdruckerei der Wilhelm und Bertha von Baensch-Stiftung, Dresden; Gebler-Werke AG., Radebeul; 1200 Mark „City* Dresden; W. Cuypers u. Stalling, GmbH., Dresden; 1000 Mark Chem. Fabrik Cotta, Dresden; Cloppen burg Kom.-Ges., Dresden; Deutscher Neichskriegerbund e. V., Landesverband Sachsen, Dresden; Fritz ». Co. GmbH., Dres den; Eisenbahn-Verein Sachsen e. V., Dresden; H. Esdcrs, Dresden; 750 Mark C. H. Bernhardt, Dresden; 700 Mark Bruno Eimert GmbH., Dresden; 650 Mark Heinrich Vaster«, Dresden; 600 Mark Benzol-Verband GmbH., Dresden; Rich. Böhme, Radebeul; Herm. Gebauer, Klotzsche: Gerstenberger u. Döhler, Dresden; Wilhelm Göhlers Witwe, Freiberg; 550 Mark Dresdner Malzfabrik AG., Dresden; Frau Dora von Eschwege, Cotta-Pirna (einschl. Sonderspende); BUes- nitzer Möbel-Richter, Dresden; Deutsche Bau- und . Boden bank AG., Dresden; Drema AG., Dresden; Dresdner Renn verein, Dresden; Dresdner Wach- und Schließgesellschaft mbH., Dresden; Th. I. Stupp, Dresden; Dr. Fr. Echternkamp, Dresden; Elblagerhaus AG., Dresden; D. Erler, Dresden; Herm. Feldhaus, Dresden; Fleck u. Jllmert, Dresden; Fischer u. Rittner, Ein- . Mack Bau und Grund GmbH., Dresden; Bauverein Gartenheiin eGmbH., Dresden; Rich. Blumenau u. Co. KG., Dresden; Emil Fritzsche, Rade beul; 360 Mark Dresdner Werkst.s. Wohnungseinr., Dresden; Dr. Bernhard Eides, Dr. Friedrich Groß, Dr. Walter und Dr. Otto Bürger, Dresden; 330 Mark Baugenossenschaft Dresden-Land; 300 Mark Paul Bergner, Dresden; Georg Burgmüller, Dresden; „Dresdensia", Dresden; Heinz Bever, Dresden; Böttger u. Hößler, Dresden; Chem. Fabrik Pyrges. mbH., Radebeul; Dr. Dehne, Radebeul; Deutsche Hollerith- Maschinenges., Dresden; 300 Mark Dr. Horst Diebitsch, Tres- den; Dr. Albert Dietze, Radeberg; „Dresina", Dresden; Elek trobedarf GmbH., Dresden; Joh. Findeisen, Dresden; Dr.-Jna. Fischer, Dresden; Dr. Walter Fischer, Dresden; Oskar Frei tag, Dresden; Dr. med. Gerlach, Dresden; Karl Gröschel Nachf., Dresden. Ein Grabstein kommt ins Stenographische Museum Bei der Neuordnung des Heimatmuseums in Rei chenbach i. V. ist jetzt das Interesse auch wieder stärker auf einen dort aufbewahrten eigenartigen Grabstein ge lenkt worden. Dieser Stein war im Jahre 1872, vermut lich auf eigenen Wunsch, im Reichenbacher Trinitatisfried- hof auf dem Grab eines Einwohners, eines Anhängers der Gabelsbergerschen Stenographie, gesetzt worden und trug die Grabsteininschrift in stenographischen Schriftzei chen. Als der Friedhof dann später aufgehoben wurde, fand der Grabstein zunächst Aufstellung an der Mauer der Trinitatiskirche und kam später ins Museum. Jetzt ist er nun nach Bayreuth gebracht worden, wo er im Stenographischen Museum weiter aufbewahrt wird. Der Ladenschluß am Heiligabend. Während die am 1. Ja- nuar 1939 in Kraft tretende ergänzende Regelung über Ar beitszeitsragen für die Zukunft einen einheitlichen Ladenschluß nm 17 Uhr am 24. Dezember vorsteht, wird es in diesem Jahre noch bei der alten Regelung bleiben. Danach dürfen grund sätzlich offene Verkaufsstellen nur bis 17 Uhr geöffnet sein. Diejenigen Verkaufsstellen aber, die ausschließlich oder über wiegend Lebens- und Genußmittel bzw. Blumen verlausen, können bis 18 Uhr offen halten. Silvesterpreisregelung wie im Vorjahr. Der Neichskom- missar für die Preisbildung hat die Silvester-Ausnahmerege- lnng für das Gaststättengewerbe in gleicher Weise wie in den Vorjahren zugelassen. Danach dürfen die Preise am Sil- Vesterabend nur insoweit erhöht werden, als dies durch , die Unkosten für besonderen Aufwand an diesem Abend be dingt ist. Der Mehraufwand soll so gehalten werden, daß eine unnötige Vertenerung nicht eintritt. Die Nusnahmebewllligung ist an die Voraussetzung geknüpft, daß die Preise spätestens am 1. Januar mittags auf den früheren Preisstand znrück- geführt werden. Hier spricht vte Deutseye ZlrveitSfront Die für Montag, den 19. Dez., angesetzte Schwimmfahrt fällt aus. Nächste Fahrt Montag, den 2. 1. 1939. Mel dungen sind an die Betriebsivarte oder in der Geschäfts stelle, Brühl 17, abzugeben. Preis für Eintritt, Schwimm lehrer und Fahrgeld 1,15 (e) Landsmann in Australien. Ein Reiseerlebnis von Ernst Hoferichter. - Schon im Hasen von Sidney hörte ich die ersten deutschen Worte. Ein Ehepaar sprach über den australischen Pfundsturz, und aß dazu Pfirsische — so groß wie eine kleine Kokosnuß. Das Stück kostete fünf Pfennige, und der Saft tropfte in die Aermel. Australien ist ein Paradies, dachte ich und er- inncrle mich, daß sechs Millionen Menschen einen ganzen Erdicil znr Verfügung haben. Brot und Früchte wachsen ans gesegnetem Boden, und ans dem Rücken der Schafe wuchert die Wolle. Jeder zehnte Einwohner besitzt ein Auto, Sport beherrscht jeden Mnskcl. Sidney ist von zwölf Wellenbädern eingerahmt, der Finch der Tropen sitzt nur im Norden des Erdteils. Und doch ließ die AllerwcliS-Weltkrise auch über dies gelobte Land graue Schleier fallen. Die C ie der Wirtschaft verfinsterte sich. Geld stürzte ab. Auf jeoeu Autobesitzer kommt ein Er werbsloser. Punkt sechs Uhr abends senken sich über iede Form von Alkohol die Rolläden. Der deutsche Kaufmann, der mich im Hotel anrief, bestellte mich als Münchener — in eine Kondi torei mit Orangenlimonade, Eiscreme und Schlagsahne. Die australischen Nächte halten nicht, was der Tag ver spricht. Sie sind nur mit Zuckcr glasiert und mit Fruchtwasser ansgeschwcmmt. So saß ich an einem Abend mit einem deut- schcn Landsmann zwischen Obstkuchen, Pralinen und dein Lächeln einer australischen Lady. Der Deutsche spricht davon, daß man in Sidney monatlich tausend Mark verdienen muß, „um anständig leben zu können". Ich habe versucht, für den Tag mit drei Mark aus zukommen, und ich fühlte mich dabei seelisch und körperlich hübsch möbliert. Menüs sind schon für vierzig Pfennige zu haben, die Fruchte kosten ein Trinkgeld. Tee und Kaffee wer den zu jeder Mahlzeit gratis verabreicht. Für den erwerbslosen Arbeiter ist in Australien gut gesorgt, erzählt mein Landsmann. Er erhält vom Staat Unter stützung, fährt in die Weiten des Busches und lebt dort ohne Geld von wilden Kaninchen. Sommerlicher Himmel spannt sich über ihn, nachts deckt ihn das Zelt. In dieser Lebenslage läßt sich auf Besserung warten. Wir gehen durch die Milde der Nacht zur Bucht hinab. Villen und Parks zeigen Wohlstand an. Noch um Mitternacht spielen die Töchter eines Wollmillionärs im Licht der Bogen lampen Tennis. Verspätete Ausflugsdampfer kreuzen den Hafen und schwimmen als brennende Weihnachtsbäume über Wasser aus schwarzen« Samt. Der Dentsche deutete mit seinem Bambusstock gegen einen Palast am Strand. Dieser königliche Besitz konnte ans dem Grunde eines kindischen Einfalls entstehen. Ein bargeldloser Abenteurer kam ans den blödsinnigen Einfall, eine Mund harmonika in der Form eines Boomcrangs herzustellcn. Känguruh und Boomcrang sind Symbole des Erdteils. Die Boomerang-Mundharmonika schlug wie ein Blitz ein, und aus dem armen Teufel erwuchs ein Millionär. Und der Millionär baute sich diesen Palast in den Stilarten aller Zonen. „... auch so verdient man in Australien Geld !" schloß der Deutsche, indes irgendwo ein Lachvogel kicherte " Am anderen Morgen schlug der Landsmann vor: „...Wollen Sie die letzten Wilden an der Botany-Bay sehen...?" Wir fuhren nach Süden. Eine weite Bucht schim merte durch Sandhügel und dürftige Vegetation. Aus Blech- Hütten kamen braune Menschen in europäischer Vorstadt kleidung. Neben Schutt und Kehricht hatten sie Boomerang- Pyramiden errichtet. Es roch nach Fremdensaison. Ich fragte nach den letzten Wilden Sidneys. Der Landsmann deutete mit seinem Stock auf die Wellblechbewobner. „Und jetzt zu den Teddybären...!" sprach er in meine Ent täuschung hinein. Wir fuhren in entgegengesetzter Richtung davon. Kleine Buschproben wechselten mit Eukalyptuswäldern. Dazwischen waren Siedlungen und Sommerhäuser gesetzt. In der Nähe der Großstädte schien Australien hundert Millio nen Einwohner zu haben... Plötzlich klebten an Baumstämmen ausgcstopfte Woll bären, wie man sie für drei Schuß zu zwanzig Pfennig in Deutschland auf dem Jahrmarkt gewinnen kann. Sie hatten kunstwollenes Fell, Glasaugen und schienen frisch vom Tier präparator mit Krallen an. diese Bäume montiert zu sein... Ich kam näher, die Tiere fraßen, rührten sich und blinzelten, und waren nicht durch einen Federmechanismus aufgezogen. Sie besaßen ein phantastisch unwirkliches Leben, hießen Kuala- bären und fraßen unentwegt Eukalyptusblätter. Und das waren die Ahnen und Modelle aller Teddybären der Welt, die Mama sagen, wenn man sie auf den Bauch drückt. ,,Diese Tiere sehen Sie in keinem Zoo der Welt... sie fressen eine be sondere Art Eukalyptus, die nur in Australien gedeiht..." erzählte mir mein Landsmann, während ich neugierig erstaunt in diese weihnachtlichen Glasaugen schaute. Eines Mittags stand ich mit meinem deutschen Freund «lnter der Harbourbridge, „...die auch Selbstmörderbrücke heißt", sagte er. In diesem Gelobten Land gab es auch Men schen, die selbst in einem Paradies überdrüssig werden...? Diese Brücke zählt zu den größten Bauwerken der Welt, über springt die Bucht von Sidney und zeigt von ihrer Höhe ein Panorama, das mit Rio de Janeiro zu vergleichen ist. Und Menschen gibt es, denen das Leben nur mehr so viel Gnade übrig ließ, um ein Wunderwerk zum Sprungbrett in den Tod zu verwandeln. „... und erst vor Monaten hat sich ein Deutscher aus ihrer Höhe herabaestürzt.. !" Aus Not? „...er war erst drei Wochen im Land, verfiel in Schwermut und " Also aus Heimweh...? „Vielleicht", sagte mein Landsmann und sprach dann für Stunden kein Wort mehr... OSkNk ^71^876.1 KU5 41009