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^tunbfGau im Vrwe Zur Wayl im Memettand A»i Sonntag fand tm Memelgebiet die Landtagswahl statt, die sich zu einem Bekenntnis aller M meldentsch?» zn ihr--»! ^ein^tlind g-st'ltetc B^ld linlS: In Mclneragqcn wählte der Führer der Mcmeldentschen, vr. Neumann. lPresse-Hoffmann, Zander-Mnltipl«x-M.> — Bild recht:.: Tic Sliium-.ählung der einzeln n Wchibczirlc in der Auguste- Viktoria-Schule in Memel. — Die verschiedenen Säcke der Stimmbezirke — hier Pogegen — werden geöffnet. lPrefse-Hofsmann, Zander Mnltiplex-K.) MIM Meili »erteilt die WeWWsMM des Wrers DcWkksiraüose« gege« AM ii°f Ks.B» In Gegenwart des persönlichen Beauftragten des Führers Kannenberg und des Ncichshauptamtsleitcrs Janowski) fand in der Turnhalle zu Neichenberg die Uebcrgabe der Weihnachtsgeschenk« statt, die der Führer als persönliche Festgabe den Sudetendeutschen gesandt hatte. <Schcrl Bilderdienst, Zander-M.) — In Ajaccio kommt es stündig zu neuen wüsten Ausschreitungen gegen Italien. lAssociated Preß, Zanber-Multiplex-K.) Micxmx eines klugenHIann vo» Nälrusc sottttesokt Lopyrt-dt lSZS by Xutvtrt»-V«r1»g, ö«rlw 8VSS (20. Fortsetzung.) Geertnger räusperte stcy. „Ich habe hier die Bekanntschaft eines französischen Journalisten gemacht, dem ich deutsche Stunden gebe. Der hat mit bet der Uebersetzung geholfen", erklärte er reserviert. Na, und Wohl auch bet der Abfassung, dachte sich Menningsen; aber warum nicht? Wenn die Sache nur Schneid hat. Ein heißer Zeitungskampf entbrannte. Der Gegner, mehrmals wirklich entscheidend geschlagen, raffte sich immer von neuem ans, überraschte mit minutiösen Kennt» nisten von persönlichen Einzelheiten, durch die er wett machte, was ihm an Sachkenntnis abgtng. Geeringer ließ indessen nicht locker, gab nicht nach. „Ach, schweigen wir schon. Es ist sa nur noch ein Streit nm Worte", wehrte Constanze manchmal, an- gcwidcr« und ermüdet. „Was ich anfange, führe ich auch zu Ende", belehrte sie Gceringcr von oben hcrab. Es wäre wohl bis ins Unendliche gegangen, wen» die Zeitnngen nicht schließlich Schluß geboten hätten, doch der „TemPS" hatte einen witzigen Artikel losgelösten, der beide Parteien aeistrcicb lächerlich machte. Aber obwohl der französische Angreifer im „Figaro" durch diesen Artikel ebenso angeprangert, wie der deutsche Pcricidigcr mit einer gcwistcn Bonhomie abgetan wnrde, ärgerte sich Gceringcr anss höchste und empfand das Gelächter der beiden anderen als eine Art persönliche Be leidigung „Aber, Herr Kollege, Herr Kollege", mahnte Menning- fen, zum ersten Male ein bißchen das überlegene Alter be tonend: „Humor! Humorl Wir Wissenschaftler neigen alle dazu, nns ein bißchen für Halbgötter anzusehen. Selbst- ironie ist da die beste Medizin. Wir werden sonst dumm vor Misten und eng vor Weitsichtigkeit. Schließlich gibt «S wirklich Dinge, die ebenso wichtig sind, wenn nicht wich tig^ Ms UitfetMuiM««d Forschen." „Nein, Onkel Menningsen, das ist nicht wahr", er- eiferte sich Constanze. „Ohne Wissenschaft keine Kultur. Ohne Wissenschaft keine wahre Menschlichkeit." Es wurde ein prächtige- kleines Scharmützel, an dem der ältere seine Freude hatte. Wundervoll war diese Constanze mit ihrer Schnelligkeit des Geistes und ihrer spielerischen Art, Schwierigkeiten sozusagen tanzend zu überwinden. Sie schwor aus die Wissenschaft und nahm es überhaupt gar nicht ernst, als der Professor so einfache Dinge deS Alltags, wie Mitgefühl für andere, Hilfe in Not, ein trauliches Heim, gesunde Kinder, kurz und gut: schlicht Menschliches mit der Wissenschaft auf eine Stufe der Bedeutung zu stellen versuchte. Sie lachte ihn auS und sagte vergnügt: „Du kannst necken!" Geeringer beteiligte sich auch an der Unterhaltung. Er stand auf Constanzes Seite, was die Sache betraf. Aber er sprach langsam und stockend, umständlich und ohne wesentliche Gedanken zu äußern. Die anderen redeten meist über ibn hinweg und hatten nicht die Geduld, ihn zu Ende anzuhören. Aber es fiel Menningsen auf, daß er eigentlich immer nur Constanzes Einwürfe, ein wenig beschwert durch umständlicheren Ausdruck, wiederholte und sie ganz naiv als seine eigenen wicdergab. „Ach, das habe ich ja schon gesagt", wehrte ihm das junge Mädchen harmlos. „So doch wohl nicht. Ich kann ja auch nicht hindern, daß auch ich Erkenntnisse habe*, belehrte sie dann Geeringer. " Constanze lachte. Kauz, dachte der Professor. Widerlicher Kerl, dachte er sogar. Aber er tadelte sich. DaS war doch wohl zu hart. * Constanzes Hochzeit mtt Geeringer fand bereits im Mai statt. Es war sehr schnell gegangen, und es wunderte auch keinen sehr, obwohl alle, die Constanze schon länger kannten und die Sache zwar hatten kommen sehen, ihr gegenüber ein böses Gewissen hatten. Aber alS sie sich eines Lage- als verlobt meldeten, da war es zu spät. Da hätte jede Warnung nach Mißgunst und Eifersucht geschmeckt. Rein, dem wollte man sich nicht auSsetzen. Außerdem sah Coystamo so reizend aus in ihrem strahlenden Slüch. und auch Veeringer war viel menschx licher als sonst. Warum sollte es auch nicht gutgehen? Geringer hatte alles erreicht, so, wie er es wollte unis sich ausgedacht hatte. Er war sehr zufrieden. Mitte Februar, als der junge Lenz auch in Constanze Blut rumorte und ihre kindliche Verliebtheit inS Blaus hineinschotz, hatte er ihr Gelegenheit gegeben, sich so wett vor ihm zu blamieren, daß sie nie würde behauptest können, er sei ihr nachgelaufen oder habe viel um Di geworben. Er hatte sie gebeten, mtt ihm zum Museum Hinang« zufahren, da er eine Studie zu machen habe, bet der « sie gern um ihren Rat fragen würde. Er arbeitete fleißig an einer Habilitationsschrift. Niemand außer ihm ahE woher er die notwendigen Gelder zur Habilitation nehmen würde. Freudig war Constanze dieser Aufforderung gefolgt. Sie hatte Frau Mertens telephoniert, sie beauftrag, für Tee und Gebäck zu sorgen. Constanze fand es draußen „himmlisch" gemütlich, nahm den wissenschaftlichen Teil ihrer „Expedition" nicht allzu ernst und erzählte, eigentlich zum ersten Male, so recht frei und offen, von ihrer Arbeit mtt Ltang-Fu-Tsien« Immer, wenn Geeringer „hinuntergehen" wollte, hielt sie ihn fest. „Ach, das hat ja Zeit. Es ist so schön hier am Kamin, mit Ihnen." Er mußte eine Zigarette rauchen; der feine Rauch schlängelte sich durch die etwas feuchte Lust des seit langem zum ersten Male geheizten Raumes. Geeriuger war schweigsam, Constanze redete wie ein Wasserfall. Frau Mertens bediente beide, zog sich aber dann in ihre Gemächer zurück. „Wissen Sie, Doktor", sagte Constanze mit einem Male aus ihrer fast schmerzhaften Verliebtheit heraus, „daß St« die schönsten Haare haben, die ich mir bei einem Manne Vorsteven kann?" Geeringcr lächelte, halb geschmeichelt, halb verächtlich. „Doch", verteidigte sie ihre These „So golden und so prachtvoll gewellt. Sind Sie denn gar nicht eitel?" fragte sie naiv, mit durch Schwärmerei verdunkelter Menschenkenntnis. „Männer sind nicht eitel", belehrte er mit einem gütig- überlegenen Unterton in der Stimme. „Ra, nal" (Forts, folgt.)