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Nr. 2S4 Zlchopauer Tageblatt »ab Kazeige« Freitag, dsn 11. Aodeutvr ^ZS. Äschopauer Hausfrau Der erste Blick in ei« Wohin,ag. Es verrät viel von deiner Art, von deiner Stellung Win Mitmenschen, wenn du imstande bist, den Irgend- Jemand-Gast, den Bringer einer Zeitschrift, den Kas sierer für Gas und Strom, deins Nachbarin, die Mutter der Freundin deiner Tochter draußen vor der Woh- (Deike M.) Die kleine Dielenbank. nungstür abzufertigen. Dringst du Las wirklich fertig? oder pocht .nicht doch immer wieder das Gewissen: eigentlich ist es mir peinlich, hier draußen zwischen Tür und Angel zu verhandeln! Nein, tu das nicht! Schaff dir in deiner Diele ein kleines neutrales Plätzchen für neutrale Besucher, die mit einem bestimmten Anliegen nur kurz vorsprechen und gleich wieder gehen. Schwing dich auf, endlich in deine Diele eine kleine bescheidene Sitzgelegenheit zu stellen, auf die du verweisen kannst, wenn jemand ge nötigt ist, eine Zeitlang bei dir zu warten. Eine „Wartebank" ist das freundliche Entgegenkommen eines Haushaltes, der auf sich hält, und dem es nicht gleich gültig ist, ob er im täglichen Leben angenehme Am- gangs'ormen anwendet oder nicht. * Was kocht die tüchtige Hausfrau? Küche plan der Abteilung Bolkswirtschaft/Hauswirtschaft, Gau Sachsen. So:na^ mit'ag: Fleisch-- oder Gemüsebrühe mit Noc kerln ais 2in a^e. Gefüllte Hammelkeule mit Thüringer Klöße -, Selleü-salat; abends: Wurst- und Käsebrote aus Boiltornbrot, restlichen Selleriesalat vom Mittag, Linde..blütenlimonade. Gefahr um Manea Roman von HaraldBaumgarten. 49. Fortsetzung. " Bianca war gerettet! Aber nicht nur das! Alle die bösen Vermutungen, alle Zweifel hatten sich gelöst. Sie hatte Stein nie geliebt.... Nein, fie war ihm unschuldig »um Opfer gefallen.... Und einen Blick hatte sie zu ihm hinübergeschickt, als Peter sie in sein Hotel brachte — einen Blick! Ganz seltsam wurde Peter dabei zu Sinn. So heiß, daß er den Regenmantel aufriß und den Hut vom Kops nahm. War das Wahrheit, was in ihrem Blick ge legen? Auf einmal fing Peter Fanning an zu laufen. Er merkte es selbst nicht. Er lief durch die Straßen von La Paz, immer schneller, als sei jede Sekunde kostbar. „Bianca — Bianca!" klopfte sein Herz..., Sie war da — sie wartete auf ihn.... Ganz sicher — es war kein Traum — sie saß in der Halle des Hotels — einer win zigen Halle im Vergleich mit derjenigen de» Copacabana — aber wieviel prachtvoller war sie für Doktor Peter Fan ning als jene. Es war der herrlichste Platz von der ganzen Welt! Der schönste, wunderbarste, den es auf Erden gab! Waren die Sessel abgenutzt, beinahe schon schäbig? Unsinn! Ls waren die wertvollsten, pompösesten Sessel von der Welt! Denn in einem von ihnen saß Bianca. Saß Bianca und wartete auf ihn! — Und morgen — nein, heute — nein, morgen würde er Ihr alles sagen! Oh, jetzt gab es kein Zögern mehr! Jetzt war es vorbei mit aller Zurückhaltung! Und immer mehr beschleunigte er seine Schritte Was für eiü Abendessen war das! Gar kein leckere» Mahl. Es gab merkwürdige, spanische Speisen, die man erst vorsichtig kosten mußte. Die alte Jette in Blankenese hätte behauptet, daß sie einzig und allein aus Pfeffer be stünden. Nein, die Speisen waren es nicht. Es waren die Blick». Die heimlichen Blicke, die sich kreuzten und dann wieder voneinanderflohen. Es war richtig, als ob Hier zwei Paare säßen, die Braut paare werden wollten. Noch nicht waren! Denn es war noch kein Wort gefallen zwischen Peter und Bianca. Nur ein einziger Aufschrei, aus dem di« Liebe klang. Da oben — in dem «lenden Zimmer. „Peter Bianca!" Nun war es, als liefe der Klang dieser Worte immer weiter, unverlöschbar, unversiegbar wie ein ewiger Strom. Auf dem Tische stand der blutrote, schwere Chilewein. Di« Gläser klangen zusammen. Wie blaß Bianca war! Und wie tapfer! Ihre Nerven vibrierten noch, wenn sie an die vergangenen Tage dachte. Sie mußte erzählen. Sie hätte sich sonst von diesem Er lebnis nicht frei gefühlt. Und wie sie sprach, umgab fi» wieder dieser geheimnisvolle Zauber. Diese» Rätselhafte, was den Verbrecher Carillo veranlaßt hatte, fi« wie ehe Fürstin zu behandeln. Montag mittag: Restliche HammÄk ul« vom Sonntag mit Kartoffeln in der Auflaufsorm überdachen, Rosenkohl; abends: Gebackene Klöße (Restverwertung) mit Prettzrl- beeren. Dienstag mittag: Fisch mit Gemüse, Pudding aus deutschem PuddingSmehl, Fruchttunke; abends: BechamÄ- kartoffeln mit Wetßkrautsalat (roh). Mittwoch: Morgenfrühstück: Buttermilchsuppe mitDoll- kornbrotschnitten; Schulfrühstück: Bollkornbrotschnitten mit Kunsthonig und geriebenen Haselnüssen; mittag: Gebak- kenes Kuheuter mit Rotkraut und Kartoffeln: abends: Streichwurstbrote, Rettichsalat. Donnerstag mittag: Sauerkraut mit Mehlklößchen; abends: Fischauflauf mit Sauerkraut (Restvrrwertung). Freitag mittag: Milzsuppe, gefüllte Kartoffelrollen mit Backobst; abends: Roggenmehlsuppe, Blutwurstschnitten. Sonnabend mittag: Rindfleisch mit Nudeln; abends: DoMornbrot« mit Bücklingsaufstrich, dazu Rohkost. Rezepte: Nockerln: 1 Ehl. Margarine schaumig rühren, l Ei dazugeben, gut verrühren, Salz, feingeschnittene Peter silie oder Schnittlauch und soviel gesiebtes Mehl zugeben, ckls die Masse aufnimmt (Teig darf nicht fest werden). Gut verrührte Masse an einem kühlen Ort ein« halbe Stunde zugedeckt ruhen lassen. Dann mit dem Kaffeelöffel längliche Nockerln abstechen, in siedende Fleischbrühe geben (einen breiten Topf nehmen, damit die Nockerln zum Aufgehen Platz haben) und zugedeckt 10 Minuten mehr ziehen als kochen lassen. (Probenvckerl machen!) Gefüllte Hammelkeule: Hammelkeule gut klopfen, Kno chen auslösen, die entstandene Höhlung mit einer Füll« aus 60 Gramm feingewiegtem Speck, 125 Gramm Pilzen (können auch wegbleiben), etwas Knoblauch und Porree, Salz und 100 Gramm geweichtem und ausgedrücktem Weißbrot füllen. Fleisch zusammenklappen und zunähen. In heißgemachtem Hammclfett auf allen Seiten gut anbraten, kochende Brühe oder Wasser zugiehen und im Ofen schmoren. Die Tunke mit Mehl binden. Restliche Hammelkeule in der Auflaufsorm überbacken: Fleisch kleinschneiden. Auflaufform ausfetten, abwechselnd in Scheiben geschnittene Pellkartoffeln, Butterflöckchen und geriebenen Käse darüber geben, kurze Zeit in der Röhre überbacken. Gericht kann auch sehr gut in Gas backform hergestellt werden. Fisch mit Gemüse: 1 kleinen Wirsingkohl, 1 dick« Stang« Porree, 1 klein« Sellerieknolle, 2 Mohrrüben, 500 Gramm Kartoffeln putzen und in feine Stücke schneiden. Gemüse in zerlassenes Mischfett geben, andünsten, mit Wasser auf füllen, Kartoffelwürfel kurz vor dem Garsein des Ge müses zugeben, abschmecken, i/t Stunde vor der Mahlzeit in Stücke geschnittene Fischfilets hinzufügen, garziehen lassen und nochmals abschmecken. Duttermilchfuppe: 1 Liter Buttermilch zum Kochen bringen. 40 Gramm Mehl mit Wasser glattrühren, in di« kochende Buttermilch einlaufen lassen, kurze Zeit kochen, salzen. Mklzsuppe: 100 Gramm Milz ausschaben, eine kleine feingeschnittene Porreestang«, 2 Mohrrüben in Mischfett dünsten, dir ausgeschabte Milz zugeben und dünsten, bis dl« Milz nicht mchr blutig ist. Zwei Eßlöffel Mehl dar überstäuben, kurz mitrösten, mit 1 Liter Wasser auf gießen und gut kochen, gegebenenfalls durchstretchen mit Schnittlauch oder Petersi i : abschmecken und mit geröste ten Schwarzbrotwürfeln zu Tisch geben. Gefüllte Kartoffelrollm: Etwa 750 Gramm am Vortag« gekochte Kattoffeln reiben, mit 1 Ei (kann auch weg bleiben), Salz und 100 bis 150 Gramm Mehl zu einem Teig verarbeitsn, viereckige Teigstücke ausrollen, mit Marmelade bestreichen und zusammengerollt in Mischfett goldbraun braten. Bücklingsaufstrich: Aus. 20 Gramm Margarine, 30 Gramm Mehl Helle Mehlschwitze Herstellen, mit drei Ach tel Liter Wasser aufgirßen und salzen, 1 Bückling putzen, entgräten, feinwisgen, mit 1 Teelöffel voll Schnittlauch unter die Mehlschwitze geben, gut verrühren und «rkaltsg lassen. Warum'noch abgebrochen« Kamnentüllen? Die abgebrochen« Tülle der Kaffes- oder Teekanne braucht nicht mehr «in Stein des Anstoßes zu sein, wenn man den Tüllendoktor kennt. Der Tüllendoktor ist weder ein Künstler, der zerbrochene Porzellan stücke kunst gerecht zusammenfügt, noch muß man für eine Konsul tation bei ihm tief in den Bcutel greifen. Der Tül lendoktor ist einfach eine aus Preßstoff gefertigt« Kannentülle, die sich von jeder Laienhand an der Kanne befestigen läßt. Der Tüllendoktor hat aber noch andere Aufgaben, als zer brochen« Kannen wieder ge brauchsfähig zu machen. Er birgt in seinem Innern ein Sieb, so daß das Ansatzstück zugleich ein Kaffer- oder Teesieb darstellt. Man kann (Nr. 4308, Deike M.) den Kaffee oder Lee in der Kanne brühen und ist gewiß, daß weder Kaffeesatz noch Teeblätter in die Tasse gelangen, hell und klar flieht das Getränk aus der Kanns. Auf Grund dieser besonderen Eigenschaft wird der Tül lendoktor zum KannenauSgieher mit Sieb und findet auch an unverletzten Kannen seinen Platz, denn er macht das Hantieren mit dem Sieb überflüssig. — Er besteht aus drei Teilen. Man schisbt zuerst den Antetteilring über den Kannenausguß, zieht dann den Gummiring darüber, und schraubt zuletzt die Schraubgewinde des Siebober teiles und des Antetteiles zusammen, so daß der dazwi schen liegende Gummiring fest eingeklemmt wird. Das Material, Mnstharz, ist geschmack- und geruchfrei, und der kleine Auszieher kann, da er weih und farbig hergestellt wird, der Farbe der Kanne angepaßt werden. Als sie in dem kleinen Naum in dem Haus der Mangus in Rio in Ohnmacht gefallen war, mußte man ihr etwas eingeflößt haben. Denn sie erwachte mit einem schweren Kopf in dem gleichen Auto, mit dem sie gekommen war. Es war später Abend. Dann befanden sie sich auf einem Flugplatz. Carillo hatte auf sie eingeredet. Daß ihr nichts geschehen würde. Gar nichts. Aber wenn sie nicht ver- nünftig sei, dann — hier stockte Bianca. — Dann sprach sie ganz schnell weiter, als müsse sie über diese Stelle hin wegeilen. Ja, dann werde er gegen ihren Mann etwas unternehmen. Nur. wenn sie gehorsam sei, habe sie Hoff nung, ihn wiederzusehen. Ganz bestimmt. Ja, und da.., da habe sie selbstverständlich alles tun müssen, was der Mann von ihr verlangte. Mit schweren Schritten habe sie sich aus dem Auto ge schleppt. Carillo hatte portugiesisch gesprochen und viel» Papiere vorgezeigt. Dann sei sie in eine Kabine gehoben worden. Das Flugzeug sei aufgestiegen und in einem klei nen Ort gelandet. Sie Habs bitter geweint, aber Carillo hab« ihr immer wieder versichert, bald werde sie ihren Mann wiedersehen. — Nun kam wieder eine Pause. Und dann sagte sie, während sie den Koof senkte: „Und des halb habe ich alles ertragen können/ Nach dieser Erzählung war sie so müde, daß sie beinah» auf dem Stuhl in dem Speisesaal einschlief. Liebevoll und sanft führte Peter sie die Trespen hin auf. „Morgen, morgen werden wir alles wissen/ Er griff nach ihrer Hand und küßte sie. „Schlaf wohl, kleine Bian ca/ Seine Stimme klang ganz leise, und es war fast wie auf dem Schiffe, bevor der Ball anfing. Nein — es war ganz anders. Denn in dem Tone lag sein ganzes Glück und seine ganze Liebe. Tief senkte sie den Kopf, so daß die dunklen Haare in ihre weiße Stirn fielen. „Ich danke dir, Peter, ich bin sehr, sehr glücklich." 14. Kapitel. Der Notar Coello war ein kleiner, schlaublickender Mann mit einer großen Glatze. „In Sachen Bianca de Castro?" fragte er den Schreiber etttaunt, der ihm meldete, daß ein Herr und eine Dame im Vorzimmer wären. „Ee- wiß dieser Senhor Morena, der gestern schon bei uns war?" Der Schreiber versicherte, es sei nicht der Herr, sondern ein ganz anderer. Ueberdies sei ein Schreiben der Polizei da, dos den Notar in Sachen Morena vorlade. Es scheine mit diesem Senhor.Morena verschiedenes nicht zu stimmen. Ungeduldig verbat sich der Notar die Mutmaßungen des jungen Schreibers. Er bitte den Herrn und die Dame herein, die in Sachen „Bianca de Castro" im Wartezim mer wären. Komisch, vierzehn Jahre hatte diese Geschichte geruht. Man hatte fie schon zu den Akten gelegt, die auf den hohen Regalen unter einer Staubschicht schlummerten, weil man geglaubt hatte, man werd« fie nie wieder hervorsuchen müssen. Und nun kam diese Geschichte in» Rollen. Wurde nicht nur von einer, sondern sogar von zwei Setten betrie ben. Die Tür ging auf und Bianca trat über die Schwelle. Hinter ihr stand Peter. Gleich nach dem Frühstück Hatta» sie sich auf den Weg gemacht, um zu erfahren, was Carillo bei dem Notar gewollt hatte. Der alte Notar sah nicht Doktor Fanning an, der einige Worte der Erklärung sprach. Er verstand wohl kaum den Inhalt seiner Rede. Seine durch das Alter schwachgeworde- nen Augen blickten Bianca nachdenklich durch die Gläser der Brille an. Und dabei war ihr Ausdruck abwesend, so, als suchten sie irgendeine Erinnerung. Aber dann stand er plötzlich auf. Sein falte-reiches Gesicht verklärte ein Heller Schimmer. Seine kleine, blaugeäderte Hand streckte sich zit«, ternd nach vorn. „Wer sind Sie?" fragte er. „Ich bin Frau Doktor Fanning," erwiderte Bianca, offenkundig verwundert über die seltsame Art, mit der der alte Mann fie begrüßte. „Frau Doktor Fanning," murmelte der Notar und schien mit diesem Namen nichts anfangen zu können. „Wir kommen auf den Rat des deutschen Konsuls, Herr Notar." Peter sprach erregt. „Er teilte mir mit, daß Si» mir gewisse Angaben über di« Familie de Castro machen könnten." Der Notar hörte wieder nicht zu. Er sah immer nur Bianca an. Dann schlug er die Hände über dem Kopfe zusammen und sprudelte hervor: „Sie sind Bianca de Castro, Senhorital Es kann kein Zweifel sein. Genau so lächelte Ihre Mutter! Genau so wandte sie den Kopf! Sprechen Sie doch! Wie kommen Sie... Ich habe Si» so viele Jahre gesucht. Si« und Ihre Mutter. Ich habe alles getan, was ich konnte. Niemals habe ich etwas er fahren können. Bis gestern ein Mann in mein Büro kam und mir sagte, daß Sie leben. Daß Sie hier in La Paz wären. Daß er Sie gefunden habe und die Belohnung abheben wolle. Schnellstens. Ich habe ihm nicht geglaubt. Vierzehn lange Jahre sind vergangen. Aber nun — jetzt, da ich Sie sehe.... Sie müssen es sein! So kann die Na tur nicht täuschen... Aber wo ist dieser Mann, der gestern zu mir kam? Ich höre eben, daß die Polizei..." Er redete immer weiter, weitschweifig, nach Art des Aller» und ganz in Erinnerungen verstrickt. Fanning schnitt den Redestrom ab. „Meine Frau kennt die Sprache nicht, in der Sie reden. Ich muß ihr alles verdeutschen. Was ist mit Bianca de Castro? Hier sind meine vom Konsulat beglaubigten Papiere. Bitte erzäh len Sie alles. Was wollte dieser Mann von Ihnen, der gestern hier war?" „Blanca de Castrol" erwiderte der Notar. „Man sollte es nicht glauben, Bianca de Castro!" Er warf einen flüch tigen Blick auf Peters Papiere. „Hier steht nichts von Bianca de Castro. Hier steht Bianca van Timmer. Wieso Timmer?" „Wir werden Ihnen alles erklären, Herr Notar. Was ist mit dem Namen de Castro?" Der Notar setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Er wies auf das Wavpen Boliviens, das an der Wand als Zeichen seiner Bestalluna als Notar hing. Die Landschaft mit dem Schneeberg im Hintergrund. Links die Sonne. Born ein Kornbündxl und ein« Palm«. Recht» ein Lama. (Fortsetzung folgt).