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Nr. 887 Zschopau» Tageblatt «ud Anzeiger Freitag, be» > Dezember 1»», durch die Mauern feiner jubelnden Nordmärker zur Bahn- Hofsbrücke und trat an Bord der StationSjacht „Nixe" die Fahrt nach der Bauwerft an. Auf der Förde lagen die wuchrigen Riesenleiber der dculfchcn Kriegsflotte, die eleganten Schiffskörper der Kreuzer sowie eine grobe Zahl von Zerstörern und U- Bootcn. Die „Nire" fuhr mit dem Führer an Bord am fahncnübersäten Westuser des Kieler Hafens entlang, auf dein sich die Massen drängten. In das vieltausendfättige Rufen und Winken mischten sich die Hellen Stimmen der Kinder, die an diesem schulfreien Tage ein gewaltiges Er eignis in ihre jungen Herzen ausnehmcn konnten. Beim Betreten des Wcrftgeländes wurde der Führer und Reichskanzler vom Betriebssichrer der Deutschen Werke herzlich willkommen geheißen. Nach der Meldung des Kommandanten der Befestigungen der westlichen Ost see, Konteradmiral Mewis, schritt der Führer die Front der Ehrcnabordnnngen der Wehrmacht ab, und dann um- ranschle der Jubel non mehr als 60 GB Volksgenossen den Führer, als er mit Gcneralfcldmarsclmll Göring zur Tuus- kauzcl schritt. Hier begrüßte der Führer die Ehrengäste. Als sich der Jubel gelegt hatte, ergriff Gcncralfcld- marschall Göring das Wort zur Taufrcde. Generalfcldmarschall Göring führte n. a. ans: M ein Führer! Ter Stapellauf des ersten Flug zeugträgers unserer Kriegsmarine gewinnt durch Ihre Anwesenheit, mein Führer, besonder? Bedeutung. Die stolze deutsche Wehrmacht zu Laude, zu Wasser und in der" Lust ist Ihr Werk, dem Ihre stete Sorge gilt. Mit stahl- harter Entschlossenheit haben Sie dem Reich rin Schwert geschmiedet, das, wie die jüngste Vergangenheit lehrt, stark genug ist, um dem Reiche inmitten einer unruhigen zer klüfteten Welt die unabdingbaren Lebensrechle des deut schen Volkes und den Frieden zu wahren. Ihr Wille allein stellt der Ration die Aufgabe. Kein Volksgenosse, der heute nicht bereit ist, solcher Aufgabe zu dienen! Tas stolze Schiff, das hier festgefügt und stark empor ragt, ist Sinnbild deutscher Kraft und Ausdruck eines Strebens zu höchster Leistung, das alle beseelt, die es er- sauucu und erbauten. Als monatelang eine Flut von Ver leumdung an die deutschen Grenzen brandete, als ver antwortungslose Hetze eine gefährliche Kriegspsychose er zeugte, wurde hier iu dieser Werkstatt mit Fleiß und dop peltem Eiser gearbeitet in dem untrüglichen Bewußtsein, daß unser Volk solcher Verteidigungswaffen bedarf, um sich zu behaupten. Die Meere stehen nur dem Starken offen. Vereinigung der Kampfkraft von Marine und — Luftwaffe Tas Schiff erstand dank der Zusammenarbeit von Technikern und Arbeitern verschiedener Vorbildung und mannigfaltiger Fähigkeiten. Der Gemeinschaftsgeist, in dem cs geschaffen wurde, lebt auch im Werke selbst. Sein späterer Einsatz in die Front der Neichsverteidigung er fordert ebenfalls gewissenhaftes Zusammenwirken vieler deutscher Männer. Ein Flugzeugträger vereinigt die Kampfkraft der Kriegsmarine mit der der Luftwaffe. See offizier uud Flieger, Schiffsbesatzung und Mannschaft der Flugzeuge — sie sind im täglichen Dienst aufeinander an gewiesen. Nur gemeinsam können sie die dauernde Be reitschaft des Schiffes sichern, und, wenn der Führer ruft, den Erfolg des Einsatzes gewährleisten. Darum müssen auf diesem Schiff stets vorbildlich die Grundtugendeu des Soldaten herrschen: Kameradschaft soll alle eng mitein ander verbinden, in treuer und gewissenhafter Pflicht erfüllung darf keiner zurückstehen; opferbereit ein jeder bis zum letzten Atemzug! Ich eriiknere daran, daß heute vor 24 Jahren ein deutsches Geschwader vor den Falklandinseln nach helden mütigem Kampfe gegen einen weit überlegenen Gegner mit wehender Flagge unterging. Und ich erinnere an die heldenhaften Kricgsfahrtcn unserer Luftschiffe unv besonders an die bei den letzten Angriffen gebliebenen Helden. Traditionsbewusstsein ist eine Quelle starker Kraft. Oer Name birgt heiliges Vermächtnis Darum sollst du stolzes Schiff auch traditions gebunden sein. Du sollst den Namen eines ManneS tragen, dessen Leben in großen klaren Linien vor uns liegt. Er war ein guter Deutscher und ein unerschrockener Soldat. Als Verfechter einer Idee, als Erfinder und Konstrukteur hat er sich jahrelang gegen Mißtrauen und Unverstand durchsetzen müssen. Kein Rückschlag und keine Enttäuschung konnten seinen Mnt brechen. Das Lebens werk dieses leidenschaftlichen Kämpfers galt der Er oberung des Luftraumes, galt deutscher Größe. Seine Sorge galt bis zu seinem letzten Atemzng: dem Vater- lande. Der erste deutsche Flugzeugträger soll auf Befehl des Führers „Graf Zeppelin" heißen. Der Name birgt ein heiliges Vermächtnis. Fahre stets glücklich, stolzes Schiff, sei ein Hort kühnen Flicgcrgcistcs und zäher Seemannsart und mehre Macht nnd Ansehen des Reiches! In dieser Stunde dankt das deutsche Volk mit heißem Herzen dem Manne, dem wir das verdanken, dem Manne, der die Wehrkraft Deutschlands schuf, unserem heiß geliebten Führer nnd Obersten Befehlshaber Adolf Hitler! Sieg-Heil! Sieg-Heil! Sieg-Heil! Oer Taufakt Noch hallt der Beifall der Maßen über das weite Wcrftgelände, da donnerte der Startschuß über den Hafen und forderte freie Bahn für den Ablauf des Schiffs- kolosscs. Die Taufpatin, Gräfin Hella von Bran denstein-Zeppelin, sprach die Taufworte: „Auf Befehl des Führers und Reichskanzlers taufe ich dich auf den Namen ,Graf Zeppelin'." Klirrend zerschellte die Flasche am Bug des Schiffes, und unter beispiellosen Jubelstürmen der Zehntausende glitt der Flugzeugträger „Graf Zeppelin" in sein Element. Während die Truppenabordnungen präsentierten, und die 60NN0 auf der Werst in das Sieg-Heil deS Schiffsbau- direktors Löflund begeistert einstimmten, grüßten der Führer und neben ihm Hermann Göring das neue Schiff. Galulsaiven der Flotte Von dem Tank und Verehrung aller getragen, verließ nach dem Stapellauf der Führer mit Generalfeldmarschall Göring die Taufkanzel und das Werftgelände. Während der Fahrt deS Führers durch dm Hafen blitzte es aus den grauen Stahlrohren aller auf der Förde liegenden deutschen Kriegsschiffe auf. Donnernd fegten die Salntsalven über das Wasser: Deutschlands Kriegsflotte grüßte ihren Schöpfer und Obersten Befehls haber. Froskreilh mW Hitlers ,Hm M FmM waten mm die Pnü.r Die Pariser und di? Presse anderer Staaten beleuchten weiterhin den Wert der deutsch-französischen Erklärung und der eingehenden Aussprache zwischen den Außenministern Deutschlands und Frankreichs, wobei immer wieder der herzliche Charakter der Besprechungen hervorgehoben uud auch wirtschaftliche und handelspolitische Gesichtspunkte berücksichtigt werden. Der Außenpolitiker des dem Pariser Außenamt nahestehen den „Petit Parisicn" betont besonders, daß die letzte Be sprechung zwischen Ribbentrop uno Bonnet ausschließlich Wirt- schastsfragen behandelt habe Herr v. Ribbentrop könne dem Führer berichten, daß seine Fricdensgeste von der großen Mehrheit der Franzosen durch aus verstanden sei und daß Frankreich, ebenso wie Deutschland hoffe, daß dieser erste Verständigungsversuch noch günstige FortscUungen finden möge. Wenn man heute die Franzosen nach ihrer Ansicht frage, so würden mindestens neun von zehn Franzosen die Außenpolitik der sranzüsischen Regierung gut- heißen. Absage an die Sowjets Interessant ist die Stellungnahme des früheren französi schen Kricgsministcrs Fabry zu der deutsch-französischen An näherung. Was ziehe man vor? so fragt Fabry: Eine Ver ständigung mit Deutschland oder das Gegenteil. Man würde eine Dummheit begehen, wenn man einerseits eine Entente suche und andererseits alles unternehme, um sie zur Unmög lichkeit zu gestalten. Schon in Versailles habe man diese Wahn idee im Auge gehabt, die darin bestanden habe, eine Nation von 6ö Millionen Menschen im Herzen Europas dazu zu ver dammen, ein zweitrangiges Volk zu werden nnd zu bleiben. Das Ergebnis im Jahre l!)38 sei ein gewaltiges deutsck>cS Volk von 8l> Millionen Menschen, dessen unmittelbarste Nach barn die Franzosen seien Aus diesein Tatbestand ergebe sich für Frankreich zu allererst die Frage: Verständigung oder Nicht- vcrständigung? Die Vernunft antworte auf diese Frage, daß man sich verständigen müsse. Die deutsch-französische Erklärung sei für die Franzosen das Ergebnis einer Politik, die heftig gegen die Gefähr lichkeit des Frankreich-Sowjetpaktes reagiere und die Frankreich von diesem Pakt entferne. Mit dem Augen blick, wo die Volksfront die französische Regierung unter die Knute der Komintern gestellt hatte, hätten die Franzosen ver standen, was für einen seltsamen Verbündeten sie sich da auf oen Hals geladen haben. Frankreich habe den Pakt unter zeichnet, um Krieg zu vermeiden; Stalin habe ihn unter zeichnet, um Krieg zu machen. Der Pakt habe die Kleine Ent ente schützen sollen, habe sie aber in Wirklichkeit zur Hälfte ruiniert. Der Patt habe die europäische Ordnung garantieren sollen, aber in Wirklichkeit habe er sie umgewälzt. Jetzt dürfe man sich nicht einbildcn, daß Frankreich mit den Sowjets eine enge Fühlung werde ausrechterhalten können, indem cs gleichzeitig mit Deutschland eine andere Sickerung aufnchme. Die dcntsch-sranzösifchc Erklärung werde für den Frieden von Wert sein, wenn sie ständig in einem Geist der Gleichheit angewandt werde. Tokio: Stärkung der Antikommternfront Die japanische Preße hat ausführlich über das dcutsch- sranzösische Abkommen berichtet und es besonders begrüßt. Die Blätter stellen allgemein fest, daß das Abkommen eine natür liche Folge der deutschen und französischen Außenpolitik dar stelle. „Tokio Nischi Nischi" saßt die politische Lage dahin gehend zusammen, daß die jahrzehntelange verhängnisvolle Einkreisuugspolitik gegenüber Deutschland als miß lungen und nunmehr mit einer deutsch-französischen Ver ständigung beendet betrachtet werden müße. Das Blatt ist wie andere Zeitungen auch der Meinung, daß der Sowjetpakl nunmehr praktisch' ansgeschaltet ist. Hierdurch ergibt sich eine Verstärkung der Antikomintcrnsront. Rückkehr Ribbentrops Herzlicher Abschied in Paris Ncichsaußcnministcr von Ribbentrop ist nach Er ledigung seiner Pariser Mission wieder znrttckgckehrt. Der französische Außenminister Bonnet, der deutsche Bot- Reichsaußenminlster von Ribbentrop und Ministerpräß« dent Daladier bei der Abendtafel in der deutschen Botschaft. (Scherl Bilderdienst, Zander-Multiplex-K.) schaster Graf Wclczeck, der französische Protolollchcf LozS begleiteten den Außenminister zum Jnvalidenbahnhos in Paris, wo sich zum Abschied das gesamte Personal der deutschen Botschaft, der Landesgruppenleiter Gesandt schaftsrat Dr. Ehrich, der französische Botschafter in Berlin, Coulondre, der italienische Botschafter Guariglia, der Generalsekretär des Pariser Außenamts, Leger, der Präsident des Comitö France-Allemagne, Scapini, de» Polizeipräfekt von Paris, Langeron, und zahlreich- andere Persönlichkeiten versammelt Hütten. Der Reichsminister verabschiedete sich in herzlicher Weise vom französischen Außenminister Bonnet und de» anwesenden französischen und deutschen Persönlichkeiten. Als sich der Sonderwagen des Reichsaußenministers in Bewegung setzte, präsentierte das Spalier der Garde Nepublicaine das Gewehr. Dank von Ribbentrops an Daladier und Bonnet ' Der Reichsminister des Auswärtigen vonRibben« trop hat beim Betreten deutschen Bodens an Minister präsident Daladier und Außenminister Bonnet folgende Telegramme, gesandt: „Seiner Exzellenz Herrn Ministerpräsidenten Daladier, Hotel Matiguon, Paris. Beim Betreten deutschen Bodens bitte ich Sie, Herr Ministerpräsident, meinen ausrich- tigsten Dank für die ims tn Parts erwiesene herzliche Gastfreundschaft entgcgennehmen zu wollen. Es ist mir eine Genugtuung, daß die von Herrn Äonnet und mir unter zeichnete Erklärung im Geiste der unter Ihrer Mitwirkung in München erzielten Verständigung zustandcgclom- men ist. Joachim von Ribbentrop." „Seiner Exzellenz, dem Minister für Auswärtige Ange legenheiten, Herrn Georges Bonnet, Quai d'Orsey, Paris. Bei meiner Rückkehr nach Deutschland bitte ich Sie, Herr Minister, den nochmaligen Ausdruck meines aufrichtigsten Dankes für den liebenswürdigen Empfang nnd die herzlich« Gastfreundschaft, die uns in Frankreich zuteil wurde, enlgegen- zunehmen. Ich gedenke mit großer Befriedigung der Tage, an denen wir gemeinsam in Poris an der Verständi gung zwischen unseren beiden Volkern arbeiten konntet^ Joachim von Ribbentrop." "!l Ehren des Reichraußenministers gab die Deutsch-Französische Ges llschaft in Paris ein Frühstück, an dem Reichsauszenminister von Ribbentrop mit den Herren seiner Begleitung teilnahm. Hicr begrüßt Ler kriegs blinde Präsident der Gesellschaft, Seapini, den Reichsaußenmimster. (Weltbild, Zandcr-Mullipl«x-K.- Kahrt Adolf Higers durch den Kieler Hafen Nach dem feierlichen Stapellauf begab sich der Führer und Reichskanzler mit Gcneralseldmarschall Göring und seiner Begleitung an Bord der Stationsjacht „Nire", um durch den festlich geschmückten Kieler Hafen zum Aviso „Grille" zu fahren. Ans der Fahrt dorthin bot sich, ein prachtvolles Bild der in Padadeanfstellung liegenden Schiffe der dentschen Kriegsmarine. Auf den über die Toppen geflaggten Schif fen waren die Besatzungen zur Parade angetretcn. Jedes mal bei der Vorbeifahrt des Führers nnd Obersten Be fehlshabers der deutschen Wehrmacht erklang der Prüfen- ttermarsch der Kriegsmarine, und die Besatzungen brach ten ein „Sieg Heil" ans den Führer aus. Immer wieder grüßte der Führer zu seinen Soldaten hinüber. Die stahl ¬ grauen Leiber der in den Verbänden schnurgerade aus gerichteten Schiffe boten ein herrliches Bild, das Zeug nis ablegte von der Stärke und Kraft des neuen Deutsch lands auch zur See. Richt angenommen Zum Nllcktrittsgesuch des belgischen Unterrichtsmiwper, Ministerpräsident Spaak teilte nach einer Unterredung mit dem liberalen Fraktionssührer mit, daß er das Nllcktrittsgesuch des liberalen Unterrichtsinmisters Dierck vorläufig nicht anneh- men könne. Dierck werde daher bi» auf weiteres in der Regie rung bleiben. Um den Forderungen der Liberalen Partei ent gegenzukommen, wird Spaak bei der Regierungsumbildung vor aussichtlich ein oder zwei Liberal« in das Kabinett aufnehmen.