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ZUR EINFÜHRUNG Carl Friedrich Abel, der Sohn eines berühmten Gambisten und Vio loncellisten, für den wahrscheinlich Johann Sebastian Bach in Köthen seine Cello-Solosuiten geschrieben hat, trat nach dem Besuch der Leipziger Thomas- schule und dem Studium bei seinem Vater 1746 als Gambist in die Dresdner Hofkapelle unter Johann Adolf Hasse ein, der er bis 1758 angehörte. Von den Schrecken des siebenjährigen Krieges vertrieben, durch den auch eine Schlie ßung der Hofoper notwendig geworden war, verließ Abel Dresden und wandte sich nach verschiedenen Konzertreisen nach London, wo er seit 1759 wirkte. Hier errang er als Gambenvirtuose und Komponist außerordentliche Erfolge, wurde Kammermusikus der Königin und veranstaltete seit 1764 gemeinsam mit Bachs jüngstem Sohn Johann Christian Abonnementskonzerte, die soge nannten Bach-Abel-Concerts, die für das Londoner Konzertleben der zweita^ Hälfte des 18. Jahrhunderts große Bedeutung erlangten. Nachdem die KonzerW nach Johann Christian Bachs Tod (1782) eingegangen waren, begab sich Abel erneut auf Konzertreisen, lebte zuletzt aber wieder in London. Er war übrigens eng befreundet mit dem berühmten englischen Maler Thomas Gainsborough, von dem auch das in unserem Programmheft abgebildete Gemälde stammt, das ihn mit seiner Gambe und seinem Lieblingshündchen zeigt. Abel, der als der letzte große Gambenvirtuose seiner Zeit galt, schloß sich als fruchtbarer Komponist dem Stil der Mannheimer Schule an. Er schuf fast aus schließlich Instrumentalmusik (u. a. zahlreiche Sinfonien und Ouvertüren, Kon zerte, Streichquartette, Sonaten in verschiedener Besetzung und viele Gamben stücke) und leistete — wie viele der im 18. Jahrhundert in Dresden wirkenden komponierenden Instrumentalsolisten und Kapellmeister, u. a. J. G. Naumann, J. Schuster und F. Seydelmann — auf diesem Gebiete durchaus Bedeutungs volles. Abels heute erklingende Sinfonie Es-Dur op. 7 Nr. 6, 1767 in Amsterdam erschienen, wurde lange Zeit (bis zum Anfang unseres Jahrhunderts) für ein Jugendwerk Wolfgang Amadeus Mozarts gehalten, was doch gewiß bereits für den künstlerischen Wert der Komposition spricht; die Sinfonie erhielt die Köchel-Verzeichnis-Nummer 18 und wurde auch in die Ge samtausgabe der Mozartschen Werke aufgenommen. Der Irrtum war dadurch entstanden, daß der junge Mozart bei seinem Aufenthalt in London 1764/65 di^ Sinfonie noch vor ihrer Veröffentlichung nach einem Manuskript Abels Studienzwecken eigenhändig abgeschrieben hatte und diese Kopie — ein Doku ment dafür, wie sehr sich der junge Mozart für Abel interessierte — später als eine seiner eigenen Kompositionen aus dieser Zeit angesehen wurde. Das hei ter-beschwingte dreisätzige Werk (einem frischen Anfangssatz schließen sich ein melodiös-empfindungsreiches Andante und ein in Rondoform geschriebenes Presto-Fi na le an) stellt ein typisches Beispiel leicht-eleganter, melodisch ge fälliger frühklassischer Instrumentalkunst dar. Im April 1789 weilte Wolfgang Amadeus Mozart, über Prag aus Wien kommend und anschließend nach Leipzig und Berlin weiterreisend, für einige Tage in unserer Stadt. Er traf am 12. April in Dresden ein und nahm im »Hotel de Pologne" Quartier, wo er am nächsten Tage zusammen mit der ihm JEAN BERNARD POM- MI ER, Sohn einer Musiker familie, wurde 1944 in Be- ziers (Südfrankreich) geboren. Bereits im Alter von sieben Jahren gab er sein erstes Kon zert. Nach Unterricht bei Ives Nat bezog er 1958 das Pariser Konservatorium, das er nach zweijährigem Studium bei Pierre Sancan mit einem 1. Preis ver ließ. 1960 gewann er bei einem Internationalen Wettbewerb in Westberlin ebenfalls den 1. Preis. Beim Internationalen Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau 1962 erreichte er die dritte Runde und erhielt das erste Ehrendiplom. Konzerte in der UdSSR schlossen sich die sem Erfolg an. Auslandsgast spiele führten den Künstler in den letzten Jahren nach Eng land, Belgien, der Schweiz, nach Holland, Dänemark und der VR Bulgarien. Für die Schallplattenfirma „His Mas- ter’s Voice" produzierte Jean Bernard Pommier mehrere Schallplatten. befreundeten Prager Sängerin Josepha Duschek und einigen anderen Künstlern ein Privat-Konzert gab. Durch einen Freund des damaligen Hofkapellmeisters Johann Gottlieb Naumann in die Dresdner musikalischen Kreise eingeführt, kam Mozart auch mehrmals mit Oberkonsistorialrat Christian Gottfried Körner, dem Freund Schillers und Vater des Dichters Theodor Körner, zusammen und wurde bei einer Einladung von Körners Schwägerin Doris Stock gezeichnet (diese umstehend wiedergegebene Dresdner Silberstiftzeichnung ist das letzte authentische Bildnis des Komponisten). Zu den musikalischen Erlebnissen Mo zarts in der sächsischen Residenzstadt gehörten die Aufführung einer Messe von Naumann und ein Besuch der Oper, die er allerdings „wahrhaft elend" fand. Er selbst ließ sich außer dem erwähnten Konzert noch bei einem erfolgreichen Wettspiel mit dem Erfurter Organisten Johann Wilhelm Häßler in der Hof kirche sowie in weiteren Privatzirkeln hören; der Höhepunkt seines Dresdner Konzertierens fand jedoch am 14. April statt, als Mozart abends mit größtem Beifall bei einem Hofkonzert spielte, wofür er tags darauf 100 Dukaten in einer schönen Dose erhielt. Das Hauptwerk, das der Meister hier vortrug, war sein neues, 1788 entstandenes Klavierkonzert D-Dur, KV 5 37, das bei dieser Gelegenheit ver mutlich überhaupt zum erstenmal erklungen ist, allerdings ohne Orchester begleitung. Diese Komposition, Mozarts vorletztes Klavierkonzert, erhielt später den Beinamen „Krönungskonzert", da der Komponist sie zusammen mit dem